Rückzieher: Doch keine Übernahme von Nickelodeon durch Super RTL

Bundeskartellamt sah Zusammenschlussvorhaben kritisch

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 18.09.2024, 12:14 Uhr

Rückzieher: Doch keine Übernahme von Nickelodeon durch Super RTL – Bundeskartellamt sah Zusammenschlussvorhaben kritisch – Bild: Paramount

Im April wurden Pläne bekannt, wonach der Kindersender Super RTL im Rahmen eines umfassenden Deals den Konkurrenten Nickelodeon übernehmen wollte (fernsehserien.de berichtete). Geplant war, nach der Übernahme weiterhin Nickelodeon-Inhalte zu zeigen, während der Sendername langfristig aufgegeben werden und stattdessen die etablierte Marke TOGGO ausgebaut werden sollte. Jetzt steht fest: Dazu wird es nun doch nicht kommen.

RTL hat die entsprechende Anmeldung zur Übernahme zurückgezogen, da das Bundeskartellamt der Sendergruppe und der Nickelodeon-Mutterfirma Paramount signalisierte, den Zusammenschluss untersagen zu wollen. Problematisch sei aus Sicht des Kartellamts vor allem, dass Super RTL seine Marktmacht im Bereich der TV-Werbung für Kinder durch die Übernahme von Nickelodeon noch weiter verstärkt hätte.

Dieser Werbemarkt weist nach den Ermittlungen so deutliche Besonderheiten auf, dass er von sonstiger Werbung abzugrenzen war, erläutert Kartellamtspräsident Andreas Mundt. Es gibt nur eine sehr begrenzte Zahl von Unternehmen, die speziell auf Kinder ausgerichtete Werbeflächen anbieten, allen voran RTL mit seinem einschlägigen TV-Programm. Im öffentlich-rechtlichen KiKA gibt es keine Werbung.

Weitgehend ignoriert wird vom Kartellamt die Tatsache, dass längst nicht nur das lineare Fernsehen um die Gunst der Kinder wirbt, sondern im Internet viel mehr Konkurrenz durch Streamingplattformen vertreten ist. Zwar sehen wir gerade auch bei den Kindern eine starke Abwanderung aus dem linearen Fernsehen, lautet Mundts Einschätzung. Streaming-Angebote, etwa von Netflix oder Amazon, spielen auf dem Kinder-Werbemarkt derzeit aber keine Rolle. Gleiches gilt für die ohnehin deutlich anders gelagerten und ausgestalteten Social-Media-Angebote wie TikTok oder Snapchat, die sich schon aufgrund ihrer Altersgrenzen nicht an Kinder richten und deshalb auch keine speziell auf Kinder ausgerichteten Werbeflächen anbieten.

Sowohl Paramount, der Mutterkonzern hinter Nickelodeon, als auch RTL äußern sich enttäuscht von der gescheiterten Übernahme. Die geplante Partnerschaft wäre positiv für die deutsche Medienlandschaft gewesen, so Michael Keidel, Viceo President Ad Sales, Affiliate & Streaming Partnerships in Northern, Central & Eastern Europe bei Paramount, gegenüber DWDL

Auch Super-RTL-Geschäftsführer Oliver Schablitzki bedauert den geplatzten Deal. Mit unserer Idee hätten wir ein breiteres, vielfältigeres Angebot für Kinder in einem sicheren, medienrechtlich regulierten TV-Umfeld geschaffen. Und natürlich wäre auch für Werbekunden ein zusätzliches, attraktives und reichweitenstarkes Umfeld entstanden, so Schablitzki gegenüber DWDL.

Weshalb auch Paramount ein Interesse daran gehabt hätte, den Sender Nickelodeon zu verkaufen, lässt sich schlichtweg mit den immer weiter sinkenden Quoten erklären. Nickelodeon liegt nicht nur weit hinter dem Platzhirsch Super RTL, sondern auch abgeschlagen hinter dem KiKA und dem Disney Channel. Daher verfolgt Paramount nun die Strategie, die Nickelodeon-Inhalte verstärkt auf alternativen Wegen zu verbreiten, wie etwa auf den Streamingdiensten Paramount+ und Pluto TV.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Sehr gut! Mit SuperRTL, Toggo plus und Nickelodeon würden ihnen quasi drei der fünf Kindersender im Free-TV gehören. Das brauchen die Kinder nun wirklich nicht.

    weitere Meldungen