Mythos Schinderhannes

Geboren in Miehlen im Taunus, geköpft in Mainz. Dazwischen liegt das kurze Leben des Johannes Bückler, bekannt als Räuberhauptmann Schinderhannes. Über 200 Jahre ist er schon tot, doch in der Region noch immer allgegenwärtig. Im Hunsrück, wo er sein Unwesen trieb, gibt es touristische Attraktionen, die von dem Schinderhannes-Radweg bis zu gebuchten Stadtführungen inklusive Überfall reichen. In Simmern führt seit letztem Jahr eine Laientheatergruppe das Stück „Der Ausbruch“ im Rahmen der ins Leben gerufenen Schinderhannes-Festspiele durch, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

Längst weiß man, dass er keineswegs der war, den sich die Menschen als „guten“ Räuber wünschten. Der Mythos, dass er den Reichen raubte, um den Armen zu geben, ist inzwischen widerlegt. Doch in den Köpfen vieler schwirrt noch immer das Bild eines „Robin Hood des Hunsrücks“. Verantwortlich dafür sind Theater, Kino und Erzählungen. Paradox ist, dass zu heutigen Führungen interessierte Menschen kommen, die dafür bezahlen, die Wahrheit über den Räuberhauptmann zu erfahren. Doch dem Mythos scheint das nichts anzuhaben, die Faszination an der Legende bleibt erhalten. (Text: VOX)