Stephanie Stumph: „Ich hatte immer noch genügend Freiheiten, einfach Kind zu sein“

Interview über „Stubbe“-Comeback, Vater-Tochter-Beziehung und Frauenquote

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 29.01.2021, 10:03 Uhr

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Vater Wilfried Stubbe (Wolfgang Stumph) und Tochter Christiane (Stephanie Stumph) ZDF/​Rudolf Wernicke

fernsehserien.de: Ich habe anlässlich des neuen „Stubbe“-Specials auch mit deinem Vater gesprochen – und er hat wirklich einige schöne Dinge über dich gesagt. Daher würde ich jetzt auch umgekehrt gerne von dir wissen: Welche Eigenschaften schätzt du an deinem Vater besonders?

Stephanie Stumph: Ich schätze an ihm sehr, dass er alle Menschen immer respekt- und liebevoll behandelt. Und, dass er keine Schauspieler-Attitüde hat, zielstrebig und ehrgeizig ist und weiß, sich durchzusetzen. Das sind alles Dinge, die ich versucht habe zu übernehmen. Auch als Vater hat er nichts groß falsch gemacht. Mir hat es nicht an Liebe und Aufmerksamkeit gefehlt. Er hatte immer ein offenes Ohr, wie natürlich auch meine Mutter. Das haben beide schon sehr gut hingekriegt, mich und meinen Bruder selbstbewusst und selbstbestimmt großzuziehen und uns die richtigen Werte und Normen zu vermitteln.

Gibt es auch berufliche Ratschläge, die dir dein Vater mit auf den Weg als Schauspielerin gegeben hat?

Stephanie Stumph: Na klar, er gibt mir auch heute noch Ratschläge. Das können Eltern nie ablegen, glaube ich, und die sind ja immer auch gut gemeint. Mit 36 Jahren bin ich natürlich nicht beratungsresistent, aber ich muss auch nicht mehr alles befolgen (lacht)!

Worin seid ihr euch sehr ähnlich und wo seid ihr völlig unterschiedlich?

Stephanie Stumph: Im Großen und Ganzen sind wir uns tatsächlich sehr ähnlich, vor allem was Arbeitsmoral, Disziplin, Ehrgeiz, Respekt gegenüber anderen Menschen und was den Anspruch an uns selbst und an die Arbeit betrifft. Aber ich bin nun mal 36 und er 75, da ist es denke ich ganz normal, dass es auch gewisse Themen gibt, über die wir anders denken.

Wolfgang und Stephanie Stumph gemeinsam bei „Wer weiß denn sowas?“ ARD/​Morris Mac Matzen

Zum Beispiel hat dein Vater im Gegensatz zu dir keinen Instagram-Account.

Stephanie Stumph: (lacht) Das würde ich auch wirklich strange finden, wenn er plötzlich Fotos von sich in stylishen Klamotten posten würde und zu TikTok-Videos tanzt! Das wäre schon sehr befremdlich (lacht)!

Dein Vater hat vor einigen Jahren mal gesagt, dass er es trotz lukrativer Angebote stets abgelehnt hat, Werbung zu machen. Ich kann mich ehrlich gesagt auch nicht an einen Werbespot mit dir erinnern. Hast du diese Einstellung von ihm übernommen?

Stephanie Stumph: Das ist bei mir eine andere Ausgangssituation. Mein Vater kommt ja ursprünglich aus der politischen Kabarettszene und da hätte es zur damaligen Zeit nicht zu seinem künstlerischen Anspruch gepasst, Werbung zu machen. Man muss das ja auch vertreten können und zu dem Produkt stehen. Ich bin ehrlich gesagt auch jedes Mal froh, meinen Vater nicht als Pappaufsteller im Schaufenster eines Geschäfts zu sehen, um ein Hörgerät, ein Medikament oder eine Versicherung zu bewerben. Da bin ich schon irgendwie stolz auf ihn, dass er dieser finanziellen Versuchung nicht erlegen ist und seinen Prinzipien treu bleibt.

Und wie sieht das bei dir aus?

Stephanie Stumph: Bei mir ist das was anderes. Wir wachsen ja in einer ganz anderen Zeit auf mit Instagram und Co. Ich bin da generell offener, aber es muss dann schon ein Produkt sein, das zu mir passt und hinter dem ich stehen kann. Bei mir gab es bisher jedenfalls auch keine Gutscheincodes wie „Stephanie15“ (lacht)!

Im Gegensatz zu vielen Kolleginnen von dir, die teilweise sehr exzessiv Werbung bei Instagram machen.

Stephanie Stumph: Ja, die verdienen aber auch wirklich hauptsächlich damit ihr Geld und sind selbst Social-Media-Produkte. Ich habe noch einen richtigen Job und arbeite auf Lohnsteuerkarte. Das ist auch mein eigener Anspruch. Ich lehne es nicht kategorisch ab, aber wenn ich mal Werbung machen sollte, dann wirklich sehr selektiert.

Stephanie Stumph mit ihren „Der Alte“-Kollegen Jan-Gregor Kremp (l.) und Ludwig Blochberger (r.) ZDF/​Erika Hauri

In letzter Zeit wird verstärkt über das Thema Frauenquote gesprochen und die Forderung, dass Frauen im Schauspiel- und Entertainmentgeschäft sichtbarer werden müssen. Was ist deine Meinung zu diesem Thema? Wurden dir bei deiner Karriere mehr Steine in den Weg gelegt, weil du eine Frau bist?

Stephanie Stumph: Ganz spontan würde ich sagen: nö. Natürlich gab es Steine im Weg, aber die gehören auch dazu und waren nicht auf mein Geschlecht bezogen. Ich finde es toll, dass es Frauen gibt, die stellvertretend für Emanzipation und Gleichberechtigung einstehen. Es ist auch für mich überhaupt nicht rational erklärbar, wieso eine Frau bei gleicher Leistung weniger verdienen soll als ein Mann, egal in welchem Beruf. Da sehe ich viel Ungerechtigkeiten und Verbesserungsbedarf. Mit der Forderung nach einer Frauenquote tue ich mich allerdings ein bisschen schwer. Ich finde es eigentlich wahnsinnig erniedrigend, dass es eine Frauenquote geben muss, weil es nicht selbstverständlich ist, dass eine Frau einen bestimmten Job kriegt. Ich bin aber immer noch der Meinung, dass sich am Ende Qualität durchsetzen muss und nicht das Geschlecht darüber entscheiden sollte.

Es fällt schon auf: Du bist beim „Alten“ und bei „Kaum zu glauben!“ auch die einzige Frau in männlich dominierten Teams. Hast du selbst das Gefühl oder am eigenen Leib erlebt, dass es für dich als Frau schwieriger war, dich beruflich durchzusetzen und anerkannt zu werden?

Stephanie Stumph: Über die Jahre habe ich wahrscheinlich unterbewusst die eine oder andere Charaktereigenschaft oder Arbeitsweise von Männern übernommen. Wenn man sich nicht ein paar männliche Eigenschaften zulegt, hat man es als Frau schwer. Vielleicht ist es für mich erschreckenderweise auch total normal geworden, dass ich als Frau mehr strampeln muss als ein Mann, um ernst genommen zu werden. Das wird mir aber erst so richtig bewusst, wenn ich danach gefragt werde. Es gab wirklich nur vereinzelt Fälle, in denen ich meine Position extrem vertreten musste, weil mir ein Typ gegenüber war, der meinte, die dicksten Eier zu haben. Damit kann ich aber umgehen. Bei 90 Prozent der Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, erlebe ich diese Problematik nicht.

Wigald Boning (l.) und Stephanie Stumph (r.) mit ihren Gästen Madeline Juno und Kiefer Sutherland DW/​Marcel Schröder

Wie sieht es mit deinen weiteren Projekten aus? Steht schon fest, ob auch „Privatkonzert“ weitergeht?

Stephanie Stumph: Nein, das steht leider alles noch in den Sternen. Für mich ist die Sendung ein absolutes Highlight, aber wegen Corona wurde die Staffel erst mal auf Eis gelegt, weil „Privatkonzert“ natürlich auch vom Publikum lebt. Das können wir nicht allein machen. Wir brauchen die zehn Leute, die mit im Wohnzimmer sitzen und sich freuen. Da wir auf engem Raum sind, ist es aber momentan leider undenkbar, zu produzieren. Die Künstler müssen ja auch erst in die kleine Location nach Löbau gepfercht werden. Es ist auch immer eine Frage der Finanzierung und „Privatkonzert“ ist kein preiswertes Produkt. Es ist eine wahnsinnig aufwendige Show, an der viele Menschen mitarbeiten. Die Show macht mir sehr viel Spaß – gerade auch mit Wigald Boning, der ein toller Kollege ist. Wir hoffen beide natürlich, dass es weitergeht, sobald es wieder eine Möglichkeit gibt.

Ich drücke auf jeden Fall die Daumen. Was steht denn sonst noch so auf deiner Bucket List für die nächsten Monate?

Stephanie Stumph: Wirklich planen kann man ja momentan nicht. Die grobe Planung ist: Ich werde für eine weitere Staffel beim „Alten“ dabei sein, worüber ich mich auch sehr freue. Ich hoffe, dass es mit den Dreharbeiten im Februar weitergeht. Eine neue Staffel von „Kaum zu glauben!“ ist auch angesetzt. Das sind die Dinge, die auf jeden Fall weiterlaufen. Alle anderen Sachen habe ich nicht in der Hand. Ansonsten werde ich versuchen, wieder ein bisschen Musik zu machen. Jede weitere Planung habe ich erst mal hinten angestellt und lasse alles auf mich zukommen. Das tut mir glaube ich auch mal ganz gut (lacht).

Vielen Dank, liebe Stephanie, für das ehrliche und sympathische Gespräch! Alles Gute für die Zukunft!

Das ZDF zeigt den 90-Minüter „Stubbe – Tödliche Hilfe“ am Samstag, 30. Januar, um 20:15 Uhr. In der ZDFmediathek liegt der Film ab sofort auf Abruf bereit – und hier geht es zu unserem Interview mit Wolfgang Stumph.

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Sympatisch. Kenne Stephanie vor allem von Kaum zu glauben.

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