Geboren hinter Gittern Kinderschicksale in der Nachkriegszeit

D 2016 (44 Min.)
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Rüdiger Sachs wuchs beim Bruder seiner Mutter auf. Jahrzehnte vergehen ehe er zu seiner Mutter ein persönliches Verhältnis aufbauen kann. – Bild: rbb/​privat
Rüdiger Sachs wuchs beim Bruder seiner Mutter auf. Jahrzehnte vergehen ehe er zu seiner Mutter ein persönliches Verhältnis aufbauen kann.

Im NKWD-Lager in Sachsenhausen waren 1948 auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht alle Mütter mit Kindern aus NKWD-Lagern und Gefängnissen zusammengefasst. Wie viele Frauen aus Jamlitz, Buchenwald, Mühlberg, Torgau, Ketschendorf oder Fünfeichen in Sachsenhausen ankamen und mit ihren Säuglingen in den Häftlingsbaracken um ihr Überleben kämpften, ist bis heute nicht bekannt. Auch nicht, wie viele diesen Kampf verloren haben. Mindestens dreißig Kinder kamen am 11. Februar 1950 zusammen mit ihren Müttern und über eintausend Frauen mit einem Transport aus dem NKWD-Lager Sachsenhausen in dem völlig überbelegten Frauengefängnis Hoheneck an.

Neugeborene durften nur einige Monate bei ihren Müttern bleiben, bevor sie getrennt und in Kinderheime der DDR abgeschoben oder versteckt wurden. Keines dieser Kinder wurde zuvor standesamtlich registriert. Notizen in den Gefängnisunterlagen existieren – wenn überhaupt – nur zufällig. Wie Mütter und Kinder die Geburt ohne Hebamme und Arzt überstanden haben, ist heute schwer nachzuvollziehen. Wie groß die Zahl der geborenen Kinder tatsächlich ist, ist bis heute unklar.

Zu gründlich sind die Spuren von Wachpersonal, Volkspolizei und Staatssicherheit verwischt worden. Seit 1997 kommen die Betroffenen regelmäßig zusammen, haben gemeinsam ihre bis dahin unsichtbare frühe Kindheit recherchiert und verglichen. Jahr für Jahr fügen sie dem bis heute noch immer unvollständigen Puzzle kleine und große Details hinzu und machen Entdeckungen. Dabei spüren sie, dass ihr Leben bis jetzt gezeichnet ist von dem Leben hinter Gittern und der Zeit, als sie Spielball der Politik waren. Die damals junge Staatssicherheit hatte entdeckt, dass die Existenz dieser namenlosen „Landeskinder“ – so lautete zeitweise die amtliche Bezeichnung in den Kinderheimen – eine Chance war, Frauen für verschiedenste Aufgaben langfristig zu „gewinnen“.

Dazu gehörte sowohl die Spitzeltätigkeit in der DDR als auch die Spionage im Westen. Einige Frauen verpflichtete der KGB. Das blieb nicht ohne Folgen, die bis in die Gegenwart reichen. Die Dokumentation beschreibt, wie diese nahezu unvorstellbaren Lebenswege den heutigen Alltag prägen, wie Ehepartner und Kindeskinder in dieses ungewöhnliche Leben „eingeweiht“ wurden und heute darüber reflektieren. (Text: rbb)

Deutsche TV-Premiere01.03.2016rbb

Sendetermine

Di 01.03.2016
23:15–00:00
23:15–

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