Die Jungfrau von Orleans

D 2022 (115 Min.)
  • Oper/Operette
Von links: Ragna Pitoll als Raimunde/​Montgomery, Boris Koneczny als Thibaut d’Arc, Arash Nayebbandi als La Hire/​Bertrand/​Margot und Annemarie Brüntjen als Johanna in „Die Jungfrau von Orleans“ am Nationaltheater Mannheim. – Bild: ZDF und Christian Kleiner.
Von links: Ragna Pitoll als Raimunde/​Montgomery, Boris Koneczny als Thibaut d’Arc, Arash Nayebbandi als La Hire/​Bertrand/​Margot und Annemarie Brüntjen als Johanna in „Die Jungfrau von Orleans“ am Nationaltheater Mannheim.

Regisseurin Ewelina Marciniak und Dramaturgin Joanna Bednarczyk überschreiben Schillers Klassiker und machen daraus eine Suche nach den verschiedenen Rollenzuschreibungen der Titelheldin. Johanna, Jungfrau von Orleans: Wer ist dies Frau wann, für wen? Eine gottesfürchtige, von Visionen Geleitete ist diese Johanna nicht. Mehr erscheint sie wie ein aufmüpfiger Teenager. Die spätere Heldin steht ihr noch nicht ins Gesicht geschrieben. In Frankreich tobt der Hundertjährige Krieg, Engländer und Burgunder verbünden sich gegen den französischen Dauphin, der auf ein Gebiet südlich der Loire zurückgedrängt wurde.

Die Stadt Orléans markiert die Front. Das junge Bauernmädchen Jeanne d’Arc, bei Schiller wird daraus Johanna, macht sich daran, diesen Krieg der Männer gehörig aufzumischen. Sie will den Dauphin zum Sieg führen und Frankreich befreien. Geführt von Erscheinungen, oder sind es Wahnvorstellungen, sieht sie sich befähigt, das Blatt zu wenden und Geschichte zu schreiben. Ob Schillers Johanna oder die historische Jeanne d’Arc, sie nimmt kein gutes Ende, fällt glorreich in der Schlacht oder landet auf dem Scheiterhaufen.

Doch der Dauphin triumphiert tatsächlich und wird zu Charles VII. Das Bauernmädchen, die Jungfrau, die Heerführerin wird posthum zur Heiligen verklärt. Mit vielfältigen Mitteln wird die Titelfigur dekonstruiert und anschließend rekonstruiert. Ob Videosequenzen über oder Choreografien auf der Bühne, nichts bleibt unversucht, um Johanna zu fassen. Am Ende wird sie zum Star ihrer eigenen Geschichte, reflektiert ihre Konstruiertheit als literarische, historische Figur und als Schauspielerin. Es ist Zeit, die von Männern erdachte und aufgezwängte Opferrolle abzulegen.

Redaktionshinweis: 3sat zeigt mit „Die Jungfrau von Orleans“ vom Nationaltheater Mannheim das zweite von insgesamt drei „Starken Stücken“ aus der Auswahl der zehn bemerkenswerten Inszenierungen, die von einer Jury ausgewählt und zum diesjährigen Berliner Theatertreffen eingeladen wurden. Als drittes „Starkes Stück“ folgt am Samstag, 21. Mai, um 20:15 Uhr „humanistää! eine abschaffung der sparten“ vom Volkstheater Wien. Alle drei „Starken Stücke“ sind ab Freitag, 6. Mai, für 120 Tage in der 3sat-Mediathek verfügbar. (Text: 3sat)

Deutsche TV-Premiere14.05.20223sat

DVD & Blu-ray

Sendetermine

Sa 14.05.2022
20:15–22:10
20:15–

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