2019, Folge 1–24

  • Folge 1
    Die Festtage sind vorbei. Doch es klingen Streitgespräche mit Verwandten nach, die ganz anders denken – über Gott, die Welt, die Politik. Wie können wir mit Andersdenkenden ein gutes Gespräch führen? Und wozu sollten wir das tun? Die Philosophin und Argumentationstrainerin Romy Jaster plädiert für eine ergebnisoffene Haltung, einen freundlichen Ton und das Aushalten von Komplexität und Nichtwissen. Aus Sicht der Schauspielerin, Bühnenautorin und Publizistin Laura de Weck hängt die Zukunft unserer Demokratie von einer guten Gesprächskultur ab. Leider aber verkomme die Politik immer mehr zum effektvollen Theater. Wie also kann der Dialog zwischen Andersdenkenden gelingen? Und mit wem sollten wir gar nicht erst anfangen zu reden?
    Literatur:
    Laura de Weck: «Politik und Liebe machen.» Diogenes, 2016
    Romy Jaster und David Lanius: «Die Wahrheit schafft sich ab. Wie Fake News Politik machen.» Reclam, 2019 (Text: SRF)
    Original-TV-PremiereSo 06.01.2019SRF 1
  • Folge 3
    Mit 23 Jahren gründete die Afghanin Roya Mahboob ihr eigenes Tech-Unternehmen. Zwei Jahre später wurde sie vom „Time Magazine“ unter die 100 einflussreichsten Personen der Welt gewählt. Denn die IT-Spezialistin verschafft jungen Frauen Zugang zur digitalen Welt. Sehr zum Ärger der Taliban. Barbara Bleisch spricht mit der Pionierin über Chancen und Risiken der Digitalisierung abseits vom Silicon Valley und erfährt dabei viel über Afghanistan. Afghanistan gehört noch immer zu den frauenfeindlichsten Ländern der Welt. Nur ein Drittel der Mädchen geht zur Schule, viele werden zwangsverheiratet, häusliche Gewalt ist an der Tagesordnung.
    Roya Mahboob hielt das nicht davon ab, mit 23 Jahren ihre eigene Softwarefirma zu gründen – in Afghanistan. Heute beschäftigt sie zwei Dutzend Mitarbeitende, mehrheitlich Frauen. Die Morddrohungen der Taliban zwangen sie zwar zum Auswandern, doch bremsen ließ sie sich nicht. Während bei uns vermehrt die Risiken der Digitalisierung diskutiert werden, sieht die Jungunternehmerin vor allem die Chancen der Informationstechnologie, die Millionen von Frauen in die Selbständigkeit führen kann. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.02.20193satOriginal-TV-PremiereSo 20.01.2019SRF 1
  • Folge 4
    «Erwarten Sie das Unerwartete», empfiehlt Twitter-Gründer Jack Dorsey mit gutem Grund: Schon der Urknall goss seine Galaxien spontan in Raum und Zeit. Und auch wir selber: Purer Zufall, dass gerade diese zwei Keimzellen zueinander gefunden haben. Auch Penicillin, Kartoffelchips, die Teflonpfanne wurden nicht in mühseliger Arbeit ausgetüftelt, sondern durch unerwartete Wendungen entdeckt. Die Wissenschaft spricht von Serendipität: Manchmal gibt der Zufall dem Verlauf eine günstige Wendung. Serendipität können wir zwar nicht erzwingen, aber begünstigen – etwa indem wir, wie der Nobelpreisträger Max Delbrück sagte, «begrenzt schlampig» sind. Ist begrenzte Schlampigkeit auch ein taugliches Lebensprinzip? Barbara Bleisch im Gespräch mit der Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel und der Philosophin Svenja Flasspöhler über das Leben zwischen Zufall, Schicksal und Selbstbestimmung.
    Literatur:
    Miriam Meckel und Daniel Rettig: «Serendipity. 77 zufällige Entdeckungen, die Geschichte schrieben». Kein & Aber, 2018 (Text: SRF)
    Original-TV-PremiereSo 27.01.2019SRF 1
  • Folge 5
    Laura Liswood ist Gründerin und Generalsekretärin des „Council of Women World Leaders“. Sie kennt die mächtigsten Frauen der Welt persönlich, etwa Angela Merkel oder Theresa May. Yves Bossart spricht mit ihr über Frauen in Führungspositionen und fragt, warum es so wenige gibt. Was muss eine Frau mitbringen, um Präsidentin der USA zu werden? Mit der Frage reiste Laura Liswood in den 90er-Jahren um die Welt, zu den mächtigsten Politikerinnen. Sie sprach mit der britischen Premierministerin Margret Thatcher ebenso wie mit Vigdís Finnbogadóttir, der Präsidentin von Island und ersten Frau, die demokratisch gewählt zum Staatsoberhaupt eines Landes wurde.
    Mit ihr zusammen gründete Liswood 1997 den „Council of Women World Leaders“, einen Rat der weltweit führenden Politikerinnen. Yves Bossart fragt die erfolgreiche Netzwerkerin und Beraterin: Wie steht es um die weltweite Gleichstellung der Geschlechter? Warum gibt es nach wie vor nur wenige Frauen in Spitzenpositionen? Und wäre die Welt eine bessere, wenn mehr Frauen an der Macht wären? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.02.20193satOriginal-TV-PremiereSo 03.02.2019SRF 1
  • Folge 6
    Die Rückbesinnung auf Bewährtes, der Erfolg konservativer Politik, die Wiederbelebung des Heimatgedankens: Ist konservativ das neue progressiv? Was konservatives Denken heute ist und ob es uns als Gesellschaft voranbringen kann, diskutiert Barbara Bleisch mit dem Soziologen Harald Welzer, der Kulturjournalistin Catherine Newmark und mit Ulrich Greiner, Autor von „Heimatlos. Bekenntnisse eines Konservativen“. Was bedeutet der Aufschwung des Konservativismus: Führt er in reaktionäres Denken, oder korrigiert er naiven Fortschrittsglauben? Die Konservativen scheinen die neuen Trendsetter zu sein. Statt kontinuierliche Weiterentwicklung wollen sie das Erreichte bewahren. Sie fordern das Festhalten am traditionellen Familienmodell, mehr Patriotismus, ein Bekenntnis zur Heimat und zu christlichen Werten. Doch der Konservative muss weder zwingend fortschrittsskeptisch sein, noch ist seine Politik notwendig reaktionär. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.03.20193satOriginal-TV-PremiereSo 10.02.2019SRF 1
  • Folge 7
    Seit Monaten gehen die sogenannten «Gilets Jaunes» in Frankreich auf die Strasse. Sie protestieren gegen Staatspräsident Emmanuel Macron, gegen Armut und Ausgrenzung. Immer wieder kommt es zu Gewalt. Édouard Louis verteidigt die Gelbwesten und erhofft sich viel von ihnen. Vielleicht sogar eine Revolution. Mit seinem schonungslosen autobiographischen Roman «Das Ende von Eddy» landete der Soziologiestudent 2014 einen internationalen Bestseller. Heute ist er 26 und legt mit seinem aktuellen Roman «Wer hat meinen Vater umgebracht» eine Anklageschrift vor: gegen die französische Politik und gegen Macron. Wer ist dieser Shootingstar der französischen Literatur? Von welcher Revolution träumt er?
    Literatur:
    Édouard Louis: «Das Ende von Eddy», Frankfurt am Main, 2015
    Édouard Louis: «Im Herzen der Gewalt», Frankfurt am Main, 2017
    Édouard Louis: «Wer hat meinen Vater umgebracht», Frankfurt am Main, 2019 (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.03.20193satOriginal-TV-PremiereSo 17.02.2019SRF 1
  • Folge 8
    Der bekannte Arzt Dietrich Grönemeyer kritisiert die Schulmedizin für ihr einseitiges Menschenbild und fordert die Anerkennung alternativer Heilmethoden. Dietrich Grönemeyer will das Beste aus Schulmedizin und alternativen Therapien zusammenführen. Für sein Buch „Weltmedizin“ ist der Arzt und Bestsellerautor um die Welt gereist und hat Schamanen, Handauflegern oder Geistheilern über die Schulter geschaut. Das Herz ist für Grönemeyer nicht nur ein zuckender Muskel, sondern ein Organ mit Seele. Der Mensch ist keine störungsanfällige Maschine, sondern ein Körper mit Geist.
    Die Medizin habe sich deshalb nicht allein auf Naturwissenschaft zurückzuziehen, sondern die Heilkunst wieder zu entdecken. Der Bruder des Musikers Herbert Grönemeyer hat klassische Medizin studiert und Hightech-Therapien betrieben. Seit 2000 schreibt er medizinische Ratgeber. Sein Credo: anerkannt gehöre alles, was heilend wirke. Was die einen begeistert, treibt die anderen zur Weißglut: Wadenwickel, Globuli und Kräutertränke könne man nicht mit realer Medizin gleichsetzen. Dietrich Grönemeyer auf Visite bei Barbara Bleisch. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.03.20193satOriginal-TV-PremiereSo 24.02.2019SRF 1
  • Folge 9
    Wer will schon ohne Orgasmus leben? Keine Erfahrung ist lustvoller, intensiver – und auch rätselhafter. Auch gehört er zu den schönsten und denkwürdigsten Erfahrungen unserer Existenz. Die Sexologin Ann-Marlene Henning und der Philosoph Claus-Steffen Mahnkopf erkunden im Gespräch mit Wolfram Eilenberger die wahre Bedeutung des Orgasmus für unser Leben. Denn in ihm verbinden sich scheinbare Gegensätze auf lustvolle Art. Höchste Anspannung und tiefste Gelassenheit, vollendete Lebendigkeit und „kleiner Tod“, feinste Kulturtechniken und allzu natürliche Abläufe.
    Seltsamerweise ist die Philosophie im Hinblick auf diesen Höhepunkt weitgehend stumm geblieben. Dabei benennt die Klimax ein Zentrum jeder Paarbeziehung. Und nicht selten auch deren unerreichten Sehnsuchtspunkt. Wie kommt das? Reden wir – gerade heute – viel zu viel über den Orgasmus? Oder noch immer viel zu wenig? Worin besteht seine evolutionäre Funktion? Ist er eher weiblich oder männlich? Verbirgt sich in ihm gar eine politische Utopie? Fragen, denen die Sexologin Ann-Marlene Henning sowie der Philosoph Claus-Steffen Mahnkopf im Gespräch mit Wolfram Eilenberger lustvoll nachgehen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.04.20193satOriginal-TV-PremiereSo 03.03.2019SRF 1
  • Folge 10
    Wo Macht ist, lauert Missbrauch. Und Macht ist überall. Vielleicht wirkt sie gerade da am stärksten, wo wir sie nicht spüren. Wer also soll Macht haben – und wie viel? Und wie können wir uns vor Missbrauch schützen? Darüber spricht Yves Bossart mit Martin Saar, Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt an Main und einer der führenden Machtexperten. Im Gespräch mit Yves Bossart erläutert er, was wir von großen Denkern wie Friedrich Nietzsche, Michel Foucault oder Hannah Arendt über das Wesen der Macht lernen können. Mächtige Personen tendieren zu Selbstüberschätzung und Rücksichtslosigkeit. Das zeigen neuere Studien. Der Missbrauch lauert überall. In der katholischen Kirche ebenso wie in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Ist Macht also böse? Wie müsste sie verteilt sein? Und wo ballt sich derzeit die Macht der Welt? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.04.20193satOriginal-TV-PremiereSo 10.03.2019SRF 1
  • Folge 11
    Mit ihrem Buch «Warum Liebe weh tut» landete die israelische Soziologin Eva Illouz 2012 einen Bestseller. Sie erwies sich darin als eine Dolmetscherin moderner Liebesverhältnisse und zeigte, woran die Liebe in Zeiten des Kapitalismus krankt. Zu diesen Krankheiten gehört, dass wir uns vor lauter Angst, einen potenziell besseren Partner zu übersehen, gar nicht mehr binden. In ihrem neuen Buch «Warum Liebe endet» untersucht die Soziologin, wie Liebesverhältnisse misslingen und warum es zu einer neuen «Kultur der Lieblosigkeit» kommt. Mit Eva Illouz spricht Barbara Bleisch.
    Literatur:
    Eva Illouz: «Warum Liebe endet». Suhrkamp, 2018 (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.05.20193satOriginal-TV-PremiereSo 17.03.2019SRF 1
  • Folge 12
    Langerprobte Rezepte der Politik scheinen nicht mehr zu greifen: Der Brexit lähmt Europa, die Monopole von Techgiganten wie Facebook und Google sind kaum zu brechen. Lokale Regeln sind global Makulatur. Ökonom Thomas Straubhaar und Politikwissenschaftler Nicolas Zahn verlangen ein Umdenken. Kann das gelingen und welche Strategien brauchen wir? Barbara Bleisch fragt nach. Die digitale Transformation ist in vollem Gang. Unsere politischen Methoden und ökonomischen Instrumente verändern sich jedoch kaum. Ein fataler Fehler, findet der Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar, der seit Jahrzehnten in Hamburg lebt und forscht.
    Der Handel mit Daten statt mit Gütern stelle bisherige Rezepte der Ökonomie grundlegend in Frage. Auch Nicolas Zahn, Politikwissenschaftler und Mitglied der politischen Bewegung Operation Libero, glaubt, die Politik brauche grundlegend neue Ansätze, wenn sie die Welt von morgen gestalten will. Europa komme dabei eine entscheidende Rolle zu. Zwischen ambitionierten US-amerikanischen Internetgiganten und chinesischen sowie neuerdings auch russischen Überwachungsphantasien muss die EU einen dritten Weg vorschlagen: einen souveränen digitalen Raum. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.05.20193satOriginal-TV-PremiereSo 24.03.2019SRF 1
  • Folge 13
    Die 36 Jahre alte Protagonistin in Sheila Hetis Buch «Mutterschaft» fragt sich, ob sie Kinder haben soll oder nicht. Sie befragt ihren Körper, das Orakel, ihren Lebenspartner, ihre Freundinnen und auch die Philosophie. Während Jahren ringt sie mit dem Entscheid. Ist Kinderlosigkeit ein Stigma? Wird sie ihre Wahl bereuen, sobald es zu spät ist? Was schuldet sie ihren jüdischen Vorfahren, ihrer Grossmutter, die den Holocaust überlebte? Wie kann sie eine weise und moralisch richtige Entscheidung treffen?
    Yves Bossart spricht mit der kanadischen Bestsellerautorin über eine der folgenschwersten Entscheidungen des Lebens.
    Literatur:
    Sheila Heti: «Mutterschaft». Rowohlt, 2019 (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.05.20193satOriginal-TV-PremiereSo 31.03.2019SRF 1
  • Folge 14
    Peter Sloterdijk gilt nicht nur als einer der wichtigsten deutschen Intellektuellen, sondern auch als ebenso risikofreudiger wie schwerverständlicher Denker am Puls der Zeit. Der Philosoph wurde 1983 mit seinem Werk «Kritik der zynischen Vernunft» zum philosophischen Shootingstar. Danach legte er zahlreiche Bestseller vor und provozierte heftige Debatten, zuletzt anlässlich der Flüchtlingskrise, als er Anfang 2016 Angela Merkels Willkommenskultur kritisierte. Immer geht es dem Karlsruher Philosophen um den Menschen und die Blasen, in denen er seine unvollkommene Existenz verbringt. Yves Bossart spricht mit dem 71-jährigen Enfant terrible, Meisterdenker und Fahrradfahrer über sein Denken und die Zeichen der Zeit.
    Literatur:
    Peter Sloterdijk: «Du musst dein Leben ändern. Über Anthropotechnik». Frankfurt am Main, 2009 (Text: SRF)
    Original-TV-PremiereSo 07.04.2019SRF 1
  • Folge 15
    Der Mensch sei weder rational noch egoistisch, anders als die gängige Theorie des Homo oeconomicus behauptet. Auch Fairness und Altruismus seien im Menschen angelegt, meint der in Zürich lehrende und weltweit führende Verhaltensökonom Ernst Fehr. Das Gute im Menschen müsse aber durch die richtigen Spielregeln und Anreize gefördert werden. In der Politik ebenso wie in der Wirtschaft. Beim Thema Organspende ebenso wie bei Managergehältern. Doch welche Vorschläge hat der Vorarlberger, um die globalen Herausforderungen der Gegenwart – wie Klimawandel, Migration oder Armut – anzugehen? Yves Bossart spricht mit dem Starökonomen. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.06.20193satOriginal-TV-PremiereSo 14.04.2019SRF 1
  • Folge 16
    Viele halten heute Religion entweder für gefährlich oder für irrelevant. Sie erinnern an religiös begründete Terrorattacken und die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche – oder sie denken bei Religion an bigotte Rituale, in der Menschen für dümmer verkauft werden, als sie sind. Diese Engführungen werden der Religion aber nicht gerecht, behauptet die Philosophin und Theologin Petra Bahr. Und sie täuschen darüber hinweg, dass sich der Glaube nie eliminieren lasse. Denn wenn Wissen und Aufklärung zunehmen, tauchen Aberglaube und Verschwörungstheorien an anderen Orten wieder auf. Ist der Mensch für einen gänzlich rationalen Weltzugang also gar nicht gemacht? Barbara Bleisch fragt zu Ostern nach bei Petra Bahr, die heute als Regionalbischöfin in Hannover amtet und über Religionskritik promoviert hat.
    Literatur:
    Petra Bahr: «Wie viel Religion verträgt unsere Gesellschaft?». Nicolai, 2018
    Petra Bahr: «Mein Abendland. Eine Reise zu den kulturellen und religiösen Ursprüngen unserer Gesellschaft». Kreuz, 2017 (Text: SRF)
    Original-TV-PremiereSo 21.04.2019SRF 1
  • Folge 17
    Unser Bild von China ist geprägt von rasanter Veränderung: Die Bevölkerung drängt in die Städte, der Konsum wächst exponentiell, die Umwelt leidet. Doch China ist auch ein Sehnsuchtsort, der die Abkehr von allem übt und uns anweist, uns dem Dao hinzugeben, dem rätselhaften Prinzip allen Werdens und Vergehens. Wie passen diese Bilder zusammen? Und können wir rational geprägten Westler das chinesische Denken überhaupt verstehen? Verfolgten Daoisten und Konfuzianer ein philosophisches Projekt, das uns helfen kann, ein gelingendes Leben zu führen? Oder ist ihre Lehre eher eine Religion? Kai Marchal hat über sein Leben in China ein amüsantes und tiefgründiges Buch geschrieben, das zugleich ins chinesische Denken einführt. Barbara Bleisch trifft ihn zum Gespräch.
    Literatur:
    Kai Marchal: «Tritt durch die Wand und werde, der du bist. Auf den Spuren des chinesischen Denkens». Matthes und Seitz, 2019 (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.06.20193satOriginal-TV-PremiereSo 28.04.2019SRF 1
  • Folge 18
    Im Osten nichts Neues? Putins gelenkte Demokratie, Krieg in der Ukraine, Rechtspopulismus in Ungarn und Polen. Die Historikerin und Pulitzer-Preisträgerin Anne Applebaum analysiert, inwieweit die aktuellen Entwicklungen in Osteuropa bis heute von dessen totalitärer Vergangenheit bestimmt sind. Wie entsteht ein totalitäres System? Was zeichnet es aus? Und welchen Einfluss hat das Erbe des Stalinismus auf die heutige Weltpolitik? Das sind die zentralen Fragen der Historikerin und Publizistin Anne Applebaum. Als Autorin von Standardwerken über das Gulag-System, die Errichtung des Eisernen Vorhangs sowie Stalins Hungerkrieg gegen die Ukraine analysiert die Pulitzer-Preisträgerin aktuelle Entwicklungen: vom Krieg zwischen der Ukraine und Russland über die Wahl des Schauspielers Wolodymyr Selensky zum Präsidenten der Ukraine bis zur Einflussnahme Russlands auf die US-amerikanische Politik. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.08.20193satOriginal-TV-PremiereSo 05.05.2019SRF 1
  • Folge 19
    Der Schweizer Gottfried Keller wurde vor 200 Jahren geboren. Heute zählt er zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern. Warum? Und was hat er uns heute noch zu sagen? Der Literaturwissenschaftler Philipp Theisohn sieht in Keller gar den „Anwalt des imperfekten Ichs“. Was also können wir von Keller lernen, in Zeiten der Selbstoptimierung? Yves Bossart im Gespräch mit Philipp Theisohn. Viele Werke von Gottfried Keller gehören heute zum literarischen Kanon, etwa „Der grüne Heinrich“, „Kleider machen Leute“ oder „Romeo und Julia auf dem Dorfe“. Als engagierter liberaler Zeitgenosse, Publizist und Politiker prägt Keller die Zeit um die Gründung des Schweizer Bundesstaats 1848. Später kritisiert er den korrumpierenden Einfluss des Geldes auf Gesellschaft und Individuum. Und in seiner Literatur zeigt er auf plastische und humorvolle Weise, wie wir Menschen an unseren hohen Idealen scheitern. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.07.20193satOriginal-TV-PremiereSo 12.05.2019SRF 1
  • Folge 20
    Ende Mai findet in 28 Ländern Europas die neunte Europawahl statt. Nach jener in Indien ist dies die grösste demokratische Wahl der Welt. Auch die Briten wählen mit, denn der Brexit ist bis Halloween verschoben. «Wie hältst du’s mit Europa?» werden die Stimmberechtigten indirekt gefragt, denn es scheint sich ein Graben zu öffnen zwischen Stadt und Land, zwischen jenen, die von der Europäischen Union profitieren und jenen, an denen der Fortschritt vorbeizieht. So werden den populistischen Parteien von Ungarn bis Italien satte Gewinne vorausgesagt, das einstige Friedensprojekt scheint gefährdet wie noch nie. Wohin steuert Europa? Was ist geblieben von der grossen Idee? Und wie soll die Zukunft aussehen? Barbara Bleisch im Gespräch mit den Politikwissenschaftlern Ulrike Guérot und Frank Schimmelfennig.
    Literatur:
    Ulrike Guérot: «Wie hältst du’s mit Europa?». Steidl, 2019
    Ulrike Guérot: «Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie». Dietz, 2016
    Raphaël Glucksmann: «Die Politik sind wir!» Hanser, 2019
    Kate Connolly: «Exit Brexit». Hanser, 2019 (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.06.20193satOriginal-TV-PremiereSo 19.05.2019SRF 1
  • Folge 21
    In der Schweizer Gesprächssendung „Sternstunde Philosophie“ diskutieren Philosophen, Wissenschaftler und Künstler Themen einer immer komplexer werdenden Welt. „Sternstunde Philosophie“ schlägt den großen Bogen von der gesellschaftspolitischen Aktualität zu den Grundfragen der Philosophie: Wer ist wofür verantwortlich, worin besteht die menschliche Freiheit, was bestimmt unseren Lebenssinn? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.08.20193satOriginal-TV-PremiereSo 26.05.2019SRF 1
  • Folge 22
    Keine Kinder zu haben, galt jahrhundertelang als egoistisch. Folgt man den aktuellen Debatten im Feuilleton, gilt heute das Gegenteil: Kinder zu kriegen, scheint nun rechtfertigungsbedürftig. Barbara Bleisch diskutiert diese Gedanken am Philosophischen Stammtisch mit Philosophin Kirsten Meyer von der Humboldt-Universität zu Berlin, der Kulturjournalistin und Philosophin Catherine Newmark und dem Philosophen Stefan Riedener von der Universität Zürich. Ein junger Inder hat seine Eltern verklagt, weil sie ihn ungefragt ins Leben gezwungen haben. Was wie ein pubertärer Wutausbruch klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Anhänger des sogenannten Antinatalismus sehen im Leben mehr Leid als Freude.
    Darum halten sie es für besser, gar nicht erst geboren zu werden. Klimaaktivisten rechnen vor, wie sehr ein Kind den ökologischen Fußabdruck seiner Eltern verschlechtert und wie viel CO2 ein Mensch im Laufe seines Lebens ausstößt. Pädagogen kritisieren, Kinder müssten die unerfüllten Wünsche der Eltern erfüllen und würden mehr und mehr zum Lifestyle-Gadget verkommen. Die bayrische Lehrerin und Autorin Verena Brunschweiger sorgt für Wirbel mit ihrer Aussage, sie sei aus feministischen Gründen gegen das Kinderkriegen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.09.20193satOriginal-TV-PremiereSo 02.06.2019SRF 1
  • Folge 23
    Künstliche Intelligenz wird unser menschliches Leben von Grund auf verändern, davon ist Ranga Yogeshwar überzeugt. Der mehrfach preisgekrönte indisch-luxemburgische Wissenschaftsjournalist und Moderator beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema und kennt die Chancen ebenso wie die Gefahren der künstlichen Intelligenz. Im Gespräch mit Yves Bossart erklärt er, wie künstliche Intelligenz funktioniert, welches Leben uns in Zukunft erwartet und was wir tun können gegen die drohende Überwachung, gegen Jobverluste und gegen die Machtmonopole von Google, Facebook und Co.
    Ranga Yogeshwar: «Nächste Ausfahrt Zukunft. Geschichten aus einer Welt im Wandel». Kiepenheuer & Witsch, 2017 (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.09.20193satOriginal-TV-PremiereSo 09.06.2019SRF 1
  • Folge 24
    2019 gingen die Frauen in der Schweiz auf die Straße und forderten einmal mehr echte Gleichstellung. Was sagt die feministische Theorie heute zu Quoten, Binnen-I und Care-Arbeit? Die Moderatorin Barbara Bleisch fühlt am Philosophischen Stammtisch mit den jungen Philosophinnen Lisz Hirn, Deborah Mühlebach und Simone Rosa Miller der feministischen Theorie unserer Zeit den Puls. 1949, vor 70 Jahren, ist Simone de Beauvoirs Buch „Das andere Geschlecht“ erschienen, das den Kampf der Frauen für mehr Gleichstellung befeuert hat.
    Auch heute noch führen gläserne Decken und sexistische Stereotype dazu, dass Frauen es oft nicht an die Spitze schaffen. Nicht alle Feministinnen wollen jedoch an die Spitze, und nicht allen reicht es, die Strukturen zu verändern. So fordern Philosophinnen wie Nancy Fraser einen weltweiten Systemwechsel und verstehen Feminismus heute als Kapitalismuskritik. Wiederum andere fordern in der Tradition von Judith Butler eine Aufhebung der Zweigeschlechtlichkeit und sagen, „die Frauen“ gebe es ebenso wenig wie „die Männer“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.09.20193satOriginal-TV-PremiereSo 16.06.2019SRF 1

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