‚Und wenn sie nicht gestorben sind …‘

Die unendliche Geschichte der ‚Kinder von Golzow‘

Jutta Zniva – 18.02.2006

Barbara und Winfried Junges kurz nach dem Mauerbau begonnene Langzeit-Dokumentation „Kinder von Golzow“, ist abgeschlossen. Auf der Berlinale wurde der letzte, 278-minütige Teil der Chronik einer Landschulklasse aus Märkisch-Oderland präsentiert: „Und wenn sie nicht gestorben sind … Die Kinder von Golzow – das Ende einer unendlichen Geschichte“.

Von 1961 bis in die Gegenwart dokumentierten die Junges die sehr unterschiedlichen Lebensläufe von den damals sechsjährigen Schülern Jürgen, Christian, Ilona, Petra und Winfried. Begonnen als DEFA-Kinoproduktionen und nach der Wende in der Bundesrepublik produziert, gelten die mittlerweile 19 Teile als längste und älteste Langzeitdokumentationen der Filmgeschichte.

Ein großes Publikum erreichten sie vor allem über das Fernsehen. Der Westdeutsche Rundfunk kaufte Anfang der 80er Jahre die Produktionen, worauf der DDR-Fernsehfunk prompt zügig reagierte: Im Oktober 1982 sendete Adlershof alle Porträts der Golzower DDR-Bürger, um die TV-Premiere nicht der BRD abzutreten.

Nach der Erstaustrahlung in der ARD im Jahr 1983 befand der Spiegel über „Kinder von Golzow“: „[ …] diese Lebensläufe becircen nicht, gehen nicht wie geleckt über den Bildschirm, kein optischer Flitter, nirgends fauler Zauber. Stattdessen verbinden sie eine trockene Bildersprache mit einem Wust von Gesprächsstoff, leisten sich nur den Luxus, sachlich zu sein, und zeigen Gesichter, die einen nicht wieder loslassen.“

Ursprünglich konzipiert als Portrait einer in einer sozialistischen Gesellschaft aufwachsenden Generation, haben die Filme mittlerweile historische Bedeutung. Im Programmheft zum letzten Teil „Und wenn sie nicht gestorben sind …“ ist über die „Kinder von Golzow“ zu lesen:  „Es sind zeitgeschichtliche Dokumente, die epochale Ereignisse Europas nachvollziehen lassen und die biografisch aufzeigen, welche Flexibilität von Menschen dieser Generation gefordert wird, um nicht an der Vergangenheit zu zerbrechen und die Zukunft meistern zu können.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ich habe fast alle Filme schon gesehen.Leider wurden sie immer sehr spät im RBB ausgestrahlt.Besonders berührt hat mich damals die Folge von der jungen Frau die sehr jung gestorben ist und deren Sohn man dann weiter gefilmt hat.
    Leider kommen Sendungen mit diesem Format viel zu selten auf den Bildschirm und wenn dann nur zu sehr später Sendezeit.
    • am via tvforen.de

      das ist mit sicherheit ein historisches zeitdokument. zeigt es doch ganz "normale" menschen in der DDR, dem um bruch und der wiedervereinigung bis zu heutigen realität des 21. jahrhunderts.

      eine geschichte die ich gerne komplett sehen möchte.


      gruß Sir Hilary
      • am via tvforen.de

        Stimmt , die Sendetermine waren immer mitten in der Nacht , aber ich habe alle acht Filme , die gesendet wurden glücklicherweise auf DVD aufgezeichnet . Man kann sie aber auch auf VHS erwerben . Ist eine sehr beeindruckende Doku-Reihe .

    weitere Meldungen