Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Partyschlager ist einer der Mega-Trends auf dem Musikmarkt. – Bild: ZDF und Collage: Holger Hauff.
    Partyschlager ist einer der Mega-Trends auf dem Musikmarkt.
    Der Partyschlager boomt. Ob am Ballermann, auf Oktoberfesten, im Karneval oder beim Après-Ski – Millionen Fans feiern mit den Stars Isi Glück, Mia Julia, Ikke Hüftgold und Mickie Krause.
    Schürze und DJ Robin besetzten mit dem Song „Layla“ neun Wochen lang Platz eins der Charts. Auch andere Künstler heimsen Goldene Schallplatten ein. Für die Doku-Reihe haben die Autoren sieben Monate lang hinter die Kulissen des Milliarden-Business geblickt.
    Der umstrittene Song „Layla“ stand neun Wochen lang auf Platz eins der deutschen Singlecharts und wurde im Dezember 2022 offiziell zum Hit des Jahres gekürt. Kein Wunder, bei fast 125 Millionen Spotify-Streams. Malle-Ikone Ikke Hüftgold („Dicke Titten, Kartoffelsalat“, „Ich schwanke noch“) hat es im März 2023 mit reichlich Fan-Support in den deutschen ESC-Vorentscheid geschafft. Er ist überzeugt: „Alle wollen den Boom des vergangenen Jahres ausnutzen.“
    Wer glaubt, dass die simplen Texte und eingängigen Melodien schnell geschrieben sind, der irrt. Gibt es eine Erfolgsformel? Die Autoren sprechen mit Produzenten wie Matthias Distel von Summerfield Records und Mike Rötgens von Xtreme Sound – zwei Labels, die als Platzhirsche den Partyschlagermarkt seit Jahren dominieren. Alles ist darauf ausgelegt, dass die Songs möglichst leicht und möglichst laut mitgesungen werden können. Dabei gibt es einige Tricks: Es geht darum, Lieder immer so anzulegen, „dass die höchste Note von Männern gerade so gesungen werden kann, damit die sich auch schön anstrengen müssen und noch lauter singen“, sagt der Partyschlagerproduzent Michael Rötgens. „Die Texte müssen so geschrieben sein“, ergänzt Matthias Distel von Summerfield Records, „dass man auch mit drei Promille die Lieder noch mitgrölen kann.“
    Dazu gehört auch der Song „Layla“, der mit eingängig wummernden und tanzbaren Elektrobeats unterlegt ist. „Layla“, der die Vorzüge einer „Puffmama“ beschreibt, die „schöner, jünger, geiler“ als alle anderen sei, hat eine hitzige Debatte entflammt. Der Song sei frauenfeindlich und sexistisch, so Kritiker. Auf zahlreichen Festen und Veranstaltungen wurde der Song eine Zeit lang verboten oder nur zensiert gespielt. Sogar Bundesjustizminister Marco Buschmann schaltete sich ein. „Man muss Schlagertexte nicht mögen.
    Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden“, schrieb er auf Twitter. „Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel.“ Auch die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien äußerte sich: „Layla, was für ein sexistischer, geschmackloser Text, braucht kein Mensch. Aber verbieten, nein.“ Die Künstler DJ Robin & Schürze wiederum verweisen auf alte Songs wie „Skandal im Sperrbezirk“ der Spider Murphy Gang, die das Rotlichtviertel und speziell „Rosi“ besingen und die nicht verboten wurden.
    Die Dokumentation begleitet sieben Monate lang Produzenten wie Matthias Distel (Summerfield Records) und Mike Rötgens (Xtreme Sound) bei ihrer Arbeit sowie Künstler und Künstlerinnen wie Isi Glück, Malin Brown, Mickie Krause, Lorenz Büffel und Schürze bei ihren Auftritten. Zum Beispiel auf einem der größten Events in Deutschland – der Veranstaltung Olé in der Gelsenkirchener Fußballarena. 35.000 Zuschauer feiern zwei Tage lang mit ihren Stars. Die Autoren sind bei einem Song-Camp des Music-Labels Summerfield Records dabei, bei dem sich ein Team aus 30 Leuten für eine Woche in Österreich zurückzieht, um Hits für die neue Saison zu schreiben. Und sie sprechen mit dem Musikwissenschaftler Prof. Dr. Gregor Herzfeld von der Universität Regensburg, wie er sich den Erfolg des Partyschlagers erklärt.
    Die Reihe will herausfinden, wie nach dem Ende der Sommersaison an neuen Songs gearbeitet wird, welche Lieder es schließlich bis zur Veröffentlichung geschafft haben und was sonst alles noch dranhängt am Partyschlagerbetrieb. Ein einzigartiger Blick hinter die Kulissen einer boomenden Musikbranche. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.08.2024ZDFinfo
  • Folge 2
    Ikke Hüftgold bei einem Dorffest in Niedersachsen
    Das ganze Jahr ist Partyschlagerzeit. Wenn auf Mallorca die Saison endet, geht es in Deutschland auf Oktoberfesten oder Skihütten weiter. Einige absolvieren über 200 Auftritte im Jahr.
    Es ist ein straff organisiertes Geschäft, in dem es um Millionen geht. Der Film begleitet die beiden größten Produzentenfirmen in Deutschland und ihre Künstlerinnen und Künstler. Ein Roadtrip durch eine Welt, die viel mehr ist als nur eine Gute-Laune-Industrie.
    In dem kleinen Badeort S’Arenal – nur 15 Minuten vom Flughafen Mallorca entfernt – liegt das Epizentrum des Partyschlagers. Großraumdiskotheken wie „Bierkönig“, „Megapark“, „Oberbayern“, „Rutschbahn“ oder „Bamboleo“ locken Jahr für Jahr Millionen Gäste an. Hier geben sich die Partyschlagerstars ein Stelldichein und sorgen für gute Laune. Bis tief in die Nacht wird gesungen, getanzt und getrunken.
    Einer der Stars, Isi Glück aus Elmshorn in Schleswig-Holstein, hat ihren Wohnsitz nach Mallorca verlegt. Aus gutem Grund. Mindestens einmal pro Woche tritt sie im Klub „Megapark“ auf – vor Tausenden von Partywütigen. „Die Musik hat mich schon früh begeistert. Ich habe schon als Kind gern Schlager gehört. Ich war auch gern am Ballermann und habe die Musik hier gefeiert. Irgendwann habe ich mal Mallorca-Miss-Wahlen moderiert und einen Blick hinter die Kulissen bekommen und mir gedacht: So wie Jürgen Drews auf der Bühne steht, das würde ich auch gern einmal machen.“ Sie hat es geschafft. Heute ist sie einer der Stars am Ballermann. Und nicht nur dort. Immer wieder jettet sie nach Deutschland und tritt bei Oktoberfesten, Partyschlagerfestivals, Schlagermoves und Apres-Ski-Veranstaltungen auf. Insider schätzen, dass es jedes Jahr 2500 Partyschlager-Veranstaltungen in Deutschland gibt – mit durchschnittlich 2000 Besuchern.
    Auch Matthias Distel ist auf diesen Veranstaltungen unterwegs. Der Geschäftsführer von Summerfield Records schlüpft dann in die Rolle von Ikke Hüftgold, dem Partyschlager-Proleten vom Dienst. Seine Markenzeichen sind eine schwarze Perücke, ein Trainingsanzug und der erhobene Mittelfinger beim Betreten der Bühne. Auf 160 Festen pro Jahr gibt Ikke Hüftgold seine Gesangsweisen zum Besten: „Ich überleg’, mit dem Saufen aufzuhören, oho. Aber ich schwanke noch“, „Dicke Titten, Kartoffelsalat“ oder „Heute sind wir wieder bumsbar“. Pro 45 Minuten-Show bekommt er zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Im Jahr macht er damit 1,5 Millionen Euro. Gut bezahlt, aber ein Knochenjob, denn manchmal sind es drei Auftritte an einem Tag – inklusive Fahrten von 1000 Kilometern.
    Auch Urgestein Peter Wackel kann immer noch nicht die Finger vom Mikrofon lassen. Seit 1999 ist er mit seinen Songs in den nationalen Charts vertreten. „Partyschlager ist mein Leben“, sagt er und bringt dann Hunderte von Apres-Ski-Fans vor der „KuhBar“ in Arosa in Stimmung.
    Auch große Major-Plattenfirmen wie Universal haben das Genre Partyschlager für sich entdeckt. „Weil sie festgestellt haben, da kann man mit einfachen Mitteln viel Erfolg generieren, während eine Helene Fischer einen irren finanziellen Aufwand braucht, um ein Album zu produzieren“, sagt Schlagerproduzent Michael Rötgens. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.08.2024ZDFinfo
  • Folge 3
    Der Partyschlager ist ein Business, das über eine halbe Milliarde Euro Umsatz macht. Geht der Boom weiter? Produzent Matthias Distel ist skeptisch: „Der Markt wird sich bereinigen.“
    Mia Julia tritt seit 2013 als Partyschlagersängerin auf und ist eines der Zugpferde der Branche. Sie blickt optimistisch in die Zukunft. „Jetzt kannst du alles mischen. Hip-Hop, Techno, Retro-Ballermann mit frecheren Texten. Man kann sich richtig austoben.“
    Der dritte Teil der Dokumentation beschäftigt sich mit den Herausforderungen der Partyschlagerbranche. Das Label Summerfield Records hat vor einigen Jahren eine mittlere siebenstellige Summe investiert, um in Heiligenroth eine neue Zentrale mit eigenen Tonstudios zu bauen. Dort produzieren sie am laufenden Band neue Songs, um die Fangemeinde mit frischem Sound-Nachschub zu versorgen. Auch beim Konkurrenten Extreme Sound in Köln sind die Aufnahmestudios fast durchgängig belegt. Für Aufnahmen mit etablierten Künstlern wie Mickie Krause oder Lorenz Büffel, aber auch mit Newcomern wie Carina, Micha Schue oder Nancy Franck.
    Michael Rötgens, Geschäftsführer bei Xtreme Sound, treibt eine Frage um: „Die Hauptacts wie Mia Julia, Mickie Krause oder Isi Glück rufen Gagen in Höhe von 20.000 Euro pro 30 Minuten auf. Wer kann das noch bezahlen? Eigentlich nur noch Großveranstaltungen, ja, aber keine Diskotheken oder Klubs mehr.“ Sein Geschäftskollege Hartmut Wessling ergänzt: „Es drängen mehr Produzenten auf den Markt. Die Masse der Songs ist mehr geworden, aber der Profit wächst nicht mit. Die Songs haben heute eine deutlich kürzere Langlebigkeit. Früher hatte man ein bis zwei Hits pro Saison, und die liefen das ganze Jahr durch. Da hatte kein anderer Titel mehr eine Chance. Heute sind es fünf bis sechs Titel, die sich hintereinander ablösen, und deshalb kann man nicht mehr so viel Geld aus den einzelnen Titeln holen. Es sei denn, dank Spotify, TikTok und Co. geraten solche Songs in virale Mechanismen, sodass man noch eine weitere Auswertung hat.“
    Am Ende des Dreiteilers erfahren die Autoren, welche neuen Songs die Produzenten und Künstler ausgewählt haben. Und sie werfen einen Blick voraus: Wie lange dauert der Boom noch an? Denn in einem Punkt sind sich alle einig: Ewig können die Macher die gleiche Partyschlagerwelle nicht mehr reiten. Es braucht neue Ideen, um auch in Zukunft die Massen zu begeistern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.08.2024ZDFinfo

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