Sundown – Geheimnisse in Acapulco

Acapulco, Mexiko: In einem Luxushotel dümpelt Neil im Poolwasser und wirkt gelangweilt. Gemeinsam mit der Familie – Alice und den zwei älteren Teenagern Alexa und Colin – verbringt der Brite einen Sommerurlaub unter der mexikanischen Sonne. Die vier faulenzen am Strand, schlürfen Cocktails in einem teuren Resort, entspannen bei einer Massage und essen in Nobelrestaurants. Bei den Erwachsenen will die Entspannung trotzdem nicht so recht aufkommen: Während Alice den Drang verspürt zu arbeiten und ihr Mobiltelefon nicht aus den Augen lässt, wandelt Neil wortkarg durch das Urlaubsparadies.

Eine erschütternde Nachricht aus ihrer Heimat beendet den Urlaub schliesslich abrupt. Überstürzt muss die Familie die Reise abbrechen und nach Hause fliegen. Am Flughafen angekommen gibt Neil, der von der Nachricht nicht annährend so erschüttert ist, vor, seinen Pass im Hotel liegen gelassen zu haben. Während die anderen die Heimreise ohne ihn antreten, verspricht Neil, schnellstmöglich nachzureisen. Doch Neil fährt nicht zum Hotel zurück, um seinen Pass zu holen. Stattdessen checkt er in ein billiges Hotel ein, um seinen Urlaub auf unbestimmte Zeit zu verlängern.

Der mexikanische Filmemacher Michel Franco («New Order») inszeniert mit «Sundown – Geheimnisse in Acapulco» ein rätselhaftes Drama, in dem er mit seinem Publikum ein Spiel treibt und es gleichzeitig aus der Komfortzone herausholt. Bestimmte Informationen werden bewusst zurückgehalten oder verschleiert, was uns zu voreiligen Schlüssen und Urteilen über die Hauptfigur verleiten lässt. Im Grunde stellt Franco die Frage, was wir einander im Angesicht einer Tragödie schulden und was nicht. Das Resultat ist eine schonungslos ehrliche Betrachtung von Trauer, Liebe und menschlichem Dasein.

Für «Sundown – Geheimnisse in Acapulco» erhielt Franco seine zweite Einladung in den Wettbewerb um den Goldenen Löwen, den Hauptpreis des Filmfestivals Venedigs. (Text: SRF)