Prosit, „Aktenzeichen XY …ungelöst“!

Heute vor 55 Jahren lief die erste Ausgabe des ZDF-Fahndungsklassikers

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 20.10.2022, 17:00 Uhr

Rudi Cerne begrüßt die Zuschauer „unter Tage“ (l.). Ein Familienvater schleppt sich mit letzter Kraft aus seiner Wohnung, doch der Täter holt ihn ein (r.).YouTube/​Screenshot

Im August 2013 fahndet „Aktenzeichen“ nach der Berliner Tunnelbande. In Steglitz hatten Einbrecher über Monate hinweg einen Tunnel zum Tresor der örtlichen Volksbank-Filiale gegraben und die Schließfächer ausgeräumt. In dem aufwändigen und bislang längsten Filmfall der „XY“-Geschichte steht aber nicht nur die Unter-Tage-Arbeit der bis heute flüchtigen Täter im Zentrum. Vielmehr wird in bester „Aktenzeichen“-Tradition auch das Schicksal eines Rentners geschildert, der durch den Einbruch unersetzliche Erinnerungen und fast seine gesamte Altersvorsorge verloren hat.

Ein besonders grausamer Mord wird im Herbst 2014 kurz nach der „XY“-Ausstrahlung geklärt. Ein Familienvater aus Delmenhorst hatte in Hamburg ein kleines Apartment angemietet, in dem er sich mit seiner Geliebten traf. In dieser Wohnung wurde er von dem Täter überrascht und niedergestochen. Dem Opfer gelang es noch, sich auf den Hinterhof des Hochhauses zu schleppen, doch der Unbekannte holte ihn ein und vollendete seine blutige Tat. Erst nach der „Aktenzeichen“-Sendung beginnt das Alibi eines Mannes, der bereits länger im Visier der Ermittler gewesen war, endgültig zu bröckeln. Das Motiv für die Bluttat: Eifersucht.

Eine 59-jährige Münchnerin wird 1993 zum Opfer eines krankhaft veranlagten Täters (l.). Ein Sohn muss mit ansehen, wie seine Mutter verblutet (r.).YouTube/​Screenshot

Im September 2015 zeigt „Aktenzeichen XY“ erstmals einen Filmfall, dessen Drehbuch auf der Analyse von Profilern basiert und der somit das Psychogramm eines Täters ins Zentrum stellt. Der Beitrag schildert das düstere Schicksal einer 59-jährigen Münchnerin, die nach ihrer Scheidung dabei war, ein neues Leben zu beginnen. Diese Pläne machte ein vermutlich sexuell krankhaft veranlagter Täter zunichte, der sie im März 1993 in ihrer Wohnung misshandelte und schließlich ermordete.

Im Juni 2017 greift „XY“ einen Fall erneut auf, den Eduard Zimmermann bereits 27 Jahre zuvor in der Sendung hatte. Eine alleinerziehende Mutter aus Trier wird mitten in der Nacht von einem Unbekannten in ihrer Wohnung mit dem Messer attackiert. Ihr Sohn muss hilflos mit ansehen, wie sie verblutet. In die Neuverfilmung werden Spuren und Hinweise eingearbeitet, die in der damaligen Sendung noch nicht vorlagen. Betreut wird der Fall von Kriminalhauptkomissar Wolfgang Schu, dem gleichen Ermittler, der mit „XY“ auch das Schicksal von Lolita Brieger klären konnte.

Inzwischen sind ungeklärte Altfälle zu einem festen Bestandteil von „Aktenzeichen XY“ geworden. Die Hoffnung dabei: bei potenziellen Mitwissern von damals die Mauer des Schweigens endlich zum Bröckeln zu bringen. Einen der größten Erfolge verbuchte „XY“ hier im August 2019 mit dem Fall eines unbekannten Toten, der bereits 1996 in einer stillgelegten Kiesgrube im Kreis Kleve gefunden worden war. Nach entsprechenden Zuschauer-Hinweisen konnte der Tote schließlich als Wilfried K. aus Würselen identifiziert werden. Ein Jahr später konnte der Täter festgenommen werden – nach 24 Jahren.

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