Dokumentation in 5 Teilen, Folge 1–5

  • Folge 1 (32 Min.)
    Massentierhaltung ist in der modernen Landwirtschaft allgegenwärtig. Die erste Folge von „Wen dürfen wir essen?“ nähert sich dem Thema aus drei sehr unterschiedlichen Perspektiven. Schweinemäster Dirk Nienhaus gestattet einen seltenen Blick hinter die Kulissen einer modernen Mastanlage. Er zeigt, wie sich die Aufzucht von Nutztieren zu einem hochtechnisierten, effizienten Prozess entwickelt hat. Es wird deutlich, dass Massentierhaltung und billiges Fleisch zwei Seiten derselben Medaille sind. In seinen nachdenklichen Momenten fragt sich Dirk Nienhaus, ob seine Schweine etwas vermissen, und reflektiert mit bemerkenswerter Offenheit seine eigene Rolle im System.
    Friedrich Mülln betrachtet die moderne Landwirtschaft von der entgegengesetzten Seite: Der Gründer der SOKO Tierschutz hat sich darauf spezialisiert, skandalöse Zustände in der Tierhaltung an die Öffentlichkeit zu bringen. Die Serie zeigt Bilder von seinen nächtlichen Einsätzen, bei denen er heimlich nach Tierschutzverstößen fahndet. Dabei macht Friedrich Mülln deutlich, warum er das System der Tierhaltung insgesamt für falsch hält.
    Anja Hradetzky sucht nach einem Weg, Tierwohl und Nutztierhaltung zu vereinen – und stößt dabei an die Grenzen des Systems. Ihre Kühe leben im Grünen. Die Kälber wachsen bei ihren Müttern auf. Ihr Tod kommt plötzlich, durch einen Kugelschuss auf der Weide. Trotzdem bleiben Fragen: Was ist ein glückliches Leben? Wer entscheidet, wann genug gelebt ist? Aber auch: Warum läuft es in 99 Prozent der Betriebe nicht so? Und warum hat sie auch nach vielen Jahren noch Probleme, von ihrer Arbeit zu leben? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.08.2022arteDeutsche Online-PremiereMo 01.08.2022arte.tv
  • Folge 2 (32 Min.)
    Auf dem Schlachthof Goldschmaus erklärt der Tierschutzbeauftragte Gerald Otto, warum er es in Ordnung findet, Tiere zu essen – und zeigt mit erstaunlicher Transparenz, welche Maßnahmen Schlachthöfe ergreifen, um den Tod von Tausenden Tieren am Tag möglichst sanft zu gestalten. Die amerikanische Psychologin Melanie Joy diagnostiziert eine weit verbreitete Ideologie in unserer Gesellschaft: Von Kind auf lernen wir, eine kleine Gruppe von Tieren für essbar zu halten – und das Fleisch aller anderen für ekelerregend. Um diesen Glauben aufrechtzuerhalten, sagt Melanie Joy, erzählen wir uns immer wieder drei Mythen: Fleisch zu essen sei natürlich, notwendig und normal. Wie natürlich unser Fleischkonsum wirklich ist, untersucht Ilja Steffelbauer.
    Der Kulturhistoriker hat die Geschichte des Fleisches von den Anfängen der Menschheit bis in die Gegenwart verfolgt. Anschaulich erklärt er, wie die Jagd uns geprägt hat – und warum wir nach Jahrtausenden der Knappheit im letzten Jahrhundert zu den gierigsten Fleischessern der Geschichte wurden. Niko Rittenau geht als Ernährungswissenschaftler der Frage nach, wie notwendig der Konsum von Fleisch tatsächlich ist. Welche Nährstoffe sind im Fleisch? Bekommen wir diese auch anders? Warum finden wir Fleisch so lecker – und welche Rolle spielen unsere Instinkte? Schließlich fragt die Dokumentationsreihe nach dem Wert von Normalität. Wann und in welchen Kulturen ist welches Verhalten normal – und was bedeutet das für uns? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.08.2022arteDeutsche Online-PremiereDi 02.08.2022arte.tv
  • Folge 3 (32 Min.)
    Peter Singer, Professor für Ethik in Princeton, gilt als philosophischer Vater der modernen Tierrechtsbewegung. Ausgehend von der Philosophie des Utilitarismus legt er überzeugend dar, warum wir die Interessen und Gefühle von Tieren genauso in unsere Überlegungen zum Konsum von Fleisch einbeziehen müssen wie die anderer Menschen. Doch was fühlen Tiere eigentlich? Sara Hintze ist Tierwohlforscherin an der Universität für Bodenkultur in Wien und untersucht die Emotionen von Nutztieren. Berührende Bilder aus ihrem Labor zeigen junge Mastschweine, die in psychologischen Experimenten erstaunlich menschenähnliche Verhaltensweisen aufweisen. Aber woher wissen wir, dass Tiere etwas fühlen, doch Pflanzen nicht? Der Evolutionsbiologe Jon Mallatt beschäftigt sich mit genau dieser Grenze zwischen der bewussten und der unbewussten Welt.
    Er nimmt das Publikum mit auf eine Zeitreise 500 Millionen Jahre in die Vergangenheit und erklärt, warum Tiere die ersten Gefühle entwickelt haben. Schließlich kommt mit Dan Shahar einer der wenigen Philosophen zu Wort, die den Fleischkonsum ethisch verteidigen. Dabei redet er nicht schön, was in der Tierhaltung passiert, sondern stellt uns die Frage, welche moralischen Ansprüche wir an uns selbst stellen wollen. In unterhaltsamen Animationen erwachen diese philosophischen Gedankenexperimente zum Leben. Schwere Themen werden mit großer Leichtigkeit behandelt – und in einer Tiefe, die im Fernsehen zuvor noch nicht zu sehen war. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.08.2022arteDeutsche Online-PremiereMi 03.08.2022arte.tv
  • Folge 4 (32 Min.)
    Selbst wenn wir morgen aufhören würden Auto zu fahren und zu fliegen, können wir das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr erreichen – es sei denn, wir ändern unsere Ernährung radikal. Cynthia Rosenzweig, Klimafolgenforscherin bei der NASA, stellt in beeindruckender Klarheit dar, warum wir mit unserem Fleischkonsum nicht weitermachen können wie bisher. Ein immer größerer Anteil der Bevölkerung bezeichnet sich selbst als Flexitarier. Doch kaum jemand kann sich vorstellen, ersatzlos auf Fleisch zu verzichten. Auf der ganzen Welt wird deshalb an überzeugenden Fleischalternativen geforscht. Der Markt wächst rasant. Die vierte Folge von „Wen dürfen wir essen?“ wirft einen Blick hinter die Kulissen dieser Industrie: von traditionellen Fleischherstellern wie der Rügenwalder Mühle, die in das Boom-Geschäft mit pflanzlichen Alternativen eingestiegen sind, über Unternehmen wie Impossible Foods im Silicon Valley bis hin zum israelischen Start-up Future Meat, das mit hochtechnologischen Mitteln und Hunderten Millionen Dollar Investments echtes Fleisch im Labor produziert.
    Dabei kommen optimistische Stimmen ebenso zu Wort wie Skeptikerinnen und Skeptiker. Worauf gilt es zu achten, wenn man einen Geschmack authentisch nachahmen möchte? Warum würde niemand ein Schnitzel kaufen, das von innen braun ist? Und wieso benötigen auch Zellen im Labor eine Leber? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.08.2022arteDeutsche Online-PremiereDo 04.08.2022arte.tv
  • Folge 5 (31 Min.)
    Wie leben Tiere in der Landwirtschaft? In den Workshops von Friederike Schmitz spielen Schülerinnen und Schüler auf dem Boden ihres Klassenraums nach, wie viel Platz ein Mastschwein hat. In der Diskussion wird klar, dass die Kinder ähnlich denken wie Erwachsene: Uns allen tun Tiere leid und wir alle sehen die Menschheit auf den Klimawandel zurasen. Doch unser Verhalten zu ändern, fällt nach wie vor schwer. Friederike Schmitz reflektiert, was ihr Hoffnung gibt – und was sie zweifeln lässt. Friedrich Mülln, der Gründer der SOKO Tierschutz, erzählt, was ihn seit seinem 13. Lebensjahr motiviert, sich für Tiere in Gefahr zu begeben – und warum sein wahrer Gegner nicht die Schlachthöfe sind, sondern die Konsumentinnen und Konsumenten, die diese Kette von Ereignissen in Gang setzen.
    Aktivist Tobias Leenaert lebt auf einem Hof in Belgien mit befreiten und geretteten Schweinen, Enten, Hühnern und einem Truthahn, der sich gern im Spiegel anschaut. Er ist überzeugt, dass die vegane Bewegung mit Argumenten allein nicht weiterkommt. Es braucht Kompromisse. Viele Menschen, die ihren Konsum reduzieren, haben mehr Einfluss als wenige Hardliner. Er erklärt, warum es für Menschen so schwer ist, ihr Verhalten zu ändern – und warum manchmal erst die leckere Alternative da sein muss, damit wir für ein ethisches Argument aufnahmefähig werden. Am Ende steht die Erkenntnis, dass die Frage nach der effektivsten Form von Aktivismus immer auch eine Frage nach unserem Menschenbild ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereFr 05.08.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 05.08.2022arte.tv

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