Die Hexe muss sterben

CH 2021 (65 Min.)
  • Reportage
SRF DOK Die Hexe muss sterben Die Hexen und Zauberer gehen nachts hinaus, um einen Sabbat zu halten (Ernen, Oberwallis). SRF – Bild: SRF1
SRF DOK Die Hexe muss sterben Die Hexen und Zauberer gehen nachts hinaus, um einen Sabbat zu halten (Ernen, Oberwallis). SRF

Warum wurden in der Schweiz zehnmal mehr angebliche Hexen und Hexer verbrannt als in Frankreich und hundertmal mehr als in Italien? Meist wurden die Angeklagten von einer weltlichen Justiz verurteilt, die unter protestantischer Herrschaft stand.

Die Geständnisse der Angeklagten wurden unter grausamster Folter erzwungen. Sämtliche Verbrechen, die ihnen vorgeworfen wurden, waren pure Einbildung. Die Hexerei hat ganze Dörfer über Generationen hinweg terrorisiert. Angst vor bösen Hexensprüchen. Angst, als Hexe oder Hexer denunziert zu werden. Angst vor Folter und Scheiterhaufen. Das einzig teuflische an der Hexenverfolgung waren nicht die angebliche Existenz eines Teufels, mit dem Menschen paktiert haben sollen oder böse Flüche, sondern die Justizmechanismen, die mehr als 100’000 Menschen in Europa zum Verhängnis wurden.

Die Hexenverfolgung hatte von Anfang an einen kollektiven Charakter, nämlich den einer Gesellschaft, die von einer grossen, sich schnell ausbreitenden Verschwörung heimgesucht wird, die die Integrität und sogar das Überleben der Gesellschaft bedroht: der Teufelskult. Die Hexenverfolgung wird daher von Expertinnen als eine der grössten Verschwörungstheorien in der europäischen Geschichte angesehen. Auch wenn es theologische Bezüge gibt, offenbart das Vokabular, das die Zeugen zur Beschreibung der Untaten der Hexerei verwenden, die gleichen Gefühle des Schreckens, die wir heute empfinden können, die man angesichts von Epidemien oder Katastrophen an den Tag legt. Es ist beunruhigend, dass einige der heute blühenden Verschwörungstheorien – die bekannteste ist Qanon – die gleichen Zutaten verwenden wie vor über 400 Jahren: satanische Sekten und Kindermord.

Die Hexenjagd war zunächst eine Jagd auf Zauberer. Von den insgesamt 100’000 Prozessen, die in Europa stattfanden, waren zu einem Drittel Männer betroffen. Die Feminisierung der Hexenverfolgung sollte sich ab Ende des 15. Jahrhunderts jedoch schnell entwickeln. Eines ihrer wichtigsten Werkzeuge war «Der Hexenhammer», eine regelrechte Gebrauchsanweisung für Richter zur Vernichtung von Hexen. Das Werk, von dem über 30’000 Exemplare in ganz Europa verbreitet wurden, wird unwiderruflich das Böse mit der Frau in Verbindung bringen. Dieses Handbuch, das die Ängste und Vorurteile seiner Zeit widerspiegelt, hat mit seiner Frauenfeindlichkeit ganze Generationen geprägt.

Paradoxerweise werden heute die Hexen oft als von jeglicher Herrschaft befreite Heldinnen dargestellt, obwohl sie nur Opfer waren, ohne Makel, aber auch ohne besondere Verdienste. Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort. (Text: SRF)

Deutsche TV-Premiere02.11.20233sat

Sendetermine

Do 02.11.2023
22:55–23:48
22:55–
Mo 18.09.2023
00:05–01:10
00:05–
Mo 17.10.2022
04:40–05:30
04:40–
So 16.10.2022
22:45–23:45
22:45–

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