Marcel Reich-Ranicki ist wütend

Filmprojekt des WDR über sein Leben dauert und dauert …

Jutta Zniva – 22.11.2007

Bereits im Vorjahr hatte Marcel Reich-Ranicki („Das literarische Quartett“) wegen des schleppenden Voranschreitens der Verfilmung seiner Lebensgeschichte in der „FAZ“ mit dem Zaunpfahl gewunken (fernsehserien.de berichtete). Zu dezent offenbar. Nun äußert sich der deutsche Literaturpapst wirklich ungehalten. Das WDR-Projekt dauere und dauere und komme nicht voran.

Die Rechte für die Verfilmung von Reich-Ranickis Autobiographie „Mein Leben“ liegen bei Katharina Trebitsch und ihrer Produktionsfirma, die den Auftrag vom WDR erhalten hat. Im Mai 2006 hatte sich der Literaturkritiker bereits gewundert, dass die eigentliche Arbeit für den Film noch immer nicht begonnen habe. Ihm bliebe nur, „geduldig abzuwarten“, meinte er damals.

Mit der Geduld ist es – verständlicherweise – nun vorbei. Reich-Ranicki, berichtet „Die Presse“, habe ein ernstes Problem damit: „ … es tut mir sehr leid, aber ich bin wütend“. Mittlerweile sei auch Moritz Bleibtreu, der für ihn und seine Frau der ideale Darsteller des jugendlichen Reich-Ranicki gewesen wäre, zu alt.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Also ich habe sein Buch auch gelesen-was heißt gelesen-ich habe es verschlungen und das passiert mir wirklich nur bei sehr gut geschriebenen Büchern.

    Denker
    • am via tvforen.de

      Ob die "gealterte Idealbesetzung" wohl jemals nach ihrer Bereitschaft, diese Rolle zu spielen, gefragt wurde? Ich stelle es mir als Hölle auf Erden vor, mit Reich-Ranicki im Nacken dessen Leben zu verfilmen. Der Herr zeichnet sich nicht gerade durch Zurückhaltung und künstlerische Toleranz aus.

      Ob der mit einem – vorsichtig formuliert – gesunden Selbstbewusstsein ausgestattete Herr Reich-Ranicki wohl jemals ins Kalkül gezogen hat, dass es ganz gut ist, dass er vielleicht nie die lausigen Einschaltquoten zu Gesicht bekommt, die sein verfilmtes Leben erzielen würde?
      • am via tvforen.de

        Nun, da Buch ist ein absoluter Bestseller, warum sollte es lausige Einschaltquoten bekommen?

        Ich gebe zwar zu, dass M.R.R. bei mir persönlich nahezu Narrenfreiheit hat- dennoch finde ich - bemühe ich mich, objektiv zu sein- seinen Ärger absolut verständlich. Er is ein alter Mann, es soll SEIN Leben nach seinem Buch verfilmt werden, warum darf er nicht wollen, daran teilzuhaben und es vor allem noch zu erleben? Verständlich doch auch vielleicht seíne Befürchtung, verfälscht dargestellt zu werden.

        Er hat sich in einem Interview, dass ich jetzt aus der Erinnerung wiedergebe, dahingehend geäußert, dass sein Wunschregisseur neben einigen der besten Deutschen vor allem Spielberg wäre. Da warf ihm der Fragende auch ganz fassungslos Größenwahn vor. Er antwortete in seiner ureigensten listig-verschmitzten Art: "Darf man denn nicht träumen?"

        Er äußert doch einfach nur öffentlich, was andere- in vergleichbarer Situation- sich vielleicht nicht trauen würden, aus lauter Angst, unbescheiden zu wirken.

        Meine absolute Lieblingsgeschichte über ihn hat sein Sohn erzählt, der glaube ich in London als Mathematiker lebt. Bei einem Besuch fuhr er, der Sohn, mit dem Taxi zu elterlichen Wohnung und sein Vater sah oben aus dem Fenster. Der Sohn fragte den türkischen Taxifahrer: Kennen Sie den Mann, der da aus dem Fenster guckt? Der Taxifahrer schaut nach oben, prüfend, eine ganze Weile und sagt dann ein Wort: "Buch".

        Ich finde das so anrührend, ich kann es gar nicht sagen.
        M.R.R. muss nicht bescheiden sein.
      • am via tvforen.de

        Ich glaube, dass die Rolle für Moritz Bleitreu eine Auszeichnung wäre und dass er sehr gern den jungen Reich-Ranicki gespielt hätte (ohne es natürlich genau zu wissen). Dass der Autor sein eigenes Leben so genau wie möglich verfilmt haben will, ist doch verständlich (wer, außer ihm, weiß schon genau, wie es war?). Wenn man Fotos des jungen Reich-Ranicki gesehen hat, weiß man, dass Bleibtreu zumindest äußerlich eine gute Besetzung ist.

        Ich habe das Buch auf Grund einer Empfehlung hier in den tvforen gelesen und fand es ganz wunderbar geschrieben. Selbst wenn die Einschaltquoten nicht der Renner wären (viel zu viele sehen in Reich-Ranicki nur einen zänkischen alten Mann, der keinen zu Wort kommen läßt und ahnen nicht, wieviel er zu erzählen hat), so würde er das verschmerzen können, denke ich. Ich glaube, er will einfach nur, dass es ein guter Film wird, hinter dem er stehen kann.

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