Heartbeat – Review
Neue NBC-Serie lässt Zuschauerherz nicht höher schlagen – von Jana Bärenwaldt
Rezension von Jana Bärenwaldt – 02.04.2016, 12:00 Uhr
„Heartbeat“ ist der Titel der neuen Krankenhausserie von NBC. Die Serie dreht sich um Dr. Alex Panttiere, eine innovative Herzchirurgin, deren Privatleben ein genauso anstrengender Fulltimejob ist wie ihr eigentlicher Beruf. Namhafte Produzenten wie Amy Brenneman („Private Practice“, „Für alle Fälle Amy“), ihr Ehemann Brad Silberling („Reign“) sowie Robert Duncan McNeill („„Star Trek – Raumschiff Voyager“) und Mark B. Perry („Revenge“, „Ghost Whisperer“) konnten Hoffnung auf eine neue, packende Arztserie erwecken. „Heartbeat“ bringt das Zuschauerherz allerdings nicht gerade zum höher schlagen. Die neue TV-Produktion lehnt sich an vielen Stellen an die Erfolgsformel von „Grey’s Anatomy“ an, bringt dabei leider nur immer schlechtere Ergebnisse als die Vorlage. Insbesondere fällt es schwer, Melissa George als Chirurgen-Legende Dr. Panttiere ernst zu nehmen. Sicherlich trägt auch ihre einstmalige Rolle der leichtsinnigen Assistenzärztin Sadie in „Grey’s Anatomy“ für den Kenner zu diesem Eindruck bei. Ihr großer Schwarm und ehemaliger Mentor/Liebhaber erinnert an einen billigen Abklatsch von Derek Shepherd und die Storyline der beiden ist nun wirklich keine Reform. Auch die Operationen aus den ersten beiden Folgen wirken vertraut – vermutlich, weil beide bereits in der dritten Staffel von „Grey’s Anatomy“ (und damit vor fast zehn Jahren) gezeigt wurden.
Die Protagonistin von „Heartbeat“ wird während eines Fluges nach Washington DC eingeführt, wo sie einen Vortrag halten soll. Sie scheint allerdings vom Pech verfolgt zu sein. Nach diversen Auseinandersetzungen mit anderen Fluggästen, bei denen sie stets den Kürzeren zieht, benötigt ein Passagier zu allem Übel auch noch medizinische Versorgung. Ja, zu allem Übel, denn Dr. Panttiere hätte eigentlich lieber weiter an ihrer Rede gearbeitet, als sich um den Notfall zu kümmern. Glücklicherweise lässt sie sich dann doch noch dazu herab und braucht nur einen kurzen Blick auf den Patienten zu werfen, um eine Flüssigkeitsansammlung um sein Herz zu diagnostizieren. Die nachfolgende Operation, ausgeführt mit improvisierten Instrumenten wie einer Kreditkarte, einem Essstäbchen und einem Strohhalm, dauert eine knappe Minute. Müßig zu sagen, dass die oben genannten OP-Materialien nicht steril gemacht wurden. Allerdings findet die taffe Alex natürlich vor der OP noch die Zeit, dem beinahe ohnmächtigen Mann zu erklären, dass sie sich während der Rettung seines Lebens nicht ihr Outfit ruinieren wird – was ihr allerdings nicht gelingt. Die Ersetzung von chirurgischen Werkzeugen durch zufällig vorhandene Hilfsmittel erinnert an „Royal Pains“, jedoch kommt aufgrund der Kürze der Zeit in der die Notoperation durchgeführt wird kaum Spannung auf. Bevor der Zuschauer recht weiß wie ihm geschieht, ist der Patient gerettet und Alex Outfit hinüber. Schnitt. Alex hält ihren Vortrag in einem ziemlich lächerlichen Stewardessenkostüm, was anscheinend die einzig zur Verfügung stehende Ersatzkleidung war. Da die Szene allerdings nur 7 Sekunden dauert bleibt sie auch entsprechend kurz im Gedächtnis. Als nächstes wird ein Einblick in das Privatleben von Dr. Alex Panttiere gewährt. Was soll man sagen, Max der schwule Ex-Ehemann (Joshua Leonard), der außerdem noch Rockstar ist, zwei gemeinsame (möglicherweise traumatisierte) Kinder, ein Haus und ein Hund lassen wohl keinen Wunsch offen – natürlich sind Alex und Max noch immer die besten Freunde. Darüber hinaus ist Alex mit dem überaus attraktiven Dr. Pierce Harrison (Dave Annable) liiert, der es zudem noch mit Humor zu nehmen scheint, dass Dr. Jessie Shane (Don Hany), der ehemalige Mentor und große Schwarm seiner Freundin in das Krankenhaus in L.A. zurückgekehrt ist. Jessie ist außerdem ein Riesenfan von Max. Somit ist dann wohl jeder irgendwie mit jedem verbunden. Wie schön.
Jessie wird dem Zuschauer auch bald persönlich vorgestellt und wird „Grey’s Anatomy“-Kenner direkt an Dr. Derek Shepard aka McDreamy erinnern. Vor allem die Frisur und das selbstsichere Lächeln sind offensichtlich von der Ärzteserie von Shonda Rhimes abgeschaut worden. Auch die Mentor-Assistenzärztin-Thematik ist keine neue Erfindung (siehe Derek und Meredith). Allerdings wirkt Dr. Jessie Shane leider nur wie ein fades Imitat von Derek. Ihm fehlt es an dem natürlichen McDreamy Charme, der Frauenherzen mühelos zum Schmelzen bringt. Sympathieträger in dem Liebesdreieck ist da schon eher Pierce, obwohl der sich noch nicht zwischen der Rolle des Womanizers und der des treuen Freundes entschieden zu haben scheint. Das sich noch nicht richtig entschieden haben ist überhaupt das Motto von „Heartbeat“. Ist die TV-Serie nun ein Drama oder doch eher eine Sitcom? Ist die Protagonistin eine taffe Ärztin oder nur eine klischeebeladene Blondine? Ist die familiäre Situation mit einem schwulen Ex-Ehemann und zwei Kindern eine Belastungsprobe oder einfach nur ein lustiges Abenteuer? Auch als Zuschauer fällt es bei vielen Szenen schwer zu entscheiden, ob man lachen, gerührt sein oder peinlich berührt wegschauen soll. Vor allem die eigentlich durchaus charmante Hauptdarstellerin wirkt in vielen Szenen so krampfhaft um Coolness bemüht, dass das Zusehen schon fast weh tut. Das Gefühl kommt beispielsweise auf, als Alex mit einem Porsche zum Krankenhaus fährt und ihr der Weg von einem Feuerwehrwagen samt sexy Besatzung freigemacht wird. So kommt sie pünktlich zu ihrem nächsten „Notfall“ und kann gleichzeitig eine Spritztour in ihrem Luxusschlitten genießen.
Auch für die generelle Charakter- bzw. Handlungsentwicklung nimmt sich „Heartbeat“ keine Zeit. Dadurch wirkt die Serie an vielen Stellen entweder überzogen oder unglaubwürdig und sorgt für eine gerunzelte Zuschauer-Stirn. Aber dann ist die Handlung meist sowieso schon wieder an einer ganz anderen Stelle und der Zuschauer muss sich beeilen mit dem rasanten Erzähltempo Schritt zu halten.
Allerdings gereicht genau dieses Tempo nicht immer nur zum Nachteil: Immerhin kann dabei keine Langeweile aufkommen, weil dafür schlicht und ergreifend keine Zeit bleibt. Trotz der vielen Schwächen bleibt „Heartbeat“ insgesamt in seiner Seichtheit noch unterhaltend – solange man als Zuschauer über unrealistische Beziehungsgeflechte und medizinische Ungereimtheiten hinwegsehen kann. Die Frage ist nur, wie lange die Serie den Spannungsbogen aufrecht erhalten kann, da in den ersten beiden Folgen schon viele Highlight abgehandelt wurden, vor allem in Hinsicht auf Alex’ Beruf. Sie hat einer Patientin ein zweites Herz implantiert und die Trennung von siamesischen Zwillingen angeführt, von denen die eine an Krebs erkrankt war. Dass bereits die ersten beiden Folgen einer Krankenhausserie mit so einer Selbstverständlichkeit medizinische Wunder aus dem Ärmel schütteln, lässt keine Luft nach oben für die übliche Steigerung, sollte sich die Serie eines langen Lebens erfreuen.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass „Heartbeat“ trotz vieler Schwächen durchaus zu unterhalten weiß. Das Liebesdreieck Alex-Pierce-Jessie weist ein gewisses Spannungspotential auf und wenn Dr. Panttiere nicht gerade jemanden beim Sprechen anspuckt, kann sie auch sehr charmant sein. Allerdings scheint die Serie sich genremäßig nicht recht zwischen Drama und Sitcom entscheiden zu können und wirkt wie eine unglückliche Mischung aus „Grey’s Anatomy“ und „„Scrubs“ – Die Anfänger“. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich das noch einpendelt, denn das Potential für eine gute Serie ist da. Dazu müsste sich „Heartbeat allerdings von dem Vorbild anderer erfolgreicher Krankenhausserien lösen, denn im Vergleich zu Formaten wie „Grey’s Anatomy“ wird eine neue Serie mit großer Wahrscheinlichkeit immer abfallen – oder wie eine Parodie des Vorbilds wirken.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten zwei Episoden der Serie.
Meine Wertung: 2,5/5
Jana Bärenwaldt
© Alle Bilder: NBC