6 Folgen, Folge 1–6

  • Folge 1
    Wie ein kleines Paradies mitten in Niedersachsen mutet Otersen an. Dort ziehen sich sieben prachtvolle Höfe wie an einer Perlenkette mit eigenem See durch das Dorf. Die Vorgärten sind bestens in Schuss und Nachbarschaftshilfe wird ganz groß geschrieben. Auch den Klönschnack im Dorfladen und über den Gartenzaun gibt es noch. Der Sportverein zählt fast so viele Mitglieder wie Otersen Einwohnerinnen und Einwohner hat. Im Kindergarten werden die Kleinsten quasi nebenan betreut. Und bei den letzten Bauern im Dorf erleben sie Kälbchen, Heidschnucken- und Katzenbabys und genießen Früchte direkt vom Feld. Ein Dorf wie im Bilderbuch, so scheint es.
    Doch das war nicht immer so. Als der Dorfladen schloss, drohte Otersen ein Geisterdorf zu werden. Ein Ort ohne Laden, da waren sich alle einig, hat keine Zukunft. Über 130 Bürger legten Geld zusammen, packten mit an und bauten ihren neuen Dorfladen. Gleich nebenan entstand ein Café. Einmal in Fahrt gekommen, setzten die Einwohnerinnen und Einwohner auch die nächste Idee um. Otersen liegt am Aller-Radweg. Eine Fähre musste her, solarbetrieben natürlich. Gesagt, getan, seitdem können von Mai bis Oktober Radfahrer ins Dorf schippern. Den „Otsern“, wie sie sich nennen, geht es nicht allein um den Erhalt des Dorfladens.
    Die Dorfgemeinschaft und der Wille, etwas für die Zukunft ihrer Heimat zu tun, sind hier spürbar. Und nebenbei warten die täglichen Aufgaben: die Bewältigung des turbulenten Alltags einer Familie mit sechs Kindern, die Instandhaltung der alten Höfe, ein gefräßiges Reh, das im gepflegten Bauerngarten die Blumen mächtig reduziert, oder übel riechende Probleme wie die Entengrütze, die sich auf dem Dorfsee bedenklich ausbreitet. Doch die kreativen „Otser“ finden immer wieder einen Weg, um ihr idyllisches Heimatdorf an der Aller lebendig zu halten. Denn Otersen, da sind sich alle einig, ist ein kleines Paradies. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.10.2015NDR
  • Folge 2
    Punk, Heavy Metal, Nieten, Ketten und an jedem Finger einen Ring: Das ist Sascha Jatho, Mitte 20, aus Hemeln. Es klingt vielleicht furchterregend, ist es aber nicht. Im Gegenteil: Er singt im Männerchor Concordia, bläst das Horn im dorfeigenen Orchester, ist voll in das Dorfleben integriert. Sascha ist einer von knapp 1.000 Einwohner*nnen in Hemeln. Der idyllische Fachwerkort im Süden Niedersachsens galt einmal als das schönste Dorf Deutschlands. 1990 gewann Hemeln den bundesweiten Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. 2015, 25 Jahre später, bewirbt sich der Ort um den Titel „Unser Dorf hat Zukunft“.
    Die Hemelner um Bürgermeister Alfred Urhahn haben nur 90 Minuten Zeit, um die Prüfungskommission zu überzeugen. Da darf nichts dem Zufall überlassen werden. Hemeln schaut zuversichtlich in die Zukunft. Während viele andere Dörfer ausbluten, weil die Bewohner*innen in die Städte ziehen, konnte das Dorf diesen Trend vor einigen Jahren stoppen. Ein Grund dafür ist das ausgeprägte Wir-Gefühl. Rund 20 Vereine stärken den Zusammenhalt im Dorf. Der Höhepunkt des Jahres ist die Kirmes im Sommer.
    Vier Tage lang feiern die Hemelner. Der Umzug mit vielen geschmückten Wagen erinnert an den Karneval am Rhein. Jedes Jahr organisiert ein anderer Verein das Dorffest. Diesmal sind die Schützen dran. Auf den Vorsitzenden, den Dipl. Bauingenieur Ewald Lotze, wartet jede Menge Arbeit. Doch Hemeln hat auch Sorgen. Ein geplanter Windpark auf hessischem Boden droht die Landschaft zu verschandeln. Eine Bürgerinitiative um Forstwirtin Gabriele Niehaus-Uebel sucht im Gebiet nach Greifvogelnestern. Das ist die einzige Chance, um den Bau der Windräder doch noch zu verhindern. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.12.2015NDR
  • Folge 3
    Geflügel- oder Kaninchenzüchter, Angler, Schütze, Sportler, Sänger oder Kegler: Der echte Gehrder ist in fast jedem Verein Mitglied, egal ob aktiv oder passiv. Mit seinen Beiträgen unterstützt man das Dorfleben. Das gehört sich so. Und das ist mit ein Grund, dass viele jüngere Gehrder im Dorf bleiben und auch, dass die Gemeinde zusammenhält. Gehrde liegt im Südwesten Niedersachsens, zwischen Quakenbrück und Osnabrück. Die Region ist fruchtbar und die prächtigen Fachwerkbauernhöfe sind über die Grenzen des Artlandes hinaus bekannt.
    Von der Landwirtschaft allein lebt in Gehrde heute allerdings nur noch eine Familie, die Alswedes. Drei Generationen wohnen und arbeiten auf dem 300 Jahre alten Hof. Ein Glück für viele Gehrder ist Werner Böse, der mit seinem rollenden „Tante-Emma-Laden“ über Land fährt und die Dorfbewohner versorgt, die nicht in den umliegenden Orten einkaufen wollen oder können. Das absolute Highlight des Jahres ist das Schützenfest. Schon Wochen zuvor werden die Adler getischlert, die Blaskapelle übt zackige Märsche, Jungschützen schneiden unzählige Birkenreiser im Wald.
    Jung und Alt windet Eichenlaub zu Kränzen und alle gemeinsam schmücken die Straßen und Häuser. Mit „Horrido“ und „Hosasa“ wird dann drei Tage lang gefeiert. Nicht immer ganz einfach gestaltet sich das Zusammenleben mit den Spätaussiedlern aus Russland, von denen einige schon seit 30 Jahren in Gehrde leben. Viele von ihnen sind nicht in das Dorfleben integriert. Sie leben nach ihren eigenen, oft streng religiösen Regeln.
    Da etwas Verbindendes zu schaffen, das wird sicher eine der Aufgaben der jungen Pastorin sein, die seit kurzer Zeit in Gehrde lebt. Aber es gibt einen Lichtblick: die Sportjugend. Wenn die Jungen im Fußballverein gemeinsam kicken, ist es ihnen egal, ob ihre Eltern zu den zugezogenen oder den alteingesessenen Einwohnern zählen. Sie sind es, die Grenzen überwinden. Und auch wenn die Kicker sportlich vielleicht die eine oder andere Niederlage einstecken müssen: Jedes gemeinsame Spiel ist ein Sieg, für die Integration und die Zukunft des Ortes Gehrde. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.01.2016NDR
  • Folge 4
    Bülkau ist das längste Dorf im Norden, unscheinbar und doch außergewöhnlich. Mitten im Elbe-Weser-Dreieck erstreckt sich der Ort über 14 Kilometer an der Landesstraße 144. Viel Platz gibt es hier für die knapp 900 Einwohner. Wiesen und Weiden, wohin man blickt, frische Luft von der Nordsee und Himmel ohne Ende. Heile Welt, so scheint es auf den ersten Blick. Doch auch in Bülkau haben inzwischen die meisten Geschäfte Pleite gemacht, Post und Polizei gibt es schon lange nicht mehr und junge Leute ziehen weg.
    Doch das Dorf stemmt sich gegen die Entwicklung. Um Bülkau für die Jugend attraktiv zu machen, hat die Gemeinde eine groß angelegte Imagekampagne mit Feuerwerk und Junggesellenversteigerung geplant. „Damit der Nachwuchs kommt, muss man vorher erst mal Männlein und Weiblein zusammenbringen“, sagen die Organisatoren schmunzelnd. Bei den „Zukunftstagen“ will sich der Ort von seiner besten Seite zeigen. Die Hauptverkehrsstraße mitten in Bülkau wird gesperrt, und die Bewohner laden zu einem Picknick an einer 70 Meter langen Tafel.
    Traditionen werden gepflegt, das Dorfleben ist ausgeprägt, gefeiert wird gern und viel, zum Beispiel beim Schützenfest mit „Grün holen“ und „Bunt machen“. Das letzte Geschäft in Bülkau führt Bäckermeister Norbert Buck. Das ganze Dorf hofft, dass er den Betrieb noch lange halten kann. Tochter Helena ist mit Spaß dabei, trotz Schlafmangel und Dauerstress am Backofen. Ob sie die Bäckerei weiterführen wird, muss sich noch zeigen.
    Tischler Heinz von Rüsten hat sich für magere Zeiten ein zweites Standbein aufgebaut: Er ist der Bestatter von Bülkau. Beim Schützenfest hören alle auf sein Kommando. Bülkau ist traditionell von der Landwirtschaft geprägt. Landwirt Heinz-Wilhelm Woltmann hat seinen Hof umgestellt auf Biobetrieb. Die Milch von seinen 160 Kühen lässt sich gut vermarkten. Sorge bereiten ihm die Wölfe in der Umgebung. Wild wurde gerissen, auch Schafe. Bisher konnte er seine Kühe schützen. Er stand aber schon einmal einem Wolf Auge in Auge gegenüber. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.01.2016NDR
  • Folge 5 (90 Min.)
    Nur vom Landleben träumen? Das war Gero, Per, Sarah, Alexandra und vielen ihrer Nachbarn nicht genug. Aus Berlin, Hamburg, Stuttgart und Leipzig zogen sie aus der Stadt hinein in die Natur. Die Großstadtmüden haben im Wendland Wurzeln geschlagen. Der Ort Diahren ist ihr Zuhause, weitab von schnellem Internet, Autobahnen und moderner Infrastruktur. Noch vor zehn Jahren standen viele der alten Bauernhäuser im Dorf leer. Die Höfe waren für ein Leben von der Landwirtschaft zu klein geworden. Andere Jobs fehlten. Ein Umzug in die Städte war für viele Alteingesessene der letzte Ausweg.
    Für die Zugezogenen ist das ein Glück. Die Häuser sind groß, günstig und die Möglichkeiten scheinbar grenzenlos. Mittlerweile leben wieder 60 Menschen, darunter 14 Kinder, in Diahren. Die Erwachsenen finden neue Möglichkeiten, Geld zu verdienen und züchten nebenbei Rinder, mästen Schweine, betreiben ein kollektives Sonntagscafé und veranstalten Konzerte: Sie stellen das Dorfleben auf den Kopf. Die Alteingesessenen, die geblieben sind, bleiben meist auf Abstand, sehen dem Treiben aber wohlwollend zu. „Wie sähe das hier sonst aus?“, fragt Kai Wiegreffe.
    Die Familie des Landwirts bewirtschaftet seit zehn Generationen den Diahrener Boden. „Ohne die Zugezogenen wäre das hier ein Geisterdorf.“ Und dennoch kann er sie nicht richtig verstehen, zu unterschiedlich sind die Lebenswelten. Der Film geht der Frage nach, warum Diahren ein Dorf ist, in dem Menschen, die müde vom Leben in der Großstadt sind, gerne ihre Wurzeln schlagen und wie sie ihr alternatives Leben in der Provinz finanzieren. Er zeigt, dass man sich nicht verstehen muss, um sich zu mögen, und dass das Leben op’n Dörp vor allem eines ist: gesellig. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.02.2016NDR
  • Folge 6
    Dangast ist das einzige Dorf an der ostfriesischen Nordseeküste ohne Deich. Das schafft Weitblick. Vor über 200 Jahren wurde der kleine Ort zum ersten Nordseebad an der Küste. Die Farben, das Licht und die Landschaft zwischen Meer, Marsch und Moor lockten viele Künstler nach Dangast. Karl Schmidt Rottluff, Ernst Heckel und Franz Radziwill machten das Dorf in der Kunstszene bekannt. Es folgten die Aktionskünstler um Anatol, dem Beuys-Schüler. Bei ihren Kunstaktionen halfen die Dangaster Landwirte kräftig mit. Der Ort des Geschehens ist das alte Kurhaus. Trotzdem sind die Dangaster bodenständig geblieben. Dazu gehört auch Familie Funke. Auf dem Hof züchten sie Pferde, Rinder und Damwild. Die Tierzucht hat in Dangast Tradition.
    Traditionell sind auch heute noch das 200 Jahre alte Kurhaus direkt am Strand und der legendäre Rhabarberkuchen der Familie Tapken. Auf der Terrasse sitzen und das Spiel der Gezeiten erleben, das lockt viele Gäste an dieses Stück der Nordseeküste. Als Höhepunkt der Saison gilt das Watt En Schlick Fest am Strand. Glutrot geht die Sonne unter, das Watt schimmert silbern. Pralles Leben und die Nähe zur Natur: das ist Dangast. Aber über dem Ort schwebt der Plan für den Bau von 150 weiteren Ferienwohnungen. Das sehen viele Dorfbewohner kritisch. Sie halten es für die falsche Politik, dass Dangast um jeden Preis wachsen soll. Dangast soll weiterhin den Dangastern gehören. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.03.2016NDR

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