Staffel 8, Folge 3

  • 44. Werner Schmidbauer trifft Anselm Bilgri

    Staffel 8, Folge 3
    Werner Schmidbauer begrüßte Anselm Bilgri beim „Gipfeltreffen“ als „ersten Wiederholungstäter“. Denn Bilgri, der mit ihm auf den 1096 Meter hohen „Sonntraten“ in der Nähe von Bad Tölz stieg, war bereits vor 7 Jahren mit ihm auf einer Bergtour. Damals war er noch „Pater Anselm“, Cellerar der Abtei St. Bonifaz und Prior im Kloster Andechs. 2004 trat er aus dem Kloster aus, und als er sich jetzt mit Werner Schmidbauer auf den Weg zum Gipfel machte, trug er anstatt des Habits der Benediktiner ein kariertes Freizeithemd.
    Das Leben, so fasst er gleich zu Beginn seine jetzige Situation zusammen, habe sich für ihn seitdem verändert, aber nicht „gedreht“, sondern sei vielmehr „konsequent weitergegangen“. Anlass für den Klosteraustritt war ein Konflikt innerhalb der Klosterhierarchie; Anselm Bilgri meint heute, nach 30 Jahren im Kloster sei sein „Herz weiter und dadurch das Kloster zu eng geworden.“ Nach wie vor ist er Priester – ein „clericus vagans, ein vagabundierender Priester“, meint er lachend.
    Die Kirche tue sich hart mit einem unabhängigen Geist wie ihm. Am meisten habe ihn überrascht, dass er Andechs als Ort nach seinem Austritt nicht vermisst habe. Was ihm aber fehle sei die Rhythmisierung, die das Klosterleben einfach mit sich bringt. Auf dem Weg zum Gipfel erzählt Anselm Bilgri von seiner Kindheit. Die Eltern waren Wirtsleute, alles andere als begeistert von seinem Wunsch, Priester zu werden. Das Studium der Theologie wollten sie ihrem Sohn daher nicht zahlen: „Für die
    Kirche haben wir nicht gearbeitet“, erklärte sein Vater.
    Nach dem Austritt aus dem Kloster kehrte Bilgri nach München zurück. „In erster Linie bin ich Münchner, dann Bayer und dann gleich Europäer“, so seine Standortbeschreibung. Der „Sonntraten“ gefiel ihm: „Das ist ein sympathischer Berg – nicht so hoch, da muss man nicht so schnaufen“, meint er. Es störte ihn auch nicht, dass es oben kein Gipfelkreuz gibt. Bei der Gipfelbrotzeit erzählt Bilgri auch von seiner „Omi“, von der er „viel Herzensbildung“ bekommen habe, die ihn aber auch Lateinvokabeln abgefragt hat, obwohl sie – Schneiderin von Beruf – selbst kein Latein konnte.
    Auf die Frage, in welcher Phase seines Lebens er sich einsam gefühlt habe, meinte er: „Im Kloster kann man am meisten einsam sein.“ Ein offenes Gespräch beispielsweise über Sexualität und Körperlichkeit gebe es dort nicht. Die jüngsten Missbrauchsfälle in Klosterschulen hätten ihn „sehr berührt“; vor allem das Erkennen, dass Patres, die er als vorbildliche Erzieher in Kloster Ettal kannte, „auch dunkle Seiten haben“.
    Es sei eine Frage der Glaubwürdigkeit, ob sich die Kirche ändere und es ihr damit gelinge, „bei den Menschen anzukommen“. Er habe auch Verständnis für die zahlreichen Kirchenaustritte, auch wenn er sich etwas anderes von den Gläubigen wünschen würde: „Auftreten statt austreten!“ Für ein Familienleben, so Anselm Bilgri, fühle er sich in seinem Alter zu alt. Aber er habe viele Freunde und damit nicht das Gefühl einsam zu sein. „Ich fühle mich sehr geliebt“, sagt er. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.05.2010Bayerisches Fernsehen

Sendetermine

Mo 24.05.2010
19:00–19:45
19:00–
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