Die Kultur des Alten Ägypten ist geprägt von Religion, Tempelwirtschaft und Totenkult. Zwei Pharaonen spielen in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle: Echnaton und Ramses II. Als Echnaton um 1.350 vor Christus den Thron besteigt, haben sich in Ägypten die religiösen Bräuche seit nahezu 2.000 Jahren kaum geändert. Die einflussreiche Priesterschaft ist hierarchisch organisiert, die Kulthandlungen in feste Rituale gegossen. Die Tempel bilden nicht nur spirituelle, sondern auch wirtschaftliche Zentren des Landes. Durch Schenkungen frommer Pharaonen sind sie so mächtig geworden, dass sie die Politik des Landes mitbestimmen.
Kaum an der Macht, stürzt Echnaton die alten Götter und entmachtet die Priesterschaft. Nur noch der Sonnengott Aton soll verehrt werden. Für den einfachen Ägypter ist diese religiöse Revolution von oben eine Katastrophe. Durch das Verbot der Götter fehlt vielen Menschen der spirituelle Halt und durch die Schließung der Tempel die Lebensgrundlage, denn viele Menschen leben von der Arbeit für die Tempel. Echnaton steht für eine „Kulturrevolution“ in der ägyptischen Geschichte.
Doch seinem Wirken ist keine Dauer beschieden. Als er stirbt, findet auch seine neue Religion ein schnelles Ende. Die Sonnentempel des Aton werden zerstört, Echnatons Andenken nahezu ausradiert. Niemand verkörpert die Rückkehr zur althergebrachten Ordnung besser als Ramses II. Ihm gelingt der erste Friedensvertrag nach jahrzehntelangem Krieg mit den Hethitern. Das beschert den Ägyptern fast ein halbes Jahrhundert Stabilität. Der Pharao verfügt ein gigantisches Tempelbauprogramm und pflegt den Kult der vielen Götter.
Der Bau seines eigenen Grabes im Tal der Könige ist ihm besonders wichtig. Ramses II. geht als einer der größten Erbauer von Grabdenkmälern in die ägyptische Geschichte ein. Wie entstanden bei den Ägyptern ihre besonderen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod? Warum investierten sie einen Großteil ihres Reichtums und ihrer Zeit in Gräberbau und Grabausstattung? Ausgrabungen auf dem ältesten Königsfriedhof Ägyptens in Abydos, die Arbeit von Archäologen im Tal der Könige, Mumifizierungsexperimente, ja selbst einfache Naturbeobachtungen liefern die Schlüssel zur Antwort.
Das Leben von Ramses II. zeigt, dass der Totenkult die ägyptische Gesellschaft zusammenhielt. Er war Wirtschaftsfaktor und emotionales Band. Und ursprünglich war er ein Kult des Lebens. Denn für die Ägypter war ihr Leben an den Ufern des Nils bereits das Paradies auf Erden. Von der Zeit der ersten Königsgräber bis zum Ende der pharaonischen Geschichte waren sie vereint durch ein Interesse: das Leben, das sie im Diesseits führten, in der Ewigkeit fortzusetzen. (Text: arte)