Dokumentation in 5 Teilen, Folge 1–5

  • Folge 1
    In jeder Folge von „Weites Land“ stehen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die im jeweiligen Bundesland verortet sind, im Mittelpunkt. Was macht sie aus, was unterscheidet sie von der Bevölkerung anderer Bundesländer bzw. wo gibt es gar regionale Unterschiede innerhalb eines Landes? Die erste Ausgabe führt Regisseurin Jennifer Rezny und ihr Filmteam nach Vorarlberg. Dächte man sich Vorarlberg als Tier, wäre es eine Gämse: sicher im Tritt im steilen Gelände, leichtfüßig in der Ebene. Nein, man müsse sich das „Ländle“ als Igel vorstellen: nach außen hin borstig, innen aber weich.
    Vorarlberg sei eine Schnecke, die ihre Fühler ganz schnell einzieht, wenn man ihr zu nahe kommt. Dies sind einige der Antworten, die die Filmemacherin bei ihrer Befragung von Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern erhalten hat. Fleischermeister Johannes, von allen Jogi genannt, ist vielleicht solch ein Igel: Ruppige Schale, den Rock ‚n‘ Roll im Blut und Sanftmut im Blick. Er bestätigt, dass das Klischee der arbeitswütigen, ehrgeizigen Voralberger:innen durchaus zutreffe und das Credo „schaffe, schaffe, Hüsle baue“ gültig sei.
    Als Single mit Mitte 30 hinke er dem Vorarlberger Ideal vom Familienleben mit zumindest zwei Kindern gehörig nach. Glücklich mache ihn, wenn er mit seiner Hände Arbeit Fleisch zerlegt und perfekt zubereitet. Apropos Kulinarik: Das Lecher Sonntagsessen bestehe aus Kässpätzle mit Erdäpfelsalat und Bratkartoffeln. „Also Kohlenhydrate mit Kohlenhydraten und dazu Kohlenhydrate.“ Das sagt Schriftsteller Michael Köhlmeier, der aus Hohenems stammt.
    Er und seine Ehefrau Monika Helfer sind die beiden Prominenten dieser Ausgabe, die ebenso liebevoll wie kritisch zu ihrer Heimat stehen. „Was der Herrgott durch einen Berg getrennt hat, soll der Mensch nicht durch ein Loch verbinden“, sagt der bei der Freiwilligen Feuerwehr aktive Pensionist Ernst augenzwinkernd, der damit den Arlberg-Straßentunnel meint. Das Leben hinter dem Berg vermittle Sicherheit. Und Illustratorin Monika ertappt sich dabei, dass sie im Bezug zu ganz Österreich von „wir und der Rest“ spricht. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSo 28.08.2022ORF 2
  • Folge 2
    Was macht die Menschen in den neun Bundesländern aus, was unterscheidet sie von den Bewohnerinnen und Bewohnern anderer Regionen bzw. wo gibt es gar Unterschiede innerhalb eines Landes? Diesmal geht es um Niederösterreich – Land der landschaftlichen Kontraste, der vier Viertel, der Kreisverkehre. Ist etwas Wahres daran, wenn man Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern mangelndes Selbstwertgefühl attestiert oder ist dies längst überwunden? Und wenn doch nicht, wo liegen die historischen Wurzeln? Stimmt es, dass in St. Pölten die erotischsten Frauen leben? Und warum ist der Karpfen der Professor unter den Fischen? Zu Wort kommen Menschen aus allen Bevölkerungsschichten.
    Prominente Mitwirkende dieser Folge ist Schauspielerin Erni Mangold. Wonach riecht Niederösterreich, will Filmemacherin Jennifer Rezny u. a. wissen. Nach einem Saustall, nach Schnitzel und Fett im besten Sinne oder prickelnd wie kurz vor einem sommerlichen Platzregen, sagen die von ihr Befragten. So divers die Antworten, so unterschiedlich sind auch die Mentalitäten in den unterschiedlichen Regionen des Bundeslandes. Früher habe man sich geschämt, Waldviertler zu sein, sagen Thomas und seine vier Söhne, die einen Karpfenteich besitzen.
    In ihrer Region würden die Menschen „losern“, ein Dialektausdruck für horchen. Erst würden sie innehalten und abwarten, mit wem sie es zu tun bekommen, und sich erst dann öffnen. Nicht anders verhalte sich der Professor unter den Fischen, der Karpfen. Ob seiner Intelligenz überlege er genau, ob er bei einem ausgeworfenen Köder zubeißt. In ganz Niederösterreich wie auch im übrigen Bundesgebiet wirke das Trauma der Ersten Weltkrieges nach, als ein Weltreich zu seiner heutigen Größe zusammenschrumpfte, analysiert Erika, die Plüsch zu Leben erweckt.
    Die Starzingerin ist Tierkostümschneiderin. Der Auslöser des Ersten Weltkriegs ist in ihrer Familiengeschichte eingeschrieben, erzählt Alix, Schlossherrin in Artstetten. In ihrem feudalen Heim hängt nicht von ungefähr ein Porträt von Erzherzog Franz Ferdinand, ist sie doch seine Ururenkelin. Auch wurde der beim Schussattentat von Sarajewo ermordete Thronfolger in der Familiengruft bestattet. Sie bezeichnet die Niederösterreicher:innen als „gebremst herzlich“. Die Menschen in St.
    Pölten seien Auskenner. Sie würden bei aller Anerkennung selbst Marcel Hirscher erklären, wie man „richtig“ Ski fährt oder Luciano Pavarotti, wie man „richtig“ singt, meint der Autor und Liedermacher Roul. Warum dies so sei? Vielleicht weil man in St. Pölten unbedingt mit dem Rest der Welt mithalten wolle. Queer zu sein sei im „Landeshauptdorf“ noch viel schwieriger als in der Großstadt, wissen Elektrikerin Lex und IT-Techniker Oskar, die einander „typisch niederösterreichisch“ bei der Vereinsarbeit kennengelernt haben. Er bräuchte Niederösterreich eigentlich nie zu verlassen, denn das Land biete landschaftlich alles – von Bergen, über die Hügel bis hin zur flachen Ebene, schwärmen der Weinviertler Mittelalter-Musiker Arnulf und seine Frau Karin.
    Sie sei froh, dass sie im Waldviertel lebe, sagt Schauspielerin Erni Mangold. Die Menschen hier seien angenehm, schweigsam und „niemand geht dir auf den Hammer“. „Weites Land“ ist eine Koproduktion von ORF und Feuer & Flamme Film, gefördert von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien, Kultur Niederösterreich, Kultur Oberösterreich, Cinestyria Filmcommission and Fonds, Kärnten Film Commission und Land Vorarlberg. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSo 04.09.2022ORF 2
  • Folge 3 (47 Min.)
    Vielleicht sind sie einfach nur Idealisten, mit einer ganz gehörigen Portion Durchhaltevermögen. Ganz sicher sind sie richtige Mühlviertler. „Wenn ich eine alte Kuh wäre, würde ich mich ja auch freuen, wenn etwas richtig Gutes aus mir würde.“ sagt Katharina Sageder. Was ein wenig merkwürdig klingt, ist die Idee zu dem vielleicht nachhaltigsten Rindfleisch, das es in Österreich gibt. Und ganz nebenbei ist es eine gesuchte Delikatesse, in Haubenlokalen und bei Grill-Experten. Ursprünglich wollten sie einfach nicht einsehen, warum ihre alten Kühe bei Gourmets in Frankreich und Spanien extrem gefragt waren, aber in Österreich nur als Faschiertes verkauft wurden.
    Die Sageders bauten extra einen Schlachthof am Stall, um ihre Kühe nun von der Geburt bis zum Ende selber betreuen zu können. Ihr Herzenswunsch war es, den Tieren ein würdevolles Lebensende zu ermöglichen. Eine Idee, mit der die umtriebigen Bauern für Furore in den besten Küchen, von Oberösterreich bis nach Berlin gesorgt haben. Eine Idee, die so vermutlich nur eine Mühlviertler Bauernfamilie umsetzen kann. Denn wer den Geistesblitz hat, muss auch stark genug für den langen Weg zum Ziel sein.
    Dass das Mühlviertel ganz nebenbei auch die Heimat geheimer Erdställe ist, oder von mumifizierten Pfarrern, die sogar eine eigene Mumienbetreuerin haben – das sind wieder ganz andere Geschichten. Genauso wie Schlossherren, die echte Idealisten sind und Glasbläser, die als Letzte ihrer Zunft einzigartiges Waldglas herstellen. Das Mühlviertel ist einfach mehr. Es ist eine Menschenschlag mit Ideen, die über dieses weite Land hinaus, bis nach Bayern und Südböhmen, für einigen Wirbel sorgen. (Text: ServusTV)
    Deutsche Online-PremiereFr 09.06.2023ServusTV OnOriginal-TV-PremiereFr 09.06.2023ServusTV
  • Folge 4
    Die österreichische Seele ist ein weites Land. Mit vielen Lichtblicken und so manchen Abgründen. Um den wahren Kern des Landes zu ergründen, muss man tief graben oder den Blick von einem Berggipfel in die Weite richten. Wer oder was ist nun Österreich? Die Summe seiner Bundesländer? Die Geschichte, die sich darin abspielt? Die Kultur, die gelebt wird? Traditionen, Bräuche, Sprache, Kulinarik, Musik? So vielfältig Sprache, Landschaften und Mentalität sind, so unterschiedlich sind auch die Persönlichkeiten, die Regisseurin Jennifer Rezny auf ihrer Erkundungstour durch die Steiermark besucht: Da ist der Grazer Star-Chirurg, der einst Roy Horn – vor zwei Jahren verstorbene Hälfte des Magierduos Siegfried & Roy – unter seinem Skalpell hatte.
    Bodenständig ist eine Musikerfamilie im Gesäuse, die sich ganz dem Jodeln verschrieben hat – Workshops für Interessierte inklusive. Im Ausseerland trifft Rezny auf einen Gastwirt, der an den Dreharbeiten zum James Bond-Film „Spectre“ beteiligt gewesen ist. Weit mehr als zehn Millionen Tonträger im deutschsprachigen Raum gehen auf sein Konto: Thomas Spitzer, gemeinsam mit Klaus Eberhartinger Kopf der legendären Kultband EAV, denkt schnell, textet scharf und hat ein Mundwerk wie ein Florett (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSo 02.07.2023ORF 2
  • Folge 5
    Wer sich nach Kärnten begibt, wird schnell umfangen – von der Schönheit der Landschaft und der Gastfreundschaft der Menschen: ein scheinbar fröhliches Volk, das immer ein Lied auf den Lippen hat. Doch so manche Molltöne mischen sich in das Kärntner Lied und setzen sich in der Kärntner Seele fest. Regisseurin Jennifer Rezny trifft bei ihrer Landvermessung interessante Menschen, manche von ihnen über die Region hinaus bekannt. Die mittlerweile pensionierte Köchin Sissy Sonnleitner wurde in ihrer aktiven Zeit von den großen Gourmet-Bibeln mit Hauben gekrönt und Sternen belohnt.
    Ihr Erfolgsrezept: Sie fusionierte in ihrem Gasthaus in Kötschach-Mauthen die lokale mit der italienischen Gastronomie zur sogenannten Alpen-Adria-Küche. Immer noch fasziniert sie, dass Kärnten der Schnittpunkt der slawischen, romanischen und germanischen Kultur ist. Trotz dieses Reichtums ortet sie bei ihren Landsleuten einen gewissen Mangel an Selbstvertrauen. Das mag dem historischen Blick nach Norden geschuldet sein: Die wohlhabendere bäuerliche Gesellschaft Oberösterreichs sei immer schon selbstbewusster aufgetreten.
    Ähnliches konstatiert Thomas Morgenstern: Der dreifache Olympiasieger und vielfache Weltmeister im Skisprung steht im Rang eines Nationalhelden. Aber vor allem die Anfänge waren nicht leicht. Im von selbstbewussten Tirolern dominierten Skiverband fühlte er sich in jungen Jahren oft abgekanzelt. „Du bist keiner von uns“, bekam er oft zu hören. Trotzdem ist der einstige „ÖSV-Adler“ Überflieger geblieben. Mit dem Helikopter erhebt sich der nunmehrige Pilot und Unternehmer hoch über den Millstätter See. Johann füllt privat eine Heldenrolle aus, genauer gesagt jene des Pantoffelhelden – und dies mit Hingabe und Leidenschaft.
    Denn seine Frau Christine hält die Zügel straff. Am Faaker See, wo es noch Sommer wie damals gibt, betreiben die beiden einen Campingplatz samt Restaurant. Der 11. Oktober 2008 war auch für Johann ein „J.-F.-Kennedy-Moment“: Alle, die damals der Kinderstube entwachsen waren, wissen heute noch, wo sie die Nachricht von Jörg Haiders Tod ereilte. Mit dem ebenso legendären wie umstrittenen Landeshauptmann verband Johann eine Freundschaft.
    Den Verschwörungstheorien um seinen Autounfall erteilt er aber eine Absage. Als Spaltpilz der Gesellschaft wird Jörg Haider von vielen gesehen, zumal von Angehörigen der slowenischen Minderheit. Der Bankangestellte Paul wünscht sich, dass die Politik die slowenische Sprache endlich mehr wertschätze und er nicht länger um jedes slowenische Wort bitten müsse, denn das sei kränkend. Und Sozialarbeiter Marko spricht von einer Zerrissenheit, die nachwirke. Dennoch gebe es Mundartausdrücke jenseits aller Sprachgrenzen. „Tschentschen“ bedeutet so viel wie Jammern, aber anders als das wienerische Raunzen, das laut in die Welt hinausposaunt wird, sei es eher nach innen gekehrt – und verweise so auf die Kärntner Mentalität.
    Ein deutscher Organist, der in einer Klagenfurter Kirche den Donauwalzer spielt – auch das gibt es in dieser Ausgabe von „Weites Land“. In den ersten Jahren seiner Immigration wurde Martin schnell beschieden: Einen Deutschen, der uns erklärt, wie es richtig geht, brauchen wir hier nicht. Er liebt die Musikalität der Menschen in seiner neuen Heimat: Sie kämen zur Welt, um als erstes ein Kärntner Lied zu singen.
    Seit 64 Jahren steht Hermine Wiegele fast täglich frühmorgens in ihrer Backstube im Gailtaler Nötsch. Wenn die 84-Jährige etwas umtreibt, dann der Gedanke, in den Ruhestand gehen zu müssen. Neben Brot ist Kunst ein essenzielles Lebensmittel für sie. Das Wiegelehaus beherbergt auch das Museum des Nötscher Kreises, zu dem bedeutende Künstler wie Franz Wiegele, Sebastian Isepp, Anton Kohlig und Anton Mahringer zählten. Entwurzeln ließ sich Hermine trotz Angeboten der Verwandtschaft, ins Ausland zu gehen, nie: „In der Fremde würde ich verdursten“. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSo 23.07.2023ORF 2

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