„Big Brother“: Borris Brandt kritisiert die Produzenten

Ex-Endemol-Chef will keine „nuschelnden Pornospinner“

Michael Brandes – 03.11.2010

"Big Brother": Borris Brandt kritisiert die Produzenten – Ex-Endemol-Chef will keine "nuschelnden Pornospinner" – Bild: RTL II

Ende der 90er Jahre traf sich Borris Brandt mit Endemol-Chef John de Mol bei einem Glas Buttermilch und kaufte als weltweit erster Programmdirektor für seinen damaligen Sender ProSieben das revolutionäre TV-Format „Big Brother“ ein. Die Geburtsstunde des Reality-TV verpasste ProSieben dann allerdings, weil nach dem Zusammenschluss des Senders mit Sat.1 und kabel eins der neue Vorstand Ludwig Bauer nichts mit dem Format zu tun haben wollte: „Reality ist kein Fernsehen, das will keine Sau sehen“, soll Bauer laut Brandt gesagt haben. „Big Brother“ landete schließlich bei der RTL-Gruppe, und als späterer Geschäftsführer von Endemol war Brandt dann zwischen 2001 und 2008 doch noch maßgeblich mitverantwortlich für die Entwicklung des Reality-TV-Klassikers.

In seiner Medienkolumne für die Internetseite „TV Matrix“ blickt Brandt jedoch nicht nur auf seine Vergangenheit mit „Big Brother“ zurück, er kommentiert auch die aktuelle Diskussion um die bislang nicht erfolgte Verlängerung. Ob es eine weitere Staffel bei RTL II geben wird, steht noch in den Sternen (fernsehserien.de berichtete). Die vergangene Staffel brachte RTL II zwar gute Quoten, aber auch jede Menge Unzufriedenheit aus dem treuen Fanlager der Sendung, das unter anderem den deutlichen Trend Richtung Doku-Soap und das wenig transparente Voting-System beklagt.

Qualitativ ist die Sendung ohnehin auf dem Tiefpunkt angelangt. Das sieht auch Brandt, der in BB-Fankreisen einen guten Ruf hat, weil er zu jenen Programmgestaltern zählt, die sich noch für die Inhalte der von ihnen verantworteten Sendungen interessieren. Nachdem er 2008 Endemol verlassen hat, habe er „mit Grausen“ die weitere Entwicklung verfolgt: „Meine Exkollegen haben gleich alles das gemacht, was ich immer verhindert habe. Viel Duschen mit Zooms auf Brüste. Dazu schwülstige Musik. Pornoschlampen mit Prämien für Geschlechtsakte, nur noch Menschen mit Tattoos, alles weit entfernt von dem, was ‚Big Brother‘ sein muss … nachvollziehbar … emotional verständlich … bindend.“ Wer aber „soll sich denn mit einem nuschelnden Pornospinner identifizieren“ und wer „will eingeseifte Brüste sehen, außer ein paar Onanisten, die weit außerhalb der Zielgruppe liegen“, schreibt Brandt. Als BB-Fan habe er versucht, mit den Verantwortlichen zu sprechen, das sei aber nicht erwünscht gewesen.

Brandt äußert sich auch zum umstrittenen Hauptdarsteller der vergangenen Staffel. Ein Porno-Akteur, der dem Fernsehen zuvor nur als Witzfigur in Castingshows diente, wurde mit allen Tricks und Kniffen, die Fernsehredakteuren zur Verfügung stehen, zum Volksidol emporgehoben. Beängstigend viele Zuschauer folgten blind dem redaktionellen Diktat und waren um so empörter, als der Kandidat dann doch noch kurz vor dem Finale fallengelassen wurde. Nur mit „viel, viel ‚Mühe‘ hat man dann verhindert, dass der feine Herr Porno-Klaus die Staffel gewinnt“, kommentiert Brandt. „Da hat wohl irgendjemand doch noch nachgedacht, aber eben leider zu spät.“

Für den „Big Brother“-Niedergang macht Brandt „dumme, einseitige, geile Producer“ verantwortlich, die fatalerweise sexuelle Inhalte in den Vordergrund stellen: „Sex lässt die Hausfrau, überhaupt Frauen und die Gemeinschaftsgucker, die Familien wegzappen und verhindert den Werbespotverkauf. Und es ruiniert das Image.“

Die aktuelle Situation bedauert Brandt, der sich gern auf eine „tolle, saubere, spannende Staffel gefreut“ hätte. Dem Sender RTL II gibt er dennoch unentgeltlich ein paar Ideen mit auf den Weg. Etwa den Einkauf des Endemol-Formats „Der goldene Käfig“, das 2007 in den Niederlanden für Furore sorgte (fernsehserien.de berichtete). Oder ein Dating-Reality-Format mit „echten Singles“ und „echter Liebe“. Oder ein „Big Brother“-Comeback als Sommerevent: „Gut aussehende Menschen, Beach Club feeling, 70% Außenaufnahmen, Love & Sexiness, ein paar spannende Challenges und ein neues Voting-System“.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Nachtreten wird im Fussball doch mit einer gelben, wenn nicht sogar einer roten Karte bestraft! Brandt ist augenscheinlich schlecht im Geschäft wenn er so Aufmerksamkeit erzielen will!
    • am via tvforen.de

      wunschliste.de schrieb:
      -------------------------------------------------------
      > Und es ruiniert
      > das Image.

      Image? Wie bitte? Seit wann verfügt RTL II über ein gutes Image? Der Laden sendet doch seit jeher unter dem Motto: "Ist der Ruf erst ruiniert, sendet's sich ganz ungeniert".... ;-)
      • am via tvforen.de

        wunschliste.de schrieb:
        -------------------------------------------------------
        > Für den "Big Brother"-Niedergang macht Brandt
        > "dumme, einseitige, geile Producer"
        > verantwortlich, die fatalerweise sexuelle Inhalte
        > in den Vordergrund stellen: "Sex lässt die
        > Hausfrau, überhaupt Frauen und die
        > Gemeinschaftsgucker, die Familien wegzappen und
        > verhindert den Werbespotverkauf. Und es ruiniert
        > das Image."

        Schön und gut, aber wie bitte passt das zu seiner darauf folgenden Aussage:

        > Oder ein "Big Brother"-Comeback
        > als Sommerevent: "Gut aussehende Menschen, Beach
        > Club feeling, 70% Außenaufnahmen, Love &
        > Sexiness, ein paar spannende Challenges und ein
        > neues Voting-System".
        >

        Da fordert er ja auch wieder "Love & Sexiness".
        • am via tvforen.de

          tr33 schrieb:
          -------------------------------------------------------
          > wunschliste.de schrieb:
          > --------------------------------------------------
          > -----
          > > Für den "Big Brother"-Niedergang macht Brandt
          > > "dumme, einseitige, geile Producer"
          > > verantwortlich, die fatalerweise sexuelle
          > Inhalte
          > > in den Vordergrund stellen: "Sex lässt die
          > > Hausfrau, überhaupt Frauen und die
          > > Gemeinschaftsgucker, die Familien wegzappen und
          > > verhindert den Werbespotverkauf. Und es
          > ruiniert
          > > das Image."
          >
          > Schön und gut, aber wie bitte passt das zu seiner
          > darauf folgenden Aussage:
          >
          > > Oder ein "Big Brother"-Comeback
          > > als Sommerevent: "Gut aussehende Menschen,
          > Beach
          > > Club feeling, 70% Außenaufnahmen, Love &
          > > Sexiness, ein paar spannende Challenges und ein
          > > neues Voting-System".
          > >
          >
          > Da fordert er ja auch wieder "Love & Sexiness".


          Mit gutaussehenden Menschen scheint das für ihn ok zu sein ;-)))
        • am via tvforen.de

          Na da muss man aber erst mal drauf kommen, das die Zielgruppe für häsliche Menschen beim Sex zu klein ist für einen dauerhaften Quotenerfolg. :)
      • am via tvforen.de

        Ich bin überrascht dass sich überhaupt noch jemand für BB interessiert.
        • am via tvforen.de

          Vorsicht mit solchen Aussagen, da wird man ganz schnell zum Arte-Zuschauer der sich für was besseres hält ;))

          Gruss/Huk
        • am via tvforen.de

          Nö, ARTE befindet sich nicht auf meiner Tastatur.^^
          Ich habe die ersten 2 Staffeln gerne geschaut, auch wenn meine Freunde mich immer noch dafür hassen, dass ich am Tag des Finales der ersten Staffel geheiratet habe und sie es somit nicht sehen konnten.;O))))

          Alles was danach kam war nur noch extremer in allem, noch reisserischer, noch bekloppter.
          Aber es soll ja auch Leute geben die sich die Alm und Dschungelkamp anschauen, diese Leute wollen ja auch bedient werden.^^
        • am via tvforen.de

          Die ersten beiden Staffeln waren ok, was neues, kannte man so noch nicht, aber danach wurde all das bedient was im Opener dieses Thread´s angesprochen wurde..... übrigens, Arte ist nicht so schlecht wie sein Ruf.....

          Gruss/Huk
        • am via tvforen.de

          Hinzundkunz schrieb:
          -------------------------------------------------------
          > Die ersten beiden Staffeln waren ok, was neues,
          > kannte man so noch nicht, aber danach wurde all
          > das bedient was im Opener dieses Thread´s
          > angesprochen wurde..... übrigens, Arte ist nicht
          > so schlecht wie sein Ruf.....
          >
          > Gruss/Huk

          Hat Arte einen schlechten Ruf?
          Da ist wohl was an mir komplett vorbei gegangen. ;)
        • am via tvforen.de

          Nicht in meiner Welt aber hier gibt es ein paar Experten, die dies gern so sehen wollen !

          Gruss/Huk
      • am via tvforen.de

        Tja, ich glaube aber auch, dass wenn man solche Leute wie Alida und Jürgen beschäftigt, die inzwischen eher als "Abzocker der Nation" gelten, wird man auf Dauer keinen Erfolg mehr haben. Also, das ist einer von vielen Gründen, aber sicher ein Wichtiger!
        • am via tvforen.de

          "Pornoschlampen mit Prämien für Geschlechtsakte," - Interssant. Das bestätigt, was einige schon vermutet hatten.
      • am via tvforen.de

        wunschliste.de schrieb:
        -------------------------------------------------------
        >"Für den "Big Brother"-Niedergang
        > macht Brandt "dumme, einseitige, geile Producer"
        > verantwortlich, die fatalerweise sexuelle Inhalte
        > in den Vordergrund stellen: "Sex lässt die
        > Hausfrau, überhaupt Frauen und die
        > Gemeinschaftsgucker, die Familien wegzappen und
        > verhindert den Werbespotverkauf. Und es ruiniert
        > das Image."


        Da musste Herr Brandt innerlich wohl herzlich lachen, oder hatte er mit "dumme, einseitige, geile Producer" von sich selbst in der Mehrzahl gesprochen?


        Wir erinnern uns:

        „Es ist auch möglich, dass es zu einem Zeugungsakt kommt und das Kind dann in der Sendung ausgetragen wird. Zeit genug ist ja.“

        „Wir haben schon 20 Blowjobs gezeigt, ohne dass sich jemand aufgeregt hätte.“

        Borris Brandt 2004 im Interview mit der "Neuen Revue"


        Soviel dazu.

        weitere Meldungen