4 Folgen, Folge 1–4

  • Folge 1 (26 Min.)
    Die Staatliche Universität Moskau, der sogenannte Palast der Wissenschaften, ist der legendärste der sieben stalinistischen Riesenbauten Moskaus. Mit seinem neoklassizistischen, eklektischen, monumentalen Baustil repräsentiert er den Anspruch der Sowjetunion in der Nachkriegszeit, an der Spitze von Bildung, Wissenschaft und Fortschritt zu stehen. An ihm scheint, im Gegensatz zu den Palästen in anderen Ländern, die Wende fast spurlos vorübergegangen zu sein. Der Moskauer Palast wurde zwischen 1948 und 1953 errichtet. Aus dem ganzen Land wurden Arbeiter rekrutiert, darunter unzählige Häftlinge, um den Prestigebau zu bauen. Das Hauptgebäude beherbergt heute verschiedene Fachbereiche der Universität, die Verwaltung, eine Bibliothek und andere akademische Einrichtungen.
    In den Seitenflügeln befinden sich Wohnungen für Professoren und Studentenwohnheime. Auf dem Campus gibt es alles, was man braucht: einen Studentenclub, ein Theater, Geschäfte, Kantinen, Friseure, ein Krankenhaus und Sporthallen sowie ein Schwimmbad. Theoretisch kann ein Student dort sein komplettes Studium absolvieren, ohne dass er auch nur einmal das Gelände verlassen müsste. Mehrere Generationen von Bewohnern schwärmen von den ästhetischen Besonderheiten ihres Traumschlosses, ein Reiseführer leitet Touristen durch die legendenumrankten Kellergewölbe des 167 Hektar großen Komplexes. Und die Kantinenköche scheinen bis heute dasselbe Menü zuzubereiten wie schon vor 60 Jahren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.11.2017arte
  • Folge 2 (26 Min.)
    Der Bau des Palastes Serbiens in Belgrad geht auf einen Befehl von Marschall Tito zurück, der ihn 1947 als „Palast der Föderation“ für die jugoslawische Staatenvereinigung und als Manifestation seines eigenen sozialistischen Wegs anordnete. 1961 wurde das Gebäude mit dem internationalen Gipfel der blockfreien Staaten eröffnet, zu denen Jugoslawien zählte. Der Wunsch nach politischer Unabhängigkeit von der UdSSR spiegelt sich in der Architektur des H-förmigen Gebäudes: In seinem Modernismus bleibt es unberührt vom Einfluss des stalinistischen Barocks.
    Überarbeitet und ausgeführt wurden die Pläne von Mihajlo Jankovic, der vom Bauhaus beeinflusst war. So wirkt der mit weißem Marmor verkleidete Bau in bester Lage über der Mündung der Save in die Donau auch heute noch zeitgemäß, vor allem von außen. Sein Inneres vermittelt durch die wertvollen Designermöbel und die komplett erhaltene Ausstattung der 60er Jahre eine zeitlose Eleganz. Jeder der großen Salons repräsentiert eine der ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken und weckt nostalgische Erinnerungen an die einstige sozialistische Föderation, die sich im Jahr 2006 endgültig auflöste, als sich nach dem 15 Jahre andauernden stetigen Zerfall Jugoslawiens schließlich auch noch Montenegro von Serbien abspaltete.
    Serbien gab sich damals eine neue Verfassung und distanzierte sich symbolisch von seiner jugoslawischen Vergangenheit. Der Palast war nun völlig überdimensioniert, und viele der 744 Büroräume stehen seitdem leer. Für die Öffentlichkeit ist das größte Gebäude Belgrads trotz seiner Museumsqualitäten nicht zugänglich. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.11.2017arte
  • Folge 3 (26 Min.)
    Der heutige Parlamentspalast in Bukarest hieß früher „Haus des Volkes“, wurde vom Volk selbst jedoch als „Haus des Sieges über das Volk“ bezeichnet. Verbaut wurden 700.000 Tonnen Stahl, 550.000 Tonnen Zement und eine Million Kubikmeter Marmor. Für den Bau des zweitgrößten Verwaltungsgebäudes der Welt ließ Ceausescu die Bevölkerung buchstäblich hungern. Von 1983 bis 1989 nach seinen Vorstellungen errichtet, wurde der Palast erst 1997, sozusagen posthum, fertiggestellt. Etwa ein Drittel des Stadtzentrums, sechs Synagogen und 22 Kirchen wurden dafür dem Erdboden gleichgemacht oder versetzt.
    40.000 Wohnungen wurden zwangsgeräumt. Geschichte wurde überschrieben, Urbanisierung um jeden Preis vorangetrieben. Das Gebäude ist der steingewordene Größenwahn eines ehemaligen Schusterjungen, der als Staatschef seine Allmachtsfantasien auslebte und per Handzeichen ganze Straßenzüge vernichten lassen konnte. Archivaufnahmen zeigen die gigantische Baustelle, wimmelnd von schwer schuftenden Bauarbeitern. Zwischen ihnen stolziert Ceausescu und begutachtet das Treiben.
    Der Palast selbst ist so überdimensioniert, dass der Mensch sich unweigerlich winzig fühlt. Noch heute ist das Stadtzentrum Bukarests von Ceausescus Palast wie durchschnitten und vernarbt. Dass die erste demokratisch gewählte Regierung Rumäniens nahtlos in das Herrschaftsgebäude des totalitären Ceausescu zog, ist nicht unumstritten. Doch trotz aller Erinnerungen an Unterdrückung, Entbehrung und Vertreibung beim Bau dieses Palastes der Superlative will man ihn heute in Bukarest nicht mehr missen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.11.2017arte
  • Folge 4 (26 Min.)
    Der Kulturpalast in Sofia wirkt im Vergleich zum Größenwahn in den anderen Palästen fast moderat. In nur vier Jahren wurde er aus dem Boden gestampft und 1981 zur Feier des 1.300-jährigen Bestehens von Bulgarien eröffnet. Die treibende Kraft hinter dem Projekt war Ljudmila Schiwkowa, die damalige Kulturministerin und Tochter des langjährigen bulgarischen Staatsoberhauptes Todor Schiwkow. Damals glänzte das pompöse Kultur- und Kongresszentrum mit futuristischer Technik und beherbergte alle nur vorstellbaren Kunstgegenstände.
    Jeder Werktätige musste ob er wollte oder nicht einen Tageslohn spenden, um die immensen Baukosten abzufedern. Er wurde vom Gehalt abgezogen, wodurch fast 15 Prozent der Kosten zusammenkamen. Ein Werbefilm von 1980 präsentiert voller Stolz die moderne Technik: kolossale Apparaturen mit blinkenden Lichtern, tausend Knöpfchen und Tasten, Wände mit quadratmetergroßen Schaltplänen, ganze Sitzreihen, die wie von Geisterhand gezogen in den Wänden verschwinden. Heute scheint der Palast vor allem eine Heimstatt und ein Museum seiner eigenen Belegschaft zu sein.
    Die Dokumentation begegnet Mitarbeitern, die hier nahezu ihr ganzes Leben verbracht und in der Abgeschiedenheit ihrer kaum aufzufindenden Arbeitsräume alle Systemwechsel und EU-Beitritte überdauert haben. Die Sanierungskosten des schnell aus der Mode gekommenen Palastes werden derzeit durchgerechnet. Bulgarien übernimmt 2018 die EU-Ratspräsidentschaft bis dahin müssten die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sein. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.11.2017arte

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