Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Tanzen unter der glitzernden Discokugel! Die neue Bewegung aus Amerika hatte auch Nordrhein-Westfalen fest im Griff und war vor allem durch den Film „Saturday Night Fever“ in aller Munde. John Travolta wurde zur Ikone der Zeit. Die Handlung des Films entsprach in etwa dem Lebensgefühl: Raus aus dem tristen Alltagsleben und für eine Nacht ein Star sein. Das Ruhrgebiet war besonders empfänglich für den neuen Trend. Denn der elektrisierende Sound stand im krassen Kontrast zur harten Arbeitsrealität der Kumpel. Auf der Tanzfläche konnte der Kohlestaub abgeschüttelt werden – und das jede Nacht.
    In einem Meer aus bunten Lichtern, Nebelschwaden und tanzenden Körpern. Zu den bekanntesten Discos zählte seinerzeit das „Flash Light“ in Gelsenkirchen: Das ehemalige Corso Kino wurde über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus bekannt. Gäste aus dem Münsterland, Köln oder den Niederlanden kamen in das unscheinbare Haus im Stadtteil Bulmke. Abend für Abend tauchten Jugendliche und junge Erwachsene ab in die Discowelt und tanzten bis in den frühen Morgen zum Sound der Zeit.
    Die Discomusik war Ausdruck eines neuen hedonistischen Lebensgefühls und stand für sexuelle Freiheit, Flucht aus der Routine und Spaß am Leben. Dieser unverwechselbare Sound inspiriert noch heute DJs und Produzenten. Selbst die Tagesschau berichtete seinerzeit: „Die Temperaturen und der Umsatz steigen in den 8.000 deutschen Diskotheken“. Reinhard Schwalm, der ehemalige Besitzer des „Flash-Light“, sorgte auch für Live-Auftritte und holte die Gruppe „Silver Convention“ schon vor ihrem großen Durchbruch ins „Flash Light“.
    Er wusste, was seinem Publikum gefällt. Er investierte in immer neue Soundanlagen und beschäftigte schon früh neben einem DJ auch einen „Licht-Jockey“. Die Dokumentation von Oliver Schwabe erzählt am Beispiel einer typischen Ruhrgebietsdisko die Geschichte eines Trends aus den USA, der die Menschen hier zum Tanzen brachte. Der Film lebt von den Erzählungen des ehemaligen Betreibers, den Kellner:innen und DJs sowie der Gäste. Zusammen mit der reichen Fülle des Archivmaterials lässt der Film diese für viele so prägende Zeit noch einmal aufleben. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.03.2022WDRDeutsche Online-PremiereDo 16.03.2023ARD Mediathek
  • Folge 2 (45 Min.)
    Das atomare Wettrüsten und die Bedrohung durch eine mögliche kriegerische Auseinandersetzung prägte das Leben ganzer Generationen. Dem NATO-Doppelbeschluss von 1979 folgte eine breite Protestwelle gegen die Pläne massiven Aufrüstens. Vor allem Nordrhein-Westfalen war Schauplatz von Demonstration Hunderttausender. Die große Demo im Bonner Hofgarten 1981 war für die Friedensbewegung ein erster Höhepunkt. Teilnehmerin Sarah Nemitz erinnert sich. Dazu gab es Initiativen wie den „Krefelder Appell“, unter anderem initiiert von Grünen-Ikone Petra Kelly und dem damaligen Jungdemokraten Christoph Strässer.
    Gleichzeitig gründeten sich zahlreiche Friedensgruppen, unter anderem am Niederrhein, wo die NATO Atomsprengköpfe lagerte. Immer wieder kam es zu Blockaden von Militärbasen. 1982 spielten im Bochumer Ruhrstadion „Künstler für den Frieden“. In Bonn gab es eine riesige Kundgebung vor 400.000 Menschen. Joseph Beuys sang „Sonne statt Reagan“. Und 1983 kamen dann sogar 500.000 Demonstrierende in den Bonner Hofgarten.
    Extrabreit-Sänger Kai Havaii erinnert sich an die Konflikte mit der Polizei und seinen Song „Polizisten“, der gerne als Provokation intoniert wurde. Deutschland baute Bunker und Zivilschutzanlagen. In Urft in der Eifel stand das Ausweichquartier der Landesregierung Nordrhein-Westfalens. Alles so geheim, dass selbst die Tochter des Bunkerwarts, Claudia Röhling, nicht wusste, wofür ihr Vater da zuständig war. Doch nicht alle Anlagen boten ausreichend Schutz. Die Zivilschutzanlage in Köln-Kalk hätte nur für zwei Wochen Sicherheit geboten.
    Für die Zeit danach gab es keine Pläne. In anderen Orten arrangierte man sich mit den NATO-Quartieren vor der Haustür. Denn diese sorgten auch für gute Umsätze bei den lokalen Betrieben. Davon berichtet die Bäckerfamilie Pennartz in Geilenkirchen. Sie backten auch für die AWACs-Base. Und Tochter Karin verliebte sich sogar in einen der US-Soldaten und heiratete ihn. Mitte der 80er war dann die Zeit beginnenden Tauwetters. Gorbatschow regierte in Moskau, DDR-Staatschef Honecker besuchte erstmals die Bundesrepublik und Schulklassen begaben sich auf Klassenfahrt nach Berlin.
    Auch Autor Frank Goosen machte sich damals mit seinen Mitschülern auf den Weg. In der Dokumentation von Wilm Huygen begeben wir uns auf eine Zeitreise in die 1970er und 1980er Jahre. Der Film zeigt die aus heutiger Sicht teilweise absurd erscheinenden Blüten des atomaren Wettrüstens. Die Zeitzeugen erzählen bedrohliche und spannende Geschichten und zeigen zugleich die Ambivalenz der Zeit zwischen Angst und Aufbruch. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 25.03.2022WDR
  • Folge 3 (45 Min.)
    Jung sein in den 80ern – dazu gehörte auch der eigene Weg in die Welt: mobil sein, reisen für wenig Geld, mit wenig Komfort. Per Interrail durch Europa, Trampen nach Paris, Asien oder den Süden entdecken. In einer Zeit, bevor die Billigflieger in NRW starteten, fuhr man aus OWL nach Ostberlin, um dort in den ungarischen Flieger zu steigen, oder von Köln nach Lüttich für den Flug in den Süden. Jugendreisen im klapprigen Bus mit Übernachtungen im 12er-Zelt oder Campen am Strand: Urlaubsfeeling in den 80ern. Oder man fuhr mit dem eigenen Auto – oft zusammengehalten vom guten Willen und Karosseriespachtel – mit Reiseschecks und ADAC Kartenpaket über die Alpen.
    Für manche Reisen reichten die Ferien nicht aus: Die Schauspielerin Ann Kathrin Kramer, damals gerade volljährig, blieb gleich Monate auf Rhodos und finanzierte sich, indem sie Touristen portraitierte. Und die Düsseldorferin Ela Eiselein entdeckte im türkischen Bodrum ihre Leidenschaft für Schmuckdesign. Sie blieb fünf Jahre und hat heute einen Schmuckladen in Düsseldorf. Filmemacher Heiko Schäfer hat sich auf diese vergnügliche Reise in die 80er Jahre gemacht. Er hat Menschen getroffen, die es tatsächlich ohne Smartphone und Navi in ferne Länder geschafft haben; wie Ludger Deckers.
    Er trampte damals über den berüchtigten „Autoput“ bis nach Istanbul, um dort in einem Work-Camp zu arbeiten. Die junge WDR-Autorin Beatrix Wilmes fuhr mit ihrer Kollegin Rosemarie Jahnke per Anhalter nach Paris und machte daraus eine Reportage für „Hier und Heute“. Sie erzählt in der Heimatflimmern-Dokumentation, was damals hinter den Kulissen passierte. Entstanden ist eine unterhaltsame filmische Urlaubsreise durch die 80er Jahre – in vollen Zügen, über staubige Straßen, immer Richtung Süden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 01.04.2022WDR

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Jung in den 80ern online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…