„The Voice“: US-Auftakt der neuen Casting-Show

Guter Start für den „Popstars“-Nachfolger von ProSieben

Michael Brandes – 29.04.2011

"The Voice": US-Auftakt der neuen Casting-Show – Guter Start für den "Popstars"-Nachfolger von ProSieben – Bild: NBC

Ab Herbst will die ProSiebenSat.1-Gruppe mit einer eigenen Gesangsshow den RTL-Konkurrenzprodukten „Deutschland sucht den Superstar“ und „X Factor“ entgegen treten. „The Voice of Germany“ ist der Titel des Neueinkaufs, der aus Holland stammt und von John de Mol entwickelt wurde. In den USA startete „The Voice“ in dieser Woche als Alternative zum übermächtigen ‚DSDS‘-Vorbild „American Idol“. Zu sehen gab es solides Entertainment, das einen guten Mix aus altbewährten Casting-Elementen und einigen neuen Ideen liefert.

Zum Prinzip der Show zählt es, die Kandidaten allein nach dem Gesang zu beurteilen. In den ersten beiden Folgen wählen die vier Juroren und Mentoren (Cee Lo Green, Adam Levine, Blake Shelton und Christina Aguilera) insgesamt acht Kandidaten, die vor Publikum auf einer Bühne stehen und vorsingen, für ihre eigenen Teams aus. Die Juroren sitzen in einem Drehstuhl mit dem Rücken zur Bühne und sehen die Kandidaten nicht. Auf diese Weise sollen das Aussehen und die Performance der Sänger ausgeblendet werden – allein die Stimme zählt.

Bis zum Ende des vorgetragenen Songs müssen die Juroren entscheiden, ob sie den Sänger in ihr Team holen. Wenn sie einen Knopf drücken, dreht sich ihr Stuhl automatisch zur Bühne. Falls sich mehrere Stühle drehen, darf der Kandidat entscheiden, wen er als Mentoren wählt. Die Juroren dürfen dann in kurzen Reden für sich werben und rivalisieren dabei gegeneinander. Die spielerische Interaktion zwischen den Juroren funktioniert auch deshalb ganz gut, weil sich die Juroren während des Songs sehen und unterhalten können. So kann beispielsweise die Reaktion eines Mit-Juroren beobachtet und kommentiert werden, der sich Richtung Bühne bewegt und seinem potentiellen Kandidaten zum ersten Mal in die Augen blickt. Was wiederum die eigene Entscheidung für oder gegen den Sänger beeinflussen könnte.

Parallel eingeblendet werden Freunde und Verwandte der Kandidaten, die den Gesangvortrag in einem Nebenraum verfolgen und mitzittern. Für zusätzliche Spannung sorgt dabei die „Live“-Reaktion während des Songs: Dreht sich mindestens ein Stuhl, ist der Kandidat automatisch in der nächsten Runde. Ansonsten scheidet er aus. Weil eine Entscheidung oft erst in den letzten Sekunden fällt, müssen die Kandidaten singend mitfiebern, also quasi „um ihr Überleben singen“, was zusätzliche Emotionen freisetzt.

Für bleibende Spannung sorgt auch die Auswahl der Kandidaten, die allesamt auf ähnlichem Qualitätslevel singen. Wer es in der Show wie weit schaffen könnte, ist auf Anhieb schwer vorauszusehen, zumal jene Faktoren wie Aussehen und Ausstrahlung, die im Zweifelsfall entscheiden, unter den Tisch fallen.

Allein schon konzeptionell bedingt, entfallen natürlich auch die in anderen Shows obligatorischen Gesangseinlagen von Nicht-Talenten, die in den ersten Casting-Runden der Öffentlichkeit zum Spott vorgeführt werden. Eine Krawallshow wie „DSDS“ lässt sich aus „The Voice“ nicht stricken. Das ist wohl eher schlecht für die Quoten, bringt aber mehr Seriösität und möglicherweise auch neue Zuschauergruppen.

In den nächsten Runden werden die vier achtköpfigen Teams der Mentoren nun nach und nach dezimiert. Jeder Mentor geht dann mit seinem besten Kandidaten in die Finalshow. Wie in internationalen Shows üblich, wird das Internet stark eingebunden. Die Kandidaten sollen via Facebook und Twitter aktiv für sich werben und mit den Zuschauern kommunizieren, um eine möglichst starke Fan-Base aufbauen. In jeder Runde kann das Publikum einen Kandidaten pro Team schützen.

Der Start von „The Voice“ konnte sich auch in Bezug auf die Einschaltquoten sehen lassen: Die erste ‚Audition‘-Show verfolgten in dieser Woche 11,8 Millionen US-Amerikaner – der erfolgreichste Auftakt eines neuen TV-Formats seit der Premiere von „Undercover Boss“. Das dürfte auch ProSieben hoffen lassen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Allein schon wegen Christina Aguilera sicherlich ganz interessant - allerdings bin ich nach wie vor der Meinung, dass dieses "neue" Konzept wesentlich spaßiger für Teilnehmer und Juroren ist als für den schlichten Zuschauer. Denn der sieht die Kandidaten ja nach wie vor von Anfang an. Somit ist es für den, der vor dem Fernseher sitzt, irgendwie dann doch wieder genau dasselbe. Witziger wäre es da wohl gewesen, dem Zuschauer dieselbe Perspektive zu geben wie den Juroren: nämlich, dass der singende Kandidat während seiner Performance NICHT eingeblendet wird. DAS hätte sogar richtig spannend werden können am Bildschirm ...

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