Dokumentation in 2 Teilen (Deutsche Fassung), Folge 1–2

  • Folge 1
    Die römisch-katholische Kirche ist im 15. Jahrhundert eine Weltmacht, deren Einfluss weit über Glaubensfragen hinausgeht. Doch ihre Protagonisten folgen selbst schon lange nicht mehr den eigenen Dogmen. Ein kleiner Mönch aus Wittenberg fordert diese Macht nach intensivem Bibelstudium heraus und entfacht damit eine Revolution, die rasch in ganz Europa um sich greift und die Grundfesten bisheriger Überzeugungen ins Wanken bringt. Es geht um nichts weniger als um das Verhältnis zwischen Mensch und Gott, und somit auch um Macht, Herrschaft und Gehorsam und um die Freiheit. Der Reformator Luther wird zum Staatsfeind Nummer eins.
    Er kann sich der Todesdrohung eines verbannten Ketzers entziehen, doch seine Ideen haben sich längst verselbstständigt. Es kommt zum blutigen Bauernaufstand in Deutschland. Die herrschende Ordnung wird infrage gestellt. In England löst der Protestantismus unter König Henry VIII. den Katholizismus ab, mit der Folge eines zerstörerischen Kultur- und Kirchenkampfes. In der Schweiz radikalisiert ein Prediger Luthers Lehre: Johannes Calvin. Doch die Ansichten der beiden Reformer sind sehr unterschiedlich: Während Luther einen gütigen Gott predigt, sieht Calvin jegliche menschliche Entwicklung als von einem unerbittlichen Gott vorherbestimmt und unabänderlich.
    Seine Lehre legt den Grundstein für den Glauben, auserwählt zu sein, und für das Sendungsbewusstsein späterer religiöser und politischer Eiferer, aber auch für den Siegeszug des modernen Kapitalismus. Doch zunächst muss sich der Protestantismus in Europa gegen die Macht von Kirche und Staat durchsetzen. Erbitterte Glaubenskriege, bei denen es in Wirklichkeit um Macht und Vorherrschaft geht, fordern Hunderttausende Opfer. Der 30-jährige Krieg verheert fast ganz Europa, dezimiert die Bevölkerungen mächtiger Reiche. Und am Ende wird nichts mehr so sein wie vor Luther. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.12.2014NDR
  • Folge 2
    Nach den verheerenden Auswirkungen, die Luthers und Calvins Gedankengut auf die kontinentaleuropäische Politik hatte und die erst mit dem Westfälischen Frieden einen vorläufigen Endpunkt fanden, kam es in England zu einer blutigen Revolution: König Charles I. wurde gestürzt und enthauptet. Als Folge bitterer Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen. Die Puritaner, die bisher in England einflussreiche strenggläubige Protestanten waren, suchten ihr Glück in der Neuen Welt und legten dort durch Fleiß und Disziplin die Grundlagen für eine weitere Revolution: die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung vom englischen Mutterland.
    Doch die siegreichen Revolutionäre gerieten in ein religiös nicht auflösbares Dilemma: Ihr Reichtum fußte unter anderem auf Sklaverei. Diese stand zwar nicht im Widerspruch zur Bibel, doch zu den selbst aufgestellten Grundwahrheiten der amerikanischen Verfassung. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Unabhängigkeit beendete ein blutiger Bürgerkrieg die Sklaverei. Und erst ein weiteres Jahrhundert danach setzte ein Babtistenprediger, der den Namen des großen Reformators trägt, an der Spitze einer machtvollen Bürgerrechtsbewegung die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung in den USA durch: Martin Luther King jr.
    Das Gedankengut, das Luther einst entwickelt hatte, fand in den USA immer mehr Anhänger und gewann immer mehr politischen Einfluss. Die Bewegung der Evangelikalen wurde zu einer religiös-politischen Kraft, die das Handeln selbst von Präsidenten wie Jimmy Carter, Ronald Reagan und George W. Bush bestimmte und gegen die Wahlen in den USA offenbar nicht mehr zu gewinnen waren.
    Protestantismus und Puritanismus zeichneten sich durch ein hohes Arbeitsethos aus. Ohne diesem wäre der Reichtum der großen Industrienationen, allen voran die USA, nicht möglich gewesen. In der Wissenschaft legte der Protestantismus den Weg frei für Erfinder und Entdecker wie Issac Newton oder James Watt, aber er führte auch zu erbitterten gesellschaftlichen Debatten, die bis heute geführt werden. So wirkt Luthers Revolution fort, weit über die Glaubenslehre. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.12.2014NDR

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