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  • Mitgefangen

    Von heute auf morgen war Romeos Mutter weg. Verschwunden hinter den Gefängnismauern der Justizvollzugsanstalt Hindelbank. Romeo war damals 13-jährig. Dass seine Mutter eine mehrjährige Strafe absitzt, wusste nur die engste Familie. Für alle anderen war sie auf Geschäftsreisen oder in Kur. Aus Angst vor sozialer Stigmatisierung finden Geschichten wie diese im Verborgenen statt.
    Die Inhaftierung eines Familienmitglieds ist für Angehörige immer ein Schock. Partnerschaften scheitern, Familien zerbrechen und nicht selten verlieren Eltern durch ihre persönliche Not den Blick für die Bedürfnisse ihrer Kinder. Wie erklärt man einem fünfjährigen Kind, dessen Papa in U-Haft sitzt, dass er sehr lange nicht mehr nach Hause kommt? Für Nadja, deren Mann in der JVA Thorberg eine mehrjährige Strafe absitzt, sind Fragen wie diese eine Herausforderung. Über Nacht war sie alleinerziehend – bei einem Arbeitspensum von 100 Prozent. Nun versucht sie, den Kontakt zu ihrem Mann aufrechtzuerhalten, auch für ihre Tochter.
    Ungefähr 50’000 Menschen in der Schweiz sind als Angehörige «mitgefangen», 9000 davon Kinder. Obwohl die Auswirkungen von Haft auf sie schwerwiegend sein können, gibt es in der Deutschschweiz kaum Hilfsangebote für Betroffene. In der Westschweiz dagegen besteht ein
    flächendeckendes Unterstützungsangebot für Angehörige von Inhaftierten. Die Stiftung «Relais Enfants Parents Romands», kurz REPR genannt, bietet direkt vor den Gefängnissen Beratungen an.
    Ein solches Angebot hätten sich auch die Eltern von Raphael gewünscht. Während sechs Monaten sass ihr erwachsener, psychisch kranker Sohn in Untersuchungshaft. Die Besuche gestalteten sich für alle Beteiligten als äusserst schwierig. Berührungen waren nicht erlaubt und Gespräche fanden nur durch eine Trennscheibe statt. Raphaels Haftbedingungen wirkten sich direkt auf seine Eltern aus, die sich immer ohnmächtiger fühlten – bis zum erschütternden Ende.
    Es ist unbestritten, dass die Angehörigen für eine gelingende Resozialisierung eine wichtige Rolle spielen. Die fehlende Unterstützung ist somit nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die ganze Gesellschaft eine versäumte Chance.
    «Mitgefangen» greift ein Thema auf, das die ganze Gesellschaft betrifft. Der Film lässt an Schicksalen teilhaben, die allzu oft im Verborgenen bleiben und zeigt auf, dass im Schweizerischen Justizsystem Handlungsbedarf besteht: «Auch kleine Veränderungen wären gut», sagt der junge Romeo: «Etwas häufiger telefonieren oder längere Besuchszeiten, das würde Kindern von Inhaftierten schon viel helfen.» (Text: SRF)
    Original-TV-PremiereDo 15.06.2023SRF 1

Cast & Crew

Sendetermine

Fr 16.06.2023
11:25–12:20
11:25–
Fr 16.06.2023
01:30–02:20
01:30–
Do 15.06.2023
20:05–21:05
20:05–

evtl. ältere Sendetermine sind noch nicht erfasst

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