Folge 2

  • 2. Warum Geschlechterklischees krank machen

    Folge 2
    Als sich Psychologin Kristina van Ede mit extremen Unterleibsschmerzen an ihren Arzt wendet, rät der ihr, sie solle sich – wie andere menstruierende Frauen auch – zusammenreißen. Erst nachdem sie vor Schmerzen ohnmächtig wird, erkennt ein anderer Arzt, dass sie an Endometriose leidet. Geschätzte 10 Prozent aller Frauen haben diese weithin unbekannte Krankheit – und werden häufig nicht ernst genommen. Der Künstler Viktor Primavesi wiederum erhält keine Hilfe, als er mit schweren Essstörungen psychologische Hilfe sucht. Für einen Mann seien doch ein paar Kilos mehr kein Problem, er solle die Sache mit der Bulimie doch einfach sein lassen.
    Folge 2 der Doku-Reihe zeigt, warum die Medizin von Geschlechterklischees betroffen ist, wie diese zu Falschbehandlung von Frauen und Männern führen und wie die Medizin aus dieser Gender-Falle herauskommen kann. Geschlechterklischees beeinträchtigen die Behandlung von Patienten unmittelbar: So hat eine Studie gezeigt, dass Ärzte leidenden Männern schneller helfen als ebenso kranken Frauen. Aber woher rührt eine solche Ungleichbehandlung in der Medizin? Sie ist die Folge gängiger Geschlechterbilder: Frauen sind wehleidig und Männer wertvoll.
    Wie der Rest der Gesellschaft verinnerlichen auch Mediziner solche Klischees – und handeln dementsprechend. Das hat weitreichende Folgen von der Forschung bis in die medizinische Praxis. Aber muss das so bleiben? Um das zu verändern, tritt Prof. Vera Regitz-Zagrosek an. Sie ist Kardiologin und Gründungspräsidentin der Deutschen und der Internationalen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin. Sie erforscht, wie soziale und ökonomische Faktoren Krankheiten
    beeinflussen. Einkommen, Arbeitslast, Status – solche Faktoren sind geschlechtsspezifisch und sollten künftig mitbedacht werden, um Krankheiten vorzubeugen oder zu behandeln.
    Gendermedizinerin Prof. Dr. Sabine Oertelt-Prigione arbeitet daran, das Bewusstsein von Ärzten zu verändern: Welche Bilder von „weiblichen“ oder „männlichen“ Krankheiten haben sie? Und wie können sie dem Gender Bias entkommen? Forschende und Ärzte müssen sich und ihr vermeintliches Wissen in Frage stellen. Es ist ein mühsamer Wandlungsprozess der Medizin – und die Chance, endlich eine evidenzbasierte Wissenschaft zu werden.
    Denn die Klischees stecken tief und haben eine lange Geschichte – selbst in der vermeintlich objektiven Anatomie. Prof. Dr. Heike Kielstein, Anatomin der Universitätsmedizin Halle, beklagt die Vorherrschaft der männlichen Körper in der Lehre. Die Mehrzahl von Präparaten und Modellen zeigt Männer. Ebenso aktuelle Lehrbücher: männliche Körper überall. Sie sind anscheinend bis heute das Maß aller Dinge. Frauen sind anders, Männer auch – klar. Vor allem biologisch. Aber Ärztinnen und Ärzte wissen das oft nicht.
    Sie behandeln „den Patienten“, ein Phantasiewesen. Er ist jung, mittelgroß, mittelschwer und vor allem männlich. Das hat weitreichende – manchmal tödliche – Konsequenzen. Frauen erhalten häufig falsche Diagnosen und Therapien, z.B. bei Krebs, Herzinfarkten, Nervenkrankheiten. Gleichzeitig werden auch Männer falsch behandelt, bei angeblich „weiblichen“ Krankheiten wie z.B. Osteoporose oder Depressionen. Schuld an der Schieflage sind althergebrachte Geschlechterrollen, die auch unsere Medizin prägen: der Mann gilt als Norm, die Frau als Abweichung. (Text: MDR)
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