How to Make It in America – Review

von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 01.06.2010

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Bryan Greenberg, Victor Rasuk

Eigentlich ist „How to Make it in America“ der genaue Gegenpol zum New York auf der Überholspur wie wir es aus „Sex and the City“ kennen. Die neue Dramedy von Newcomer-Autor Ian Edelman und Produzent Mark Wahlberg („Entourage“) zeigt Manhattan als graues Geflecht zahlloser real gewordener Facebook-Freundschaften, auf die man letztendlich aber nicht bauen kann. Ben und Cam haben eigentlich nur einander, glauben nur gemeinsam an ihren noch jungen Traum vom eigenen Jeans-Label. Einen Namen haben sie dafür immerhin bereits: „Crisp“, zu deutsch „frisch“ oder „kross“.

Dieses Prädikat darf man auch sorgenfrei der Serie verleihen, denn ihre Stärke besteht darin die alltägliche Arbeit an Träumen und Karrieren erschreckend realistisch darzustellen, abseits von „American Idol“-Supershow oder „Glaube-versetzt-Berge“-Klischees. Nur zwei Dinge versprechen hier Erfolg: Connections und harte Arbeit. Dennoch deprimiert „How to Make It in America“ nicht, denn Ben und Cam begegnen diesen realen Herausforderungen und der harten (Lauf-)Arbeit stets mit erhobenem Haupt, notwendig naiver Zuversicht und Durchsetzungsvermögen. „Scheiß auf den Typen!“ ist dabei ihr Motto, wenn ihnen mal wieder jemand sagt, dass sie es nicht schaffen werden. Nicht der schlechteste Ratschlag für alle, die ungewöhnliche Ziele haben.

Jeder, der nicht bis zum Rentenalter täglich im Büro sitzen will, aber trotzdem noch nicht ganz genau weiß, wie das denn gehen soll wird sich mit Ben und Cam identifizieren können – mit ihrer leichten Orientierungslosigkeit in einer Zeit, in der alles möglich und doch irgendwie unerreichbar scheint. Mit ihren Geldproblemen, die sich zwar mit Aushilfsjobs lösen lassen um sich wenigstens ein Apartment in der Traumstadt leisten zu können, wodurch aber auch die kreative Energie aufgezehrt wird. Und mit dem ständigen Vergleich mit erfolgreicheren, angeblich „mit beiden Beiden im Leben stehenden“ gleichaltrigen Ex-Schulkameraden, die es wie, wie der Herr mit „sonderbar geformtem“ Hintern, inzwischen „geschafft“ haben. Dass man es auf jene Art und Weise aber gar nicht „schaffen“ will, versteht dann wiederum kaum jemand.

Bryan Greenberg und Victor Rasuk bezaubern mit ihrer Spielfreude. „How to Make It in America“ ist voll und ganz ihre Show. Darunter leiden die Nebenfiguren etwas, die doch zu Beginn noch recht blass wirken, was aber bei 25 Minuten pro Episode nicht unbedingt verwundert. Greenberg und Rasuk wären bereits Grund genug sich die zukünftige DVD ins Regal zu stellen, doch die HBO-Serie überzeugt auch mit subtilem, aus dem Alltag gegriffenem Humor und faszinierender Bildsprache. Die Szenen werden oft unterstützt durch im Schnellfeuer eingestreute Standbilder, wie wir sie aus den peinlichsten Facebook-Alben unserer Online-Freunde kennen. Solche eben, vor denen ARD und ZDF Eltern inzwischen in regelmäßigen Abständen mit pädagogischem Nachdruck warnen. Auch im hervorragenden Vorspann, der für jeden Main Title-Liebhaber ein Augenschmaus ist, kommen diese Bilder zum Einsatz. Irgendwer hatte da so viel kreatives Gespür, wie man es Ben und Cam für ihr Jeans-Label nur wünschen kann.

Ein langes Fernsehleben wünscht man sich außerdem für „How to Make It in America“, das gerade von HBO für eine zweite Staffel verlängert wurde. Die wird allerdings, genau wie die erste lediglich acht Episoden umfassen, und voraussichtlich erst im Sommer 2011 auf Sendung gehen. Für alle, die in der eigenen Liebe zu Fernsehserien ohnehin bereits masochistische Züge entdeckt haben, dürfte dies ein weiteres Indiz sein. How to Make it til next Season?!

Trost kann man aber auf jeden darin Fall finden, dass in jedem von uns ein bisschen von Ben und Cam steckt. Und wenn die mit allem fertig werden, dann wir doch auch! Selbsterkenntnis kann so schön sein.

Meine Wertung: 4,5/​5

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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