2019, Folge 42–61

1984-2017 unvollständig
  • Folge 42
    Meterhoher Schnee, Lawinengefahr, gesperrte Straßen und umstürzende Bäume. Ein Winter, wie ihn viele jüngere Leute nur noch aus Erzählungen kennen. Gerade Alpinsportler hat es oft kalt erwischt. Vielerorts kommen sie nicht mehr weg, sitzen in Hotels und Pensionen fest. Nach einem der schneereichsten Wochenenden der vergangenen Jahre in Bayern und Österreich geht es mit Macht weiter. Der Winter zeigt Zähne. Die Alpen, der Bayrischen Wald und teilweise auch das Erzgebirge versinken im Weiß. Was macht die Naturgewalt mit den Menschen? Die ZDF.reportage ist unterwegs zu Betroffenen.
    Touristen kommen vielerorts nicht mehr weg, sitzen in Hotels und Pensionen fest. Oft sind Zufahrtsstraßen gesperrt oder die Wege nur mit spezieller Ausrüstung passierbar. Schneeketten galten vielen Autofahrern längst als exotisches Accessoire, diese Saison sind sie vielerorts lebenswichtig. Für Wintercamper ist die Situation oft zusätzlich belastend. Mit dem großformatigen Wohnmobil oder dem schwankenden Wohnwagen sind schlecht geräumte Höhenstraßen ein Nervenkitzel der unangenehmen Art.
    Am Campingplatz ist man den Härten der Natur stärker ausgeliefert und für Beschäftigung ist gesorgt: Schnee vom Dach schippen, Gasnachschub besorgen, vereiste Leitungen und Lüftungsschlitze frei halten. Doch Camper sind hart im Nehmen. Für die Profis in den Bergen mag der Winter vordergründig normaler sein, doch auch sie haben derzeit Stress. Lawinen sind eine echte Bedrohung. Für die Verantwortlichen heißt das oft: Einsatzbereitschaft rund um die Uhr.
    Denn bei starkem Schneefall in der Nacht muss morgens so früh wie möglich reagiert werden. Sprengungen sind notwendig, um kleinere Lawinen geplant und kontrolliert auszulösen. Doch nicht nur in den Alpen auch in den Mittelgebirgen kommt der Winter um die Ecke. Im Erzgebirge sind die Räumdienste in ständiger Bereitschaft. Stellenweise sind hohe Windgeschwindigkeiten angekündigt, Schneeverwehungen drohen. Die ZDF.reportage unterwegs in einen Winter, der ein echter Winter sein will. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.01.2019ZDF
  • Folge 43
    Die Donau ist der europäische Fluss schlechthin. Wer ihn bereist, lässt sich auf ein besonderes Abenteuer ein. Acht Staaten verbindet der Fluss zwischen Passau und dem Schwarzen Meer. Auf rund 2000 Kilometern ist die kulturelle und landschaftliche Vielfalt an den Ufern kaum zu überbieten. Die Reisenden erleben ungarische Folklore, vibrierende serbische Großstädte und post-sozialistischen Charme. Die Reportage begleitet Menschen, die einen besonderen Zugang zu dieser Reise haben. Einige feiern an Bord ihre Silberhochzeit, andere entdecken die Orte ihrer Jugend wieder, und mancher verliebt sich neu beim Donauwalzer am Kilometer Null. Das Filmteam blickt hinter die Kulissen des Schiffes und ist dabei, wenn die Crew große und kleine Herausforderungen meistert.
    Flusskreuzfahrten sind eine nautische Herausforderung – enge Schleusen, Gegenverkehr oder komplizierte Strömungen stellen den Kapitän ständig vor neue Herausforderungen. Die Crew ist ständig im Einsatz. Der Chefkoch durchkämmt jeden Hafen auf der Suche nach frischen Zutaten und Spezialitäten für sein Menü. Der Kreuzfahrtdirektor organisiert das Leben an Bord. Den Gästen darf es nie langweilig werden. Rund um die Uhr organisiert er Bingo, Busreisen und bunte Abende – dieser Mann ist Moderator der Reise und auch Kummerkasten für manchen Passagier. Wenn der Zeitplan durcheinandergerät, wegen eines Staus an der Schleuse oder bei der Passkontrolle in Serbien, beginnt der Kreuzfahrtdirektor zu rotieren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.01.2019ZDF
    ursprünglich für den 13.01.2019 angekündigt
  • Folge 44
    Flusskreuzfahrten sind bei den Deutschen beliebt wie nie. Und die auf der Donau gehören zu den beliebtesten Reisen. Rund 100 Schiffe kreuzen pro Jahr zwischen Passau und dem Schwarzen Meer. Auf rund 2000 Kilometern ist die kulturelle und landschaftliche Vielfalt an den Ufern kaum zu überbieten. Die Reisenden erleben ungarische Folklore, vibrierende serbische Großstädte und postsozialistischen Charme. Auch im zweiten Teil der „ZDF.reportage: Abenteuer Donaukreuzfahrt“ begleiten wir Menschen bei ihrer Reise auf Europas längstem Fluss. Einige feiern an Bord ihre Silberhochzeit, andere entdecken die Orte ihrer Jugend wieder, und mancher verliebt sich neu beim Donauwalzer am Kilometer Null.
    Außerdem blicken wir hinter die Kulissen des Kreuzfahrtschiffes und sind dabei, wenn die Crew große und kleine Herausforderungen meistert. Flusskreuzfahrten sind eine nautische Herausforderung – enge Schleusen, Gegenverkehr oder komplizierte Strömungen stellen den Kapitän ständig vor neue Herausforderungen. Und in diesem Jahr ist die Fahrt nochmal ein wenig aufregender. Im Sommer hat es kaum geregnet, der Pegel der Donau ist sehr niedrig. Wird es Kapitän Kirilov gelingen, seine 156 Passagiere heil nach Budapest zu bringen? Bei Swischtow in Bulgarien sind einige Schiffe bereits auf Sandbänke aufgelaufen.
    Anspannung für die Crew, von der die Kreuzfahrtgäste zum Glück nichts mitbekommen. Bei einem Ausflug ins Donaudelta am Schwarzen Meer geraten die Passagiere ins Schwärmen. 5000 Quadratkilometer Auwälder, Europas größte Schilfrohrgebiete und extreme Trockenbiotope auf den Dünen machen das Donaudelta zu einer ökologischen Wunderwelt. Und der Stop in Ungarns Hauptstadt Budapest ist für alle natürlich ein Highlight der Reise. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.01.2019ZDF
    ursprünglich für den 20.01.2019 angekündigt
  • Folge 45
    Die Deutschen lieben Camping. Egal, ob im eigenen Wohnmobil oder im Zelt, allein im Jahr 2017 wurden über 31 Millionen Übernachtungen auf Campingplätzen gezählt. Das ist Rekord! Doch wer glaubt, Campen hätte nur im Sommer Saison, der irrt gewaltig. Auch Wintercamping wird immer beliebter. Egal, ob in den Alpen oder an der Nordsee – Campingplätze sind mittlerweile auch im Winter geöffnet. Besonders für Familien ist Wintercamping in den Bergen attraktiv. „Wenn wir mit vier Kindern in den Skiurlaub fahren wollen, bleibt uns nichts anderes übrig.
    Die Skipässe sind teuer, Hotelzimmer in dieser Größenordnung unerschwinglich“, sagt Familienvater Hendrik Bachler aus Bielefeld. „Und außerdem wird es bei sechs Leuten im Wohnwagen erst so richtig gemütlich!“ Bachlers sind seit Jahren leidenschaftliche Wintercamper – und 2018 konnten sie auch ihre besten Freunde – Familie Ewes – überzeugen. Mit zwei Wohnwagen, vier Erwachsenen und sieben Kindern geht es Richtung Zugspitze nach Ehrwald in Tirol. Für Vater Dirk eine Premiere: „Keine Ahnung, wie so ein Wohnwagen einigermaßen warm und trocken bleiben soll – nach einer Woche kann ich sagen, ob Wintercamping was für uns ist.“ Für die Dritten im Bunde scheidet Wintercamping von vornherein aus: „Wir Türken brauchen’s wärmer“ – mit nach Ehrwald kommen die Güls trotzdem.
    Mutter, Vater und zwei Kinder freuen sich auf ihren ersten Skikurs – wohnen aber lieber im Hotel. Während an der Zugspitze der Skizirkus tobt, punktet die Nordsee mit Ruhe und Beschaulichkeit. Nur wenige Campingplätze in Ostfriesland sind geöffnet, die im Sommer überlaufenen Strände sind leer und Wind umtost.
    Ehepaar Herrmann aus Marl kommt schon seit 20 Jahren im Winter nach Neuharlingersiel. Immer auf denselben Campingplatz, immer auf denselben Stellplatz. „Wir haben Nummer 881. Da hat man seine Ruhe.“ Die beiden 79-Jährigen sind routiniert im Umgang mit matschigem Untergrund und drohenden Windböen. Welche Kapriolen das Wetter an der See in diesem Jahr schlägt, bleibt allerdings eine Überraschung. Egal, ob an der See oder in den Bergen: Statt „Sommer, Sonne, draußen grillen“, heißt es beim Wintercamping „Kälte, Matsch und drinnen kuscheln“. Wintercamping ist ein Erlebnis, das es in sich hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.02.2019ZDF
  • Folge 46
    Seinen Job macht er mit Leidenschaft: Günter D. steht jeden Morgen um vier Uhr in der Backstube. Er arbeitet hart – als Rentner wird ihm trotzdem nur wenig Geld bleiben. Jedem fünften Deutschen droht im Alter Armut. Gerade diejenigen, die in niedrig bezahlten Bereichen arbeiten, werden das Nachsehen haben. Ob Krankenpfleger oder Friseure, ob Reinigungskräfte oder eben: Bäckergesellen. Als sich Bäcker Günther D. für seinen Beruf entschied, war die Rente noch weit weg. Doch je näher der Zeitpunkt rückt, desto deutlicher wird: Am Ende seines Berufslebens bleiben Günther D. etwas mehr als 1100 Euro Rente.
    Davon wird er seine jetzige Wohnung nur schwer bezahlen können: „Ich komm’ jetzt gut klar, mit dem Geld, was ich verdiene, kann mir das leisten, was ich möchte. Nur wenn ich in Rente gehe, dann fehlt mir einiges, und dann kann ich den Lebensstandard nicht halten, das geht nicht“, sagt der 62-Jährige. Auch Mandy L. droht im Alter Armut: Die Ergotherapeutin aus Dresden ist alleinerziehend, privat vorsorgen kann sie mit ihrem Einkommen kaum. Gerade einmal 955 Euro gesetzliche Rente prognostiziert ihr die Deutsche Rentenversicherung aktuell – wie viel das in 30 Jahren, wenn Mandy L. in Rente geht, noch wert sein wird, lässt sich heute schwer beziffern.
    Bis 2025 soll das Rentenniveau stabil bleiben – darauf hat sich die Politik verständigt. Und danach? „Ich persönlich glaube nicht an das Rentensystem, ich glaube nicht daran, dass ich irgendwann eine Rente beziehen werde, mit der ich auch gut leben kann“, sagt Steffi Burkhart, Buchautorin und selbst ernanntes Sprachrohr der „Generation Y“ – also derjenigen, die heute 20 bis 35 Jahre alt sind und mit Sorge in ihre Zukunft schauen. Die selbstständige Floristin Kristina H. wird kaum etwas aus der gesetzlichen Rente bekommen, deshalb sorgt sie privat für ihr Alter vor und setzt dabei vor allem auf ihr Blumengeschäft, das sie später einmal verpachten möchte.
    Aber wird das im ländlichen Hückelhoven wirklich eine Zukunft haben? „Das ist schon ein komisches Gefühl“, sagt H. „Ich nehme das mit, und ich schlaf’ auch nachts schlecht, weil das einen einfach beschäftigt.“ Die „ZDF.reportage“ begleitet drei zukünftige Rentner durch ihren stressigen Berufsalltag: Wie groß ist ihre Angst vor dem Alter? Was können sie heute schon für später zurücklegen? Und was gönnen sie sich heute, auf das sie in Zukunft wohl verzichten müssen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.02.2019ZDF
  • Folge 47
    Fast überall in Deutschland haben sich Wildschweine massenhaft vermehrt. Die intelligenten Tiere wissen, wo ihnen keine Gefahr droht. Vor allem aus Angst vor der Afrikanischen Schweinepest soll die Jägerschaft die Schwarzwildbestände dezimieren. Man befürchtet, dass die ansteckende Viruskrankheit auf Hausschweine übertragen wird. Doch die Tiere haben gelernt, geschickt auszuweichen – dahin, wo üblicherweise nicht geschossen wird: in Wohngebiete, an belebte Straßenränder oder mitten an den Badestrand. Richard Gehrke aus Magdeburg hat das in seinem Ostseeurlaub erlebt.
    Er selbst hat mit seiner Kamera aufgenommen, wie zwei Muttertiere mit etlichen Frischlingen seelenruhig über den Strand spazieren. Mitten durch die Badegäste. Schwarzwild-Experte Karl-Ernst Brehmer erklärt das intelligente Verhalten so: „Wildschweine sind die Art, die am stärksten von allen Wildarten in Mitteleuropa bejagt worden ist. Immer schon. Und das hat sie schlau gemacht, abwehrstark.“ So haben sie auch gelernt, sich vortrefflich an unsere Kulturlandschaft anzupassen. Schweine nutzen die riesigen Mais-, Raps-, und Weizenfelder, um sich in bester Deckung neun Monate im Jahr satt zu fressen und sich ungestört zu vermehren.
    Zudem sorgen milde Winter dafür, dass die Tiere die kalte Jahreszeit besser überstehen. Es seien vor allem menschengemachte Umstände, die zum starken Anstieg der Schweinepopulation beigetragen haben, so die Deutsche Wildtierstiftung. Die „ZDF.reportage“ begibt sich auf die Spur der Schweine im Nordosten der Republik. Denn wenn die Touristen zu Hause sind, wird an der Ostseeküste scharf geschossen. Der Film erzählt von den dramatischen, aber bisweilen auch komischen Begegnungen mit den Wildschweinen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.02.2019ZDF
  • Folge 48
    Unterwegs auf der B96 zwischen Hoyerswerda und Senftenberg.
    Die B96 beginnt in einem großen Kreisverkehr, auf der Ringstraße um die Altstadt von Zittau. Seit der Wende wurde die Stadt fast vollständig saniert. Trotzdem fehlen vor allem junge Leute, denn gut bezahlte Jobs sind noch immer rar. Felix Matthias Weickelt ist Musikpädagoge und kam zurück. Seit zwei Jahren ist er im Nebenjob Türmer in der Johanniskirche und wohnt auch im alten Türmer-Stübchen. „Die alten Leute müssen aufhören zu jammern“, sagt er und meint die Generation der Eltern und Großeltern. „Die Jungen müssen bleiben und anpacken, denn hier kann man mittlerweile gut leben und hat große Chancen“, ist er überzeugt.
    Nur wenige Hundert Meter weiter stehen die Produktionshallen des ehemaligen Robur-Werkes. Die alte Industriearchitektur steht unter Denkmalschutz und zerfällt immer mehr. Früher waren 5000 Menschen im Werk, die Motoren, Achsen und Karosserierahmen für Lkw bauten. Der letzte Direktor, Johannes Dünsch, übergab der Treuhand 1994 einen funktionstüchtigen Betrieb. Die Abwicklung des Werkes und der Niedergang Zittaus als Industriestandort beschäftigen ihn bis heute.
    Nur 13 Kilometer von Zittau entfernt steht direkt an der B96 in Oderwitz eines der schönen Lausitzer Umgebindehäuser, die Feinbäckerei Otto. Seit 1894 ist das Haus ein familiengeführter Handwerksbetrieb und wird heute von Babette und Roman Otto geführt. In den vergangenen Jahren hat das Ehepaar viel investiert, beschäftigt mittlerweile 20 Angestellte und bietet ein überwältigendes Angebot an kulinarischen Produkten aus dem Backofen.
    Für die Zukunft wünscht sich das Ehepaar vor allem, dass ihre Heimat nicht nur für negative Schlagzeilen sorgt, und meint damit vor allem rechtspopulistische Erscheinungen. Sehr erfolgreich produziert man auch in der traditionellen Bierbrauerei in Eibau. Die Chefin Julia Böhmer hat einen großen Anteil daran. „Bier ist ein tolles Thema“, sagt sie, „man kommt immer sofort ins Gespräch.“ Seit 2010 hat sie die Ausrichtung des mittelständischen Unternehmens maßgeblich bestimmt und das Exportgeschäft angekurbelt.
    Eibauer Bier wird heute bis nach China, Japan, Russland und Korea exportiert. Durch eine sanfte Hügellandschaft schlängelt sich die B96 durch Ebersbach und Neugersdorf bis nach Bautzen. Nach Görlitz ist Bautzen die zweitgrößte Stadt der Oberlausitz und das Zentrum der sorbischen Minderheit. Vor allem aber wurde Bautzen – sehr zum Leidwesen seiner Einwohner – bekannt durch den Stasiknast. Als Untersuchungshaft geführt, war er seit 1956 der Strafvollzug für politische Häftlinge in der DDR und einziges Gefängnis, welches direkt der Staatsicherheit unterstellt war.
    Auf sechs Etagen befanden sich 200 Haftplätze in Einzel-, Zweier- oder Isolationszellen. Prominente politische Häftlinge wie Walter Janka, Erich Loest, Wolfgang Harich und Rudolf Bahro waren mitunter Jahre inhaftiert. Heute ist der Gebäudekomplex Gedenkstätte und wird von Silke Klewin geführt, einer Frau aus dem Westen. Vor 20 Jahren kam sie nach Bautzen und stieß auf Ablehnung. In der Stadt wollte man nicht mehr über den Stasiknast und die Vergangenheit reden.
    Die Altstadt von Bautzen liegt auf einem Berg und wurde aufwendig saniert. Hier befindet sich das sorbische Restaurant „Wjelbik“, geführt von Monika und Thomas Lukasch. Für das Ehepaar war immer klar, dass es nach Aufenthalten in London und Straßburg zurückkehren wird. „Unsere sorbische Kultur können wir nur in der Heimat leben“, sagt die 34-Jährige und ergänzt: „In der Fremde sind wir fremd.“ Hoyerswerda ist die nächste Station auf der Reise. Die „96“ teilt die Altstadt von der Neustadt.
    Entstanden in den 60er Jahren, war sie die erste sozialistische Großsiedlung in Plattenbauweise. Bis in die späten 1980er Jahre entstanden zehn Wohnkomplexe mit insgesamt 71 000 Einwohnern. Heute leben nur noch rund 37 000 Menschen hier, und der Trend ist noch immer nicht gestoppt. Nach der Wende sind rund 150 000 Arbeitsplätze in der Region verloren gegangen, weshalb viele, besonders junge Familien fortgezogen sind. Rund 20 Kilometer hinter Hoyerswerda verlässt die B96 den Freistaat Sachsen und nähert sich den ehemaligen Braunkohlegruben in Brandenburg, der heutigen Lausitzer Seenlandschaft.
    Durch die Flutung stillgelegter Braunkohletagebaue entstand das Lausitzer Seenland. Eine riesige Fläche, die 2019 zu Europas größter künstlich angelegter Wasserlandschaft werden soll. Der Senftenberger See liegt im Zentrum der Seenlandschaft, direkt an der B96. Nach dem Ausflug auf dem Wasser verläuft die Route über Glashütte, Baruth und Wünsdorf. Von hier sind es noch rund 40 Kilometer bis Berlin. Kurz vor Schönefeld in Blankenfelde steht das Hinweisschild zur Teilung der Strecke. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.03.2019ZDF
  • Folge 49
    Nach 53 Kilometern getrennter Wegstrecke durch Ost- und Westberlin führt die B96 am nördlichen Stadtrand wieder zusammen. Die alte Streckenführung der B96 ging dicht am Schloss Oranienburg vorbei, einem der ältesten Barockbauten Brandenburgs. Einmal im Jahr wird der Schlossgarten zur großen Kulisse, strömen Hunderte zum „Picknick in Weiß“. Ein riesiges Spektakel unter freiem Himmel. Rustikal dagegen ist die Atmosphäre am Imbissstand von Doris Seidler in Teschendorf. Direkt an der B96 gelegen, geht das Geschäft mit Thüringer Bratwürsten und Erbsensuppe aus der Gulaschkanone besonders gut.
    Seit Jahren steht die zierliche Frau in ihrem Verkaufsstand und bedient Trucker Fahrer, Urlauber und Pendler. Für die Brandenburgerin ist die Straße ein Segen – knapp 50 Kilometer weiter ist die B96 für die Bewohner von Fürstenberg ein Fluch. Bereits 2013 beantragte die „Wasserstadt“ den Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“. Eigentlich spricht nichts dagegen, denn Fürstenberg liegt inmitten von Seen und war bereits 1920 Luftkurort.
    Der Antrag scheiterte, an der B96. Die Bürgerinitiative „B96 raus“ kämpft seit Jahren für eine Umgehungsstraße. Bisher wurden 37 Möglichkeiten, die Stadt zu umfahren, diskutiert. Drei Varianten stehen noch zur Wahl. Wofür die Fürstenberger kämpfen, ist in Neustrelitz bereits Realität: eine Umgehungsstraße durch den Ort. Auch deshalb ist die Stadt im südlichen Mecklenburg besonders bei Senioren beliebt. Die Hälfte der Bewohner ist über 50 Jahre alt, ein Drittel sogar über 60. Sie sind die Macher der Stadt, mit Salonorchester, PC-Senioren und einem aktiven Seniorenrat.
    Und das spricht sich rum. Immer mehr ältere Menschen kommen aus den alten Bundesländern, wie Renate Brosch. Die Düsseldorferin spielt im Seniorentheater und hat sich damit einen Traum erfüllt. Landschaftlich ist dieser Streckenabschnitt der B96 besonders schön, führt er doch durch den Müritz-Nationalpark. Im Dorf Weisdin steht ein historisches Kleinod: ein zweistöckiger Barockbau, Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut.
    Zwei Jahre stand es zum Verkauf, bis Manfred Achtenhagen zahlungskräftige Käufer fand. Der Immobilienmakler hat sich auf den Verkauf von Gutshäusern und Schlössern in Mecklenburg-Vorpommern spezialisiert. „Nirgendwo in Deutschland gibt es diese Dichte an historischen Gutshäusern“, weiß der Experte. Und auch für den kleineren Geldbeutel ist immer noch etwas zu haben, zum Beispiel in Groß Schönefeld, etwas abseits der B96. Wieder auf der Route, ist Neubrandenburg das nächste Ziel.
    Nach der Wende kam Günther Weber nach Mecklenburg. Der Maschinenbauer aus Hessen wollte hier einen weiteren Produktionsstandort für seine Wurst-, Käse- und Fleisch-Schneidemaschinen aufbauen. Er bekam günstig ein Grundstück, investierte und blieb. Heute arbeiten im Werk 500 Menschen, verlässt jeden zweiten Tag eine Maschine die Produktion. Vor gut einem Jahr hat der Unternehmer der Stadt eine Orgel für die Konzertkirche gespendet. Auf der alten Route der B96 geht es weiter nach Burow.
    Das Leben der Menschen hier wurde und wird durch die Landwirtschaft bestimmt. Aus der ehemaligen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft – kurz LPG – ist heute die Burower Gutsmilch GmbH geworden. Zum Betrieb gehören über 900 Milchkühe und fast 1350 Hektar Nutzfläche. Frank Kurzhals hat den Betrieb von seinem Vater übernommen und ist Geschäftsführer. Die schwankenden Milchpreise und der Mangel an qualifiziertem Nachwuchs machen auch diesem Betrieb zu schaffen.
    Bis an die Ostsee ist es nun nicht mehr weit. Man sieht bereits die Türme der Altstadt von Sankt Jakobi, Sankt Marien und Nikolai. Die Altstadt von Stralsund gehört mit ihren unzähligen Sehenswürdigkeiten zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Mittelalter gegründet, war Stralsund eine der wichtigsten Handelsstädte im Ostseeraum. Wahrzeichen der Stadt ist heute die neue Rügen-Brücke. Nach nur dreijähriger Bauzeit wurde die 2,6 Kilometer lange, elegante, schiffsähnliche Brücke 2007 eingeweiht. Ein gigantisches Bauwerk und eine architektonische Meisterleistung, die direkt neben dem alten Rügen-Damm mit der Ziegelgrabenbrücke steht.
    Ohne Stau und Wartezeiten fährt man nun vom Festland auf die größte Insel Deutschlands. Martin Steinkühler war einer der verantwortlichen Ingenieure und ist bis heute stolz, an dem Bau beteiligt gewesen zu sein. Bis zum Ziel der Reise auf der B96 ist es nicht mehr weit. Im Kreisverkehr von Sassnitz endet die längste Straße durch den Osten der Republik. Unweit davon steht das höchste Gebäude von Sassnitz, das legendäre „Rügen-Hotel“.
    Die Fassade des Neungeschossers hat noch immer den Charme von damals und ist dennoch fast immer ausgebucht. Am Ende unserer Reise treffen wir auf das junge Team von der Firma „Kutterfisch“. Im Stadthafen von Sassnitz betreibt Geschäftsführer Phillipp Bruns eine kleine Markthalle mit Fischverkauf und großem Restaurant. 35 Mitarbeiter zählen zur Belegschaft, ein Team aus Rüganern und Zugezogenen. Wer von wo kommt, spielt in ihrer Generation kaum eine Rolle. Was zählt, ist ein gutes Arbeitsklima, wirtschaftlicher Erfolg und die Liebe zu Rügen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.03.2019ZDF
  • Folge 50
    Es ist „Monopoly“ in Deutschlands Städten: kaufen, verkaufen, sanieren. Miete erhöhen, spekulieren. Ein Spiel auf dem Rücken der Mieter? Trotz Mietpreisbremse und zusätzlicher Investitionen steigen die Wohnkosten scheinbar unaufhaltsam weiter. Es fehlen schlicht Wohnungen. Statt der benötigten 400 000 neugebauten Wohnungen werden jährlich nur gut 260 000 fertig. Dazu fallen jedes Jahr immer mehr Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung. Investoren kaufen die Wohnungsbestände auf, modernisieren im großen Stil und wälzen die Kosten in Form von Mieterhöhungen auf die Bewohner ab – zusätzlich zu den seit Jahren steigenden Nebenkosten.
    Die Menschen stoßen an die Grenzen ihrer finanziellen Belastbarkeit. Und für eine eigene Immobilie fehlt vielen Normalverdienern schlicht das Geld, denn die Kaufpreise steigen in unbezahlbare Höhen. Ein Grund dafür ist die steigende Nachfrage – auch aus dem Ausland. Die „ZDF.reportage“ begleitet Gewinner und Verlierer des Mietwahnsinns. Zum Beispiel Jana B. Die dreifache Mutter ist mehrfach mit ihrer Miete im Verzug gewesen. Nach einer Abmahnung machte ihr Vermieter ernst und kündigte ihr fristlos. Für die Mutter ein Albtraum: Auf dem Berliner Wohnungsmarkt ist sie mit ihrem geringen Einkommen so gut wie chancenlos.
    In Konstanz wehrt sich eine Mieterinitiative gegen einen großen Wohnungs-Konzern. Der lässt mehrere Wohnblocks aufwendig modernisieren und will die Kosten auf die Miete umlegen. Doch Bewohner wie Rentnerin Sieglinde M. wissen nicht, wie sie die angekündigten Mietsteigerungen bezahlen sollen. In Potsdam kämpft ein Kleingartenverein ums Überleben. Ein Immobilienunternehmen hat das Grundstück, auf dem die Kleingartenanlage steht, aufgekauft und möchte dort Wohnungen bauen. Das Immobilienunternehmen will die Kleingärtner räumen lassen.
    Es kommt zum Showdown am Gartenzaun. Doch es gibt auch Profiteure des Kampfes um Wohnungen. Der Berliner Makler Mike T. vermittelt teure Immobilien an solvente Kunden. Viele kommen aus dem Ausland, weil sie deutsche Immobilien als Wertanlage betrachten. Sein Kunde kommt diesmal aus Norwegen: Der Unternehmer Kristian M. sucht eine Wohnung in einer Top-Lage. Dafür hat er ein Budget von bis zu einer Million Euro zur Verfügung. Die „ZDF.reportage“ unterwegs im Mieterland Deutschland. Drei Folgen „ZDF.reportage – Wohnstress“ werden sonntags um 18:00 Uhr ausgestrahlt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.03.2019ZDF
  • Folge 51
    Wohnen in den eigenen vier Wänden – der Lebenstraum vieler Menschen. Aber die Preissteigerungen der letzten Jahre haben das Eigenheim oft in weite Ferne rücken lassen. Menschen mit kleinem Budget müssen sich beim Hauskauf noch mehr bescheiden als noch vor ein paar Jahren. Einige versuchen aber, dem Mangel an Geld mit Einfallsreichtum und neuen Wohnideen zu begegnen. Auf verschiedenen Baustellen begleitet die „ZDF.reportage“ mutige Menschen auf ihrem Weg zum Eigenheim. Mit großer Ausdauer, unermüdlichem Einsatz, Kreativität und tatkräftiger Unterstützung von Familie und Freunden schaffen sie das, wovon die viele nur träumen: ihr eigenes Heim.
    Dass ein Zuhause auch ganz bescheiden geht, zeigt Maria K. aus Neuendettelsau. Sie wird demnächst in einem sogenannten „Mobilheim“ wohnen. Für gerade mal 19 000 Euro hat sie den 43 Quadratmeter großen Wohncontainer gekauft. Der günstige Kaufpreis bedeutet aber auch, dass sie noch viel Arbeit in ihr Wohnprojekt stecken muss. Der Container ist Jahrzehnte alt und bedarf einer Rundumerneuerung. Ohne handwerkliche Kenntnisse wird sich Maria an die Sanierung des Mobilheims wagen.
    Evelyn und Jörg M. sind dagegen relativ klassische Häuslebauer. Mit 250 000 Euro ist ihr Budget im Vergleich relativ üppig. Aber auch sie müssen hart kalkulieren. In ihrer Heimat Bornheim am Rhein ist ein Haus mit der Summe eigentlich kaum zu finanzieren. Familie M. entschied sich daher zu einem Fertighaus. So wollen sie böse Überraschungen vermeiden. Dass trotzdem unerwartete Kosten auf sie zukommen können, werden sie aber bald erleben. Andere renovieren über Jahre hinweg preisgünstige Schrottimmobilien, um den eigentlich unerreichbaren Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen.
    Zimmer für Zimmer sanieren sie baufällige Häuser, weil das Geld für ein intaktes Haus einfach nicht da ist. Besonders Wagemutige versuchen, sich den Immobilienpreisen sogar komplett zu entziehen. Sie wohnen in selbstgebauten „Tiny Houses“, selbst entworfenen Mini-Häuschen für wenige Tausend Euro. Hier leben die Menschen auf wenigen Quadratmetern. Aber wenigstens in ihren eigenen. Die „ZDF.reportage“ unterwegs zu Menschen, die unbedingt günstig zu einem Eigenheim kommen wollen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.03.2019ZDF
  • Folge 52
    Wo gehobelt wird, fallen Späne. Auch auf dem Bau. Zehn bis 20 Mängel hat jeder Neubau im Durchschnitt. Oft nur Kleinigkeiten, aber auch die können schwere Folgen haben. Und es kann auch richtig schlimm kommen. Manche Häuser sind durch gravierende Baumängel nicht einmal mehr bewohnbar. Über die Schuldfrage streiten sich die beteiligten Parteien oft jahrelang. Für die Bauherren bedeutet das nicht selten den finanziellen Ruin. Der Hausbau ist für die meisten Deutschen das aufregendste, größte und teuerste Projekt ihres Lebens. In Zeiten niedriger Kreditzinsen wollen sich immer mehr Menschen ihren Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen.
    Doch nicht immer geht das gut. Anja und Janis L. aus Sulzbach bei Frankfurt haben ein Haus, in dem sie nicht wohnen können. Von außen scheint es fix und fertig. Doch innen ist alles im Rohbauzustand. Und das ist bereits seit Anfang 2016 so. Denn damals kam es während der Bauphase zu einem folgenschweren Handwerkerfehler. Unbemerkt lief aus einer Leitung Wasser in den Bau. Es kam zum Baustopp und einem langwierigen Streit über den Umfang des Schadens und die notwendigen Sanierungsmaßnahmen.
    Die Baufirma hatte mehrere Subunternehmen beschäftigt, und keiner der Beteiligten wollte sich der Verantwortung stellen. Durch die Feuchtigkeit bildete sich im Fußbodenaufbau Schimmel. Den Estrich ließen die Bauherren auf eigene Veranlassung wieder herausreißen, um eine weitere Ausbreitung des Schimmels im Haus zu verhindern. Bis heute zieht sich der Streit um den Wasserschaden hin. Anja L.: „Es füllen sich die Aktenordner und die Schriftstücke, die aber wirklich nichts Produktives bringen in diesem Prozess, der uns um unser Haus bringt.
    Und um unser Leben, es geht ja letztlich um unser Leben, um unseren Alltag.“ Die vierköpfige Familie konnte zum vertraglich festgelegten Termin im April 2016 nicht einziehen und wohnt seit drei Jahren in einer kleinen Zweizimmerwohnung im Nachbarort. Jeden Morgen bringen die Eheleute ihre Kinder zum Kindergarten und zur Schule direkt in der Nachbarschaft ihres unbewohnbaren Hauses. Zur Einschulung des Sohnes sollte es fertig sein. Mittlerweile geht der achtjährige Ron in die dritte Klasse. Und jeden Morgen schaut die Familie auf eine Baustelle, die sie schon viel Geld und Nerven gekostet hat.
    Rene G. und seine Frau Katja haben für sich und ihre Zwillinge 2015 in der Nähe von Mönchengladbach ein großes Haus gekauft, in dem genug Platz für die Familie sein sollte. Der kleine Solarbetrieb des Vaters sollte Platz in einem bereits vorhandenen Altbau finden. In dem Neubau direkt nebenan wollte die Familie leben. Kurz nach dem Einzug dann der Schock. Zunächst bildet sich nur in einem Abstellraum Schimmel, der sich dann aber rasant im ganzen Haus ausbreitet.
    Einzelne Wände sind schließlich pechschwarz. Ein Gutachter stellt fest: Das Haus steht förmlich im Wasser. Die laut Gutachter fehlende Abdichtung der Bodenplatte sorgt dafür, dass das Haus dem Grundwasser nicht standhält. Die Familie schaltet einen Anwalt ein, Gutachten werden erstellt. Doch alles zieht sich hin. Schließlich wird die gesundheitliche Belastung so groß, dass die Familie auszieht. Sie lebt nun in den kleinen, ehemaligen Geschäftsräumen des Vaters. Geschlafen wird auf einem Matratzenlager auf dem Boden. Geld für eine andere Wohnung hat die Familie nicht.
    Ein Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der Neubau nicht mehr zu retten und ein wirtschaftlicher Totalschaden ist. Inzwischen kann das Haus sogar nur noch in Schutzanzügen und mit Atemmasken betreten werden. Auf eine Regulierung des Schadens wartet Familie G. aber dennoch vergeblich. Wie so oft zieht sich das Verfahren hin. Die Familie ist finanziell und kräftemäßig am Ende. Rene G.: „Wir wollen mit diesem Haus nichts mehr zu tun haben.“ Die „ZDF.reportage“ bei Häuslebauern, für die die Suche nach dem großen Wohnglück zum Albtraum wurde. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.04.2019ZDF
  • Folge 53
    Pendler quälen sich durch Staus, steigen in überfüllte Züge und haben schon vor Arbeitsbeginn Stress: auf der Autobahn, wenn der Zug verspätet ist, wenn sie mal wieder zu spät ins Büro kommen. Pendeln ist für viele Deutsche längst zur Routine geworden: Fast zwei Drittel aller Arbeitnehmer pendeln – insgesamt über 18 Millionen. Und sie nehmen immer größere Strecken auf sich: im Schnitt knapp 17 Kilometer – das ist Rekord. Seit 30 Jahren pendelt Dieter S. zur Arbeit nach München, pro Strecke rund 65 Kilometer.
    Er ist Müllwerker und sorgt für Sauberkeit in der Landeshauptstadt. Früher nahm Dieter S. das Auto, aber der permanente Stress hinterm Steuer zwang ihn zum Umdenken. Heute fährt er gut eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu seinem Arbeitsplatz und kann zwischendurch abschalten. Dennoch: Dass er pendeln muss, nervt ihn: „Ich finde es ungerecht, dass in München die unteren Lohngruppen zu wenig bezahlbaren Wohnraum haben, weil, es ist ja wichtig, der Müll muss entsorgt werden.“ Hohe Mieten in den Großstädten sind ein häufiger Grund für die Pendelei zwischen Wohnort und Arbeitsstelle.
    Vor allem Menschen mit geringem Verdienst können sich Wohnungen in den Metropolen oft nicht leisten. Dabei sind es gerade diese Arbeitnehmer, die die Großstadt „am Laufen“ halten: der Busfahrer, die Krankenschwester oder eben der Müllwerker. Achim B. aus dem nordfriesischen Klixbüll ist auf den Zug angewiesen. Der 51-Jährige pendelt täglich nach Sylt, wo der Fliesenlegermeister seinen Betrieb hat.
    Reine Fahrzeit auf die Insel: 35 Minuten. Nur: Die Wartezeit ist nicht planbar. Ständige Verspätungen und Zugausfälle sind an der Tagesordnung. „Die Leute fahren jetzt schon ein bis zwei Stunden früher zur Arbeit, und abends kommen sie ein bis zwei Stunden später nach Hause“, so der Handwerksmeister, „das ist ganz normaler Alltag für uns.“ Er hat deshalb mit Pendlerkollegen eine Facebook-Gruppe gegründet. Darin informieren sich die Pendler gegenseitig über die zahlreichen Verspätungen. „Mein erster Blick in der Früh gilt immer dem Handy“, so Achim B. Aber die Arbeit sei nun einmal auf der Insel, deshalb seien viele Menschen aus der Region aufs Pendeln angewiesen.
    Auch der Faktor Heimatverbundenheit spielt bei der Entscheidung, ins Umland zu ziehen, eine große Rolle. Die Nähe zur Familie, das Engagement in Vereinen, die Vertrautheit mit der Nachbarschaft. Dafür nehmen Pendler Einschränkungen wie lange Staus, verspätete Bahnen und immerwährenden Zeitdruck in Kauf. Als Pendler gilt, wer eine Strecke von mindestens zehn Kilometern von seinem Wohnsitz bis zu seinem Arbeitsplatz zurückzulegen hat.
    70 Prozent der Pendler in Deutschland fahren mit dem Auto zur Arbeit – für sie ist der Stau ihr größter Feind. Laut ADAC bildete sich in Deutschland 2018 jeden Tag eine Staustrecke von insgesamt rund 4200 Kilometern. Anlagenmechaniker Jörg D. ist bei einem Heizungs- und Elektrobetrieb in Köln angestellt und quält sich täglich zu den Kunden quer durch die Stadt. Durch die ständigen Staus kommt er auch regelmäßig zu spät.
    Eine Mittagspause hatte Jörg schon lange nicht mehr, er isst seine Stulle auf dem Weg zum nächsten Termin: „Fahrtzeiten sind Pausenzeiten“, meint der Handwerker. Sein Chef sieht nicht nur, dass seine Mitarbeiter deutlich gestresster sind als früher, er hat auch einen wirtschaftlichen Schaden durch den Verkehr. Der Geschäftsführer hat ausgerechnet, dass seine 14 Kundendienstmitarbeiter täglich im Schnitt eine Stunde im Stau stehen. „Nimmt man die Vollkosten von 70 Euro pro Mitarbeiter an,“ rechnet S. vor, „haben wir im Jahr einen Schaden von ungefähr 200 000 Euro.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.04.2019ZDF
  • Folge 54
    Offizielle Statistiken belegen: Deutschland ist so sicher wie lange nicht. Aber es fühlt sich für viele Menschen nicht mehr so an. Viele haben das Gefühl, das Leben in Deutschland sei gefährlicher geworden. Die Wahrnehmung von Unsicherheit beeinflusst zunehmend das Meinungs- und Stimmungsklima in Deutschland. Die „ZDF.reportage“ ist in drei Städte gereist, um herauszufinden, woher die Angst vieler Menschen vor Kriminalität rührt. Freiburg, am Rande des Schwarzwalds gelegen, weltoffen, mit vielen Studenten.
    Zwei Verbrechen haben die Stimmung in der Stadt verändert. Im Oktober 2016 missbraucht und erwürgt der aus Afghanistan stammende Hussein K. die 19-jährige Medizinstudentin Maria L. Seitdem ist in Freiburg nichts mehr, wie es war, und das Thema Sicherheit wird plötzlich anders gesehen. Im Oktober 2018 gerät Freiburg erneut bundesweit in die Schlagzeilen, als eine 18-Jährige bei einem Diskothekenbesuch zum Opfer einer Gruppenvergewaltigung wird. Die „ZDF.reportage“ schildert den spürbaren Stimmungswandel in der Stadt, zeigt die Gefühle der Menschen und die polizeilichen Fakten.
    Tatsächlich gibt es offenbar schon seit Jahren kriminalitätsbelastete Zonen in der Stadt. In Görlitz an der deutsch-polnischen Grenze wollen sich die Geschäftsleute gegen die Kriminalität auch selbst schützen: Sie haben einen Sicherheitsstammtisch ins Leben gerufen und wollen einen privaten Wachschutz organisieren, der nachts Streife laufen soll. Zu den treibenden Kräften gehört der Pensionsbetreiber Sebastian W. Der 64-Jährige kommt eigentlich aus Bayern und ärgert sich darüber, wie dreist immer wieder Diebe in Görlitz ihr Unwesen treiben.
    Tischler Andreas P. ist mit seinem Betrieb so oft zum Opfer von Einbrüchen geworden, dass er sogar ans Aufgeben denkt. Die Polizei jedoch hat für die Forderungen nach mehr Sicherheit wenig Verständnis. „Die belastbaren Fakten der Kriminalstatistik zeigen ein anderes Bild der Lage als das, was ich in Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern häufig zu hören bekomme“, sagt der Polizeipräsident.
    Tatsächlich verbucht Görlitz den tiefsten Stand der Kriminalität seit zehn Jahren. Viele Bürger jedoch sind anderer Meinung, sie misstrauen der Statistik und mittlerweile häufig auch der Polizei. Die Kluft zwischen Fakten und Gefühlen erforscht Prof. Dietrich Oberwittler vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg. „Wir wissen aus der Forschung, dass die Unsicherheitsgefühle relativ schwach verbunden sind mit den tatsächlichen Kriminalitätsgefahren“, sagt er.
    Allerdings sind gerade Anwohner häufig sehr sensibel, wenn es um ihr direktes Lebensumfeld geht. Wenn an Orten Ordnung und Sauberkeit zu wünschen übrig lassen, die Polizei hier nur wenig Präsenz zeigt, dann ziehen „normale“ Bürger sich zurück. Die Entwicklung hin zu einem gefährlichen Schandfleck ist häufig nur eine Frage der Zeit. Beispiel Köln: Rund um den Neumarkt, einen der zentralsten und belebtesten Plätze der Stadt, hat sich in den vergangenen Jahren eine größer werdende Drogenszene angesiedelt.
    Auf offener Straße wird konsumiert und gehandelt. Ständig gibt es Überfälle, Prügeleien, Diebstähle zur Finanzierung der Sucht. Anwohner und Geschäftsleute wie Walter S., der am Neumarkt ein Sanitätshaus betreibt, leiden massiv unter den Verhältnissen. „Der Bürger hat doch ein Anrecht auf ein gesichertes Umfeld“, so der Unternehmer. Eine Bürgerinitiative kritisiert die Stadt und kämpft gegen Pläne, am Neumarkt einen Drogenkonsumraum einzurichten. Nicht weit entfernt zeigt der Ebertplatz, wie einfach es manchmal sein kann, aus gefährlichen Orten wieder beliebte Treffpunkte zu machen.
    Auch hier gab es eine Drogenszene. Die Kölner machten einen weiten Bogen um den als No-go-Area geltenden Platz. Dann wurde ein jahrelang stillgelegter Springbrunnen von der Stadt zu neuem Leben erweckt und lockt seitdem bei schönem Wetter Familien mit ihren Kindern an. Im Winter sorgt eine Schlittschuhbahn für Belebung. Eine starke Polizeipräsenz vertreibt die Dealer. Das Beispiel zeigt: Solche scheinbar kleinen Maßnahmen können den Angsträumen in der Stadt ihren Schrecken nehmen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.04.2019ZDF
  • Folge 55
    Ein Platz im Heim ist teuer. Selbst Senioren mit gutem Einkommen geraten im Alter in finanzielle Nöte. So mancher Rentner kann auch nach 40 Arbeitsjahren kein deutsches Pflegeheim bezahlen. Wenn Senioren ihre letzten Lebensjahre im Ausland verbringen, hat das wenig mit Abenteuerlust zu tun – eher mit der Sorge, als Pflegefall in Armut zu geraten. Gut 1830 Euro muss jeder Heimbewohner schon jetzt zuzahlen – für viele bleibt oft nur der Gang zum Sozialamt. Ludwig H. war fast 60 Jahre verheiratet. Als seine Frau krank wurde, zogen beide in ein Heim.
    Das Doppelzimmer mit Rundum-Pflege für seine Frau kostete rund 5000 Euro im Monat und damit seine gesamte Rente. Selbst mit Pflegegeld reichte es nicht, die Heimkosten zu bezahlen. Jeden Monat zusätzlich gut 800 Euro vom Sparkonto – nach zwei Jahren war die eiserne Reserve aufgebraucht – Ludwig musste zum Sozialamt. Am Ende eines arbeitsreichen Lebens blieben ihm gut 100 Euro Taschengeld pro Monat. So viel gewährt die Behörde für die Dinge des täglichen Bedarfs. Als seine Frau starb, zog Ludwig nach Ungarn.
    Rund 1700 Euro im Monat kostet ein Einzelzimmer in der Seniorenresidenz Életfa, alle Pflegeleistungen inklusive. 28 Fachkräfte sorgen für 50 Bewohner: Krankenschwestern, Therapeuten, Pfleger. Essen, Wäsche, Reinigung, sogar der monatliche Friseurbesuch ist inklusive. Und einmal die Woche kommt ein Arzt vorbei, der Deutsch spricht. Ludwig H. hat jetzt Geld von seiner Rente übrig, kann sich wieder was leisten. Ein Glas Wein zum Essen, einen Restaurantbesuch. Im sächsischen Auerbach dagegen bangt Heidrun B. vor der nächsten Erhöhung der Heimkosten.
    Seit sechs Jahren lebt ihre demente Mutter Christa im Pflegeheim. Fünf Kinder hat sie groß gezogen und immer gearbeitet. Mit 14 eine Lehre zur Näherin, später dann Hausmeisterin. Noch kann sie mit ihrer Rente die Heimkosten stemmen – doch Tochter Heidrun fürchtet, dass es viel teurer wird. Vor zwei Jahren waren es 270 Euro mehr. Die meisten der Heimbewohner in Auerbach können ihren Eigenanteil nicht mehr selbst bezahlen – sind mittlerweile auf Sozialhilfe angewiesen.
    Und das nach einem langen Arbeitsleben. Wenn aber das Ersparte aufgebraucht ist und die Kinder nun für die Eltern aufkommen sollen, ist „Auswandern“ für so manchen Senior ein Ausweg aus der Armut im Alter. Doch die Übersiedelung in ein osteuropäisches Pflegeheim ist für viele eine schwere Entscheidung. Auf die alten Tage Hunderte Kilometer fern der Heimat, nichts Vertrautes mehr, eine fremde Sprache. Kinder, Freunde und Bekannte weit weg. Die „ZDF.reportage“ begleitet Menschen bei ihrer schwierigen Entscheidung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.05.2019ZDF
  • Folge 56
    Sie sind die Spezialisten für Großereignisse – Bereitschaftspolizisten, die jederzeit zur Verfügung stehen und immer dorthin müssen, wo es gerade brennt. Die Beamten können im gesamten Bundesgebiet eingesetzt werden, müssen die unterschiedlichsten Herausforderungen meistern. Sie stehen häufig in der Kritik und werden gleichzeitig selbst oft Opfer von Beleidigungen, Aggressionen und Gewalt. Die „ZDF.reportage“ begleitet eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei Göppingen in Baden-Württemberg. Der Film beobachtet eine ganz normale Woche der Beamten samt ihrer vielfältigen Einsätze: Eine AfD-Wahlkampfveranstaltung, die von den Bereitschaftspolizisten vor Gegendemonstranten beschützt werden soll.
    Ein Fußballspiel, welches als Risikospiel eingestuft ist und bei dem die Hundertschaft versuchen muss, die Fangruppen voneinander zu trennen. Aber auch kleine Zusatzeinsätze, bei denen die Beamten an städtischen Brennpunkten reguläre Streifenpolizisten unterstützen. Die „ZDF.reportage“ hinterfragt, wie sich die Beamten tagtäglich motivieren, was sie wirklich ärgert und wie sie mit Kritik und Attacken umgehen. Die Reportage zeigt auf, welcher Aufwand wöchentlich für die Durchsetzung von Grundrechten betrieben wird und welche Kosten entstehen. Und was dieser Auftrag für die oft jungen Polizistinnen und Polizisten bedeutet. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.05.2019ZDF
  • Folge 57
    Europa wählt am 26. Mai. Und unser Wohlstand hat viel mit Europa zu tun. Die deutsche Volkswirtschaft ist auf Arbeitnehmer aus der EU und anderen Ländern der Welt angewiesen. Das Schnitzel auf unserem Teller stammt von einem Schwein, das vermutlich ein „Ausländer“ geschlachtet hat. Die Fleischverarbeitungsbranche hat, laut der Bundesagentur für Arbeit, mit etwa 40 Prozent den höchsten Ausländeranteil an Arbeitskräften in Deutschland. Daniela Reim kümmert sich in Niedersachsen um die Wanderarbeiter, die in der Fleischindustrie und in vielen anderen Branchen vorübergehend eingesetzt werden.
    Mit einem Transporter fährt sie übers flache norddeutsche Land und setzt sich für diese Menschen ein, erklärt ihnen ihre Rechte und hört ihre Probleme: „Ich kenne Fleischereien und Schlachthöfe, in denen 90 Prozent Ausländer, vor allem Osteuropäer, arbeiten.“ Meist für den Mindestlohn von 9,19 Euro die Stunde. Friedrich Heimerer hat im Kosovo eine private Fachhochschule gegründet, die Pflegepersonal für den deutschen Arbeitsmarkt ausbildet. „Uns laufen die Klinik- und Pflegeheimbetreiber aus Deutschland seit zwei Jahren die Tür ein“, sagt Heimerer.
    Der Pflegenotstand in Deutschland hat in Ländern wie dem Kosovo zu einem Ausbildungsboom geführt. 1500 Kosovaren studieren an Heimerers Schule – wohl die Hälfte davon geht dann als Pflegekraft nach Deutschland. Thomas Süß hat eine Baufirma in Leipzig. Er ist gelernter Ofensetzer und Fliesenleger. Fachkräfte zu finden, sei eine Qual heutzutage. Er muss Subunternehmer aus Polen und Portugal beschäftigen, denn die Branche boomt. Eva Fenu ist Frühstückshostess im Fünf-Sterne-Plus-Grand-Hotel in Frankfurt am Main.
    Mit 18 Jahren kam sie nach Deutschland, inzwischen fühlt sich die 40-Jährige hier heimischer als in ihrem Geburtsland Tschechien. Ihr Boss heißt Spiridon Sarantopoulos. Der Sohn griechischer Gastarbeiter leitet den „Frankfurter Hof“. „Unsere etwa 300 Mitarbeiter kommen aus 42 Nationen“, sagt der geborene Münchner. Und: „Dienstleistung liegt den Deutschen nicht so sehr im Blut wie Ingenieurskunst.“ Da sei die Herzlichkeit der Südeuropäer gefragt. Vier Beispiele aus vier den am stärksten betroffenen Branchen, die zeigen: Ohne ausländische Arbeitnehmer geht’s nicht! (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.05.2019ZDF
  • Folge 58
    Wer ins Pfandleihhaus geht, braucht Geld, und zwar sofort! Dringend anstehende Reparaturen, offene Rechnungen – es gibt viele Gründe, ins Leihhaus zu gehen. Hier gibt es Bares ohne SCHUFA-Anfrage. Pfand und ein gültiger Ausweis genügen. Was nicht wieder ausgelöst werden kann, wird versteigert. Für den Pfandleiher ist die Geldnot fremder Menschen ein sicheres Geschäft: Die Nöte des einen sichern das Auskommen des anderen. Das Leihhaus Werdier ist wohl das älteste und einflussreichste im deutschen Pfandleihgeschäft. Seit 1918 gibt es hier Darlehen beziehungsweise Kredit gegen Pfand.
    Mit einer jährlichen Kreditgewährung von rund 30 Millionen Euro zählen sie zu den größten und leistungsstärksten der über 100 Pfandkreditbetriebe in Deutschland. Tobias Struck und sein Bruder Florian sind die neueste Generation der Pfandleiher im Hause Werdier. Sie sind überall im Einsatz. Helfen auch in den mittlerweile fünf anderen Filialen aus, wenn Not am Mann ist. Fachwissen und eine gute Menschenkenntnis sind für ihren Beruf eine absolute Voraussetzung. Doch wie funktioniert das Geschäftsmodell eigentlich? Und warum kommen immer mehr Menschen ins Leihhaus und versetzen dort zum Teil wertvolle Erbstücke? Und nicht nur Schmuck, der Laptop oder die Playstation der Kinder werden beliehen, auch das eigene Auto wird kurzzeitig weggegeben, wenn ein finanzieller Engpass droht.
    „Die Goldjungs“ in Schleswig-Holstein haben sich, neben Edelmetall, auf die Beleihung von Fahrzeugen spezialisiert. Bei ihnen steht auch schon mal ein Landwirt in der Tür, der seinen Traktor beleihen möchte, oder der Unternehmer, der kurzfristig den Firmenwagen eintauschen will.
    Bis zu vier Monate haben die Kundinnen und Kunden im Leihhaus Zeit, um das Pfand wieder auszulösen. Was nicht wieder abgeholt wird, wird versteigert. Mehrmals im Jahr finden große öffentliche Auktionen statt. Ein fester Termin im Kalender vieler Händler und Schnäppchenjäger. Hier zeigt sich dann, ob die Pfandleiher die Wertgegenstände richtig taxiert haben. Ist das nicht der Fall, zahlt der Pfandleiher drauf. Lag er richtig, kann er die Kasse ausgleichen. Die „ZDF.reportage“ schaut hinter die Kulissen des Pfandleihhausgeschäfts. Warum es sich für wen lohnt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.06.2019ZDF
  • Folge 59
    400 Millionen Tonnen Müll produziert Deutschland im Jahr. Allein der Anteil an Verpackungsmüll entspricht einer durchschnittlichen Menge von 220 Kilogramm pro Kopf. Dass wir Bürger am Ende nicht darauf sitzen bleiben, haben wir Menschen zu verdanken, die sich um die Beseitigung der Abfallmengen kümmern: unseren „Müllhelden“. Den Männern und Frauen bei der Müllabfuhr, in Recyclinghöfen und in den Sortieranlagen. Ihre Arbeit gehört nicht gerade zu den angenehmsten: Es stinkt, staubt und schmiert.
    Und dennoch machen sie ihre Jobs mit Leidenschaft und trotzen widrigen Bedingungen. Müllwerker Michael P., Steven W. und Richard „Richy“ W. bilden die Besatzung eines Müllwagens in Wiesbaden. Die Männer lieben ihre Arbeit unter freiem Himmel. „Ein Bürojob wäre nichts für mich. Den ganzen Tag im geschlossenen Raum, gar nicht denkbar!“, sagt der 56-jährige Richy. In Hessens Hauptstadt sind die drei für die Sammlung der gelben Tonne zuständig. Auch nach Jahren des Mülltrennens erleben die Männer noch immer täglich böse Überraschungen.
    Gelbe Tonnen voller Windeln oder mit Elektroschrott gefüllte gelbe Säcke. Doch das größte Ärgernis der Männer ist ein anderes: genervte Autofahrer. Immer wieder werden die Müllmänner blockiert, gefährlich überholt oder bedrängt. In Bremen sind Heide L. und Sabine J. vom Kontrollteam der Stadtreinigung auf den Straßen der Hansestadt im Einsatz. Ihre Mission: Verursacher von wildem Müll aufspüren. Jährlich hat die Stadt 4000 illegale Müllhaufen zu beklagen.
    Heide und Sabine suchen im Abfall nach Adressen und anderen Hinweisen, die zu den mutmaßlichen Tätern führen. Keine leichte Aufgabe, denn die meisten Müllsünder verwischen mittlerweile ihre Spuren. Gemeldeten Vorfällen gehen die beiden unmittelbar nach, um eine Ausbreitung der Müllhaufen zu vermeiden. Trotzdem gleicht die Arbeit oft dem sprichwörtlichen Kampf gegen Windmühlen. Sobald ein illegaler Müllberg entsorgt wurde, entsteht über Nacht an der nächsten Häuserecke ein neuer.
    Das Team der Sortieranlage für Leichtverpackungen in Gernsheim hat einen Knochenjob. Denn selbst modernste Anlagen, ausgestattet mit reichlich technischen Raffinessen, können die Arbeit eines Menschen nicht komplett ersetzen. Rund um die Uhr müssen die Anlagen in Betrieb gehalten und Störungen schnellstens beseitigt werden. Betriebsstätten-Leiter Manuel G. und seine Kollegen sind immer in Habachtstellung. Ein verstopftes Rohr von einer Blockade zu befreien, wird zur schweißtreibenden Angelegenheit.
    Dazu kommen ungeahnte Störenfriede: „Videokassetten sind unser größter Feind. Alle sechs Stunden müssen wir die Anlage stilllegen und komplett von meterlangen Videobändern befreien“, sagt Manuel G. Der Wertstoffhof in Sehnde bei Hannover steht unter der Aufsicht von Janine G., Monika P. und Max M. Jeden Dienstag herrscht großer Andrang. Bis zu 2000 Verbraucher aus dem Umland nutzen dann den Service des Zweckverbands Abfallwirtschaft Region Hannover und bringen ihren Sperrmüll, ausgediente Elektrogeräte und Gartenabfälle zur Entsorgung.
    Die Mitarbeiter des Wertstoffhofs sorgen dafür, dass alles in geregelten Bahnen verläuft. Sie leiten den Verkehr, ordnen den richtigen Wertstoff den zugehörigen Containern zu und schreiten ein, wenn der Fliesenkleber fälschlicherweise im Bauschuttcontainer landet. Die „ZDF.reportage“ begleitet den Berufsalltag unserer „Müllhelden“. Welche Herausforderungen stellen sich den Menschen, die täglich dafür arbeiten, dass unser Abfall gründlich und fachgerecht entsorgt wird? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.06.2019ZDF
  • Folge 60
    Freie Fahrt für freie Bürger oder Tempolimit für Klima und Sicherheit? Die Deutschen sind darüber zutiefst uneins: Über die Hälfte ist für ein generelles Tempolimit, 47 Prozent strikt dagegen. Rund ein Drittel aller Autobahnunfälle passieren aufgrund unangepasster Geschwindigkeit. Auch CO2-Emissionen steigen bei höheren Geschwindigkeiten, doch Tempolimit-Gegner protestieren – und bekommen Unterstützung durch Lobbyisten und Verkehrspolitiker. Tatsache ist, dass die Geschwindigkeit beim Aufprall die Schwere eines Unfalls stark beeinflusst. Lucia Lüchow und ihre Tochter Sophia könnten noch leben, wenn der Fahrer, der Lüchows Kleinwagen mit 190 km/​h touchierte, nur die empfohlene Richtgeschwindigkeit von 130 gefahren wäre.
    Doch auf der A20 bei Rostock herrschte damals noch kein Tempolimit. Alex Gruhler aus Köln ist der Meinung, dass ein generelles Tempolimit auf Autobahnen tragische Unfälle wie den von Sophia und Lucia Lüchow auch nicht verhindern würde. Er fährt am liebsten schnell und glaubt, die Autobahnen würden durch Tempo 130 nicht sicherer. Bereits 2007 hat der Selbstständige deshalb die Initiative „Stoppt Tempo 130“ gegründet. Über 65 000 Unterstützer hat er bisher gesammelt.
    „In unserer überreglementierten Welt ist das freie Fahren eines der letzten Stücke Freiheit, die man als Deutscher noch hat“, sagt Gruhler. Siegfried Brockmann ist der Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Er und viele weitere Experten bemängeln seit Jahren die fehlende wissenschaftliche Diskussionsgrundlage beim Thema Tempolimit. Der öffentliche Diskurs sei emotional sehr aufgeladen, aber viele Argumente lassen sich nicht belegen, weil wissenschaftliche Datenerhebungen fehlen. Die „ZDF.reportage“ geht der Frage nach, warum die Debatte um die richtige Geschwindigkeit die deutschen Gemüter so sehr erhitzt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.06.2019ZDF
  • Folge 61
    Die kommenden Tage wird es in Deutschland brütend heiß, die Sahara-Luft bringt uns Temperaturen bis zu 40 Grad. Eigentlich super. Endlich Sommer, müsste man bei dieser Hitze nicht arbeiten! Vor allem Arbeiter im Freien schwitzen sich durch den Tag: Die Dachdecker Christian und Peter arbeiten bei dieser Hitze von 6.00 bis 13:00 Uhr und versuchen den Tag mit viel Wasser, Pausen und Sonnencreme zu überstehen. Schweißen ist bei dieser Hitze nicht drin. Auch die Arbeit am Döner-Grill oder am Hähnchen-Stand verrichtet man fast Sauna-Temperaturen: Der brutzelnde Drehspieß strahlt ordentlich Wärme ab. Aber – trotz sengender Hitze ist die Schlange der Hungrigen lang, vor allem abends.
    Hohe Temperaturen und strahlender Sonnenschein sind für alle eine gesundheitliche Belastung. In der Notaufnahme Bingen herrscht Hochbetrieb. Vor allem alte Menschen und Kinder vertragen die Hitze nicht so gut. In der Klinik häufen sich Fälle mit Hitzschlag und Dehydrierung. Andere leiden unter Schwindel, und so kommt es zu Stürzen, die dann behandelt werden müssen. Nur eine Spezies profitiert vom derzeitigen Klima – erst Regen, jetzt Schwüle: Mücken! In Südbayern, am Ammersee, herrscht eine regelrechte Plage. Die Quälgeister fallen im Schwärmen über Anwohner und Touristen her, vermiesen vor allem den Gastronomen den Supersommer.
    Denn wer wagt sich so noch in den Biergarten oder auf die Terrasse? Vor allem aber steigt die Waldbrandgefahr. Besonders betroffen: Brandenburg. In der Lieberoser Heide brannte am Dienstag bereits eine Fläche von mehr als 100 Hektar. Die Feuerwehr Dahme-Spree hat den Brand unter Kontrolle gebracht, 150 Einsatzkräfte kämpfen weiter gegen das Feuer. Mittlerweile sind in ganz Brandenburg Feuerwehren in Alarmbereitschaft, in vielen Landkreisen herrscht die höchste Waldbrandwarnstufe. Die „ZDF.reportage“ reist durch den Hitze-Sommer. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.06.2019ZDF

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