Aufbruch & Umbruch /​ Die Freiheit der Kunst – Klimt, Stuck und Liebermann im Wien Museum /​ Noch ist Polen nicht verloren – Kulturwandel in Warschau /​ Israels Eiserne Lady – Helen Mirren als Golda Meir

45 Min.
Clarissa Stadler. – Bild: ORF 2
Clarissa Stadler.
Die Freiheit der Kunst – Klimt, Stuck und Liebermann im Wien Museum Zum Fin de siècle, mit dem Aufbruch der Moderne, drängten die Avantgarden, zu denen der Symbolist Franz von Stuck, der Impressionist Max Liebermann und der Jugendstilmaler Gustav Klimt, zählten, nach inhaltlicher wie institutioneller Freiheit. Bisher hatten ständisch organisierte Künstlervereinigungen den akademischen Ton und auch die tradierte Stilistik vorgegeben. Die Folge: es kam zu Abspaltungen, den Secessionen. Stuck, Klimt und Liebermann standen an der Spitze der drei Secessionen, die 1892 in München, 1897 in Wien und 1899 in Berlin als Gegenentwurf, als Protestbewegung zum prüden, traditionsverhaftetem Kunstgeschmack des wilhelminischen und habsburgischen Kaiserreichs.
Ihr Credo war die Vielfalt der Kunststile, ihr Ziel, progressive Kunst aus dem Ausland vorzustellen und nationale Künstler auch international zu vernetzen. Schnell wurden die Ausstellungen damit zu einem Ort, an dem die neueste avantgardistische Kunst anzutreffen war und es ums Sehen und Gesehen-werden ging – ein kulturelles Ereignis, das man sich in Kunst- und Künstlerkreisen nicht entgehen lassen durfte.
Die Aura des Elitären, die diese Ausstellungen aufgrund von strengen Auswahlverfahren umgab, trug dabei eher noch zu ihrer Anziehungskraft bei. In gewisser Weise waren die Secessions-Ausstellungen damit übrigens auch Vorläufer heutiger Kunstbiennalen und eine Marke, die dem Fortschritt verpflichtet war. Das Neue, Unangepasste sorgte prompt für immer größeres Publikumsinteresse, heute sind die Bilder der Secessionisten weltweit Publikumsmagneten. Es ist ein Blockbuster mit Tiefgang, den der designierte Albertina-Chef Ralph Gleis für das Wien Museum ermöglicht hat.
Als Noch-Chef der Berliner Nationalgalerie wandert seine Ausstellung „Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann“ jetzt in das Haus, an dem er jahrelang Kurator war. Noch ist Polen nicht verloren – Kulturwandel in Warschau Bei der Parlamentswahl im Oktober 2023 wurde Polens rechtsnationale Partei PiS – „Recht und Gerechtigkeit“ – , die in ihrer achtjährigen Regierungszeit mit rechtspopulistischer Politik Demokratie und Rechtsstaatlichkeit demontierte, zwar erneut stärkste Kraft, fand aber keinen Koalitionspartner.
Die Wählerschaft sorgte für einen Machtwechsel, indem sie ein Bündnis der Opposition mit einer Mehrheit im Sejm ausstattete. Der neue liberal-konservative Ministerpräsident und glühende Europäer, Donald Tusk versucht, mit seiner Koalition zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zurückzukehren und einen Kulturwandel in seiner tief gespaltenen Heimat zu evozieren. Er löste etwa die öffentlich-rechtlichen Medien auf, erklärte die umstrittene Justizreform als verfassungswidrig und will die EU Skepsis des Landes überwinden.
Wie sehen Kunst- und Kulturschaffende die Veränderungen? Etwa der Anchorman des Nachrichtensenders Teleexpress Maciej Orłoś, der kurz nach der Machtübernahme der PiS-Regierung seinen Job verloren hatte und jetzt wieder an Bord ist, oder die Kuratorin Marta Czyz, die den Polen-Pavillon auf der 60. Biennale verantwortet und den ursprünglich dafür vorgesehenen rechtsgerichteten Maler durch ein ukrainisches Kollektiv ersetzte. Der kulturMontag mit einer Reportage aus Warschau.
Israels Eiserne Lady – Helen Mirren als Golda Meir Sie ist eine schauspielerische Kampfnatur, wurde als „Queen“ mit dem Oscar prämiert und begibt sich in ihrem neuen Film auf eine Höllenfahrt in den Polit-Abgrund. Dame Helen Mirren hat immer schon gewagte Rollen geliebt. In Guy Nattivs Film „Golda“ spielt sie jetzt die legendäre erste Ministerpräsidentin Israels, Golda Meir. Diese war eine Zionistin aus Überzeugung und hatte in Israel den Spitznamen „Eiserne Frau“, zeigte Härte gegenüber den arabischen Nachbarn und war Israels erste und bisher einzige Ministerpräsidentin.Für den Staatsgründer und ersten Ministerpräsidenten des jungen Landes, David Ben Gurion, war sie schon zum Zeitpunkt der israelischen Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai 1948 „der einzige wirkliche Mann“ in seinem Kabinett.
Trotz der ihr nachgesagten Unbeugsamkeit zerbrach die 1898 in Kiew als Golda Mabowitsch geborene Politikerin am Jom-Kippur-Krieg des Jahres 1973, der für Israel beinahe katastrophal endete. Der israelische Regisseur Guy Nattiv liefert mit „Golda“ kein Biopic, sondern ein Kammerspiel über jenes dunkle Kapitel des dreiwöchigen Krieges, der am 6. Oktober 1973, am höchsten jüdischen Feiertag, das jüdische Volk kalt erwischte.
In seinem Film geht es um die Frau, die sich in einer brandgefährlichen Situation in einer Männergesellschaft behaupten muss. Dass sich Nachbarstaaten wie Syrien und Ägypten genau jenen Tag für ihre Invasion ausgesucht hatten, ohne dass Israels Geheimdienst und Militär etwas ahnten bzw. eindeutigen Warnungen nachgingen, ist der Stoff, der „Golda“ besondere Brisanz verleiht. Welche Parallelen lassen sich von damals zu heute ziehen? (Text: ORF)

Cast & Crew

Moderation: Peter Schneeberger

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