„Genial daneben“ – Ein moderner Klassiker kehrt zurück

von Glenn Riedmeier

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 10.03.2017, 10:00 Uhr

Hella von Sinnen, Hugo Egon Balder und Wigald Boning – Bild: Sat.1/Willi Weber
Hella von Sinnen, Hugo Egon Balder und Wigald Boning

Heute Abend ist es soweit: Nach mehreren Jahren Funkstille gibt es ein Wiedersehen mit einem Format, dessen Comeback sich viele Fans sehnlichst gewünscht haben. Zugegeben, verglichen mit anderen Fernsehklassikern hat „Genial daneben“ noch nicht so viele Jahre auf dem Buckel. Und dennoch wirkt es so, als käme die Show aus einer anderen TV-Epoche. Das Ursprungsformat lief von 2003 bis 2011 bei Sat.1 – für Fernseh-Verhältnisse eine überdurchschnittlich lange Zeit.

Dabei wollte im Vorfeld kein Verantwortlicher so recht an das Format glauben, das auf der französischen Sendung „Les Grosses Têtes“ basiert. Hugo Egon Balder versuchte jahrelang vergeblich, das Konzept den unterschiedlichsten deutschen Sender schmackhaft zu machen. Eine Show, in der die Gäste völlig ohne vorgegebene Texte agieren und lediglich lustige Antworten auf Fragen geben sollen? – Das kann doch gar nicht funktionieren, dachten die Entscheidungsträger. Zur damaligen Zeit kannte man Shows mit improvisierter Comedy in dieser Form noch nicht. Stattdessen war man an Panelshows mit vorbereiteten Gags wie „7 Tage, 7 Köpfe“ oder – ein besonders schlimmer Fall – „Voll witzig!“ gewöhnt. Das ZDF zeigte dann doch Interesse und ließ zwei Pilotfolgen produzieren – biss schlussendlich aber nicht an. Nach dem Aus der „Wochenshow“ gab der damalige Sat.1-Geschäftsführer Matthias Alberti schließlich Balder die Chance und schickte „Genial daneben“ an den Start.

Bernhard Hoëcker, Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen bildeten die frühere Stammbesetzung Sat.1

Die Rechnung ging auf: Binnen kürzester Zeit entwickelte sich „Genial daneben“ von einem Geheimtipp zu einer Kultsendung. Das simple Konzept: Zuschauer senden absurde Fragen ein, wie etwa „Was ist ein Übungsgummi?“ oder „Warum zeigt der große Zeiger des Grazer Uhrturmes die Stunden an und der kleine die Minuten?“, und ein Team aus fünf Comedians versucht, mit lustigen Erklärungsansätzen auf die richtige Antwort zu kommen. Schaffen sie dies nicht, erhält der Einsender der Frage zur Belohnung 500 Euro. Das Zusammenspiel zwischen Moderator Hugo Egon Balder und den Stamm-Panelmitgliedern Hella von Sinnen und Bernhard Hoëcker funktionierte jahrelang prächtig. Das eingespielte Team warf sich gegenseitig die Bälle zu und auf die Zuschauer vor dem Fernsehbildschirm übertrug sich die echte, ungezwungene gute Laune.

Der Show-Untertitel „Die Comedy-Arena“ war absolut treffend, denn „Genial daneben“ war für sämtliche Comedians Deutschlands eine wichtige Anlaufstelle, um bekannter zu werden und sich zu beweisen. So mancher Teilnehmer, wie etwa Kurt Krömer, scheiterte an der für die Show wichtigen Spontaneität und wirkte nur wenige Male mit. Andere hingegen, wie beispielsweise Guido Cantz und Barbara Schöneberger, brillierten mit Improvisationstalent. Wer weiß, inwiefern die beiden ihre heutigen Moderationsjobs bei „Verstehen Sie Spaß?“ bzw. der „NDR Talk Show“ ihren Darbietungen bei „Genial daneben“ zu verdanken haben. Bernhard Hoëcker erarbeitete sich durch das häufige Lösen der eingesandten Fragen den inoffiziellen Klugscheißer-Status, der ihm bis heute einen Stammplatz in unzähligen Promi-Quizshows beschert.

„Genial daneben“ lief zunächst am späten Samstagabend gegen 22:00 Uhr, bevor die Sendung aufgrund des gestiegenen Erfolgs auf den Freitagabend um 20:15 Uhr wechselte. In der Hochphase erreichte das Format Reichweiten von mehr als vier Millionen Zuschauern und Zielgruppen-Marktanteile von unglaublichen 29 Prozent. Um diesen Erfolg noch mehr auszukosten, war „Genial daneben“ zwischen 2004 und 2006 sogar mit zwei neuen Ausgaben pro Woche (freitags und samstags) auf Sendung. Hinzu kam, dass die Show das gesamte Jahr durchlief. Zumeist machte man nicht einmal eine Sommerpause, so dass „Genial daneben“ zu einer festen Instanz im Sat.1-Programm wurde.

Gern gesehene Gäste: Michael Kessler, Barbara Schöneberger und Guido Cantz Sat.1

Doch über die Jahre sanken die Quoten allmählich, so dass von der Show ab Mitte 2010 zunächst keine neue Folgen mehr gezeigt wurden. 2011 kehrte „Genial daneben“ dann noch einmal mit elf Ausgaben zurück – dann allerdings mit suboptimalen Veränderungen. Hella von Sinnen wirkte nicht mehr mit – aus senderinternen Differenzen, wie sie einige Jahre später erzählte. Zudem versuchte man, mit überflüssigem Schnickschnack wie Einspielfilmen oder einem Telefonkandidaten das Format aufzupeppen. Auch ein neues, viel zu dunkles Studio tat der Sendung alles andere als gut, so dass nach der 2011er Staffel vorerst Schluss war.

Nach mehr als sechsjähriger Pause geht es nun also endlich weiter. Constantin Entertainment steht als Produktionsfirma hinter der Neuauflage, nachdem die frühere Firma Hurricane insolvent gegangen war. Während Balders langjährige TV-Gefährtin Hella von Sinnen nun wieder Teil der Stammbesetzung ist, wirkt Bernhard Hoëcker nicht mehr mit. Seinen Platz nimmt ein alter Bekannter ein, der während der langjährigen Laufzeit von „Genial daneben“ einer der häufigsten Gäste war: Wigald Boning. Die neuen Ausgaben orientieren sich stark an der altbekannten Fassung. Abgesehen von einem neuen Titellied ist das nun etwas größere Studio wieder in gelb-roten Farbtönen gestaltet. Auch der Ablauf ist identisch und auf die Neuerungen von 2011 wird erfreulicherweise wieder verzichtet. „Genial daneben“ fühlt sich wieder so an wie früher und es ist fast so, als wäre die Sendung nie weg gewesen.

Als wechselnde Panelgäste sind in den einzelnen Folgen Luke Mockridge, Gaby Köster, Ralf Schmitz, Chris Tall, Ruth Moschner, Kaya Yanar, Ingo Appelt, Antoine Monot jr., Martin Rütter und Max Giermann mit dabei. Fans wird auffallen, dass gern gesehene Gäste von früher wie Bastian Pastewka, Olli Dittrich, Guido Cantz, Barbara Schöneberger, Oliver Kalkofe oder Anke Engelke fehlen. Dies könnte sich aber ändern – sofern „Genial daneben“ wieder eine längere Zukunft bevorsteht. Denn vorerst sind nur sechs neue Ausgaben zu sehen, die mit „Let’s Dance“ im RTL-Gegenprogramm auch noch gegen eine starke Konkurrenz antreten müssen.

„Ich bin bereit, noch mal 409 Sendungen zu moderieren“, kündigte Hugo Egon Balder im Rahmen der Neuauflage an. Bleibt zu hoffen, dass es dazu auch kommt. Dass das Konzept zeitlos ist und immer noch funktionieren kann, beweist das österreichische Pendant „Was gibt es Neues?“, das seit 2004 auf ORF eins ununterbrochen auf Sendung und nach wie vor sehr populär ist.

„Genial daneben“ ist ab dem 10. März immer freitags um 21:15 Uhr in Sat.1 zu sehen – als Teil des neuen Fun Freitags, der außerdem aus der neuen Gameshow „Paul Panzers Comedy Spieleabend“ und der Sketchcomedy „Rabenmütter“ besteht.

Das neue „Genial daneben“-Team: Hugo Egon Balder, Hella von Sinnen und Wigald Boning Sat.1/​Willi Weber

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Mir hat es sehr gut gefallen, es war so wie ich es auch früher mochte.
    Auch Frau von Sinnen wie gewohnt lautstark, aber na ja, ich mag die Sendung lieber als das mich das Geschrei abschreckt.

    Das Team muss sich noch finden, aber die Freude über die Rückkehr überwiegt bei mir.
    • am via tvforen.de

      Gesamt gesehen fand ich es gut.

      Allerdings fanden sich die drei Herren in der Mitte vor allem selbst so witzig, dass Hella von Sinnen ihre Frage nicht zuende stellen konnte - total nervig, Leute nicht ausreden zu lassen und das auch noch fortgesetzt. Besonders Ralf Schmitz hat mich da negativ überrascht.
      • am via tvforen.de

        Mir hat es auch gut gefallen.
        Und das mit dem Unterbrechen ist mir nicht wirklich aufgefallen. Und ich denke auch, wenn sich jemand stimmgewaltig zu Wort melden kann, weil ihr selbiges abgeschnitten wurde, dann ist das die Frau von Sinnen. ;-)
      • am via tvforen.de

        Thinkerbelle schrieb:
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        > Mir hat es auch gut gefallen.
        > Und das mit dem Unterbrechen ist mir nicht
        > wirklich aufgefallen. Und ich denke auch, wenn
        > sich jemand stimmgewaltig zu Wort melden kann,
        > weil ihr selbiges abgeschnitten wurde, dann ist
        > das die Frau von Sinnen. ;-)


        Um sie mache ich mir da auch keine Sorgen, ich finde es nur nervig, als Zuhörer so lange hingehalten zu werden.
      • am via tvforen.de

        Fand ich insgesamt ganz gut. Ich hoffe aber die nötige Spontanität schleift sich noch ein, gerade Boning war ja am Anfang eher ein Totalausfall, fing sich aber zum Ende hin.
        Hella kann immer und das ist gut so!
        Schmitz muss man eben mögen, mir hat er als einziger der Gäste gut gefallen. Yanar war schon damals nicht der "Top-Pick" und Mockridge muss noch viiiiel lernen!
      • am via tvforen.de

        linkin_park schrieb:
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        > Fand ich insgesamt ganz gut. Ich hoffe aber die
        > nötige Spontanität schleift sich noch ein,
        > gerade Boning war ja am Anfang eher ein
        > Totalausfall, fing sich aber zum Ende hin.
        > Hella kann immer und das ist gut so!
        > Schmitz muss man eben mögen, mir hat er als
        > einziger der Gäste gut gefallen.


        Ich mag ihn ja eigentlich, deswegen war ich negativ überrascht.



        Yanar war schon
        > damals nicht der "Top-Pick" und Mockridge muss
        > noch viiiiel lernen!


        Ja, aber er hat z. B. auch mal Hellas Aussage aufgegriffen, so dass Gemeinschaftswitz entstand, das habe ich bei den anderen (noch) vermisst.
      • am via tvforen.de

        Da hatte ich aber eher den Eindruck, dass er nach dem Strohhalm gegriffen hat, den die "alte Rampensau" Hella im netterweise hingehalten hat ;) Sonst kam ja nicht viel von ihm. Aber was nicht ist kann ja noch werden.
      • am via tvforen.de

        Ina Müller und Barbara Schöneberger würden auch die Sendung gut bereichern. Gerade Ina Müller haut ja mal gerne eine Zote raus. :D
      • am via tvforen.de

        robos schrieb:
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        > Ina Müller und Barbara Schöneberger würden auch
        > die Sendung gut bereichern. Gerade Ina Müller
        > haut ja mal gerne eine Zote raus. :D


        Die kann sie gern in ihrer eigenen Sendung raushauen, nicht auch noch woanders ...
    • am via tvforen.de

      Ich freue mich auch drauf. Boning finde ich als Ersatz für Hoecker auch absolut passend.
      Allerdings motivieren mich die anderen Gäste alle leider nur bedingt.

      Deshalb hoffe ich auf zwei Punkte:
      Einmal dass mehr als die bisherigen sechs Folgen produziert werden, auch wenn diese vielleicht nicht gleich die top Einschaltquoten liefern sollten. Und dass dann auch mal wieder ein paar "alte Bekannte" wie Pastewka, Kalkofe etc. mit dabei sind.
      • am via tvforen.de

        Einfach genial!

        Totgeglaube leben eben länger. Erst "Eisbär, Affe & Co. " im Ersten, nun "genial daneben" auf Sat.1
      • am via tvforen.de

        Interessanter Punkt aus nem Interview mit Balder:

        Frage:
        Die Besetzung der neuen Folgen unterscheidet sich schon stark von den früheren. So fehlen beispielsweise Dieter Nuhr, Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka, Anke Engelke, Olli Dittrich ...

        Balder: „Die hatten keine Zeit. Dieter Nuhr zum Beispiel, der wäre gekommen, hat aber wegen seiner Tour nur einen Tag frei. Den möchte er wirklich zu Hause bei seiner Familie verbringen und das kann und muss ich auch verstehen. Olli Dittrich muss das immer erst einmal mit dem WDR abklären und die anderen sind einfach auf Tour. Man kann ja auch mal neue Leute mit dabei haben.“

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    • am via tvforen.de

      Isch gucke!
      • am via tvforen.de

        Heute schon?
        Danke die Erinnerung!
        Muss dann noch nen Kasten Bier meine Leute kaufen :)

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