Whitney – Review

Komikerin Whitney Cummings und die Angst vor dem Trauschein – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 07.11.2011, 12:35 Uhr

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Roxanne hält von Marks Annäherungsversuchen sichtlich wenig
Whitney kann wirklich dankbar dafür sein, dass sie ihren Alex hat. Cummings und Chris D’Elia harmonieren sehr gut als glücklich unverheiratetes Paar im Zentrum des Geschehens und vor allem D’Elia gelingt es, sich wacker in dem klar auf den Star zugeschnittenen Format zu behaupten. Dass er dies tatsächlich schafft, ist fast ein kleines Wunder, allerdings auch das einzige, das „Whitney“ zu bieten hat. Außer der Beziehung der beiden funktioniert hier fast gar nichts.

Wenn Alex mal nicht in der Nähe ist, schrammt Whitney fast immer haarscharf am Nervtötenden vorbei. Die One-Liner zünden fast nie, wirklich witzige Dialoge hören sich anders an. Whitney Cummings kann dankbar dafür sein, für weitere Episoden erprobtere TV-Autoren an ihrer Seite zu haben, auch wenn die Qualität sich nach dem misslungenen Piloten bislang kaum verbessert hat. Auch sämtliche Nebenfiguren tragen praktisch nichts zur Ausgestaltung von „Whitney“ bei, bleiben vollkommen blass, stereotyp und austauschbar. Fast, wie die Situationen, in denen sie sich bewegen.

Alex hat erstmal tatsächliche ärztliche Hilfe nötig, Whitneys erotische Überraschung war zu viel für ihn
Na schön, jeder von uns war schon mal auf einer nervigen Hochzeit, wo man nicht wusste, ob man sich zuerst über das Essen, die „schlimme Seite“ der Familie oder die grauenhafte musikalische Untermalung aufregen soll. Wenn die Folge einer Fernsehserie es aber nicht vermag, aus diesem Unglück großes, komödiantisches Potential zu schöpfen und uns mit dem Wiedererkennen des eigenen Schmerzes zum Lachen zu bringen, was soll dann das Ganze? Durchlitten hat man es bereits im wahren Leben. Bleibt bei der Fernsehvariation ebenfalls nur purer Schmerz übrig, bewegt sich der Finger schnell in Richtung Abschaltknopf.

Sicher, „Whitney“ behandelt Fragen, die fast allen von uns nicht neu sind: Was tut man gegen den sich ausbreitenden Alltagstrott nach mehreren, äußerst glücklichen Beziehungsjahren? Wie bleibe ich für meinen Partner begehrenswert? Und muss man das, was eigentlich ohnehin gut läuft, unbedingt vor Staat und Kirche besiegeln? Aber vielleicht ist das genau das Problem. Schließlich ist „Whitney“ nicht die erste Comedy, die versucht, diese Thematik aufzuarbeiten. Umso wichtiger wäre es hier für Cummings und Co. gewesen, neue oder überraschende Akzente zu setzen, eine frische Herangehensweise an den ohnehin allgemein verbreitete Beziehungs-Zynismus zu bieten. Dies geschieht allerdings nicht. Wenn man dann nicht einmal durch clevere Sprüche zum Lachen gebracht wird, bleibt das Format, trotz eines eigentlich sympathischen Pärchens im Mittelpunkt, von Anfang an so gut wie überflüssig.

Meine Wertung: 2/​5
© Alle Bilder: NBC

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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