Rollt der Bundesliga-Fußball zum ZDF-’Sportstudio’?

Geheimtreffen in München

Mario Müller – 29.11.2007

Die Spannung steigt im Kampf um die Vergabe der zukünftigen Bundesliga-TV-Rechte.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ erfahren hat, traf sich ZDF-Intendant Markus Schächter am Donnerstag im Rahmen einer Dienstreise in München mit Dieter Hahn, einem engen Vertrauten des 81-jährigen Medienmoguls Leo Kirch. Kirch hat von der Deutschen Fußball-Liga die Aufgabe bekommen, die Übertragungsrechte der deutschen Fußball-Bundesliga für möglichst viel Geld ans Fernsehen zu verkaufen.

Kirch hat versprochen, von 2009 bis 2015 pro Saison im Durchschnitt 500 Millionen Euro aus den Sendern herauszupressen und damit 100 Millionen mehr als bisher. Da allerdings im Free-TV-Markt nicht mehr viel Spielraum gesehen wird, liegen die Hoffnungen auf den Pay-TV-Kanälen. Und da hätte es vor allem Premiere am liebsten, wenn bei den Öffentlich-Rechtlichen die ersten Bewegtbilder erst nach 22 Uhr liefen und nicht schon wie bisher um 18:00 Uhr in der „Sportschau“.

Denn dann hätte man mehr Exklusivität und damit einen Wettbewerbsvorteil. Bei den Clubs macht man sich aber Sorgen um die Werbebanner in den Stadien. Denn die bringen nur dann richtig Kohle, wenn sie von möglichst vielen Menschen gesehen werden, und während um 18:00 Uhr in der „Sportschau“ gut 6 Millionen Fans bei Bier und guter Laune vor’m Fernseher sitzen, hat nur ein vergleichsweise kleiner Teil einen Premiere-Decoder. Und um 22:00 Uhr würden sich auch keine 6 Millionen Menschen mehr beim ZDF einklinken.

Das aber wiederum würde den Preis für das ZDF wahrscheinlich drücken, und so ist es verständlich, warum die Mainzer mehr als interessiert sind, das „Sportstudio“ mit der Bundesliga aufzupeppen und damit die ARD auszustechen. Unterdessen sorgt die Nachricht bei den ARD-Intendanten, die sich diese Woche in Bremen zur großen Herbsttagung versammelten, für Unmut.

Aber die ARD hat noch ein Ass im Ärmel, und jetzt wird’s kompliziert:

Dagmar Brandenstein ist die knallharte Münchner Managerin, die bisher für die Sportrechteagentur SportA der Öffentlich-Rechtlichen die Fußballrechte von der DFL einkaufte und der die „Sportschau“ verdankt, die Bundesliga zeigen zu dürfen.

Brandenstein hat vor einiger Zeit SportA verlassen und soll nun für Kirch arbeiten. Sie hat also quasi die Seiten gewechselt. Jedoch sieht der Vertrag von ARD und ZDF mit SportA vor, dass Brandenstein erst im Juni 2008 für ein Konkurrenzunternehmen arbeiten dürfe, und dann wäre es zu spät für die Verhandlungen.

Der ARD ist diese Klausel bekannt und wichtig. Während am 14. Dezember Thomas Gruber, der Chef des Bayerischen Rundfunks, der auch das Kontrollgremium von SportA leitet, bei dessen nächster Aufsichtsratssitzung in München das Thema Brandenstein gar nicht erst ansprechen und logischwerweise alles beim alten belassen will, geht man davon aus, dass ZDF-Intendant Schächter auf der Sitzung sehr wohl über die Managerin reden wolle – mit dem Ziel, sie vorzeitig aus dem Vertrag freizugeben.

Sollte Brandenstein tatsächlich für Kirch verhandeln können, könnte es für die „Sportschau“ düster aussehen und das ZDF darf sich die Hände reiben. Kann sich die ARD durchsetzen, werden die Verhandlungen für Kirch deutlich schwieriger.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Das Pay TV wird 2010 längst pleite sein, wenn man bedenkt dass monatlich 12.000 Receiver verkauft werden mit denen man das Ganze schwarz sehen kann. Gab letztens einen Artikel im Focus darüber. Und ein Premiere IT mensch (hat sich jedenfalls als so jemand ausgegeben) hat in einem Sat-Forum erklärt, dass man im Prinzip nichts dagegen machen kann, da die Spezis dort auf die gleiche Hardware angewiesen sind. Man kann den Kunden ja nicht jeden Monat neue Smartcards zuschicken. Jedes neue Verschlüsselungssystem in NAGRA2 wird immer wieder von den Hackern geknackt. Auch zuletzt, wo Premiere die Keys fast jeden Tag ändert gibts inzwischen Software, die sich selbst updatet. Also Leo Kirch, gib es lieber auf und genieß deinen Ruhestand.

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