US-Wahlkampf: „Friday Night Lights“ wirbt unfreiwillig für die Republikaner

„Sesamstraße“-Fans organisieren Protestmarsch in Washington

Michael Brandes – 13.10.2012, 12:39 Uhr

Connie Britton und Kyle Chandler in „Friday Night Lights“ – Bild: NBC Universal
Connie Britton und Kyle Chandler in „Friday Night Lights“

Der US-Wahlkampf macht auch vor Fernsehserien nicht halt. Die Ankündigung des Republikanischen Kandidaten Mitt Romney, die öffentlichen Mittel für den „Sesame Street“-Sender PBS kürzen zu wollen, ist noch immer ein großes Thema. Zudem wehrt sich nun Serienschöpfer Peter Berg gegen eine Vereinnahmung seines Kleinstadt-Dramas „Friday Night Lights“ durch die Republikaner.

Mit den Worten „Clear eyes, full hearts, can’t lose“ schwört Coach Taylor (Kyle Chandler) in der Serie seine Dillon Panthers auf den bevorstehenden Spielbeginn ein. Diesen eng mit der im vergangenen Jahr eingestellten Serien verbundenen Slogan hat die Republikanische Partei nun für sich entdeckt. In einem Schreiben, das direkt an Mitt Romney gerichtet ist, beansprucht Berg den Slogan für sich und findet sehr deutliche Worte: „Ich war nicht begeistert, meinen Satz auf euren Postern, auf der Facebook-Seite und in euren stumpfen Reden wiederzufinden. Eure Politik steht in keinem Zusamenhang mit den Themen, die wir in unserer Serie aufgreifen.“

„Friday Night Lights“, 2011 von der US-Kritikervereinigung TCA zur besten TV-Serie des Jahres gewählt, hat sich in den fünf Jahren seines Bestehens von einer respektablen Primetime-Soap zu einem hochklassigen Independent-Drama über die engen Verhältnisse und das beschwerliche Aufwachsen in einer texanischen Kleinstadt entwickelt. Von den Republikanischen Ideologien könnte das melancholische Drama mit seinem gesellschaftskritischen Blick auf Amerika kaum weiter entfernt sein. „Der einzige relevante Vergleich zwischen eurem Programm und ‚Friday Night Lights‘ ist der Seriencharakter Buddy Garrity – der sich von der US-Autoindustrie abgewendet hat, um Importwagen aus Japan zu verkaufen“, so Berg, der den Republikanern am Ende seines Schreibens empfiehlt, sich eigene Wahlkampfslogans auszudenken.

Post bekommen hat inzwischen auch die Demokratische Partei, die ungefragt mit Bibo alias ‚Big Bird‘ aus der „Sesame Street“ geworben hatte. Um ihre Überparteilichkeit zu wahren, haben die Produzenten darum gebeten, ‚Big Bird‘ nicht mehr als unfreiwilligen Wahlhelfer für Obama einzusetzen und den Werbespot nicht mehr einzusetzen.

Mitt Romney hatte im ersten Rededuell mit Obama zwar betont, er sei ein Freund des großen gelben Vogels, jedoch sehe er keine Notwendigkeit, den Networkverbund PBS, Heimat der „Sesame Street“, weiterhin aus Staatsmitteln zu finanzieren. ‚Big Bird‘ sammelte daraufhin Tausende von Twitter-Followern, trat bei „Saturday Night Live“ auf und ließ sich angesichts der drohenden Arbeitslosigkeit mit „Suche Job“-Schild fotografieren.

Für den 3. November haben einige „Sesame Street“-Anhänger nun zu einem „Million Muppet March“ in Washington aufgerufen. Die Initiatoren organisieren sich zur Zeit über die dazugehörige Website. Die jährlichen Gelder, die an PBS gehen, entsprächen jenen, die das Pentagon innerhalb von sechs Stunden ausgebe, heißt es dort.

Einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie in Deutschland gibt es in den USA nicht. Am ehesten wird das Modell noch von PBS (Public Broadcasting Service) repräsentiert. Dessen Programmangebot wird allerdings nur zu einem geringeren Teil von staatlichen Stellen finanziert. PBS kostet den einzelnen US-Steuerzahler im Schnitt lediglich 1,35 US-Dollar pro Jahr. Die Mehrheit des finanziellen Bedarfs tragen Unternehmen und vor allem Spendenzahler bei.

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