2022, Folge 33–60

  • Folge 33 (45 Min.)
    49 Menschen kamen im vergangenen Sommer bei den sintflutartigen Überschwemmungen allein in Nordrhein-Westfalen ums Leben. Es war die größte Naturkatastrophe in der Geschichte des Bundeslandes. Auch wenn viele von einer Jahrtausend-Flut sprechen: Wetterexperten rechnen damit, dass sich solche Ereignisse wegen des Klimawandels künftig häufen werden. Umso wichtiger ist jetzt eine Antwort auf die Frage: Was ist schiefgelaufen? Unsere Autoren haben sich auf Fehlersuche begeben, wollten wissen: Warum wurden frühzeitige meteorologische Warnungen nicht ernstgenommen? Warum versandeten wichtige Informationen auf ihrem Weg durch die Behörden? Wo waren die zuständigen Landespolitiker und warum überließen sie das Katastrophen-Management den größtenteils ehrenamtlichen Kräften der in den Fluten versinkenden Kommunen? Unsere Reporter waren unterwegs in Hagen, Stolberg, Erftstadt und Schleiden.
    Sie trafen Flutopfer, Bürgermeister, Hilfskräfte und alle stellen sich auch heute noch die Frage: Warum wurden wir nicht rechtzeitig gewarnt? Wie konnte es zu so vielen Toten kommen? Fragen, auf die die Politik bis heute keine überzeugende Antwort gefunden hat.
    Der Film zeichnet die entscheidende Woche von den ersten Meldungen des Europäischen Flutwarnsystems aus England bis zum Ende der Katastrophe am 16. Juli 2021 nach und kommt zu dem Schluss: Ein solches Ereignis kann sich jederzeit wiederholen. Einige Schwachstellen sind inzwischen zwar erkannt, aber größtenteils noch nicht behoben. Der Katastrophenschutz in Nordrhein-Westfalen ist immer noch schlecht aufgestellt.
    Überschwemmungsgebiete werden weiterhin zugebaut und Hochwasservorhersagesysteme für kleinere Gewässer stecken noch in den Kinderschuhen. Unsere Reporter haben auch die politische Aufarbeitung der Katastrophe im Düsseldorfer Landtag verfolgt. Dort wurde ein Untersuchungsausschuss eingesetzt, dessen Arbeit zum Rücktritt von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) führte. Doch um Menschen künftig vor solchen außergewöhnlichen Naturereignissen zu schützen, muss deutlich mehr passieren. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 14.07.2022WDRDeutsche Streaming-PremiereDi 12.07.2022ARD Mediathek
  • Folge 35 (45 Min.)
    Im August 2021 schaute die Welt entsetzt nach Afghanistan: Innerhalb kürzester Zeit brach der Staat zusammen, der 20 Jahre lang vom Westen unterstützt worden war. Noch vor dem Abzug der letzten US-Truppen marschierten die Taliban in die Hauptstadt ein, viel früher als vorhergesagt. Die reguläre Regierung floh. Tausende Afghaninnen und Afghanen, die das Land verlassen wollten, strömten zum Flughafen – in Panik und Todesangst. Wie konnte es so weit kommen?
    „Ich bin immer noch traumatisiert. Ich kann immer noch nicht akzeptieren, was in meinem Land passiert.“ Zarifa Ghafari war eine der wenigen Politikerinnen in Afghanistan und eine der jüngsten. „Ich musste das Ergebnis von 26 Jahren Arbeit zurücklassen, meine Zeugnisse, Diplome, Auszeichnungen – alles.“ Als die Taliban wieder die Macht übernahmen, war sie auf einmal in Lebensgefahr, so wie Tausende Afghaninnen und Afghanen, die mit westlichen Organisationen zusammengearbeitet oder sich für einen westlichen Lebensstil entschieden hatten. Viele von ihnen hofften auf eine Evakuierung ins sichere Ausland, oft vergebens.
    Autoren von WDR und NDR haben den dramatischen Fall von Kabul rekonstruiert und dazu mit Beteiligten, Verantwortlichen und Augenzeugen gesprochen. Erstmals seit der Eroberung der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Taliban geben Bundeswehrsoldaten des „Kommando Spezialkräfte“ detailliert Einblick in die bislang größte Evakuierungsmission der Bundeswehr im Ausland. Der für diesen Einsatz verantwortliche Kommandeur Jens Arlt beschreibt die ungeheuer schwierigen Rahmenbedingungen; er betont, „dass das Bild, das man aus dieser Operation porträtiert hat, nicht das Bild ist, was real dort unten passiert ist.“ Ein Rettungstruppführer fasst seine Eindrücke der zehn Tage am belagerten Flughafen von Kabul so zusammen: „Ich könnte mich jetzt an keinen Film erinnern, der annähernd das beschreiben würde, was wir dort erlebt haben“.
    Mitglieder der ehemaligen afghanischen Regierung schildern den dramatischen 15. August 2021 und was an diesem Tag im Präsidentenpalast passierte. „Wir dachten am Morgen nicht, dass das unser letzter Tag in Kabul sein wird“, erinnert sich Hamdullah Mohib, damals Nationaler Sicherheitsberater. Er entschied sich, mittags zusammen mit dem Präsidenten überraschend das Land zu verlassen und so den Sturz der Regimes zu besiegeln. Markus Potzel, der eigentlich im Sommer 2021 zum zweiten Mal Botschafter in Kabul werden sollte, kam an diesem 15. August nicht ans Ziel, sondern wurde nach Doha geschickt, wo die Taliban-Führer ihr Hauptquartier hatten.
    Von dort aus beobachtete und begleitete Potzel die dramatische Phase der Machtübernahme in Afghanistan und die Evakuierungsmission am Flughafen von Kabul. In großer Offenheit schildert er die fatalen Fehleinschätzungen der deutschen Politik und Diplomatie – und die entscheidenden Fehler des Doha-Abkommens, das unter US-Präsident Trump mit den Taliban geschlossen wurde und das zum katastrophalen Ende des 20-jährigen Afghanistan-Krieges führte.
    Die Story „Der Fall von Kabul – Chronik eines Desasters“ liefert auf der Basis von vertraulichen Dokumenten, unveröffentlichtem Filmmaterial der Bundeswehr und exklusiven Interviews mit Diplomaten, Soldaten und Politikern eine genaue Rekonstruktion der dramatischen Ereignisse im August 2021. Und er gibt Antworten auf Fragen, die bis heute aktuell sind: Was ist wann falsch gelaufen? Wo liegt das Versagen – und wer übernimmt die Verantwortung dafür? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.08.2022WDR
  • Folge 37 (45 Min.)
    650 Kilometer Küste, weite Strände und eine kurze Anfahrtszeit: Das niederländische Zeeland ist vor allem bei Menschen aus NRW beliebt. Manfred Bergstermann aus Duisburg kommt mit seiner Familie seit über 30 Jahren hierher. Auf dem Campingplatz „Duinrand“ in Burgh-Haamstede hat er einen Stellplatz gepachtet und ein kleines Holzchalet gekauft. Vor zwei Jahren erhielt er die Kündigung; der Besitzer des Campingplatzes will auf dem Gelände einen luxuriösen Park mit Villen errichten. Manfred Bergstermann und die anderen Bewohner des Campingplatzes wollen sich wehren und ziehen vor Gericht. Sie fordern eine Entschädigung und befürchten, dass diese Entwicklung auch an anderen Orten in Zeeland Schule macht.
    Denn Prognosen gehen von drastisch steigenden Touristenzahlen in den kommenden Jahren an der niederländischen Küste aus. Bereits zu Pfingsten sind kaum noch Unterkünfte zu bekommen. Der Platz ist begrenzt, einfache Campingplätze verwandeln sich in Ferienhaussiedlungen, die Preise steigen.
    Johanna Pladdet und Sjaco de Visser halten nichts von dicht bebauten Ferienparks, in denen jedes Haus gleich aussieht. Der Landwirt und seine Frau haben einen Bauernhof im Hinterland in Zoutelande renoviert – im ursprünglichen Stil für Gäste, die Ruhe und Entspannung jenseits der überlaufenen Touristenorte suchen. In diesem Jahr will das Ehepaar einen weiteren Hof renovieren und zu Ferienwohnungen umbauen. Sie versuchen, möglichst viel der ursprünglichen Architektur zu erhalten. Im Sommer soll alles fertig sein.
    Ein Versuch, der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden und gleichzeitig die Natur zu schützen, ist das Projekt Waterdunen in der Nähe von Breskens. In dem Vogelschutzgebiet, in dem im Frühjahr tausende Möwen und andere Vögel brüten, entsteht ein Ferienpark mit bis zu 600 Unterkünften. Ökologe Marcel Klootwijk ist mit seinem Fernglas oft in dem Gelände unterwegs. Er hofft, dass das Konzept aufgeht und die Touristen die brütenden Tiere nicht stören.
    In der so genannten Küstenvision ist gesetzlich geregelt, wo und wie entlang der Küste gebaut werden darf – ein Versuch, Tourismus, Nachhaltigkeit und die Interessen der Betreiber von Ferienparks, Hotels, Campingplätzen unter einen Hut zu bekommen. Doch im Laufe des Sommers zeigt sich: Wirtschaftliche Interessen und Klimaschutz lassen sich nur schwer vereinbaren. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 10.08.2022WDR
  • Folge 39 (45 Min.)
    Die Türkei gehört seit Langem zu den beliebtesten Urlaubsländern der Deutschen. 2019, vor Corona, waren unter den rund 45 Millionen Touristen, die das Land besuchten, mehr als fünf Millionen Deutsche. „Für das Geld, das ich hier bezahle, bekomme ich so viel Leistung, das ist nicht mehr normal“, sagt ein deutscher Urlauber am Strand von Kemer nahe Antalya. So sehen das immer noch viele. Gerade in diesem Jahr: Eine Inflationsrate von fast 80% allein im Juni macht den Urlaub in der Türkei so billig wie in kaum einem anderen Land am Mittelmeer. Doch diese Begeisterung wird auf eine harte Probe gestellt.
    Die Entwicklung der Türkei zu einem autoritären Staat schreckt manche Besucher ab. Die Zahl der deutschen Urlauber stagniert. Das beklagen vor allem Hoteliers und Gastronomen in Istanbul und der Region Antalya. Die günstigen Preise in der Türkei locken mittlerweile auch viele Urlauber aus anderen Teilen der Welt an. Die türkische Riviera ist fest in russischer Hand. Die Küste am Schwarzen Meer haben arabische Touristen für sich entdeckt, und auch in Istanbuls Einkaufsstraßen gibt es täglich mehr arabische Werbeflächen.
    Es wirkt wie eine Abkehr vom Westen, die vielen liberalen Türken Angst macht. Was bedeutet all das für die Menschen, die vom Tourismus leben? Kommen sie noch über die Runden? Wie stellen sie sich auf die aktuelle Situation ein? Und wie erleben deutsche Urlauber diese Entwicklung? „Die Story“ reist an die Schwarzmeer- und die Mittelmeerküste, nach Istanbul und Kappadokien. Sie zeigt, wie der Tourismus in der Türkei mit den Herausforderungen umgeht, was sie für die Einheimischen bedeuten – und wieviel Urlaubsfreude für Urlauber möglich ist. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 17.08.2022WDR
  • Folge 40 (25 Min.)
    Nancy Ortiz hat einen anderen Lebensweg gewählt, als sich ihre Eltern das gewünscht haben. Emanzipiert, jenseits der Traditionen. Die studierte Juristin ist alleinerziehend. Von ihrem Vater gab es dafür kein Verständnis, dabei zeigt das Beispiel ihrer Tante Adelaida, dass eine Hochzeit auch nicht immer alles besser macht. Adelaida wird, wie so viele andere Frauen auch in Mexiko, von ihrem Mann betrogen. Er hat eine Zweitfrau und mit ihr auch Kinder, wollte sogar, dass Adelaida die kennenlernt. Das „große“ und das „kleine“ Haus, nennen sie das in Mexiko. Das Rollenverständnis dahinter: Der Mann als Macho, Frauenheld und Ernährer.
    Jaime Sainz hat seine Frau auch betrogen, sich mit Nachbarn geprügelt – heute will er das alles nicht mehr. Er macht eine „Macho-Therapie“, versucht mit Hilfe von Therapeut Ricardo Ayllon wegzukommen von dem alten Rollenbild, das noch in so vielen Köpfen in Mexiko vorherrscht. Daniel Acuna und Jenifer Uriarte sind jung und frisch verliebt. Sie leben in der modernen Mexico City – aber es fehlt der Ort für Zweisamkeit. Zu Hause bei den Eltern geht das nicht und so nutzen sie wie viele Mexikaner eines der Liebeshotels. Die werden teils extra für Liebespaare entworfen und gebaut – für intime Stunden zu zweit. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.08.2022WDR
  • Folge 41 (30 Min.)
    Zhong Zhan und seine Frau Yan Jinying hatten kein erfülltes Liebesleben mehr. Yan musste sich nach der Geburt ihrer Tochter die Gebärmutter entfernen lassen, fühlte sich nicht mehr als Frau. Die Ehe der beiden Stand vor dem Aus, erzählt Zhong: „Ich wollte nicht in einer asexuellen Ehe leben so wie Freunde von mir nach ein paar Jahren. Dann mache ich lieber Schluss.“ Die beiden entschieden sich stattdessen für die Sex-Beraterin Luo Nanxi, dort bekommen sie nun Nachhilfe wie sie sich wieder als Paar erleben und die Lust aufeinander wieder wecken können. Su Yongsheng wohnt auf dem Land und ist froh, dass er überhaupt eine Frau abbekommen hat. Die Ein-Kind-Politik Chinas hat zu einem Frauenmangel geführt, für etwa 55 Millionen Chinesen fehlt rein zahlenmäßig eine Frau.
    Su Yongsheng ist deshalb ins benachbarte Vietnam gereist, um eine Frau zu finden und hat Xiao Chen mit nach Hause gebracht. Die Ansprüche auf dem Land sind andere, Chen sagt, sie ist froh, dass sie einen Mann gefunden hat, der höflich ist und nicht trinkt. Yuze Ma führt ein Doppelleben. Der Student in Chinas Ostküstenmetropole Shanghai ist homosexuell, das offen zu leben traut er sich nicht. Immer wieder sucht der 21-Jährige nach Möglichkeiten, er selbst zu sein, wie bei einem Auftritt in einer Drag Queen Show. Auf Verständnis seiner Familie kann er nicht setzen. Seine Mutter sagt ihm, sie wünsche sich er könne „wie normales Gras wachsen“ und hofft, dass er die Metapher versteht. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.08.2022WDR
  • Folge 42 (20 Min.)
    „Mir reichte beim ersten Treffen eine Viertelsekunde, um zu wissen, dass wir uns verloben,“ sagt Itzakh Ravitz. Er und seine Frau Rivka sind ultraorthodoxe Juden. Leben und Lieben folgen bei ihnen strengen Regeln. Sie wurden von einer Heiratsvermittlerin einander vorgestellt, nach dem vierten Treffen hat auch Rivka der Verlobung zugestimmt. Mittlerweile sind sie seit 25 Jahren verheiratet und haben zwölf Kinder – im Alter zwischen 25 und zwei. Und die Familienplanung ist nicht abgeschlossen. „Gott plant mein Leben, ich nehme jedes Geschenk mit Freude an, das er mir geben will“, erklärt Rivka. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.08.2022WDR
  • Folge 43 (20 Min.)
    Olga Schogolewa war bis vor kurzem Biolehrerin an einem Gymnasium in St Peterburg – doch man hat ihr gekündigt. Eltern haben sich über sie beschwert. Weil sie im Internet in einem Chat für Erwachsene Sexualaufklärung betreibt. Tatsächlich ist das Thema an Russlands Schulen tabu. Nur ein wenig Anatomie wird unterrichtet – in Klasse acht. „Viele der Mädchen“, erzählt Olga aus ihrer Zeit an der Schule, „wussten nicht, was die Menstruation ist, und als sie das zum ersten Mal bekamen dachten sie, dass sie jetzt sterben oder sowas.“ Olga ist der Meinung, dass die Kinder etwas über Sex wissen sollten, sie hält nun Vorträge für Eltern, die ihre Kinder aufklären wollen.
    Irina Wolynets wohnt 800 Kilometer östlich von Moskau. Sie hat drei Töchter und einen Sohn und findet, Kinder sollten bloß nicht zu früh mit dem Thema Sexualität in Berührung kommen. Sie ist im nationalen Elternkomitee, einer konservativen Organisation und setzt sich dort dafür ein, dass alles so bleibt wie es ist. Denn, so sagt sie, Sexualkunde könne zu Entwicklungsstörungen führen. Das Rollenverständnis in ihrem Ort Kasan ist eher konservativ. Wie auch in vielen anderen Regionen. Der Mann ist der Bestimmer, und so erklärt auch die Gynäkologin Ljubow Jerofejewa, für die Verhütung zuständig. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.08.2022WDR
  • Folge 44 (30 Min.)
    Es war ein Moment für die Geschichtsbücher: Die Hochzeit von Geert Kasteel und Dolf Pasker. Als erstes schwules Paar der Welt heirateten sie gemeinsam mit drei anderen gleichgeschlechtlichen Pärchen. Vor 20 Jahren war das, am 1. April 2021, um 00:05 im Amsterdamer Stadthaus. Noch immer rührt dieser Moment Dolf zu Tränen:“ Ich muss sagen, die Trauung hat mich viel mehr berührt, als ich vorher gedacht hatte. Ich dachte ich mache das einfach mal, aber dann war es sehr emotional.“ Heute sind sie noch immer glücklich verheiratet erzählen aber auch von mehr Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen als früher.
    Auch Brenda sagt, früher waren die Niederlande weniger prüde. Sie ist Sexarbeiterin in De Wallen, Amsterdams berühmten Rotlichtviertel. Sie arbeitet in einem der roterleuchteten „Fenster“ – noch. Denn wenn es nach der Stadt Amsterdam geht, soll das Rotlichtviertel bald an den Stadtrand weichen. Keine 100 Kilometer von Amsterdam entfernt liegt die Stadt Urk, mitten im Bibelgürtel. Hier leben sehr viele Gläubige. Auch Anne-Will und Riekelt, die sich vor kurzem getraut haben, mit 24. Erst in der Hochzeitsnacht sind sie zusammengezogen.
    In ihr eigenes Haus. In Urk sind Glaube und Tradition wichtig. Ein Schritt wie Sher ihn gegangen ist, eher nicht vorstellbar. Sher ist vor kurzem nackt in einer Schulfernseh-Reihe aufgetreten, für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren. Es ging dabei nicht um Sex, sondern darum, offen über den menschlichen Körper zu sprechen. Die Sendung hat eine Welle der Empörung losgetreten, nackt sein im Fernsehen, das rührt auch in den liberalen Niederlanden offenbar an einem Tabu. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.08.2022WDR
  • Folge 48 (45 Min.)
    Am 22. März 2024 sollen die Sanierung der denkmalgeschützten Oper und des benachbarten Schauspielhauses endlich abgeschlossen sein. Voraussichtlich – nach 12 Jahren Bauzeit. Die Gesamtkosten für die aufwändigen Sanierungsarbeiten haben sich inzwischen fast verdreifacht: auf mehr als eine Milliarde Euro, für die der Steuerzahler aufkommen muss. Wie konnte dieses Projekt dermaßen aus dem Ruder laufen?
    Interne Dokumente belegen das Versagen der städtischen Verantwortlichen, die den eisernen Grundsatz „erst planen, dann bauen“ offenbar ignorierten. Mitte 2012 begannen die Bauarbeiten, obwohl die Planungen nicht vollständig abgeschlossen waren. Beteiligte Firmen hatten noch vor Baubeginn vergeblich vor „Planungsmängeln“ und „unweigerlich entstehenden Problemen im Projektablauf“ gewarnt. Doch die Bühnen der Stadt Köln drängten als Bauherr darauf, den ambitionierten Zeitplan einzuhalten.
    Obgleich den städtischen Verantwortlichen bereits Ende 2014 klar sein musste, dass der Termin für die Gesamtfertigstellung der Oper im November 2015 nicht mehr zu halten sein würde, hoffte man noch, trotzdem den Spielbetrieb bis dahin wieder aufnehmen zu können. Also wurden noch im Sommer 2015 Einladungen und Programmhefte für die Opernpremiere gedruckt. Kurze Zeit später mussten die Arbeiten gestoppt werden, es gab mehr als 8.000 Mängel auf der Baustelle. Unter anderem musste die komplette Haustechnik ausgebaut, neugeplant und ersetzt werden. Die Kosten für die Sanierung explodierten. Und für Oper- und Schauspielaufführungen mussten über Jahre hinweg Ersatzspielstätten an anderen Orten in Köln teuer angemietet werden. Die Kosten für diese sogenannten Interims-Spielstätten, ursprünglich mit rund 40 Mio. Euro veranschlagt, liegen derzeit bei mehr als 130 Mio. Euro.
    Die WDR-Autoren Georg Wellmann und Ingolf Gritschneder sind der Frage nach der Verantwortung für das Milliarden-Debakel der Kölner Opernsanierung nachgegangen. Interne Dokumente und Aussagen Beteiligter belegen eine Kaskade von Planungs- und Ausführungsmängeln und fragwürdige Finanzierungspraktiken. Die hoch verschuldete Stadt Köln ließ sich auf zweifelhafte Geschäftspartner ein mit dubiosen Steuervermeidungsmodellen – zu Lasten der Steuerzahler. Bei dem städtischen Projekt, monieren Kritiker, fehlen Transparenz und Kontrolle. Konsequenzen für die städtischen Verantwortlichen gab es bislang nicht. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.09.2022WDR
  • Folge 52 (45 Min.)
    2014 besuchte der chinesische Staatspräsident Xi Jinping den Duisburger Binnenhafen; seitdem steht Duisburg auf vielen chinesischen Europa-Karten. Denn hier landen seitdem viele Güterzüge aus China, und die Rede war bereits von einem Wirtschaftsboom für die Stadt und die Region. Doch in diesem Jahr haben die Hoffnungen einen Dämpfer bekommen … Duisburg ist, ebenso wie zum Beispiel Lüttich oder Genua, ein europäischer Brückenkopf der Initiative „Neue Seidenstraße“, die helfen soll, China bis 2049 zur Weltmacht und zum bestimmenden wirtschaftlichen und politischen Player auf dem Globus zu machen. Der chinesische Kampf um Einfluss und Macht in Europa schlägt sich vor allem in massiven Investitionen in Logistik und Infrastruktur nieder.
    Zur „One Belt One Road Initiative“ gehören ganz zentral Schienenwege, Häfen und Flughäfen, die chinesisch beeinflusst oder komplett kontrolliert werden. Befürworter versprechen sich davon ein Wachstum der Wirtschaft, Kritiker warnen vor zu großer Abhängigkeit von China. Der Seidenstraßen-Plan schien schon rasant Wirklichkeit zu werden – bis in China wegen Corona ein Lock Down auf den anderen folgte und die internationalen Handelsstraßen und Lieferketten unterbrach und bis der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine Europa und die Welt erschütterte.
    Pandemie und Krieg drohen die Pläne Pekings, aber auch die seiner Partner in Europa zu durchkreuzen. Die gigantischen Infrastruktur-Investitionen in Häfen, Container-Terminals, Schienennetze und Logistik-Hubs für Land-, Wasser- und Luftverbindungen sind auch für die europäischen Partner Herausforderung und Versprechen zugleich. „Die Story“ begibt sich zu drei zentralen Schauplätzen der Seidenstraßen-Initiative in Europa: Duisburg mit seinem Binnenhafen, Lüttich mit seinem Frachtflughafen und dem neuen gigantischen Alibaba-Logistikzentrum und Genua als Zentrum der ligurischen Hochseehafenkooperation.
    Die Dokumentation schildert das Ausmaß der bereits vorhandenen Verzahnung mit dem Mega-Kunden und Mega-Lieferanten China und fragt, welche Perspektive die „Neue Seidenstraße“ in Zeiten von Null-Covid-Strategie und chinesisch-russischer Partnerschaft hat. Was bedeutet die neue Situation für die Unternehmen in Europa, die auf Kooperation mit China gesetzt haben und die Regionen, die sich einen infrastrukturellen Hochsommer erhofft haben? Wer hat, wer braucht einen Plan B? Wie kann der aussehen? Oder ist es vielleicht längst zu spät? Wird der erhoffte chinesische Segen zum Fluch? (Text: tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.10.2022WDR
  • Folge 55 (45 Min.)
    Seit dem Krieg in der Ukraine zittern viele, ob der nächste Winter in eine wirtschaftliche Katastrophe führt. Gleichzeitig ist klar: Wenn wir weiter fossile Energien verfeuern, heizt sich unser Planet dramatisch auf. Wir brauchen dringend einen Plan B – doch wie kann der aussehen? Wohl kaum jemand ist von den politischen Entscheidungen, woher unsere Energie kommt, so direkt betroffen wie Barbara Ziemann-Oberherr und ihre Nachbar:innen im rheinischen Braunkohlerevier. Eigentlich sollte ihr Dorf abgebaggert werden. Dann kam der Braunkohleausstieg und Keyenberg durfte bleiben.
    Aber wie geht es jetzt weiter? Barbara Ziemann-Oberherr hat große Pläne für ihr Dorf. Es soll bei der Energie komplett unabhängig werden, mehr grüne Energie produzieren als verbrauchen. Doch der Weg dahin ist weit. Exemplarisch an den Bewohner:innen der geretteten Dörfer zeigt der Film, wie abhängig wir uns von billiger Energie gemacht haben und wie wir aus dieser Abhängigkeit wieder herauskommen können. Da ist der Bäcker, der seinen Backofen mit Öl heizt und der sich jetzt anhören muss, warum die Brötchen so teurer geworden sind.
    Da ist die Familie im ungedämmten Haus, der die Energiekosten über den Kopf wachsen. Da ist der Gärtner, der noch vor wenigen Jahren eine öffentlich geförderte Gasheizung in seine Gewächshäuser eingebaut hat. Jetzt fürchtet er, dass ihm im Winter der Gashahn zugedreht wird und seine Pflanzen eingehen. Die Probleme, vor denen die Menschen am Rand des Braunkohle-Lochs stehen, sind die Probleme, vor denen ganz Deutschland steht: Energie-Armut, Inflation, wirtschaftliche Einbrüche und Insolvenzen. Der Film macht sich auf die Suche nach Lösungen: Denn es gibt bereits den Bäcker, der ausschließlich mit erneuerbarer Energie backt und jetzt nicht nur Kuchen, sondern auch Strom verkauft.
    Er sagt: „Das Laden eines E-Autos passt wunderbar zu einer Pause mit Kaffee und Kuchen.“ Es gibt bereits Häuser, die komplett ohne Gas- und Stromanschluss auskommen. Über Josef Jenni, der sie vor 40 Jahren als Erster gebaut hat, wurde damals gelacht. Jetzt sind seine Auftragsbücher voll. Er sagt: „Mir kommt es so vor, als hätte ich es mit lauter Energie-Junkies zu tun, die auf kaltem Entzug sind.“ Es gibt bereits ganze Dörfer, die ihre eigene Energie herstellen und komplett autark von russischem Gas und fremden Strom sind.
    „Wir haben den ersten Windpark aus der Not heraus gebaut.“ sagt der Bürgermeister der Gemeinde Klixbüll. „Wir hatten hier keine Jobs, keine Perspektive. Aber wir haben Wind und Platz.“ Heute haben sie Energie im Überfluss und das Wasser im städtische Freibad bleibt so warm wie im vergangenen Jahr. Was können wir von diesen Beispielen lernen? Vor allem eines: Energiewende kostet Zeit, Geld, Beharrlichkeit und Mut. Und was machen wir kurzfristig vor diesem Winter? „Dämmen, sparen, bescheidener leben,“ sagt der Energieberater der Verbraucherzentrale.
    „Schweinescheiße, Kuhmist, Hühnerkacke,“ sagt ein Landwirt, der mit Biogas russisches Gas ersetzen will – und zwar sofort. Doch wie so oft steht hier die Bürokratie im Weg. Das kennen auch die Bewohner von Keyenberg und Umgebung. Immerhin hat Barbara Ziemann-Oberherr schon mal eine Photovoltaik-Anlage auf ihr Dach bauen lassen und für den nächsten Winter Energiespar-Fenster bestellt – gegen die Kälte und gegen den Klimawandel: „Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig“, sagt sie. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.10.2022WDR
  • Folge 60 (45 Min.)
    Für viele Fans gehört das einfach zusammen: Fußball und Bier. Aber ist das wirklich nur eine harmlose Verbindung von Sport und Genuss? Oder steckt mehr dahinter? Denn Fußballvereine und Brauereien sind in Deutschland oft eng vernetzt. Ausnahmslos jeder Verein in der ersten und zweiten Bundesliga wird von einer Brauerei gesponsert und auch viele Amateurclubs sind auf das Geld der Bierindustrie angewiesen. Stadien tragen die Namen von Brauereien und Bier-Werbung ist rund um den Fußball omnipräsent.
    Dabei verursacht Alkohol in Deutschland großen Schaden: 1,6 Millionen Menschen sind alkoholabhängig, mehr als 14.000 sterben jährlich in direkter Folge von Alkohol. Hinzu kommen Krebserkrankungen, die durch Alkohol ausgelöst werden, außerdem Unfalltote, Gewalt, Missbrauch, Vergewaltigungen – alles unter Alkoholeinfluss. Rund 57 Milliarden Euro kostet unsere Volkswirtschaft das alles. Die Story „Fußball und Bier“ nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine Reise durch das Bier-und-Fußball-Land Deutschland, von alkoholkranken Fans im Ruhrgebiet über Lokalvereine mit Brauerei-Sponsor bis hin zu Bier-Lobbyisten und der Politik in Berlin und Brüssel.
    Denn gemeinsam sind Bier und Fußball äußerst einflussreich. Experten sprechen sich seit langem für Alkoholwerbeverbote im Sport und strengere Gesetze zum Bierkonsum in Stadien aus. Unsere Recherchen zeigen, wie gut es der Alkohollobby gelingt, das zu verhindern und wie sie auch gemeinsam mit Fußballvereinen und -verbänden politisch Einfluss nimmt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.11.2022WDRDeutsche Streaming-PremiereFr 11.11.2022ARD Mediathek

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