Filmfassung, Seite 1

  • Der Nordwesten Afrikas ist „gefangen“: im Süden und Osten von der größten Sandwüste der Erde, im Westen vom Atlantik und im Norden vom Mittelmeer. Dieser Einschluss in Verbindung mit drei großen Gebirgsketten, die den Regen fangen, schuf ein breites Spektrum an Lebensräumen und mit ihm eine reiche und wenig bekannte endemische Artenvielfalt. Durch den Hohen Atlas wird Marokko in zwei Lebensräume für Tiere und Pflanzen unterteilt. Der 4.200 Meter hohe Gebirgszug ist natürliche Barriere und Klimascheide zwischen dem feuchteren Nord- und dem wüstenhaften Südmarokko.
    Der Norden Marokkos ist grün. Dort gibt es ausgedehnte Urwälder aus Zedern, Stein- und Korkeichen. Denn das Rifgebirge und der Mittlere Atlas fungieren als Wolkenfänger. Bis über 3.000 Meter erhebt sich der Gebirgszug; in der kalten Jahreszeit gruppieren sich die Berberaffen zwischen den verschneiten Zedern, um die Kälte besser zu ertragen. Die Makaken leben hier in mehreren Clans – Verwandtschaftsverhältnisse untereinander sind ungeklärt. So werden die am Anfang schwarzen, dann immer helleren Jungtiere vom gesamten Clan aufgezogen.
    An der Nordküste Marokkos findet sich eine besonders artenreiche Unterwasserwelt. Der Meeresboden fällt hier in der Meerenge von Gibraltar in einen tiefen Graben bis zu 2.000 Meter ab. Hier, wo sich Atlantik- und Mittelmeerwasser mischen ist eine Wanderroute und Fanggrund für ziehende Fische und Meeressäuger. Marokkanische Kleinfischer und Killerwale liefern sich hier jeden Sommer einen dramatischen Showdown um die Thunfische. An Land und in der Luft finden sich weitere ökologische Hotspots. Zwischen Marokko und Südspanien ist eine von drei Vogelzugrouten zwischen Afrika und Europa.
    Die Wasserläufe und Flussdeltas Marokkos sind für Zugvögel willkommene Rast- und Fressplätze. Auf einer der Stadt Essaouira vorgelagerten Insel sammeln sich Eleonorenfalken, um im September zu brüten und Singvögel auf ihrer Winterreise nach Afrika abzufangen. Die Gipfelregionen des Hohen Atlas fangen die Wolken nach Süden hin ab und bilden damit das Tor zur Sahara. Die Niederschläge sammeln sich über das Jahr als Sickerwasser oder Schnee, um dann dosiert nach Süden in die Wüste geschickt zu werden und dort Oasen zu bewässern.
    Während der letzten Eiszeit war der Süden Marokkos wasserreich. Die Hinterlassenschaften der mächtigen Flussläufe prägen heute das Landschaftsbild mit ihren Wadis, ausgetrocknete Flusstäler einer längst vergangenen Zeit. In den Höhlen ihrer ausgewaschenen Geröllhänge haben Afrikanische Goldwölfe ihr Zuhause. Der Süden Marokkos stellt die Tier- und Pflanzenwelt vor große Herausforderungen, doch die Evolution hält erstaunliche Antworten bereit. Sogar Säugetiere wie der Wüstenfuchs können die unwirtlichsten Lebensräume besiedeln.
    Denn er muss fast nie trinken, leitet über seine riesigen Ohren die Tageshitze ab, und seine behaarten Pfoten erlauben ihm die Fortbewegung über glühenden Sand. Silberameisen haben feinste Härchen, über die sie das Sonnenlicht reflektieren, und Hitzeschutzproteine ermöglichen ihnen eine Körpertemperatur von 54 Grad Celsius. Doch die meisten Wüstenbewohner machen die Nacht zum Tag: Wüstenhornvipern gehen dann auf die Suche nach Springmäusen, ein Afrikanischer Wüstenigel ist ebenfalls auf Nahrungssuche. Und Stachelschweine graben im Savannengrund nach Knollen und Wurzeln. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 24.10.2022

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