bisher 74 Folgen, Folge 1–25

  • Folge 1 (30 Min.)
    „Tracks“ begibt sich mit dieser Reihe auf die Reise nach Osteuropa und holt JournalistInnen, Kulturschaffende und InfluencerInnen an Bord, die einen ganz neuen Blick eröffnen. Sie verfügen über das notwendige kulturspezifische, politische und historische Wissen, um direkten Einblick in die jeweiligen Zivilgesellschaften und deren Beziehungen mit Russland zu geben. Um ein anderes und in vielerlei Hinsicht unbekanntes, überraschendes Bild zu zeichnen. Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges. Aber sie hat viele VerteidigerInnen. So greift beispielsweise Paulius Senuta, Gründer der Initiative „Call Russia“, ganz altmodisch zum Hörer und versucht aufzuklären – mit sehr gemischten Reaktionen.
    Oft findet der Kampf um die Wahrheit jedoch online statt. Ukrainische InfluencerInnen wie Jerry Heil nutzen ihre Reichweite, um Kriegsgräuel bekanntzumachen und die UkrainerInnen zum Durchhalten zu motivieren – und werden auf diese Weise zu „WarfluencerInnen“. Doch wie funktioniert eigentlich das russische Propagandasystem? Das wichtigste Medium ist nach wie vor das Fernsehen. In „Tracks“ geben zwei ehemalige Fernsehjournalistinnen linientreuer Sender einen Einblick in die Mechanismen. Niemals linientreu hingegen waren Pussy Riot. Nun, nach der spektakulären Flucht von Maria Aljochina aus Russland, erheben sie wieder ihre Stimmen und haben große Pläne. „Tracks“ hat sie in Berlin getroffen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.06.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 03.06.2022arte.tv
  • Folge 2 (30 Min.)
    Blutrot ist der See vor der russischen Botschaft in Vilnius gefärbt. Eine olympische Schwimmerin durchkreuzt ihn. In Belarus hacken „Cyber-Partisanen“ des paramilitärischen Kollektivs Suprativ die staatliche Infrastruktur und stören so das belarussische Eisenbahnnetz – und damit den Nachschub an Waffen und Truppen für den Angriff auf die Ukraine. Ideenreich und zu allem entschlossen, sabotieren mutige Menschen den Krieg. In Russland, in der Ukraine und jenseits der Front quer durch Europa. „Tracks“ begibt sich in dieser Sendung auf ihre Spuren. Was zeichnet die Protestierenden besonders aus, und vor allem: Woher nehmen sie immer wieder ihren Mut? Auf den Straßen Russlands muss der Widerstand kreativ ausfallen.
    Mal ist er leichenblass geschminkt wie bei „Party of the Dead“, einer Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern, mal tritt er in Gestalt der 77-jährigen Elena Osipova in St. Petersburg in Erscheinung, die seit 20 Jahren mit kunstvoll gestalteten Plakaten revoltiert. Manchmal zeigt sich Widerstand auch im Weitermachen. Wie das Tanz-Ensemble „Apache Crew“ in Kyiv, deren Choreografien bereits seit sechs Jahren vor allem ein Thema dominiert: Krieg. Es sind diese Menschen, die im Krieg dem Gewissen ein Gesicht geben. Und zeigen, dass Widerstand eben nicht zwecklos ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.06.2022arteDeutsche Online-PremiereMo 06.06.2022arte.tv
  • Folge 3 (30 Min.)
    (1): PopUp Kitchen in Berlin – Ukrainerinnen und Ukrainer aus Mariupol stützen sich gegenseitig
    Vlad Haustov aus Mariupol ist seit ein paar Wochen in Berlin. Zum Glück ist sein alter Freund Mitya Churikov hier. Er begleitet mit seiner Kamera die ersten Schritte Vlads im Exil, das sich noch nicht so anfühlt. Trost findet er bei Schicksalsgenossinnen und -genossen, die sich jede Woche bei einem PopUp-Dinner treffen, das die Freunde organisieren.
    (2): Armenien – Die Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus dem Exil bauen das Land wieder auf
    Weniger als ein Drittel der Armenierinnen und Armenier weltweit leben in Armenien selbst. Krieg und Armut trieben die Bevölkerung in die Fremde. Aber der Trend dreht sich um. Gelockt von Prämien und Hilfsangeboten des Staates kehren die Enkelinnen und Enkel sowie Kinder der Auswanderinnen und Auswanderer zurück. Trotz der mächtigen Präsenz Russlands und dem Ukraine Krieg. Was zieht sie an?
    (3): Tanzen gegen die Einsamkeit
    Die Ballerina Olena Karandieieva vom ukrainischen Staatsballett ließ ihren Mann und ihre Eltern in der Ukraine zurück und floh mit ihrem kleinen Sohn nach Hamburg. Dort haben beide wieder Luft zum Atmen, sagt sie. Sie hat eine neue Bühne gefunden und tanzt nun für das Hamburg Ballett und das Theater Kampnagel. Sie findet Trost im Ensemble, mit dem sie sich durch den Tanz versteht. Die Körper finden eine gemeinsame Sprache. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.06.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 17.06.2022arte.tv
  • Folge 4 (35 Min.)
    (1): Blick zurück: Geschichtsstunde mit Künstler*in Medina Bazargali aus Kasachstan
    Um Identität heute zu verstehen, hilft der Blick in die Vergangenheit. Künstler*in Medina Bazargali verarbeitet die Kolonialisierung und Dekolonialisierung Kasachstans in einem Kunst-Experiment. Anhand des kasachischen Traditions-Käses „Kurt“ erklärt Medina ihre Sicht auf Geschichte und Identität.
    (2): Wie Geopolitik die Menschen prägt: russische Minderheiten in Estland
    Besuch In Narva an der estnisch-russischen Grenze. Hier haben 95% der Menschen Russisch als erste Sprache. Mit der Unabhängigkeit Estlands 1991 verloren die russischstämmigen Sowjetbürger*innen über Nacht ihre Identität. Russisch, estnisch, beides, keins? Über die komplizierte Frage nach Zugehörigkeit sprechen wir mit Rapper Stuff, der eine Hymne auf den russisch-estnischen Identitätskomplex geschrieben hat. Mit Designerin Maria Ossipovski, die das Sowjet-Erbe und die Diskriminierung als „Nicht-Bürgerin“ in ihrer Mode verarbeitet. Und mit Journalist Mihhail Komaško, der estnisches Fernsehen auf Russisch macht, als Alternativprogramm zur Propaganda aus Russland.
    (3): Ein Staat der keiner ist. Valeriia Karaman aus Transnistrien
    Was bedeutet es für die eigene Identität, in einem Staat geboren zu sein, der von keinem Land der Welt anerkannt wird? Wie Transnistrien. Valeriia Karaman ist Model und Schauspieler. Geboren in Transnistrien, aufgewachsen im Süden der Ukraine. In Berlin arbeitet Valeriia für ein ukrainisches Theaterprojekt. Im Interview sprechen wir über den Verlust von Identität und seine persönliche Geschichte.
    (4): Reportage: Wie Putin Familien spaltet – Besuch bei Russlanddeutschen in Berlin
    Valentina Schütz ist als Russin in Deutschland zwischen zwei Kulturen aufgewachsen. Sie spricht mit jungen Menschen über ihre konfliktreichen Familienbeziehungen. Denn auch nach 30 Jahren in Deutschland identifizieren sich viele der Millionen deutschstämmigen Sowjetbürger*innen, die in den 90ern nach Deutschland kamen, als Russ*innen. Einige glauben der Propaganda aus Moskau, glauben an Putin, unterstützen den Krieg. Ihre Kinder verzweifeln an ihnen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.06.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 24.06.2022arte.tv
  • Folge 5 (30 Min.)
    (1): Haustiere zwischen Trümmern – TV-Star rettet Hunden und Katzen
    Viele Piercings, großer Bizeps, ernster Blick: Alexei Surotsev sieht aus wie jemand, mit dem man sich besser nicht anlegt. Bewaffnet mit Axt und Einschlaghammer zieht er durch die Ruinen Irpins um … Tiere zu retten! Die Stadt war Schauplatz schwerer Gefechte, unter russischer Besatzung verloren über 200 Zivilistinnen und Zivilisten ihr Leben, ein Großteil der Bevölkerung ist geflohen. Zurück bleiben verängstigte Hunde und Katzen, die Alexei Surotsev aufspürt und versorgt. Vor dem Krieg war der 36-Jährige Reality-TV-Star – jetzt stellt er Tierleben in den Mittelpunkt.
    (2): Über Nacht Millionen an Spenden – dank der NFT-Community
    Vitaliy Raskalov ist ein „Roofer“, ein Dachkletterer. Auch auf den Überresten Tschernobyls ist er herumgekraxelt. Immer dabei: seine GoPro-Kamera. Aus seinen spektakulären Fotos und Videos hat Raskalov NFT-Kunstwerke erschaffen. Zusammen mit 37 anderen Künstler*innen und der NFT-Community sammelte er innerhalb kürzester Zeit über 1 Million Euro ein. Das Geld ging ohne Umwege an Kinderkliniken und an ukrainische Soldaten, für deren medizinische Versorgung und Schutzausrüstung. Der dezentrale Ansatz von NFT revolutioniert den Kunstmarkt – und dank Raskalov nun auch den Widerstand im Krieg.
    (3): Fluchthürden für Trans-Menschen
    Die junge Ukrainierin Remilia ist biologisch ein Mann. Deshalb dürfte sie ihr Land eigentlich nicht verlassen, müsste kämpfen. Doch Remilia gelang die Flucht. Tracks hat sie seit ihrer Ankunft in Berlin begleitet. Aufgenommen wurde sie von einer russischen Architektin, die seit Kriegsbeginn von Schuldgefühlen geplagt wird. Ein in vielerlei Hinsicht fragiler Neustart.
    (4): Ukrainische Rave-Szene – Zusammen tanzen, zusammen kämpfen!
    DJs kämpfen an der Front, Clubs werden zu Lazaretten, aus Bunkern werden im Schutz der Nacht DJ-Sets gestreamt. Die ukrainische Rave-Community agiert solidarisch und politisch wie nie zuvor. Vlad, eigentlich Drag-Künstler, patrouilliert nun in seinem Viertel in Kiew. Ein paar Straßen weiter wird die erste Party seit Kriegsbeginn gefeiert – ein Versuch der Heilung in Krisenzeiten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.07.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 01.07.2022arte.tv
  • Folge 6 (30 Min.)
    (1): Berlin
    Beim ausverkauften Save-Ukraine-Konzert in Berlin der populären ukrainischen Band Poshlaya Molly feiern russische, osteuropäische und ukrainische Jugendliche harmonisch Seite an Seite. Ihre Träume klingen ähnlich: Sie wollen keinen Krieg mehr und träumen von einer wiederaufgebauten Ukraine und einem freien Russland.
    (2): Russland
    Aber der Weg dahin scheint noch lang zu sein. Die Reise führt zu der jungen Aktivistin Alla Gutnikova. Alla war Redakteurin bei DOXA, der vielleicht kämpferischsten Zeitung Russlands. Wegen „Anstiftung Minderjähriger zu illegalen Aktivitäten“ wurde Alla zu einem Jahr Hausarrest verurteilt, ihre Wutrede ging viral und berührte tausende junge Russinnen und Russen. „Die Regierung hat der jungen Generation den Krieg erklärt“, sagte sie vor der Jury, „doch die junge Generation, das sind wir. Und wir werden gewinnen!“ Und genau das ist ihr Ziel. Sie weiß, dass viele Gleichgesinnte von einer freien Post-Putin-Gesellschaft träumen, in der Männer und Frauen gleichberechtigt sind und alle Bürgerrechte genießen.
    (3): Der Krieg hat den Funken neu entzündet
    Auch in mehreren ehemaligen Bruderstaaten intensiviert sich der Freiheitskampf. So kämpft in Ungarn die Voguing Szene aktiv gegen repressive Gesetze. Und in Kasachstan bricht die Popband Ninety One erfolgreich mit alten Männlichkeitsbildern. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.07.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 08.07.2022arte.tv
  • Folge 7 (30 Min.)
    (1): In Lettland erstarkt der Patriotismus und damit die Skepsis gegenüber der russisch-sprachigen Minderheit im Land. Der Fotograf Arnis Balcus aus Riga hält seit über 10 Jahren seine Heimat in Bildern fest. Seine Kamera ist ein Seismograf für den Wandel in der Gesellschaft, auch für die neue, starke Ablehnung gegenüber allem Russischen.
    (2): In der Ukraine wird die Verbreitung von Musik russischer Staatsbürger:innen eingeschränkt. Mitte Juni hat das ukrainische Parlament ein entsprechendes Gesetz beschlossen. Ausnahmen gelten für diejenigen, die sich explizit gegen die russische Invasion aussprechen. Viele ukrainische Musiker:innen finden die Maßnahme längst überfällig, viele von ihnen singen nun auch Ukrainisch statt Russisch.
    (3): In Liman, einem bewegten Viertel der serbischen Stadt Novi Sad, regt sich wiederum Widerstand gegen den überbordenden Nationalismus im Land. Auf den Wänden des Viertels tobt der „Krieg der Flaggen“: Mit viel Rot-Blau-Weiß sollen den Bewohner:innen von Liman patriotische Gefühle übergestülpt werden. Die wehren sich mit kreativen Übermalungen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.07.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 15.07.2022arte.tv
  • Folge 8 (30 Min.)
    In Russland ist die Erinnerung an vergangene Zeiten allgegenwärtig – ein vom Kreml gewolltes Vehikel für Patriotismus. Am 9. Mai, dem Gedenktag des Sieges über Nazi-Deutschland, zieht Wladimir Putin eine direkte Verbindung zum Angriffskrieg gegen die Ukraine. Eine Oma, die im Donbass mit einer SU-Flagge wedelt, wird zum Symbol der Kriegstreiber und prangt in Sowjet-Manier überlebensgroß auf Häuserwänden. Das Regime weiß um die Macht der Bilder. Die Renaissance des Sowjetischen findet auch in der Gesellschaft statt – KGB-Methoden kehren zurück. Wer offen gegen den Krieg ist, kann verleumdet oder verhaftet werden.
    Auch das Private ist wieder politisch: Polizisten durchsuchen Smartphones nach kritischen Statements in sozialen Medien. Eltern denunzieren ihre Kinder, der Theaterregisseur Vsevolod Lisovsky führt Stücke inoffiziell auf der Straße auf. Er sagt: „Ein Klima der Angst macht sich breit, das viele an die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts erinnert“. Manizha, 2021 noch gefeierte Vertreterin Russlands beim ESC, engagiert sich heute gegen den Krieg. Nach einem Shitstorm rechnet sie mit Auftrittsverbot. Ein Journalist, der anonym bleiben will, zeichnet ein bedrückendes Bild der neuen Realität in Russland.
    In der Ukraine möchte man das verhasste Erbe loswerden: Russische oder sowjetische Bauten sollen aus dem Land verbannt werden. Doch selbst in Kriegstagen warnen einige Architekten und Künstler davor, die Geschichte der Ukraine einfach umzuschreiben. Der Gegenentwurf: Transnistrien. Nirgendwo sonst ist die Dichte an Sowjet-Architektur und Lenin-Denkmälern größer als im abtrünnigen Landesteil der Republik Moldau. Andrey Smolenskiy organisiert hier touristische Führungen; trotz der angespannten Situation ist die Nachfrage groß (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.07.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 22.07.2022arte.tv
  • Folge 9 (30 Min.)
    Die ukrainischen Show-Stars Olya Polyakova und Masha Efrosinina, besser bekannt als „Grown-up Girls“, leben wie viele Millionen Ukrainerinnen neuerdings im Exil. Beauty, Sex und Selbstoptimierung sind ihre Themen, die durch den Krieg einen besonderen Spin erhalten haben: Wie ist es, im Exil auf Sex verzichten zu müssen, weil die Männer die Ukraine nicht verlassen dürfen? Wie wichtig sind gestylte Nägel auf der Flucht? Olyas und Mashas Show hat jetzt eine neue Bedeutung: eine einzigartige Gruppentherapie für ukrainische Frauen. In Russland schließen sich trotz drakonischer Strafen immer mehr Frauen dem Widerstand an. FAR, die „Feministische Anti-Kriegs-Résistance“, ist die am schnellsten wachsende Protestbewegung in Russland.
    Eine aktive Widerständlerin und Performance-Künstlerin spricht über Mut, frauentypische Protestformen und darüber, warum es wichtig ist, im Land zu bleiben. Mut gehört auch dazu, als Transfrau aus der Ukraine zu fliehen. Denn steht der neue Personenstand noch nicht im Pass, ist die Ausreise verboten. Der jungen Ukrainierin Remilia ist gegen alle Widrigkeiten die Flucht nach Berlin gelungen: Hier hat sie Transfrauen mit dem gleichen Schicksal kennengelernt und eine eigene Community gefunden. Die bosnische Influencerin und Journalistin Melina Borcak musste mit ihrer Familie vor dem Genozid, der in ihrer Heimatstadt an der bosnischen Bevölkerung verübt wurde, fliehen.
    Sie berichtet über den Kampf der Bosnierinnen für die Aufarbeitung und Anerkennung des Geschehenen und für die Bestrafung der Täter. Und darüber, wie sie neuerdings versuchen, ihr Wissen an Ukrainerinnen weiterzugeben. Seit ihr Sender DOSHD in Russland zerschlagen wurde, machen Masha Borzunova und ihr Team aus dem Exil weiter und klären ihre Landsleute mit der wöchentlichen Show „Fake News“ über die Lügen des Kreml auf. Für „Tracks East“ berichtet Masha, wie sich die Propaganda an Präsident Selensky abarbeitet. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.08.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 29.07.2022arte.tv
  • Folge 10 (30 Min.)
    Ukrainische Warfluencer, belarussische Krieger und Cyberkrieger, afrorussische Influencer, kasachische Popstars. Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer, denkmalstürzende und Visionärinnen und Visionäre einer Post-Putin-Welt. Diese „Post-Ost“-Community lässt die Zuschauerinnen und Zuschauer an dem aktuellen Umbruch und tiefgreifenden Wandel ihrer Gesellschaften teilhaben. Pro Sendung ergreifen Stimmen aus dem riesigen russischen Reich, aber auch aus Tiflis, Eriwan, Warschau, Vilnius, Chisinau oder Riga zu einem Oberthema das Wort. Identität, Frauenbilder, Exil, Glaube, Autorität oder Propaganda – das Spektrum dieser Themenkomplexe reicht über die geografische Komponente hinaus.
    Die Protagonistinnen und Protagonisten sprechen über geraubte Identitäten ganzer Völker, die sich jetzt rückbesinnen, über neue Solidarität und neuen Hass, über Jugend im Krieg, über Aufbruch und Wandel, über ihr Exil, das wiederum ihre Zufluchtsländer verändert, und das Gefühl, jetzt endlich vom Westen gehört zu werden. In zehn Teilen „Tracks Spezial“ lernen die Zuschauerinnen und Zuschauer sie so besser, womöglich zum ersten Mal, richtig kennen, und nähern sich damit vielleicht auch der Idee von Europa ein bisschen mehr an. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.08.2022arte
  • Folge 11 (35 Min.)
    „Warum hast du dich nicht mit Benzin übergossen und angezündet? Du bist so eine Pussy, so ein Versager“, heißt es im neuesten Song des russischen Rappers Noize MC. Er thematisiert Hass und Häme, mit denen Russen überschüttet werden, die nicht in den Ukrainekrieg ziehen wollen, und zu Hundertausenden ihr Land verlassen haben. „Tracks East“ widmet sich der Angst der Männer in Russland und der Ukraine. „Ich hoffe, dass wir eines Tages in unser normales Leben zurückkehren und unsere Traumata verarbeiten können“, sagt der ukrainische Informatikstudent Grisha aus Mariupol.
    Seit der Generalmobilmachung in der Ukraine am 25. Februar, die es Männern zwischen 18 und 60 Jahren unmöglich macht, das Land zu verlassen, gewährt er uns Einblick in sein Leben, über das seine Cousine Anna Zhukovets gerade den Film „From East to West“ dreht. Sascha aus Moskau hat für „Tracks East“ seine Flucht ins benachbarte Kasachstan nach der Teilmobilisierung in Russland am 21. September festgehalten.
    Was macht es mit jungen Männern, wenn ein Krieg sie plötzlich dazu zwingt, alles stehen und liegen zu lassen, sich von Eltern oder Freundin verabschieden, Job oder Studium schmeißen zu müssen? Wie kommen sie und ihre Familien damit klar, dass die nahe Zukunft ein Krieg ist, vor dem sie vielleicht fliehen, in dem sie eventuell kämpfen müssen, dem sie sich aber so oder so nicht entziehen können? Wie es weitergeht, weiß keiner von beiden. Wer sie selbst unter den neuen Bedingungen sein werden, wissen sie ebenso wenig. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.11.2022arteDeutsche Online-PremiereDi 15.11.2022arte.tv
  • Folge 12 (35 Min.)
    „Wo der Staat versagt, blockieren wir.“ Mit diesem Kampfruf besetzen junge tschechische Aktivisten den Betrieb der Kokerei Svoboda. „Tracks East“ ist mittendrin und fragt: Wie sehen die Post-Ost-Kreativen in Polen, Tschechien und der Ukraine die westeuropäische (Angst-)Debatte um Krieg, Gas und Strom? „Polen geht die Kohle aus. Warum? Weil wir eine unfähige Regierung voller Heuchler haben, die meinten, wir hätten Kohlevorräte für 200 Jahre“, sagt der 22-jährige polnische Rapper Asthma. Tracks-East-Reporterin Nicole Blacha trifft ihren Landsmann in Lodz, wo diesen Winter die Unis auf Online-Betrieb umstellen, da der Staat an allen Ecken und Enden Heizkosten sparen muss. Asthma hat mit seinem Album „Manifest“ der „lost generation“ Polens einen klimapolitischen Wutausbruch der Sonderklasse geschenkt.
    Nicht der Krieg sei schuld an der aktuellen Energiemisere, sondern die kurzsichtige Klimapolitik der Regierung, findet der Rapper und spricht damit einer ganzen Generation in Osteuropa aus der Seele. Die russische Redaktion der „Fake News“-Rubrik wühlt sich durch Stunden russischer Staats-News und Propaganda-Shows und zerrupft in ihrer Kolumne sorgfältig jede einzelne Lüge der Putin-Propagandisten zur Energiekrise. Und eine beeindruckende ukrainische Nachbarschaftsinitiative im ehemals von Russen besetzten Irpin demonstriert, wie man selbst unter schwierigsten Umständen sowohl der russischen Angst-Propaganda-Maschine als auch dem Winter einen Strich durch die Rechnung machen kann. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 25.11.2022arteDeutsche Online-PremiereDi 22.11.2022arte.tv
  • Folge 13 (30 Min.)
    Plötzlich ist sie wieder da – die Angst vor dem nuklearen Armageddon. Putin setzt auf die Drohung mit Atomwaffen, die Ukraine weiter auf Atomstrom. Diesem hochbrisanten Thema nähert sich das „Tracks East“-Team, das überwiegend aus der Ukraine, Russland, Polen und Kasachstan stammt. Und das auf eher ungewöhnliche Art und Weise: beim Pilzesammeln im Wald. Pilze erinnern das Team nicht nur an ihre Kindheit, sie erinnern nicht wenige auch an den Super-GAU in Tschernobyl 1986. An den kann sich wiederum der ukrainische Autor Mitya Churikov nur zu gut erinnern.
    Churikov spricht in seiner sehr persönlichen Reportage mit seiner Großmutter über die Zeit, in der die Katastrophe bei ihnen zu Hause Einzug hielt. Er redet auch mit Arbeitern in Tschernobyl, das im Frühjahr von russischen Truppen angegriffen und besetzt wurde und fragt, ob das umkämpfte AKW in Saporischschja das Trauma der kommenden Generation zu drohen wird. „Tracks East“ trifft darüber hinaus den russischen Bestseller-Autor Dmitry Glukhowsky.
    Sein dystopisches Buch „Metro 2033“ spielt in einem Moskau, dessen oberirdischer Teil nach einem Atomkrieg unbewohnbar geworden ist. Zudem beschreibt es, wie die Menschen versuchen, im Untergrund der teilweise zerstörten Metro zu überleben. Wie entwirft man eigentlich ein solches Horrorszenario? Und für wie realitätsnah hält Glukhowsky seine Fiktion, die übrigens auch ein sehr erfolgreiches Ego-Shooter-Game ist? Der Autor, der in Russland zur Fahndung ausgeschrieben ist, wünscht seiner Heimat im derzeitigen Zustand Heilung. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 02.12.2022arteDeutsche Online-PremiereDi 29.11.2022arte.tv
  • Folge 14 (30 Min.)
    „Die Welt liebt die Demokratie nicht mehr. Sie wendet sich immer mehr der Diktatur zu.“ Das sind die Worte von Dmitri Muratow, Chefredakteur der regimekritischen Moskauer Zeitung Nowaja Gaseta, als man ihm 2021 den Friedensnobelpreis verlieh. In Belarus, Russland bestätigt sich diese Aussage. Dieses Mal blickt „Tracks East“ auch in den Iran. Darin sind sich Alena Aharelysheva, die nach der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste gegen die gefälschte Wahl in Belarus das Land verließ, und der Journalist und Autor Igor Saadrev, der nach dem Überfall auf die Ukraine keine Zukunft mehr für sich in Russland sah, einig. Und auch die Sängerin und Drag-Performerin Dornika Kazerani, die in Teheran aufgewachsen ist, bleibt derzeit nur wenig mehr übrig, als mit Entsetzen auf die brutale Gewalt des Regimes zu blicken.
    Diktaturen verfügen über die Körper und sie kontrollierten die Gedanken der Menschen. Davon erzählen Alena, Dornika und Igor aus eigener Erfahrung. Diktaturen dulden auch keine sexuelle Orientierung, die von dem abweicht, was die Machthaber als Norm festgelegt haben. Bleibt allen, die frei denken, sprechen, leben wollen, nur die dauerhafte Flucht aus ihrer Heimat? „Tracks East“-Reporter Dawid Romanowski trifft in Polen junge Belarussen, die einen Sturz des Lukaschenko-Regimes vorbereiten. Sie sind bereit, ihr Leben dafür zu riskieren. Gibt es angesichts der Ereignisse im Iran dafür wirklich eine Chance? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 09.12.2022arteDeutsche Online-PremiereDi 06.12.2022arte.tv
  • Folge 15 (30 Min.)
    Fragt sich nur, wer die Lizenz für diese Waffe hat? „Wir“ behauptet ein Komiker-Duo aus Belarus, die sogenannten Chin Chins, die „Tracks East“ launisch eröffnen. Als Chin wird in Belarus ein Regierungsvertreter bezeichnet, und genau diese persiflieren die beiden belarussischen Schauspieler in ihrer politischen Satire. Produziert wird die „Chin Chin Show“ von einem belarussischen Comedy Start-up. Alle Mitglieder mussten vor dem Regime von Alexander Lukaschenko fliehen – Diktatoren dulden keine politische Comedy. In Bulgarien liefern sich linke und rechte Websites einen wahren Memes-Krieg. Und in der Ukraine ist der Präsident bekanntlich von Haus aus Komiker. Ukrainische Stand-up Comedians sind entweder an der Front oder versuchen im Netz die Moral ihrer Landsleute hochzuhalten. Zu ihnen zählt auch Vasyl Baidak: „Natürlich ist Humor eine Waffe“, sagt er. „Wenn etwa die Russen merken, dass wir trotz allem einfach über sie lachen, dann ist das schon mal gut.“ (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.12.2022arteDeutsche Online-PremiereDi 13.12.2022arte.tv
  • Folge 16 (30 Min.)
    Es ist ein Kreuz mit dem Glauben – erst recht im Krieg: Auch beim Angriff Russlands auf die Ukraine spielt Religion eine Rolle. Sie wird missbraucht und instrumentalisiert. Der orthodoxe Patriarch Kyrill und mit ihm die russische Kirche fungieren als Kriegstreiber, segnen Armee-Einheiten und Geschütze. Der tschetschenische Anführer Ramsan Kadyrow sendet seine muslimischen Truppen in den „Heiligen Krieg“ gegen die Ukraine – und bewegt so ukrainische Muslime zu erbittertem Widerstand. „Tracks East“-Autor Mitya Churikov verfolgt, wie auch die wachsende muslimische Gemeinde der Ukraine in den Krieg hineingezogen wird. Er kontaktiert eine ukrainische TikTokerin, die zum Islam übergetreten ist.
    Sie führt die Zuschauer in eine Kiewer Moschee, in der die Gottesdienste immer wieder von Stromausfällen unterbrochen werden. „Tracks East“ spricht mit dem Imam über die Probleme, vor die der Krieg auch die Muslime im Land stellt. Geprägt sind Osteuropa und Russland jedoch nicht nur von institutionalisierten Religionen: In Belarus zeigt die Künstlerin Masha Maroz, wie Kirchenkult mit alten spirituellen Ritualen vereinigt wird, und die Performance-Künstlerin Mihaela Drăgan erfindet in Rumänien den traditionellen Aberglauben und das Hexentum der Roma neu – als Weg zu feministischer Entwicklung und Emanzipation. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.01.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 31.12.2022arte.tv
  • Folge 17 (30 Min.)
    Im Kiewer „Closer Club“ wird versucht, ein Stückchen Normalität im Krieg zu erhalten. Vor dem Angriff Russlands ist halb Westeuropa zu den legendären Techno-Nächten gepilgert. Jeden Dezember findet die „Black Factory Night“ statt, auch im Kriegswinter 2022. Bei Stromausfall wird der Generator angeschmissen. „Tracks East“ ist dabei und erfährt, wie eine improvisierte Party Ablenkung in dunklen Zeiten sein kann. Aber nicht nur Kiew steht vor dem „schlimmsten Winter seit dem Zweiten Weltkrieg“, wie Bürgermeister Vitali Klitschko warnt.
    Die gesamte Ukraine muss sich auf kalte und dunkle Zeiten einstellen. Wie hält man den Kopf oben, während der Körper friert? Videotagebücher aus Odessa, Charkiw, Mariupol und anderen Orten in der Ukraine zeigen, wie die Menschen den widrigen Bedingungen trotzen und sich füreinander einsetzen. Ohne Wasser, Strom, Internet harren sie aus. Auch das ärmste Land Europas, die Republik Moldau – unmittelbarer Nachbar der Ukraine – leidet unter Stromausfällen und extrem hohen Energiepreisen.
    Der Filmemacher Lurie Tocmas nimmt uns mit auf die Straßen Chişinăus und spricht mit Menschen, die ihre Habseligkeiten auf Straßenmärkten verkaufen, um sich ein bisschen Wärme leisten zu können. Und in der Provinz Gagausien, die weiterhin dem Kreml die Treue hält, führt der Journalist Mihail Sirkeli mit seinem YouTube-Kanal einen einsamen Kampf. Denn hier glauben die wenigsten Menschen, dass die hohen Energiepreise mit dem Krieg in der Ukraine zu tun haben. Hier zeigt die russische Propaganda Wirkung. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 13.01.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 10.01.2023arte.tv
  • Folge 18 (30 Min.)
    Keine Bezahlung für die Arbeit, genächtigt wird im Hinterzimmer: Das ist in Russland die Realität für viele Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten aus zentralasiatischen Ländern wie Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan. Der bedrückende Film „Convenience Store“ nimmt das Problem in den Fokus anhand einer wahren Geschichte über einen Kiosk in Moskau. Regisseur Mikhail Borodin kommt aus Usbekistan, hat lange in Russland gelebt und dort die Diskriminierung am eigenen Leib erfahren. Was territoriale Machtspiele mit den Menschen machen, die auf deren Schauplatz wohnen, sieht man in Bergkarabach, auch Republik Artsakh genannt.
    Das von Armenierinnen und Armeniern bewohnte Gebiet liegt innerhalb der Landesgrenzen Aserbaidschans. Im Dezember wird Artsakh blockiert, Lebensmittel und Medikamente werden knapp, Familien können sich über die Feiertage nicht sehen. Sowohl die dort stationierten russischen Friedenstruppen als auch die internationale Gemeinschaft halten sich raus. Die junge Lehrerin Nina Sharvedyan berichtet aus der abgeschnittenen Region und prangert die Machtspiele an, unter denen die Bevölkerung leidet.
    Egal, ob in West-, Ost- oder Südosteuropa: Roma und Sinti sind überall Vorurteilen und Diskriminierung ausgesetzt. Die bosnische Künstlerin Selma Selman macht sich das zu eigen. In ihrer Performance „Mercedes Matrix“ zerpflückt sie mit ihrer Familie einen alten Benz. Damit spielt sie nicht nur auf das Image der Roma als Diebe an, sondern zeigt gleichzeitig, dass ihre Community Recycling und Kreislaufwirtschaft schon betrieben hat, als die Worte noch niemand kannte. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 27.01.2023arteDeutsche Online-PremiereMo 23.01.2023ARD Mediathek
  • Folge 19 (30 Min.)
    Schon jetzt sehen viele Künstlerinnen und Künstler, Sängerinnen und Sänger, Erfinderinnen und Erfinder sowie Gründerinnen und Gründer viel mehr in ihrem Land als „nur“ das Opfer eines brutalen Angriffskrieges. In Kiew macht sich die Musikerin Olga Osinnya auf den Weg, um die Visionäre einer besseren Zukunft zu treffen. Aus deren Sicht ist die Zeit großer Industriekomplexe, die noch aus Sowjetzeiten stammen und oft in Oligarchenhand liegen, vorbei. Die Zukunft gehört der IT-Branche und innovativen Gründern wie Valentin Frechka, der mit seinem Startup „Releaf“ ein Verfahren entwickelt hat, mit dem sich Papier aus trockenem Laub herstellen lässt. Oder Kreativen wie der Designerin und Architektin Sofia Bonda.
    Sie hat das „Hedgehog Manual“ entwickelt: eine Anleitung, wie man die in ukrainischen Städten allgegenwärtigen Panzersperren (sogenannte Igel bzw. Hedgehogs) zu friedlichen Fahrradständern oder in harmlose Parkbänke umbaut. Eine Idee, die sich auch für den Export eignet und dabei gleichzeitig als Mahnmal gegen den Angriffskrieg dienen kann. In Berlin ist die Online- Journalistin Lilia Topuzovo unterwegs und trifft einige der mittlerweile fast acht Millionen geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer. Wie sehen sie die Zukunft ihres Landes? Und natürlich ihre eigene? Unter welchen Umständen können sie sich eine Rückkehr vorstellen? Und wie kann ihr Neuanfang in der Ukraine aussehen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 03.02.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 31.01.2023arte.tv
  • Folge 20 (30 Min.)
    Im Krieg hat Kindheit kaum Überlebenschancen. Die Kleinsten erleben das Schrecklichste: Sie werden beschossen, ihr Zuhause wird zerstört, sie müssen flüchten. So auch im Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Mindestens 12.000 ukrainische Kinder wurden zudem, laut offiziellen ukrainischen Quellen, nach Russland verschleppt. „Heimgeholt“ nennt es die Kreml-Propaganda. Waisenkinder werden dort zur Adoption freigegeben. Der Direktor des Waisenhauses in Kherson berichtet, wie er Dutzende seiner Schützlinge vor der russischen Armee versteckte. Alle konnte er nicht retten. Die Leiterin der Hilfsorganisation „Children of War“ Daria Herasymchuk koordiniert die Suche nach den vermissten Kindern und versucht, sie heimzuholen.
    In rund 400 Fällen ist das bisher gelungen. Der zehnjährige Egor Kravzov schrieb Tagebuch, während seine Stadt Mariupol zerstört wurde. Die kindliche Sicht und berührende Beschreibung des Jungen zeigen eine neue Perspektive auf den Schrecken. Die Kinder, die in Mariupol geblieben sind, leben jetzt unter russischer Besatzung. Das bekommen sie im Schulunterricht sofort zu spüren. Neue Schulbücher mit der Geschichtsinterpretation des Kremls, Fahnenappelle, Propaganda-Unterricht. Die sogenannte Z-Education steht seit September auf dem Lehrplan. Schon Kindergartenkinder werden auf den Krieg eingeschworen. Und wehe, wer sich nicht fügt. Dann droht die Staatsgewalt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 24.02.2023arte
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 20.01.2023
  • Folge 21 (30 Min.)
    Die ukrainische Band Latexfauna hält an ihrem Gute-Laune-Pop fest und bietet ihren Fans ein Stück Eskapismus – alles andere fände sie verlogen. Zerborstenes Metall, Granateneinschläge im Asphalt – die renommierte Künstlerin Zhanna Kadyrova bringt die Spuren der russischen Zerstörung in weiße Galerieräume. Sie kann gar nicht anders. Der Kunstverein Hannover widmet ihr eine Retrospektive. Wie gehen Kunstschaffende aus krisengeplagten Ländern mit den Erwartungen des westlichen Publikums um? Ist das gesteigerte Interesse Chance oder Klischeefalle? Die Musikerinnen Nazanin Noori, Diana Azzuz und Katarina Gryvul sowie die Journalistin Mariana Berezovska sprechen über künstlerische Selbstermächtigung in Zeiten, in denen jedes Stückchen Normalität auf dem Spiel steht. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.03.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 11.03.2023arte.tv
  • Folge 22 (30 Min.)
    Fernbeziehung – das neue Normal in der Ukraine. Ingret Kostenko ist eine Indie Pop-Ikone in der Ukraine. Bis zur russischen Invasion ging es steil bergauf mit ihrer Karriere. Dann floh sie nach Deutschland. Der Mann, den sie liebt, kämpft an der Front. Immer wieder fährt sie in die Ukraine, um ihn zu sehen. Die junge Künstlerin versucht, den Zustand als normale Fernbeziehung zu betrachten. Über die Kampfhandlungen redet das Paar nicht. Das Getrenntsein verarbeitet Ingret in ihren Songs und Videos. Sex Sells, auch in Kriegszeiten: Die ukrainische Künstlerin Anastasiya Kuchmenko bietet erotische Fotos gegen Geld.
    Der Erlös fließt direkt ans Militär. Dutzende Mitstreiterinnen laden „Nudes“ von sich selbst auf die Plattform „Teronlyfans“. Andere wiederum zahlen, um sich das anzuschauen. Bisher wurden rund 700.000 Dollar generiert. Ganz nebenbei möchte Initiatorin Anastasiya auch für ein bisschen mehr Lässigkeit im Umgang mit Erotik in der ukrainischen Gesellschaft werben. Elena hat ihren Mann, einen Marineinfanteristen, seit April weder gesehen noch gesprochen. Er wurde von den Russen gefangen und weiß nicht, dass er der Vater eines neugeborenen Kindes ist.
    Elena kämpft mit anderen Frauen um einen Gefangenenaustausch. Bei „Tracks East“ erzählt sie, wie sie mit der schrecklichen Ungewissheit weiterlebt. Queer in der Armee, die Einhorn-Kämpfer: In der Ukraine kämpfen auch Mitglieder der LGBTQ-Community gegen Russland. Derzeit sind es 140 Armeeangehörige, die sich offen zu ihrer Queerness bekennen. In der Ukraine war das bisher ein Tabu. Oleksandr Zhugan trägt das Abzeichen des Einhorns an seiner Uniform. Er berichtet direkt von der Front, wie das Kriegstrauma seine Liebe versteinert und wie die Toleranz für queere Menschen in der ukrainischen Gesellschaft wächst. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 24.03.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 21.03.2023arte.tv
  • Folge 23 (30 Min.)
    Die „Urban Explorerin“ Polina Lew sucht für „Tracks East“ Antworten im Untergrund. Kaum jemand kennt die Bunker, Keller und U-Bahnschächte besser als sie. Die Metro in Kyiv gilt als Lebensader der Stadt, in Friedens- vor allem aber jetzt in Kriegszeiten. Polina nutzt sie, um „Tracks East“ durch dieses Leben im Untergrund zu führen, zu den Menschen, die dort Schutz suchen. Der Make-Up-Artist DimaCHE hat seinen Schönheitssalon im Keller einer alten Waffenfabrik. Und auch Danylo Schramenko und die „Hooligan Art Community“ entwickeln ihre Tanz-Performances jetzt im Untergrund – „Bunker-Cabaret“ heißt ihre neueste Performance. Dass Schutzräume auch zu Fallen werden können, hat Anna Zaitseva erlebt. 65 Tage lang saß sie mit ihrem Neugeborenen im feuchten Bunker des von den Russen eingekesselten Azov-Stahlwerkes in Mariupol fest. Sie und ihr Baby konnten fliehen, ihr Mann, einer der Kämpfer von Azov-Stahl, gilt seitdem als vermisst. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 31.03.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 28.03.2023arte.tv
  • Folge 24 (30 Min.)
    Die ukrainische TikTokerin Valeria Shashenok berichtet mit schwarzem Humor und viel Esprit über ihre tristen Stunden im Schutzbunker, ihre Flucht und ihr Exil. Ihr besonderer Stil trifft einen Nerv: Der Account hat mittlerweile 1,3 Millionen Follower. „Humor ist ein Schutzschild“, sagt Valeria. Dmytro Marushchaks aus Butscha will das Grauen, das er erlebt hat, so schnell wie möglich vergessen. Skaten war sein Leben, bis seine Heimatstadt zum Synonym russischer Kriegsverbrechen wurde. Der 23-Jährige ließ sein Board stehen und schloss sich den Streitkräften an.
    Er dokumentierte seinen Einsatz als Videotagebuch. „Jeder Tag kann der letzte sein. Also genieße ihn“, rät Dmytro. Frisch aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, kann die 26-jährige Alexandra Sergeevna weder Stille noch Alleinsein ertragen. Sie versucht ihr Trauma mit intensiver Therapie zu verarbeiten. Die Filmemacherin Alisa Kovalenko sieht sich als Kulturkriegerin. Vier Monate kämpfte die Mutter einer kleinen Tochter in der Truppe. Doch irgendwann begann sie wieder zu filmen, um das Erlebte zu verarbeiten. Die Bilder helfen ihr, sagt sie, nicht den Verstand zu verlieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.04.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 01.04.2023arte.tv
  • Folge 25 (30 Min.)
    Wie blickt die junge Generation Moldaus auf die bedrohliche Lage in dem gespaltenen Land? DJ Borş ist nach Moldau zurückgekehrt, als der Krieg in der Ukraine begann. Sie fühlt sich wie viele in ihrer Generation in einem Schwebezustand, weil niemand weiß, was morgen sein wird. Mit ihrer Initiative „Make Borş Not War“ belebt sie die Partyszene in Chisinau. Die Fotografin Carolina Dutca aus Transnistrien leistet mit ihrer Kunst Widerstand gegen die pro-russischen Kräfte. Sie wagt sich an Tabu-Themen und wurde dafür schon vom russischen Geheimdient bedroht. Sie zeigt ihre ganz persönliche, künstlerische Perspektive auf die abtrünnige Region. Der 19-jährige Safar lebt direkt an der ukrainischen Grenze. Die Spannungen kann er bis in sein Dorf spüren, in dem auch schon mal Teile einer russischen Rakete heruntergekommen sind. Viele sind weggegangen, Safar liebt die Gegend. Er stemmt Traktorreifen und versucht, sein Lebensgefühl in Fotos festzuhalten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 14.04.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 11.04.2023arte.tv

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