Rapsöl macht das Hirn frei!

Schleichwerbung im neuen ‚Tatort‘

Jutta Zniva – 08.07.2005

Rapsöl macht das Hirn frei! – Schleichwerbung im neuen 'Tatort'

8 Millionen Tatort-Seher? Ideales Werbepublikum! Das mag sich wohl auch eine Rapsöl-Firma gedacht haben, als sie sich mit einem Dialog in einen ARD-Tatort einkaufte. Zu sehen ist dieses Product Placement (wenn es nicht vorher herausgeschnitten wird) am 24.07.05 in „Bienzle und der Sizilaner“.

Die amüsante Schleichwerbungs-Szene hat die „Süddeutsche Zeitung“ abgedruckt. Schauplatz ist eine gutgehende Pizzeria im Allgäu. Der sizilianische Bruder des Betreibers wurde gerade ermordet. Die Einheimischen diskutieren über den Mordfall, und Günter Gächter, Assistent von Kommissar Bienzle, stößt dazu.

Die Netzeitung zitiert dankenswerterweise den kuriosen Rapsöl-Dialog wörtlich aus der „SZ“:

Einheimischer: „Wer nichts sächt, kann sich auch’s Maul net verbrenne, net wahr?“
Er sieht, wie Gächter eine Flüssigkeit aus einem Fläschchen in seinen soeben bestellten „Joghurt natur“ träufelt: „Was isch jetza däs?“
Gächter: „Rapsöl!“
Einheimischer: „Hä?“
Gächter: „Ja, sollten Sie auch mal probieren! Cholesterinfrei, viel Vitamin E, hält jung und das Hirn frei.“
Einheimischer: „Machts auch schö?“
Gächter: „Na, schauen Sie mich an!“

Auch in anderen Bienzle-Tatorten wurde schleichgeworben: In „Bienzle und der Taximord“ ging es für 17.000 Euro um einen Joghurt der Firma Bauer. In „Bienzle und der Tod im Teig“ wurde ein Placement für 15.000 Euro abgerechnet. Wofür genau, das konnte die Revision des SWR nicht sagen. In „Bienzle und der Sizilianer“, der als Rapsöl-Tatort in die Geschichte eingehen wird, wurde für 21.750 Euro „geplaced“.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Also, Leute, wenn Rapsöl demnächst nicht mehr im TV erwähnt werden darf, dann dürfen wohl demnächst auch noch Kartoffeln, Äpfel und Erdnüsse nicht mehr in der Handlung vorkommen (wäre zumindest konsequent).

    Rapsöl als solches ist ein vom Menschen modifiziertes Naturprodukt und im Gegensatz zu "Nutella" oder "Tui" keine schützenswerte Marke.
    • am via tvforen.de

      Kohlesurfer schrieb:
      >
      > Also, Leute, wenn Rapsöl demnächst nicht mehr im TV erwähnt
      > werden darf, dann dürfen wohl demnächst auch noch Kartoffeln,
      > Äpfel und Erdnüsse nicht mehr in der Handlung vorkommen (wäre
      > zumindest konsequent).
      >
      > Rapsöl als solches ist ein vom Menschen modifiziertes
      > Naturprodukt und im Gegensatz zu "Nutella" oder "Tui" keine
      > schützenswerte Marke.

      Du hast völlig recht. Dann dürfen im Fernsehfilm wahrscheinlich die Leute demnächst nicht mal mehr Kaffee oder Tee trinken...Solange die Welt keine anderen Sorgen hat....
  • am via tvforen.de

    Wie auch immer, schön dass das gute alte Wort "Schleichwerbung" wiederauferstanden ist.
    • am via tvforen.de

      Hhhm, mein Bildungsniveau ist unterdurchschnittlich, weil ich nie etwas ordentliches gelernt habe. Mein Konto ist so rot, ich fülle meine Überweisungs mit bunter Wachsmalkreide aus. Und ich neige zu Spontankäufen, besonders wenn es sich um orangefarbene Produkte handelt.

      Da ich keinen festen Job habe, müsste ich laut Statistik sowieso ständig MDR, RTL oder SAT1 gucken. Dann werd ich wohl mal in den sauren Apfel beissen und mir ViB anschauen. Meine Vorurteile sind ja - angesichts der Fülle von Datenmaterial - wohl nicht länger haltbar...
      • am via tvforen.de

        Nachtrag:

        Augenscheinlich antworte ich auch in den falschen Threads ... ich sollte mal wieder ein Buch lesen - oder Töpfern lernen.
      • am via tvforen.de

        Fewmaster schrieb:
        >
        > Nachtrag:
        >
        > Augenscheinlich antworte ich auch in den falschen Threads ...
        > ich sollte mal wieder ein Buch lesen - oder Töpfern lernen.



        Ach, einfach ein bisschen Rapsöl schlürfen und schon ist der Kopf wieder frei für den richtigen Thread. *g*
    • am via tvforen.de

      Ich vermute mal, der großzügige Werbekunde war keine Firma, sondern die CMA – die Zentrale Marketinggesellschaft für die deutsche Agrarwirtschaft also. Diese Werbe- und Vermarktungsorganisation ist für die Bewerbung einheimischer Agrarprodukte zuständig und fährt seit etwa einem Jahr eine verstärkte Kampagne für Rapsöl.
      So weit so gut. Allerdings darf bezweifelt werden, ob ein solches Product Placement den gewünschten Erfolg bringt. "Rapsöl macht den Kopf frei" ... also bitte!!! In dem Falle sind die 21 Mille wiedermal – wie so oft bei der CMA – rausgeschmissene Kohle. Was die Landwirte freuen wird, die CMA wird nämlich aus einer Zwangsabgabe finanziert, die jeder deutsche Landwirt (ähnlich wie eine Steuer) entsprechend seines Umsatzes abdrücken muss. Seit Jahren wird diese Kohle fast komplett in den Sand gesetzt, weil die Werbeaktionen der CMA meist völlig überteuert, nicht sehr publikumswirksam und nicht produktbezogen genug ist ....

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