Folge 170

  • Folge 170

    30 Min.
    Denis Scheck begegnet Schriftsteller*innen, die uns in fremde Welten führen: in das riesige Labor einer KI-Maschine und in das abgelegene Dorf eines Haifisch-Jägers. Unterschiedlicher könnten diese Welten kaum sein, faszinierend sind sie beide.
    „Kalmann“ von Joachim B. Schmidt (Diogenes)
    Ein Dorf weit draußen in der isländischen Wildnis, der Verdacht eines ungeheuerlichen Verbrechens und die ungewöhnliche Gedankenwelt des Romanhelden Kalmann. Joachim B. Schmidt erzählt eine fesselnde Geschichte. Alles beginnt mit einer Spur im Schnee. Auf der Jagd nach einem Polarfuchs entdeckt Kalmann eine Blutlache. Unten im Dorf geraten sie deshalb in Unruhe. Denn auch Róbert McKenzie, der reichste Bürger des Dorfes, Hotelbesitzer und Inhaber wichtiger Fischfangrechte, ist spurlos verschwunden. Wurde der „König von Raufarhöfn“, wie ihn missgünstige Nachbarn nennen, ermordet? Oder treibt ein aus Grönland eingewanderter Eisbär sein Unwesen? Der würde auch die Suchtrupps in Gefahr bringen.
    Der Roman von Joachim B. Schmidt ist weit mehr als eine spannende Kriminalgeschichte. Er ist Gesellschaftsroman und einfühlsames Portrait von Kalmann, einem jungen selbstbewussten Isländer, der doch ganz anders ist als alle anderen. Kalmann gilt als „besonders“, für „normale“ Erwachsene schwer berechenbar, aber „harmlos“. Von seinem Großvater hat er gelernt, wie man jagen geht, den besten Gammelhai der Insel herstellt und auch sonst durchs Leben kommt.
    Und auch wenn viele im Dorf Kalmann für intellektuell eher unterbegabt halten, entwickelt er seine eigene Theorie über den verschwundenen Hotelbesitzer. Er macht sich auf die Suche, geleitet von einer untrüglichen Intuition für die Gefahren der Natur. Denis Scheck spricht mit dem Schriftsteller Joachim B. Schmidt über seine eigenwillige Hauptfigur Kalmann, über Island und über die Gründe, warum er 2007 mitsamt seiner Familie aus der Schweiz nach Reykjavik auswanderte und seither Touristen über die Insel führt.
    „Dave“ von Raphaela Edelbauer (Klett-Cotta)
    Kann ein Computer wie ein Mensch denken und handeln? Kann künstliche Intelligenz die Probleme der Menschheit lösen? Und wer kontrolliert die Kontrolleure der Maschinen? Raphaela Edelbauer stellt in ihrem Roman die großen philosophischen Fragen der Gegenwart. Es ist der tiefe Glaube vieler digitaler Pioniere, im Silicon Valley und anderswo, die Menschheit durch Technik und Digitalisierung besser zu machen, die Probleme wie Klimawandel, Krankheit und Krieg mit Algorithmen zu lösen. Die zu erschaffende Maschine – ein gottgleiches Wesen. Auch Syz ist so ein Gläubiger. Syz lebt und arbeitet in einem riesigen Labor, das nur einem Zweck dient: Es soll „Dave“ erschaffen, die perfekte Mensch-Maschine – ausgestattet
    mit voller Sprachfähigkeit und einem individuellen Bewusstsein.
    Doch die Entwicklung ist ins Stocken geraten. Schwere Ausnahmefehler bedrohen nicht nur den Erfolg von Dave, sondern auch das ganz physische Leben der Entwickler. Dass Syz sich zudem auch noch in eine junge Ärztin verliebt, macht die Sache nur komplizierter. Syz kommen erste Zweifel. Raphaela Edelbauer verpackt die drängenden Fragen unserer technikgläubigen Moderne in einem klugen Roman.
    Sie erzählt dazu – wie nebenbei – die Geschichte der Digitalisierung, die einst in unscheinbaren Kellern oder Universitäts-Anbauten begann. Edelbauer liebt das sprachliche wie gedankliche Experiment. Und wird dafür gefeiert. Mit ihrem Debütroman „Flüssiges Land“ – einer Parabel auf ihre von Ressentiments und verdrängter Nazi-Vergangenheit durchtränkte Heimat Österreich – wurde sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. Mit „Dave“ erscheint nun ihr zweiter Roman. Denis Scheck spricht mit einer der spannendsten, schlausten und kreativsten Autorinnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
    Empfehlung Denis Scheck: „Dreck“ von Bill Buford (Hanser)
    Ein Journalist kündigt den Job und macht sich auf den Weg, die Geheimnisse der guten Küche zu erforschen: erst die italienische und nun, wie im neuen Buch des Amerikaners Bill Buford beschrieben, die französische. Vor 14 Jahren löste der Amerikaner Bill Buford eine Revolution im Schreiben über Essen und Trinken aus. In seinem Buch „Hitze“ erzählte der damalige Literaturredakteur des „New Yorker“ enorm mitreißend davon, wie er den Geheimnissen der italienischen Küche auf die Spur zu kommen versucht.
    Buford kündigt seinen Job, schuftet sich zunächst als besserer Küchenjunge in diversen Restaurantbrigaden in der Hierarchie nach oben, bis er einen festen Platz am Herd erobert. „Hitze“ endete mit der Ankündigung, sich nun der Küche Frankreichs zuzuwenden. Und genau davon erzählt Bill Buford in „Dreck“. Er verpflanzt seine Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern von New York nach Lyon, lernt Französisch und besucht eine französische Kochschule. Er arbeitet bei einem Bäcker und ergründet die Mysterien von Baguette und Croissant.
    Er pilgert zu Paul Bocuse, dem Übervater des französischen Küchenwunders. Und wieder muss der mittlerweile über 50-jährige Buford ackern wie ein Gaul, Niederlage um Niederlage einstecken, mit dem Spott und der Verachtung seiner jungen Kochkollegen leben, bis sich ihm endlich das Geheimnis der Cuisine française offenbart. So packend, anschaulich und mit solch unwiderstehlicher Sprachgewalt hat noch niemand über die Seele der französischen Küche geschrieben.
    Und wie immer: Denis Schecks erfrischend pointierte Revue der Spiegel-Bestsellerliste, diesmal Sachbuch, musikalisch eingeläutet von der oberbayerischen Indie-Band „The Notwist“. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.01.2021Das Erste

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So 31.01.2021
10:35–11:05
10:35–
So 24.01.2021
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