Ein Haus in Prag

D 1998 (75 Min.)
  • Dokumentation
  • Geschichte

Anarchismus, Kommunismus, Stalinismus, „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“, „realer Sozialismus“ … Die -ismen des Jahrhunderts, gelebt von einer Familie in einem kleinen Haus in Prag. Es ist das Geburtshaus von Stan Neumann, dem Autoren des Films. Da ist der Urgroßvater, Stanislav Kostka Neumann, Dichter und zunächst Führer der anarchistischen Bewegung. Später einer der Gründer der Tschechischen Kommunistischen Partei, war es letztlich ihm zu verdanken, dass das mehr als hundert Jahre alte Haus die sozialistischen tschechischen Zeiten überstand: Während rund um das Haus der gesamte Stadtbezirk Zizkov in den 70er Jahren gesprengt wurde, ließ man das kleine Haus – im Andenken an den großen kommunistischen Dichter – ungeschoren.

Es gab sogar Pläne, ein Museum dort einzurichten. Dazu ist es nie gekommen. Und doch wirkt es wie ein Museum: Nichts wurde entfernt, die alten Dinge behielten ihre alten Plätze, Neues wurde neben oder über dem Alten platziert. Der Verfall des Hauses aber ist kaum noch aufzuhalten. Trotz aller rührender Bemühungen Sarkas, der Cousine von Stan Neumann. Sie und ihr Sohn David leben noch heute in dem Haus, in dem nur ein Zimmer beheizt werden kann und wo es kein warmes Wasser gibt.

Aber die beiden hängen an diesem Ort: Die Urgroßmutter Kamila lebte hier mit ihren beiden Kindern. Die Ältere, Lala, war Sarkas Mutter, der kleine Bruder, auch mit dem Namen Stanislav, war Stan Neumanns Großvater. Ein berühmter Schauspieler, dem Sozialismus treu ergeben. Er und seine Frau Olga waren reich. Lala, Bohemien der Familie, lebte mit ihrer Tochter Sarka Tür an Tür und Wand an Wand mit der Familie des erfolgreichen Bruders. Während draußen die sozialistische Tschechoslowakei entstand, brach im Haus der Klassenkampf zwischen den beiden Familien aus. Und alle lebten unter einem Dach …

Stan Neumann erzählt auf poetische und oft auch lakonische Weise eine sehr persönliche Geschichte. Seine Sicht auf das Haus in Prag. Das Haus seiner Kindheitserinnerungen, das für ihn zum Mythos wurde. Eine Geschichte des Jahrhunderts, eine Jahrhundertgeschichte. (Text: MDR)

Deutsche TV-Premiere20.11.1998arte

Sendetermine

Mi 30.07.2003
23:35–00:50
23:35–
Mi 09.10.2002
23:35–00:50
23:35–
Mi 02.06.1999
22:55–00:05
22:55–
Fr 20.11.1998
22:20–23:30
22:20–

Cast & Crew

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