Folge 2

  • 2. Fortschritt der Technik

    Folge 2
    An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kam die Physik in die Medizin. Die erste medizinische Röntgenaufnahme der Welt wurde in Wien präsentiert und viele Pioniere der Bildgebung und der Strahlenmedizin waren Österreicher, nicht wenige zahlten einen hohen Preis für ihre Erkenntnisse. Guido Holzknecht (er entwickelte u.a. das Dosimeter, das heute noch im medizinischen Bereich unverzichtbar ist) starb nach langem Leiden und vierundsechzig verstümmelnden Operationen wegen Strahlenschäden 1931 an Krebs. Der Physiker Victor Franz Hess verlor wenigstens nur einen Daumen als er sich bei gewagten Ballonfahrten in großer Höhe mit der Erforschung der kosmischen Strahlung befasste, wofür er 1936 den Nobelpreis erhielt.
    Im Ersten Weltkrieg leitete Hess die Röntgenabteilung eines Reservelazaretts und exportierte sein Wissen bereits in den 1920er-Jahren in die USA, wo er an der Erforschung der medizinischen Anwendung von Radium arbeitete. Anton von Eiselsberg wiederum erhob die Röntgenologie zur selbständigen Wissenschaft. Während des Ersten Weltkriegs war Eiselsberg als Operateur an den Fronten tätig und nahm größten Einfluss auf die Kriegschirurgie.
    Die Röntgenstrahlen bewiesen dann auch die Wirksamkeit der neuen Heilverfahren, mit denen Adolf Lorenz weltberühmt und wohlhabend wurde: Der Vater des Nobelpreisträgers Konrad Lorenz war einer der ersten Orthopäden Europas. Mit den von ihm erfundenen Methoden zur unblutigen Behandlung von Klumpfüßen und Hüftdysplasien wurde er nicht nur in Österreich, sondern auch in den USA zu einem vielbeschäftigen Arzt und dort nicht weniger berühmt als Albert Einstein. Zu Beginn des 1.WKs richtet Lorenz die erste Orthopädische Abteilung am AKH ein.
    Mit Röntgenapparaten entwickelte zu dieser Zeit auch Lorenz Böhler an der Alpenfront die Grundlagen der modernen Unfallchirurgie. Julius Hochenegg wiederum verbesserte die Krebschirurgie, errichtete ein Röntgeninstitut
    und gründete 1909 mit Anton Eiselsberg die ersten Unfallstationen der Welt an der I. und II. Univ.-Klinik für Chirurgie im AKH. Mit mehreren Kollegen gründete er 1910 die k&k österreichische Gesellschaft für Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit, die Vorläuferorganisation der Österreichischen Krebshilfe.
    Ein Nachfolger dieser Mediziner ist Christoph Zielinski, der 1998 die Patienteninitiative „Leben mit Krebs“ zur Enttabuisierung von Krebserkrankungen gründete. Krebsbehandlung und Strahlen gehen also Hand in Hand. Die medizinische Anwendung eines weiteren bildgebenden Verfahrens wurde ebenfalls von einem Österreicher entdeckt: Der Wiener Neurologe Karl Dussik erforschte während des 2. Weltkrieges unter schwierigsten Umständen die Möglichkeiten zur Diagnostik mittels Ultraschall.
    Er war der erste Arzt, der diese – eigentlich aus dem militärischen Bereich stammende – Technologie einsetzte, um in menschliches Gewebe „hineinschauen“ zu können. Aus der Zweckgemeinschaft von Medizin und Physik wuchs die heutige High-Tech-Medizin und österreichische Unternehmen haben hier bis heute Spitzenpositionen. In Treibach-Althofen arbeitet ein vom Physiker und Erfinder des Glühstrumpfs Auer-Welsbach gegründetes Unternehmen an den Grundstoffen für künstliche Gelenke, Zahnimplantate aber auch an neuen Methoden für die Krebstherapie.
    Treibacher entwickelt Elektroden, die Wechselfelder unter der Schädeldecke erzeugen und so das Wachstum von Gehirntumoren bremsen oder stoppen können. Und auch bei Medaustron in Wiener Neustadt wird die enge Verbindung von Physik und Medizin heute für High-Tech-Behandlungen genutzt. Vor der Tumorbehandlung mit Ionenstrahlen legt ein dafür entwickelter Spezialroboter auf einen halben Millimeter genau die exakte Positionierung der Patienten fest. Ohne die bahnbrechenden Arbeiten der physikbegeisterten österreichischen Ärzte vor mehr als hundert Jahren, wäre all das undenkbar. (Text: ARD alpha)
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