2020, Folge 82–105

1984-2017 unvollständig
  • Folge 82
    Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer haben es nicht leicht auf deutschen Straßen. Tag und Nacht reißen sie Hunderte Kilometer runter, hetzen von Kunde zu Kunde. Ein hohes Arbeitspensum, Zeitdruck, die stetig wachsende Verkehrsdichte und die niedrigen Löhne machen den Job für viele zunehmend unattraktiv. Immer weniger Menschen treffen die Entscheidung, ihr Geld „auf dem Bock“ zu verdienen. Die Logistikbranche kann den Wegfall an Personal nicht decken. Jährlich gehen 30 000 Fahrer in Rente, Nachwuchs – Mangelware. Die Trucker beklagen ausgebeutete Billiglöhner aus Osteuropa, familienunfreundliche Arbeitsbedingungen und Stress, aber auch das allgemein schlechte Image der Trucker.
    Viele Fahrer fühlen sich gegängelt, von ihren Disponenten, rücksichtslosen Autofahrern und auch den Kontrollen der Behörden. Schlechte Straßenverhältnisse, strenge Sicherheitsauflagen und fehlende Parkplätze an den Autobahnen tun ihr Übriges. Doch trotz aller Unannehmlichkeiten löst der Job bei vielen Fahrern noch immer eine große Faszination aus. „Man kann woanders wahrscheinlich mehr verdienen in weniger Stunden, aber ich gehöre zu der durchgeknallten Spezies, die gerne Lkw fährt.
    Ich liebe es, durch die Gegend zu fahren“, sagt Piet van T. Seit 20 Jahren sitzt der Emsländer am Steuer eines 40-Tonners. Am liebsten würde er das bis zur Rente tun, auch wenn ihm seine Arbeit manchmal ziemlich auf den Geist geht. Krankheitsfälle in der Spedition bedeuten für Piet und seine Kollegen „puren Stress“. Wenn dann auch noch sein Truck eine Panne hat, stößt Piet an seine Grenzen. Vivien B. ist nicht nur Lkw-Fahrerin aus Leidenschaft, sie ist auch Mutter eines vierjährigen Sohnes.
    Mit der Fahrerei erfüllte sich die 31-Jährige einen Traum, nachdem sie krankheitsbedingt ihren Beruf als Krankenschwester aufgeben musste. Job und Familienleben zu vereinbaren, wird für Vivien Woche für Woche zur Herausforderung. Sie ist auf die Mithilfe ihrer Eltern und des Kindsvaters angewiesen. „Natürlich ist das nicht einfach, alles unter einen Hut zu kriegen, weil mein Sohn dann schon nach seiner Mama verlangt.“ Montags startet Vivien ihre Tour von Norddeutschland nach Italien und zurück.
    Für die Norddeutsche sind die Fahrten in den Süden eine willkommene Abwechslung. „Allgemein macht das Fahren in Deutschland kaum noch Spaß. Unmengen an Staus und Baustellen! Es ist einfach ätzend geworden“, klagt sie. Wenn die Autobahn nachts zur Ruhe kommt, beginnt die Zeit für Schwerlast-Trucker Marcus P. Mit seinem Tieflader transportiert er alles, was schwer, sperrig und riesig ist: Baumaschinen, Brückenteile oder tonnenschwere Trafos. Dabei ist er stets von Begleitfahrzeugen umgeben.
    Seine Kollegen lotsen ihn durch enge Passagen und halten ihm die Strecke frei. Marcus ist ein wahrer Nachtmensch. Wenn es dunkel wird, blüht er auf. „Ich mache seit zehn Jahren nichts anderes als Nachtschicht, das ist mein Rhythmus. Das ist bestimmt nicht gesund, aber das ist so.“ An der Autobahn 24 zwischen Hamburg und Berlin liegt der Autohof Mecklenburg. Hunderte Trucker treffen hier täglich ein, um zu tanken, zu duschen, zu essen oder zu schlafen. 70 000 Liter Diesel wandern täglich in die Lkw-Tanks, 1200 Bockwürste gehen wöchentlich über die Ladentheke.
    und die Kaffeemaschine läuft in Dauerbetrieb. Den Autohof hält ein 45-köpfiges Team am Laufen, seien es das Küchenpersonal, die Hausmeister oder die Männer in der Lkw-Wäsche. Ab 17:00 Uhr, wenn die allgemeine Parkplatzsuche zur Nachtruhe beginnt, wird der Autohof zum Trucker-Treffpunkt, ob zum Plaudern oder für den Grillabend. Die dreiteilige „ZDF.reportage“ gibt einen ausführlichen Einblick in die Berufswelt der Kraftfahrerin Vivien und der Kraftfahrer Piet van T. und Marcus P. Zudem begleitet sie die Arbeit der Belegschaft eines Autohofs und die Lkw-Kontrolle der Polizei. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.01.2020ZDF
  • Folge 83
    Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer haben es nicht leicht auf deutschen Straßen. Tag und Nacht reißen sie Hunderte Kilometer runter, hetzen von Kunde zu Kunde. Ein hohes Arbeitspensum, Zeitdruck, die stetig wachsende Verkehrsdichte und die niedrigen Löhne machen den Job für viele zunehmend unattraktiv. Immer weniger Menschen treffen die Entscheidung, ihr Geld „auf dem Bock“ zu verdienen. Die Logistikbranche kann den Wegfall an Personal nicht decken. Jährlich gehen 30 000 Fahrer in Rente, Nachwuchs – Mangelware. Die Trucker beklagen ausgebeutete Billiglöhner aus Osteuropa, familienunfreundliche Arbeitsbedingungen und Stress, aber auch das allgemein schlechte Image der Trucker.
    Viele Fahrer fühlen sich gegängelt, von ihren Disponenten, rücksichtslosen Autofahrern und auch den Kontrollen der Behörden. Schlechte Straßenverhältnisse, strenge Sicherheitsauflagen und fehlende Parkplätze an den Autobahnen tun ihr Übriges. Doch trotz aller Unannehmlichkeiten löst der Job bei vielen Fahrern noch immer eine große Faszination aus. „Man kann woanders wahrscheinlich mehr verdienen in weniger Stunden, aber ich gehöre zu der durchgeknallten Spezies, die gerne Lkw fährt.
    Ich liebe es, durch die Gegend zu fahren“, sagt Piet van T. Seit 20 Jahren sitzt der Emsländer am Steuer eines 40-Tonners. Am liebsten würde er das bis zur Rente tun, auch wenn ihm seine Arbeit manchmal ziemlich auf den Geist geht. Krankheitsfälle in der Spedition bedeuten für Piet und seine Kollegen „puren Stress“. Wenn dann auch noch sein Truck eine Panne hat, stößt Piet an seine Grenzen. Vivien B. ist nicht nur Lkw-Fahrerin aus Leidenschaft, sie ist auch Mutter eines vierjährigen Sohnes.
    Mit der Fahrerei erfüllte sich die 31-Jährige einen Traum, nachdem sie krankheitsbedingt ihren Beruf als Krankenschwester aufgeben musste. Job und Familienleben zu vereinbaren, wird für Vivien Woche für Woche zur Herausforderung. Sie ist auf die Mithilfe ihrer Eltern und des Kindsvaters angewiesen. „Natürlich ist das nicht einfach, alles unter einen Hut zu kriegen, weil mein Sohn dann schon nach seiner Mama verlangt.“ Montags startet Vivien ihre Tour von Norddeutschland nach Italien und zurück.
    Für die Norddeutsche sind die Fahrten in den Süden eine willkommene Abwechslung. „Allgemein macht das Fahren in Deutschland kaum noch Spaß. Unmengen an Staus und Baustellen! Es ist einfach ätzend geworden“, klagt sie. Wenn die Autobahn nachts zur Ruhe kommt, beginnt die Zeit für Schwerlast-Trucker Marcus P. Mit seinem Tieflader transportiert er alles, was schwer, sperrig und riesig ist: Baumaschinen, Brückenteile oder tonnenschwere Trafos. Dabei ist er stets von Begleitfahrzeugen umgeben.
    Seine Kollegen lotsen ihn durch enge Passagen und halten ihm die Strecke frei. Marcus ist ein wahrer Nachtmensch. Wenn es dunkel wird, blüht er auf. „Ich mache seit zehn Jahren nichts anderes als Nachtschicht, das ist mein Rhythmus. Das ist bestimmt nicht gesund, aber das ist so.“ An der Autobahn 24 zwischen Hamburg und Berlin liegt der Autohof Mecklenburg. Hunderte Trucker treffen hier täglich ein, um zu tanken, zu duschen, zu essen oder zu schlafen. 70 000 Liter Diesel wandern täglich in die Lkw-Tanks, 1200 Bockwürste gehen wöchentlich über die Ladentheke, und die Kaffeemaschine läuft in Dauerbetrieb.
    Den Autohof hält ein 45-köpfiges Team am Laufen, seien es das Küchenpersonal, die Hausmeister oder die Männer in der Lkw-Wäsche. Ab 17:00 Uhr, wenn die allgemeine Parkplatzsuche zur Nachtruhe beginnt, wird der Autohof zum Trucker-Treffpunkt, ob zum Plaudern oder für den Grillabend. Die dreiteilige „ZDF.reportage“ gibt einen ausführlichen Einblick in die Berufswelt der Kraftfahrerin Vivien und der Kraftfahrer Piet van T. und Marcus P. Zudem begleitet sie die Arbeit der Belegschaft eines Autohofs und die Lkw-Kontrolle der Polizei. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.01.2020ZDF
  • Folge 84
    Deutsche TV-PremiereSo 26.01.2020ZDF
  • Folge 85
    Millionen Deutsche arbeiten hart – und kommen doch nur schwer über die Runden. Selbst eine gute Ausbildung ist heute kein Garant mehr für ein Leben in gesichertem Wohlstand. Die Wachstumsraten in der deutschen Wirtschaft sind weiterhin hoch, dennoch schrumpft die Zahl derer, die zur klassischen Mittelschicht gehören, seit Jahren. Die Angst vor sozialem Abstieg und Altersarmut befällt immer mehr Menschen in der Mitte der Gesellschaft. Das Ehepaar Funk aus Berlin dachte früher, es könnte mit seinem Einkommen in Berlin gut leben.
    Heute sind Björn und seine Frau Julia ernüchtert und frustriert. Er arbeitet freiberuflich als Tontechniker. Sie ist als Logopädin fest angestellt. Mit ihrem Netto-Einkommen von rund 3200 Euro zählt das Paar zur Mittelschicht, aber das Geld reicht kaum, um die laufenden Kosten zu decken und die vierköpfige Familie finanziell über Wasser zu halten. An Sparen oder Altersvorsorge ist nicht zu denken. Auch eine größere Wohnung ist in Berlin unbezahlbar. Die wäre aber dringend notwendig.
    Die Familie lebt beengt in einer 3-Zimmer-Wohnung: Die beiden Kinder Konrad und Lioba müssen sich ein Zimmer teilen. An das Versprechen, „Wohlstand für alle“, glaubt Familie Funk nicht mehr. Auch Olaf und Maren Könemann haben ein Leben lang gearbeitet. Mit ihrem gemeinsamen Netto-Einkommen von rund 3400 Euro monatlich kommen sie zwar noch über die Runden, aber der Blick auf die Rentenbescheide löst Frust aus. Wenn das Ehepaar in gut 14 Jahren in Rente geht, dann muss es von rund 1900 Euro leben.
    Diese Summe wird nicht reichen, um die monatlichen Ausgaben zu decken. Maren war zehn Jahre selbstständig tätig und hat in dieser Zeit nicht in die Rentenkasse eingezahlt. Die Altersarmut – auch durch die niedrigen Erwerbsjahre der Ehefrau – scheint vorprogrammiert. Und so geht es vielen, in der Mittelschicht: Im Alter wird die gesicherte Existenz zur Illusion. Viele Menschen in Deutschland sehen ihren Lebensentwurf in akuter Gefahr. Das Abstiegsgespenst geht um in der deutschen Mittelschicht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.02.2020ZDF
  • Folge 86
    Da geht man täglich zur Arbeit, aber am Monatsende bleibt vom Lohn kaum was übrig. Und schon rutscht man in die Miesen. Immer mehr Menschen fühlen sich trotz Vollzeitjob von Armut bedroht. Der Mindestlohn sollte Abhilfe schaffen. Er sei der wichtigste Baustein im Kampf gegen Armut: 9,35 Euro beträgt er seit Januar 2020. Gerade in Großstädten reicht dieses Gehalt gerade so, ein existenzsicherndes Niveau zu erreichen. Und oft genug wird er unterlaufen. Die Sondereinheit „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ des Zoll überwacht die Einhaltung des Mindestlohns.
    Auf dem Autobahnparkplatz nahe Gelsenkirchen findet eine Kontrolle statt. 20 Zollbeamte winken vor allem die flinken Lieferwagen der Paketzusteller raus. Sie überprüfen die Papiere und wollen wissen, wie viele Stunden der Mann hinterm Steuer arbeitet und wie hoch sein Verdienst ist. Manche Zusteller arbeiten länger, als sie bezahlt werden, um alle Pakete zuzustellen. Das wäre dann ein Verstoß gegen den Mindestlohn. Seit 2015 gibt es in Deutschland den gesetzlichen Mindestlohn. Die Zahl der Verstöße, die der Zoll feststellt, steigt.
    2018 wurde in 2744 Fällen der Mindestlohn unterlaufen. Rund vier Millionen Menschen arbeiten in Deutschland für den Mindestlohn. Es gibt vielfältige Tricks der Arbeitgeber, den Mindestlohn zu umgehen. So werden Friseurinnen oft nur in Teilzeit beschäftigt, tatsächlich arbeiten sie aber mehr als die vereinbarten 20 Stunden. Die Überstunden werden aber nicht bezahlt. Ähnlich verhält es sich bei Gebäudereinigern: Manche bekommen so viele Hausflure zugeteilt, dass das Pensum nicht in der normalen Arbeitszeit zu schaffen ist.
    Der 49-jährige Ömer in Berlin arbeitet regelmäßig seine Mittagspause durch, weil er sonst die vielen Häuser nicht richtig saubermachen kann. Bezahlt wird die Mehrarbeit nicht. Aber selbst wenn der Mindestlohn korrekt bezahlt wird, wie lebt man damit? Ömer muss in Berlin gut die Hälfte seines Verdienstes für die Miete aufwenden. „Miete zahlen und satt werden, mehr ist nicht drin“, sagt Ömer. Es schmerzt ihn, dass er nicht genug verdient. Gern würde er seinen Sohn besser unterstützen. Susanne aus Bochum reinigt in einer Klinik die Krankenbetten.
    Sie hat ihr ganzes Leben gearbeitet und nie viel Lohn erhalten. In 18 Jahren geht sie in Rente. Mit dem Mindestlohn hat sie sich einen Rentenanspruch von rund 720 Euro erarbeitet. Mit der neuen Grundrente werden es vielleicht mal 950 Euro sein. Zum Leben wird das aber wohl auch nicht reichen. Sie stellt sich jetzt schon darauf ein, auch als Rentnerin noch weiterzuarbeiten. „Wutsache: Mindestlohn“ ist Teil einer dreiteiligen Reihe der „ZDF.reportage“. Ziel ist es, Themen, die die Bürger im Alltag als Ungerechtigkeit empfinden, darzustellen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.02.2020ZDF
  • Folge 87
    In deutschen Städten explodieren die Mieten. Für viele Menschen wird das zum Problem. Denn sie haben keine Wahl. Die Konkurrenz um bezahlbaren Wohnraum ist groß. Kein Wunder, dass die Wut steigt. Die „ZDF.reportage“ begleitet Menschen in Berlin, Frankfurt und München. Mieter, die ihre Wohnung verlassen müssen. Familien, die umziehen müssen, aber keine Unterkunft finden. Menschen, die sich von der Politik alleingelassen fühlen und wütend sind. In zehn Jahren haben sich in Berlin die Mieten im Schnitt verdoppelt. Auch ehemals günstige Bezirke sind unter Druck geraten.
    In Kreuzberg wehren sich die Mieter eines Hochhauses gegen die „Deutsche Wohnen“. Sanierungen sind geplant – und anschließende Mieterhöhungen. Doch die kräftigen Aufschläge kann sich nicht jeder leisten – viele Menschen haben ein geringes Einkommen. Sie müssten dann ausziehen – aber wo sollen sie hin? Extrem ist die Lage schon lange in München. Die „ZDF.reportage“ begleitet hier gleich mehrere Mieter bei ihrer verzweifelten Suche nach bezahlbarem Wohnraum: Die junge Polizistin Ina wurde aus Frankfurt in die bayerische Landeshauptstadt versetzt.
    Sie arbeitet in der Innenstadt – doch eine Wohnung dort scheint unbezahlbar. Was ist los, wenn Menschen, die die Städte am Laufen halten, ihre Mieten nicht zahlen können? Catharina ist alleinerziehende Mutter mit Baby. Dringend bräuchten die beiden eine größere Wohnung – bisher müssen sie mit einem Zimmer auskommen. Alles ist furchtbar eng, und wenn die Tochter abends schläft, dann bleibt für Catharina nur das Bad. Dort hockt sie auf der Toilette und sucht im Netz nach einer neuen Wohnung. Bisher vergeblich. Familie Valent hat es besonders schwer getroffen.
    Die Eltern leben mit ihrem Sohn in einer Notunterkunft für Obdachlose. Ihnen wurde wegen Eigenbedarfs gekündigt – und als sie nichts Bezahlbares fanden, wurde die Wohnung geräumt. Ein Jahr haben sie nun Zeit, etwas Neues zu suchen – dann müssen sie auch hier wieder raus. In Frankfurt müssen der Rentner Ulrich Matthes und seine Frau nach Jahrzehnten ihre Wohnung mit Garten räumen. Der Grund auch hier: Eigenbedarf der Vermieter. Dabei ist dem Ehepaar klar, dass sie in ihrem Kiez vermutlich nicht bleiben können. Die Mieten sind einfach zu hoch – sie müssen wohl raus aus Frankfurt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.02.2020ZDF
  • Folge 88
    Bis zu 7000 Gipfelstürmer jeden Tag – auf Deutschlands höchstem Berg geht es heiß her. Für die einen das reine Vergnügen, für die anderen Stress pur. Allein jeden Tag abertausende Menschen auf hochalpine Höhen zu transportieren, ist eine logistische Herausforderung. Dazu kommt die Versorgung mit Essen und Trinken und immer wieder auch notwendige medizinische Hilfe. Seit 2017 können Besucher den Weg zum Gipfel, neben der historischen Zahnradbahn, in einer neuen hochmodernen Seilbahn absolvieren. 50 Millionen hat der Bau gekostet – die Zugspitze setzt damit neue Maßstäbe: keine andere Pendelbahn überwindet einen Höhenunterschied von 1945 Metern – auch die einzige Stütze auf der Strecke ist mit 127 Metern Höhe Weltrekord.
    Oben im Skigebiet sind an Spitzentagen acht Ehrenamtliche der bayerischen Bergwachten vor Ort, um verletzte oder erkrankte Wintersportler zu bergen und zu versorgen. Nicht selten muss der Rettungshubschrauber kommen – denn der Weg per Seilbahn ins nächste Krankenhaus ist für ernsthaft Verletzte zu weit. Hubschrauber-Besatzung und Bergwacht arbeiten dann Hand in Hand, denn nicht selten verunglücken die Wintersportler in schwer zugänglichem Terrain und müssen per Seilwinde geborgen werden.
    Bei Sturm oder Nebel können die Einsätze auch für die Retter extrem gefährlich werden. Wer auf Deutschlands höchstem Berg übernachten will, hat nur eine Möglichkeit: das Igludorf, das die Betreiber jeden Winter aufs Neue aus dem Schnee stampfen. Der Lohn für eine Nacht bei 0 Grad im Expeditionsschlafsack: Winterzauber und Alpenglühen – abseits von Massentourismus und fließend warmem Wasser.
    Auch in Sachen Forschung ist Deutschlands höchster Berg eine Instanz: Das Umweltbundesamt und die TU München erforschen auf dem Gipfel als eine von weltweit 31 Stationen die Auswirkungen von Treibhausgasen auf die Atmosphäre, die Gletscherschmelze und den Permafrostboden. Auch das: eine logistische Herausforderung. 15 Mitarbeiter müssen im Dauerfrost die Geräte freischaufeln und checken, die Forschungsseilbahn warten und sich mit CO2 freien Fräsen die Schneemassen vom Leibe halten. Die Zugspitze – Deutschlands Berg der Superlative. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.03.2020ZDF
  • Folge 89
    Die Zahl der Infektionen mit dem Corona-Virus steigt in Deutschland unaufhaltsam weiter an. Inzwischen gibt es die ersten Todesfälle. Damit wächst die Angst der Menschen vor einer Ansteckung. Hamsterkäufe sind die Folge. In dem am stärksten betroffenen Landkreis Heinsberg herrscht schon lange der Ausnahmezustand: Kindergärten und Schulen sind geschlossen, hunderte Menschen befinden sich in Quarantäne. Ärzte und Apotheker arbeiten am Limit. Trotz der großen Ansteckungsgefahr fand nur wenige Kilometer entfernt am Samstag in Mönchengladbach das Topspiel der Bundesliga statt – vor fast 54 000 Zuschauern.
    Die Frage nach dem richtigen Umgang mit der Corona-Krise wird kontrovers diskutiert. Für ZDF.info sind mehrere Teams durch Deutschland gereist und haben dokumentiert, welche Folgen die Corona-Epidemie hat. In einer Arztpraxis erleben die Reporter, dass ein geregelter Praxisbetrieb kaum mehr möglich ist. Ein Apotheker versucht, den Ansturm verunsicherter Menschen zu bewältigen, die sich vor Ansteckung schützen wollen. Dabei ist er mittlerweile gezwungen, sein eigenes Desinfektionsmittel herzustellen, weil es keinen Nachschub mehr gibt. Auch Schutzkleidung und Atemmasken sind ausverkauft.
    Im Kreis Heinsberg sprechen wir mit Betroffenen, die unter Quarantäne gestellt sind. Sie schildern ihren Alltag und den Umgang mit der Angst, selbst infiziert zu sein. Mit dem Bonner Virologen Professor Hendrik Streek beleuchten wir die Frage, wie der Verlauf der Corona-Epidemie einzuschätzen ist, und ob wirklich alles getan wurde, um auf den Notfall richtig vorbereitet zu sein. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Corona-Virus sind jetzt schon gravierend. In vielen Unternehmen kommt es zu Produktionsausfällen, da der dringend benötigte Materialnachschub aus China unterbrochen ist.
    Ganze Belegschaften bleiben zu Hause, weil einzelne Mitarbeiter positiv getestet wurden. Der Bahn- und Luftverkehr ist zunehmend betroffen. Die Airlines streichen Verbindungen. Viele Fluggäste lassen ihre Tickets verfallen. Messen und Großveranstaltungen werden abgesagt. In der Folge bleiben Hotels auf riesigen Zimmerkontingenten sitzen, die für Messebesucher aus aller Welt reserviert waren. Auch die Veranstaltungsbranche spürt bereits die Folgen der Corona-Krise, weil mit jeder Terminabsage Aufträge verloren gehen. Kleine Firmen fürchten um ihre Existenz. Nur wenige profitieren von der Krise: Reinigungsfirmen, die sich auf Desinfektionen spezialisiert haben, arbeiten in Sonderschichten.
    Und auch die Hersteller von Desinfektionsmitteln haben ihre Produktion auf das Doppelte gesteigert, um der Nachfrage gerecht zu werden. Als ein großer Discounter am Montag eine Verkaufsaktion startete, bildeten sich lange Schlangen vor den Märkten und die Vorräte waren nach kurzer Zeit schon wieder ausverkauft. In den Supermärkten finden sich als Folge von Hamsterkäufen vor allem bei Nudeln, Reis, Konserven und Toilettenpapier Lücken in den Regalen. Die Angst vor dem Virus hat Deutschland fest im Griff. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.03.2020ZDF
  • Folge 90
    Das Coronavirus hat Deutschland mit voller Wucht erreicht. Anfangs waren die Erkrankungen noch vereinzelt und nachvollziehbar. Doch jetzt steigt die Zahl der Infektionen täglich, und die Ausbreitungswelle ist aktuell nicht zu stoppen. Doch genau das muss gelingen. Das Virus ist nicht mehr nur Redethema – es beginnt, unser Leben tatsächlich zu beeinflussen. Ob Börsenabsturz, Schulschließung, Veranstaltungsabsagen, Homeoffice oder Hamsterkäufe. Irgendwie ist mittlerweile jeder direkt oder indirekt betroffen, ganz egal ob er erkrankt ist oder nicht. Die „ZDF.reportage“ zeigt, wie sich Deutschland gegen ein Virus stemmt, das den Alltag zu dominieren droht.
    In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der nachgewiesenen Fälle besonders groß. Was passiert an Orten, an denen zwangsläufig viele Menschen zusammenkommen? Am Kölner Hauptbahnhof etwa, wo sich besonders am Wochenende Pendler und Reisende drängeln? Oder auf Wochenmärkten, auf denen man normalerweise dicht an dicht in der Schlange vor dem Gemüsehändler steht? Händler, Wirte und Veranstaltungsorganisatoren sind dieser Tage nicht zu beneiden. Wie sieht es in den Kneipen aus? Ist dort noch Stimmung angesagt, oder ist auch hier die Angst größer? Gleichzeitig ist im ganzen Land viel Einfallsreichtum gefragt, um den Alltag mit dem Virus zu bewältigen.
    Lieferdienste für Lebensmittel boomen derzeit, und Nachbarschaftshilfe wird neuerdings großgeschrieben. Ein Busunternehmen nimmt die Regel „ein Meter Abstand“ sehr ernst und lässt zwischen den Reisenden jeweils eine Reihe frei. Und der berühmte Pianist Igor Levit spielt Beethoven als Livestream für Daheimgebliebene. Seine Ansage „Wir sind alle zum Zuhausesein gezwungen. Das ist auch richtig so. Aber irgendwas muss man tun“, könnte das Motto der nächsten Wochen werden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.03.2020ZDF
  • Folge 91
    Noch vor wenigen Wochen war das Coronavirus hierzulande ein Exot. Das Problem war in China – weit weg von Deutschland. Die Zeiten haben sich rasant geändert. Schneller, als viele glaubten. Mittlerweile sind die Maßnahmen drastisch – ohne Beispiel in der jüngeren Vergangenheit der Republik. Schulen zu, Geschäfte geschlossen, Arztpraxen und Kliniken im Ausnahmezustand. Was macht das mit den Menschen? Die „ZDF.reportage“ ist unterwegs in der Republik. Zeigt Menschen, die in der Krise weitermachen, ihren Dienst tun und so das öffentliche Leben aufrechterhalten. Da sind die Ärzte, die einen Massenansturm von Kranken bewältigen müssen.
    Da sind die Pflegedienste, die älteren und pflegebedürftigen Menschen helfen, für die die Situation angsteinflößend und bedrohlich ist. Da sind die Fluggesellschaften, die ihre Kunden aus dem Ausland nach Hause bringen müssen. Aber auch andere Berufsgruppen sind gefordert, und sie leisten oft viel mehr, als sie müssen. Supermarktmitarbeiter etwa, oder Reinigungskräfte, Logistiker und Lebensmittelproduzenten, aber auch private Hilfsinitiativen. Sie alle trotzen der Viruskrise. Viele Menschen machen sich Sorgen, besonders um ihre Gesundheit oder die ihrer Lieben.
    Dazu kommt: Die wirtschaftlichen Folgen der Krise sind noch gar nicht ganz überschaubar. Die großen Automobilhersteller stoppen die Produktion. In Handel und Gastronomie sind die Einschränkungen schon jetzt existenzbedrohend. Wie geht es weiter, das fragen sich nicht nur viele Unternehmer, sondern auch ihre Angestellten. Jetzt in der Krise zeigt sich zweierlei: einerseits die Empfindlichkeit unserer Gesellschaft, andererseits ihre Stärke. Selbstlose Nachbarschaftshilfe und endlose Einsatzbereitschaft, da wo es notwendig ist, beweisen: Deutschland kann auch Krise. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.03.2020ZDF
  • Folge 92
    Die Coronakrise greift massiv in unseren Alltag ein. „Leider geschlossen“ heißt es deutschlandweit. Restaurants verrammelt, die Schulen leer – ein ganzes Land schottet sich ab. Trotzdem muss es weitergehen, und damit der Alltag einigermaßen läuft, müssen sich fast alle umstellen. Viele haben Angst. Nicht nur um ihre Gesundheit, sondern auch um ihre Zukunft. Und einige müssen derzeit noch viel mehr leisten also sonst. Südlich der Elbe, im Hamburger Gemüse- und Blumenanbaugebiet Vierlande, brummt es zu dieser Jahreszeit normalerweise.
    Bei Blumenerzeuger Klaus Eggers wäre jetzt eigentlich Hauptsaison. Doch derzeit bleibt der Gärtner auf seinen Freesien sitzen. Auf dem Hamburger Blumengroßmarkt wurden die Verkaufszeiten eingeschränkt, Blumen sind eben keine Lebensmittel, so die Begründung. In Corona-Zeiten tritt Eggers so oft mit nur 200 Euro Tageserlös die Rückfahrt an. Eine Katastrophe für den Blumenhändler, denn seine Kosten laufen weiter. Auch an der Stadtteileschule Wilhelmsburg hat Corona alles geändert.
    Statt im Klassenraum unterrichtet Lehrer Moritz Lund jetzt per Skype, mit Youtube-Clips und Telefon aus dem Homeoffice. Sein Kollege, der Sozialpädagoge Fabian Smarz übernimmt die emotionale Betreuung der Schüler. Denn wenn Familien Tage lang in der engen Wohnung eingeschlossen sind, wird das für Eltern und Schüler zur Belastungsprobe. Gerade in ärmeren Stadtteilen droht die Corona-Krise so auch zu einer Bildungskrise zu werden. Damit das Leben weitergehen kann, sind Menschen wie Robert Vietze „systemrelevant“.
    Der Familienvater ist Müllwerker in Potsdam. Und Abfall fällt selbstverständlich auch in der Krise an, Entsorgung und Hygiene sind sogar wichtiger denn je. Noch bevor sein Arbeitstag beginnt, bringt der 33-Jährige die vierjährige Tochter mit dem Fahrrad in die Kita zur Notbetreuung, denn auch seine Frau hilft mit, dass Deutschland weiterläuft. Sie arbeitet im Krankenhaus und hat Frühschicht. Dann geht es für Vietze weiter zum Betriebshof. Um sieben Uhr ist für ihn als Fahrer und sein Team Schichtbeginn.
    Homeoffice -für ihn unmöglich! Er muss raus und für Sauberkeit sorgen. Pneumologe Dr. Andrés de Roux führt seinen Kampf gegen das Corona-Virus von seiner Praxis in Berlin Charlottenburg aus. Seine Patienten leiden oft an chronischen Erkrankungen der Lunge und gelten somit als besonders gefährdet. De Roux hält sich strikt an die Vorgaben des RKI. Seine Sprechstunde darf man nur nach Anklopfen betreten, denn er hat gegenwärtig täglich Corona-Tests durchzuführen.
    Durch ein ausgeklügeltes System kann er die Verdachtsfälle von den normalen Patienten trennen. De Roux Mitarbeiter arbeiten nur noch mit Mundschutz und Handschuhen – trotzdem nimmt sie das Arbeiten unter Krisenbedingungen mit. Sein Team am Laufen zu halten, und ihm Ängste zu nehmen, ist nun für den Arzt zu einer zusätzlichen Aufgabe geworden. Doch das entmutigt ihn nicht. Er will die Fahne hochhalten, so lange es geht. Die „ZDF.reportage“ ist unterwegs in der Republik, begleitet Menschen, die – trotz gesundheitlicher Gefahren – weiter für andere da sind. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.03.2020ZDF
  • Folge 93
    Kontaktverbote, Abstandsregeln, zu Hause bleiben – das Virus legt unser Leben nahezu lahm. Doch die Maßnahmen gegen die Virus-Welle laufen auf Hochtouren, unterstützt von vielen Freiwilligen. „Weitermachen irgendwie“ – heißt das Gebot der Stunde auch für viele Betriebe. Sie packen an, mit kreativen Ideen und pragmatischen Lösungen: Textilfabriken nähen Mundschutze, Messebauer fertigen Spuck-Schutze – Einfallsreichtum Made in Germany. In Städten und Landkreisen bereiten sich Gesundheitsämter, Ärzte und medizinisches Personal auf das Schlimmste vor.
    Krisenmanager koordinieren die vielen Maßnahmen, die parallel stattfinden müssen. Einer von ihnen ist Rainer Schwertz – zuständig für Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis. Der Leiter des Gesundheitsamtes muss die vielen freiwilligen und professionellen Helfer organisieren und ihnen die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Ein aufreibender Job, denn die Zeit drängt. Und die Herausforderung ist gewaltig – vor allem für die vielen Freiwilligen. Die ZDF.reportage begleitet Reservisten der Bundeswehr, die in Koblenz ein Krankenhaus für die Unterbringung von Infizierten vorbereiten.
    In Dresden werden Medizinstudenten im Umgang mit Beatmungsgeräten geschult. Sie haben sich freiwillig für den Dienst an der Universitäts-Klinik gemeldet und sollen im Ernstfall mithelfen. Aber auch viele Unternehmer engagieren sich. Desinfektionsmittel ist noch immer Mangelware – Abhilfe schafft in Berlin die „Deutsche Spirituosen Manufaktur“. Hier hat man die Produktion umgestellt. Statt Gin jetzt Desinfektionsmittel.
    Die in diesen Zeiten stark gefragte Flüssigkeit verschenkt die Firma an über 100 Berliner Pflegeheime. In Mechernich unweit von Bonn wurde ein ehemaliger Burger-King vom Deutschen Roten Kreuz umgerüstet zu einer Test-Station. Das örtliche Gesundheitsamt schickt Verdachtsfälle vorbei – die DRK-Freiwilligen geben am Schalter keine Burger aus, sondern nehmen einen Corona-Test vor. Wer selbst nicht mehr Auto fahren kann, wird vom mobilen Test-Team des DRK zu Hause aufgesucht. „Wir halten zusammen“ – tausende Helfer erweisen sich als Mutmacher in Zeiten der Krise. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.04.2020ZDF
  • Folge 94
    Deutschland erstickt im Überfluss. Kaufen, kaufen, kaufen. Irgendwann weiß man nicht mehr, wohin mit dem ganzen Zeug. Doch wie viel davon braucht man wirklich für ein gutes Leben? Die Lösung heißt Loslassen. Viele folgen dem neuen Trend: ausmisten statt horten. Die „ZDF.reportage“ begleitet Anika Schwertfeger aus Berlin. Sie ist Aufräumprofi und hilft Menschen dabei, unnötigen Ballast abzuwerfen und wieder neue Ordnung in ihr Leben zu bringen. Dabei arbeitet die 32-Jährige nach der Methode, mit der die Japanerin Marie Kondo weltweit für Furore gesorgt hat. Aufräumerin Anika Schwertfeger unterstützt regelmäßig Hilfe suchende Kundinnen dabei, sich von den vielen ungetragenen Kleidungsstücken zu trennen, die ihre Schränke und Schubladen verstopfen.
    Die Methode ist einfach: Erst wird alles ausgeräumt, dann wird jedes Einzelteil nacheinander in die Hand genommen. Emotionen spielen eine große Rolle in der Welt der Profi-Aufräumerin. Nur was positive Gefühle auslöst, darf wieder eingeräumt werden – und zwar nach einer speziellen Falttechnik. Der Rest kommt weg. Und ihren Kunden, so Schwertfeger, gehe es danach viel besser. So ist es auch im Fall des alleinerziehenden Vaters Lars K., der mit seinen Kindern Lea (10) und Lukas (14) in einer 90-Quadratmeter-Wohnung in Berlin-Köpenick lebt.
    Nach der Trennung von der Mutter der gemeinsamen Kinder will der Beamte neu anfangen und die vielen überflüssigen Dinge loswerden, mit denen er die Wohnung jahrelang vollgestopft hat. Dabei geht er so gründlich vor, dass am Ende sogar seine Ex-Partnerin begeistert ist. Vom Aufräumen lebt auch Sascha Pilgrimm aus Berlin. Vor sieben Jahren gab der 43-Jährige seinen Hausmeister-Job auf und machte sich selbstständig als Entsorger und Entrümpler. In 80 Prozent seiner Aufträge geht es um Haushaltsauflösungen. Meist ist ein Mensch gestorben.
    Ein ganzes Leben geht dann durch Pilgrimms Hände. Nicht alles landet auf dem Müll, einiges wird von Pilgrimm wiederverwertet. In dem geschmackvoll eingerichteten Haus, das er zusammen mit seiner Frau, einer Polizistin, und Tochter Greta bewohnt, gibt es kaum gekaufte Möbel. Manchmal bekommt Sascha Pilgrimm auch besonders schwierige Aufträge: Dann ist eine sogenannte Messie-Wohnung auszuräumen. Geschätzt zwei Millionen Messies gibt es in Deutschland. Die Anblicke und Eindrücke, die sich dem Profi-Aufräumer dann bieten, sind nichts für sensible Gemüter. Die „ZDF.reportage“ unterwegs zu Menschen, die sich mehr Ordnung in ihrem Leben wünschen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.04.2020ZDF
  • Folge 95
    Es sind Tage des vorsichtigen Aufatmens, erste Schritte in eine neue Normalität. Maske auf und Abstand halten. Dieses Pflichtprogramm erlaubt uns wieder shoppen zu gehen, in kleinen Läden. Wie gut können die Deutschen mit der geforderten Balance aus Freiheit und Verantwortung umgehen? Ein erstes Fazit wird über weitere Lockerungen entscheiden – denn noch bleiben große Kaufhäuser, Hotels und Restaurants zu. Das sorgt für Unmut. Martin Stolz ist Inhaber von 33 Kaufhäusern in Norddeutschland. Einen Teil seiner Läden in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein kann er wieder öffnen, einige sind jedoch größer als 800 Quadratmeter und bleiben geschlossen.
    „Die 800-Quadratmeter-Regelung kann ich nicht nachvollziehen. Das ist willkürlich und ungerecht“, sagt Stolz. Er hat das Gefühl, der Mittelstand werde in dieser Zeit vergessen. „Ich habe Angst, dass so mancher Mittelständler untergeht, weil er von der Politik nicht bedacht wird.“ Ähnlich empfindet Oliver Schmidt. Er ist Hoteldirektor des Fünfsternehotels „The Grand“ auf dem Darß in Mecklenburg-Vorpommern – mit direktem Zugang zur Ostsee.
    Er hatte gehofft, dass die Lockerungen auch für die Hotellerie gelten, und muss nun mit der Enttäuschung umgehen. Aufatmen dagegen kann Rainer Born. Seit dem 20. April 2020 dürfen Autohändler wieder öffnen. Born ist Verkaufsleiter eines Autohauses in Köln und hat finanziell stark unter der Schließung zu leiden: „Wir haben Einbußen von circa 210 000 Euro im Monat. Das ist der Betrag, den wir durch Corona verloren haben.“ Aktuell stehen in den beiden Filialen in den Kölner Stadtteilen Porz und Bilderstöckchen insgesamt rund 150 Fahrzeuge, die von ihren Besitzern bereits sehnsüchtig erwartet werden.
    Anne Herklotz ist Inhaberin eines kleinen Modegeschäftes in der Bonner Innenstadt. Auch die 37-Jährige darf ihre Boutique endlich wieder öffnen. Da ihr Mann arbeitet und die Kitas geschlossen sind, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihre beiden Kinder Eva (5) und Theresa (4 Monate) mit ins Geschäft zu nehmen. „Ich hoffe, dass Kunden Verständnis haben.“ Auf die Unterstützung ihrer Mitarbeiter kann sie nicht bauen, da die erst mal weiterhin in Kurzarbeit bleiben. Sie wieder normal anzustellen, würde sich nicht lohnen.
    Dafür ist die Unsicherheit zu groß, ob direkt wieder genug Kunden kommen. In Hanau müssen Kunden seit dem 20. April 2020 Mundschutz tragen. Die Stadt hat eine Maskenpflicht für Geschäfte und öffentliche Verkehrsmittel verhängt. Und schon am ersten Tag der Pflicht prägt der Mundschutz das Stadtbild. Viele Hanauer finden die Vorgabe sinnvoll. „Ich halte die Maskenpflicht für den richtigen Weg. Man merkt jetzt schon, wie die Masken zur Mode werden. Es gibt da ganz viel Kreativität“, sagt zum Beispiel der Hanauer Martin B. Demnächst gilt die Maskenpflicht in allen Bundesländern.
    Damit kommt auf die Ordnungsämter neben der Überprüfung der Abstandsregeln nun eine neue Aufgabe zu: Halten die neu geöffneten Läden tatsächlich Hygiene- und Sicherheitskonzept ein? Und wie wirkt sich die Lockerung in den Parks der Stadt aus? Begreifen die Menschen tatsächlich, dass Geschäfte zwar wieder öffnen können, das Kontaktverbot aber weiter wichtig ist und bestehen bleibt? Die „ZDF.reportage“ begleitet Mitarbeiter des Ordnungsamtes Aachen bei ihren täglichen Runden, besucht Ladenbesitzer und Geschäftsleute und zieht mit ihnen ein erstes Fazit nach einer Woche. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.04.2020ZDF
  • Folge 96
    Sternekoch – das klingt nach Glanz und Glamour. Wer es schafft, einen Michelin-Stern zu „erkochen“, der hat es geschafft. Aber was nach Traumjob klingt, ist in Wirklichkeit harte Arbeit. Das erfahren die beiden Kölner Sterneköche Sonja Baumann und Erik Scheffler gerade am eigenen Leib. In ihrem preisgekrönten Restaurant mitten in der Kölner Innenstadt machen die beiden Freunde nahezu alles selbst. Manchmal gehört sogar das Schürzenbügeln noch dazu. Obwohl das Restaurant ihr Lebenstraum ist, sind Sonja und Erik ziemlich fertig.
    Mehr als vier Stunden Schlaf pro Nacht sind meist nicht drin. Und seit sie Anfang des Jahres den ersten Stern bekommen haben, ist der Druck sogar noch gewachsen. Denn den Stern wieder zu verlieren, das kommt für die beiden nicht in Frage. In der Kantine der Stadtwerke Berlin geht es etwas anders zu. Wer hier arbeitet, der hat sich ganz bewusst vom harten Gastronomie-Leben verabschiedet. „Die Arbeitszeiten hier sind nicht mit Geld aufzuwiegen“, sagt Chefkoch Andreas Zawada. Und das, obwohl er und seine Kollegen jede Woche zwischen 5000 und 7000 Essen für die Männer und Frauen in Orange frisch zubereiten müssen.
    Mit ganz anderen Herausforderungen haben dagegen die Feldwebel der Bundeswehrkochschule zu kämpfen. Mit der mobilen Feldküche wird der Einsatz im Krisengebiet geprobt – die Königsdiziplin der militärischen Verpflegung. Für die Köche bietet die Arbeit bei der Bundeswehr eine Jobgarantie mit gutem Geld und guten Arbeitszeiten. Der Preis für viele hier: Ein Leben fern von der Familie. Eine „ZDF.reportage“ über die besonderen Herausforderungen des Kochens. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDo 30.04.2020ZDFinfo
    ursprünglich für den 29.03.2020 angekündigt
  • Folge 97
    Die deutsche Justiz ist im Dauerstress. Immer mehr Arbeit, immer höherer Druck und keine entsprechende Entlohnung. An vielen Gerichten arbeitet man schon lange an der Belastungsgrenze. Allein am Kriminalgericht in Berlin-Moabit gibt es bis zu 300 Verhandlungen pro Tag. Es gilt als das größte Strafgericht Europas. Von kleinen Ordnungswidrigkeiten bis Mord reicht die Bandbreite. Der Tag von Gerichtssprecherin Lisa Jani hat oft zu wenige Stunden für die vielen Verfahren, die sie betreuen muss. Und die Wege in dem 16 000 Quadratmeter großen Gerichtsgebäude sind lang.
    In den 90 Gerichtssälen werden neben den ganz normalen Verfahren häufig auch Fälle verhandelt, die ganz Deutschland interessieren. Als letztes der dreiste und spektakuläre Raub einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum. Da muss Pressesprecherin Lisa Jani die vielen Journalisten und Kamerateams schon mal laut und eindringlich um Disziplin bitten. Jugendrichterin Iris Berger hat eigentlich immer Zeitdruck. Ihr sitzen verschiedene Fristen im Nacken, und viele der Angeklagten warten im Gefängnis darauf, dass ihre Verhandlungen endlich starten.
    Die Richterin ist für die schweren Fälle zuständig: zum Beispiel für junge Menschen, die eines Tötungsdeliktes angeklagt sind, und auch für Missbrauchsfälle. Trotz aller Routine beschäftigen sie die Geschichten der Täter und Opfer manchmal auch nach Feierabend. Strafverteidigerin Pamela Pabst kennt am Gericht fast jeder. Sie ist die erste von Geburt an blinde Strafverteidigerin Deutschlands und hat schon als Kind davon geträumt, eines Tages in dem imposanten Gericht an der Turmstraße zu arbeiten.
    Heute verteidigt sie diejenigen, die beispielsweise wegen Brandstiftung oder Vergewaltigung auf der Anklagebank landen. Dass die Gerichte teilweise am Limit arbeiten, spielt ihren Mandanten oft in die Hände. Denn wenn viele Jahre bis zu einer Verhandlung vergehen, können sich Zeugen manchmal kaum noch an die Fälle erinnern. Und jetzt kommt diese „Justizmaschine unter Volldampf“ fast zum Stillstand. Mitte März 2020 wird auch sie von der Corona-Krise getroffen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.05.2020ZDF
  • Folge 98
    Gerade in diesen Zeiten muss der Güterverkehr rollen. Auf Deutschlands Straßen ist es zwar etwas ruhiger geworden, aber Lkw haben auch unter diesen Bedingungen Pannen und Unfälle. Wenn ein Lkw etwa einen Getriebeschaden hat, ausgebrannt auf der Autobahn steht oder im Straßengraben feststeckt, reicht ein normaler Abschleppwagen nicht aus. In solchen Fällen müssen spezielle Bergungsdienste zum Einsatz kommen. Wird Hilfe benötigt, rücken die Männer vom Abschleppdienst Potsdam Nord aus. Rund um die Uhr, ob im winterlichen Schneetreiben oder in sengender Sommerhitze.
    Sie bergen, schleppen und transportieren Lkw, Busse und falsch parkende Pkw von der Straße, von Grundstücken und von Autobahnen. Ob im fließenden Verkehr, bei nächtlicher Dunkelheit oder im dichten Nebel: Abschlepp-Experten haben einen gefährlichen und verantwortungsvollen Job. Zu den nervenaufreibendsten Einsätzen gehört die Räumung von Unfall-Trucks auf Autobahnen. Umgestürzte oder verunfallte Lkw blockieren dann häufig die Fahrspuren über Stunden und führen zu langen Staus und Wartezeiten. Die Abschleppteams müssen sich dann einen Weg durch die Rettungsgasse bahnen, um die Unfallstelle schnellstmöglich zu räumen.
    Allerdings kann die Bergung je nach Ausmaß viel Zeit und harte Arbeit in Anspruch nehmen. Über mangelnde Arbeit können sich die Bergungsteams nicht beklagen. Kein Wunder. Zunehmender Stress für die Fahrer, Übermüdung, Ablenkung und Baustellen ergeben eine explosive Mischung. Die „ZDF.reportage“ begleitet den Berufsalltag der Männer vom Abschleppdienst Potsdam Nord. Ihr Revier: die Stadtgebiete Potsdam und Berlin sowie sämtliche umliegende Autobahnen.
    A10, A115, A113, A9, A2 und A24. Welchen Herausforderungen stellen sich die Abschlepp-Profis bei ihren Einsätzen? Micha N. ist der Chef. Mit einem Pkw-Pannenwagen ging es los, mittlerweile hat sich Micha mit seinem Hightech-Fuhrpark in Deutschland einen Namen gemacht. Als Bergungsleiter trägt er Verantwortung für seine Mitarbeiter und ist sich den Gefahren bewusst, denen seine Männer auf der Autobahn und im fließenden Verkehr ausgesetzt sind. Seine Bergungstrucks sind ihm heilig, und so legt er, neben der Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen, auch besonderes Augenmerk auf die Pflege seiner Mobile.
    „Ich habe einen Putzfimmel, das weiß hier jeder“, lacht Micha. Ron K. ist die rechte Hand von Chef Micha. Neben seiner Kfz-Schlosser-Ausbildung hilft Ron bei seiner Arbeit vor allem auch seine körperliche Fitness. Blockaden lösen, Stahlseile ziehen oder riesige Reifen abmontieren. Diese anstrengenden Tätigkeiten gehören bei Einsätzen dazu. Auf dem Betriebshof ist immer was zu tun, auch wenn gerade keine Einsätze sind. „Man sollte immer zusehen, dass man rechtzeitig gegessen hat.
    Kommt ein plötzlicher Einsatz rein, kann man schon mal sechs Stunden beschäftigt sein“, gibt Ron zu bedenken. Mike W. ist gelernter Kfz-Mechaniker. Als seine alte Firma pleiteging, wechselte Mike zu den Abschleppern. Dort hat er mit dem Job als Pannenhelfer seine Berufung gefunden. „Ich bin ein Mensch, der gerne anderen hilft, wenn sie Probleme haben.“ Auch wenn ihm kleine Pannen lieber sind, gehören unangenehme Einsätze von verunfallten Lkw zum Geschäft. Mike sieht das Geschehen auf deutschen Straßen kritisch: „Die Fahrweisen werden rücksichtsloser, und der Druck für die Lkw-Fahrer nimmt zu.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.05.2020ZDF
  • Folge 99
    In der Corona-Krise sind viele Arbeitnehmer in Kurzarbeit geschickt worden. Sie erhalten nur noch 60 Prozent ihres Lohnes. Für viele hat sich damit ihre schwierige finanzielle Lage verschärft. Viele von ihnen treibt es deshalb in die Pfandleihhäuser, denn dort können sie Wertsachen gegen Geld eintauschen – immer mit der Hoffnung, die Habseligkeit später wieder auslösen zu können. Wer ins Pfandleihhaus geht, braucht Geld, und zwar sofort! Dringend anstehende Reparaturen, offene Rechnungen – es gibt viele Gründe, ins Leihhaus zu gehen.
    Hier gibt es Bares ohne SCHUFA-Anfrage. Pfand und ein gültiger Ausweis genügen. Was nicht wieder ausgelöst werden kann, wird versteigert. Für den Pfandleiher ist die Geldnot fremder Menschen ein sicheres Geschäft: Die Nöte des einen sichern das Auskommen des anderen. In Recklinghausen beim Pfandleihhaus Schumachers merken sie einen deutlichen Zuwachs an Kunden. Um die Regeln bei Sicherheitsabstand und Hygiene einzuhalten, dürfen Kunden nur einzeln den Laden betreten. Dazu wurde an der Eingangstür sogar eine Ampel angebracht.
    Auch die „Goldjungs“ in Schleswig-Holstein können sich nicht über zu wenig Kundschaft beklagen. Zu Beginn der Krise war es allerdings noch untersagt, Edelmetalle zu handeln. Seit Mitte April 2020 können Kunden nun wieder kurzfristig ihren Schmuck beleihen. Bis zu vier Monate haben die Kundinnen und Kunden des Leihhauses Zeit, um das Pfand wieder auszulösen. Was nicht wieder abgeholt wird, wird versteigert. Die „ZDF.reportage“ schaut auf das Geschäft der Pfandleihhäuser vor und während der Corona-Krise. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.05.2020ZDF
  • Folge 100
    Die Corona-Krise trifft die internationale Luftfahrtbranche besonders hart. Pro Stunde verliert allein der Lufthansa-Konzern etwa eine Million Euro seiner Liquiditätsreserven. Auf dem Frankfurter Flughafen stehen 700 von insgesamt 763 Flugzeugen des Konzerns am Boden. Dafür wurde die neue Landebahn Nordwest gesperrt, um Parkflächen zu schaffen. Mehr als 27 000 Mitarbeiter der Fluggesellschaft sind jetzt in Kurzarbeit. An den Drehkreuzen haben nur die Techniker immer noch viel zu tun. Der Grund: Die zwischenzeitliche Einlagerung von Verkehrsflugzeugen ist nicht so einfach wie das Parken eines Autos.
    Um zum Beispiel einen Airbus A330 für die Flugpause gut vorzubereiten, haben die Wartungsteams einiges zu beachten. Alle Fenster müssen verklebt werden, um zu verhindern, dass Sonnenlicht den Innenraum entfärbt. Fahrwerke und Triebwerke werden sorgfältig verpackt, damit Vögel nicht darin nisten können und um Korrosion zu verhindern. Alle Sitze werden ebenfalls abgedeckt, um sie sauber zu halten. Jeden Tag werden die Räder der Maschinen leicht gedreht, um sicherzustellen, dass sie durch das Gewicht des Flugzeugs nicht abgenutzt werden.
    Dennoch: Das Parken bedingt regelmäßige und aufwendige Funktionstests von Hauptsystemen wie Triebwerksläufe und Werkstattflüge. So gewartet, kann ein Flugzeug bis zu zwei Jahre eine Zwangspause machen. Eine Sparte läuft aber noch einigermaßen regulär: die Luftfracht. Insbesondere zeitkritische Güter, wie Medikamente oder frische Nahrungsmittel, werden oft per Flugzeug transportiert. Mit dem massiven Einbruch der Kapazitäten im Passagierverkehr fallen allerdings zahllose Transportmöglichkeiten weg. Denn im Regelbetrieb nehmen die normalen Passagierjets auch Fracht mit.
    Experten schätzen, dass der Anteil des Frachtraums von Passagierfliegern an der gesamten Kapazität bei etwa 50 Prozent liegt. Genau dieses Angebot fällt jetzt weg. Deswegen hat Lufthansa zurzeit 20 Passagierflugzeuge im Einsatz, die ausschließlich Fracht transportieren. Aus drei Flugzeugen wurden sogar die Sitze ausgebaut, um noch mehr Frachtvolumen zu haben. So hofft der Konzern, zumindest den Verlust in der Frachtsparte gering zu halten. Die „ZDF.reportage“ berichtet, wie die Luftfahrtbranche alles tut, um durch die Corona-Krise zu kommen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.05.2020ZDF
  • Folge 101
    Der rote Felsen im Meer – im Sommer ist Helgoland ein echter Urlaubermagnet. Doch seit Corona herrscht auf der Insel ungewohnte Ruhe. Denn in der Hochsaison fertigen die gut 1500 Helgoländer normalerweise bis zu 4000 Tages- und 2000 Übernachtungsgäste ab. Jetzt aber dürfen die Gäste nicht mehr kommen – wegen der Corona-Beschränkungen. Eigentlich erledigt Sven Köhn spätestens ab April drei Jobs parallel. Er bringt mit seinem Börteboot die Tagesgäste von den Ausflugsschiffen an Land, versorgt als Hummerfischer einige Restaurants der Insel mit den Schalentieren, und er steuert die kleine Fähre, die Nachbarinsel und Hauptinsel verbindet.
    „Damit wir die ganzen Urlauber und Tagestouristen bewältigen können, muss jeder hier ein bisschen mehr machen – sonst funktioniert das Ganze nicht“, erklärt er. Zollfreier Einkauf lockt die Tagesgäste schon seit Jahrzehnten im großen Stil auf die Insel, die einzigartige Natur zieht die Übernachtungsgäste an. Doch jetzt während der Corona-Pandemie liegt alles auf Eis.
    Und das, obwohl kein einziger Bewohner Helgolands die Krankheit bisher hatte. Doch weil im Falle eines Falles die Versorgung von COVID-19-Patienten auf der Insel nicht im nötigen Umfang möglich wäre und die kleine Klinik auf der Insel schnell an ihre Grenzen käme, gelten Sonderbeschränkungen für Helgoland und viele andere Inseln Deutschlands. Auch ein weitreichendes Anreiseverbot gehört dazu. Weder Tagesgäste noch Langzeiturlauber oder Zweitwohnungsbesitzer dürfen auf die Insel.
    Der Corona-Lockdown trifft die Insel hart. Heiko Ederleh hat Kurzarbeit für den Großteil seiner 15 Angestellten beantragt. Der Transportprofi hat sonst alle Hände voll zu tun, um Nahrungsmittel, Post, neue Möbel, die Waren der zahlreichen Duty-Free-Shops oder die Gepäckstücke der Urlauber von den Schiffen auf der ganzen Insel zu verteilen. Seine Lieferungen halten die Insel am Laufen. Doch statt der täglichen fünf Schiffe kommt jetzt nur noch eins – und das auch nur noch zweimal die Woche.
    Mit Waren, die den Eigenverbrauch der Helgoländer abdecken. Die hat Heiko schnell verteilt – meist ohne Hilfe. Sein Glück: Auch die Windkraftbranche nimmt seine Dienste in Anspruch. Und die drei Betreiber von unterschiedlichen Windparks dürfen in der Krise weiterarbeiten. Jetzt halten sie Heiko über Wasser. Ganz gelassen nimmt Rangerin Ute Pausch die neue Situation. „Herrlich ruhig“ sei die Insel endlich mal. Ein Paradies für Mensch und Tier, findet die 49-Jährige, die vor allem wegen der einzigartigen Tierwelt auf die Insel kam.
    Pausch sorgt dafür, dass sich die zwei Robben-Arten, die an den Stränden der Insel leben, und die Menschen nicht ins Gehege kommen. Auch wenn das ab April, wenn die Gästezahlen steigen, eigentlich unmöglich ist. Im Frühling 2020 aber können die Kegelrobben ihren Nachwuchs ungestört großziehen. Sie sind die Profiteure der ungewohnten Ruhe. Für die meisten menschlichen Inselbewohner ist die Pause dagegen existenzbedrohend. Deswegen hat eine Wirtschaftsinitiative der Insel eine Lockerung der Insel-Isolierung gefordert.
    Man sei bereit, „vieles auf der Insel umzustrukturieren und neue Hygienevorschriften und Abstandsregelungen zu akzeptieren“, heißt es in dem Schreiben, das die Verfasser sowohl an die schleswig-holsteinische Landesregierung als auch an die Bundesregierung geschickt haben. Denn vielen steht das Wasser längst bis zum Hals. So wie Sven, der auch noch Gästezimmer vermietet. In einem Haus, das er über einen Kredit finanziert.
    Doch da er sowohl seine Vermietungen als auch die Hummerfischerei nur im Nebenberuf ausübt, stehen ihm dafür keine Hilfsgelder zu. Aber der Kredit läuft weiter. Und Hummer nehmen ihm die Helgoländer auch nicht ab. Die leisten sich in erster Linie gut betuchte Übernachtungsgäste – als Urlaubsschmankerl. Die Reportage verdeutlicht, wie sehr die auf Tagesgäste und Urlauber eingespielten Inselbewohner unter der auferlegten Ruhephase leiden und wie existenzbedrohend die Schutzmaßnahmen für eine ganze Gemeinde sein können. Denn hier können die Einwohner nichts machen außer abwarten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.06.2020ZDF
    ursprünglich für den 31.05.2020 angekündigt
  • Folge 102
    Homeoffice – für sie ein Fremdwort. Während andere in der Krise sicher zu Hause bleiben, müssen die Leute von der Müllabfuhr raus. Ran an den Abfall. Wenn immer mehr Sperrmüll am Straßenrand gammelt, die Biotonne vor Gartenabfällen überquillt, die Gelbe Tonne „fehlbefüllt“ stehen bleiben muss – dann sollte auch dem letzten Büromenschen klar werden, dass manche Jobs mehr Respekt verdienen. Müllwerker sind Helden der Sauberkeit – schon immer. Aber in Zeiten von Corona ändert sich die Zusammensetzung: weniger Gewerbeabfall, dafür mehr in der Biotonne aus Gartenabfällen, mehr Sperrmüll, mehr Restmüll.
    Für die Männer und Frauen bei der Müllabfuhr, in Recyclinghöfen und in den Sortieranlagen eine zusätzliche Belastung. Der Andrang auf die Recyclinghöfe war zwischenzeitlich enorm. Kein Wunder, denn viele Menschen nutzten die Zeit zu Hause fürs große Reinemachen. Die Schlangen vor den Einrichtungen – endlose Meter lang, denn auch hier gelten strenge Abstandsregeln. So ist die Überwachung der Regeln auf den Höfen zu einer zusätzlichen Herausforderung für die Mitarbeiter geworden.
    Auch für die „normalen“ Müllfahrer hat sich seit Mitte März 2020 einiges geändert. Im Guten wie im Schlechten. Da ist die Infektionsgefahr, die die Müllwerker ständig bedroht. Zwar sind sie alle fit und leistungsfähig, aber Schutzmasken sind in ihrem Job äußerst hinderlich. Bei schweißtreibender Arbeit und mit schmutzigen Handschuhen sind die Masken schwer zu handhaben. Viele Müllwerker lehnen sie deshalb ab. Gut finden viele aber, dass die Wertschätzung in der Bevölkerung gestiegen ist.
    Der zurückgegangene Verkehr in den vergangenen Wochen hat ihre Aufgabe mancherorts deutlich weniger stressig werden lassen. Weniger ungeduldig hupende Autofahrer – ein echter Fortschritt. 400 Millionen Tonnen Müll produziert Deutschland in normalen Jahren. Allein der Anteil an Verpackungsmüll entspricht einer durchschnittlichen Menge von 220 Kilogramm pro Kopf. Immer mehr Menschen verstehen – was die Müllwerker tun, ist „systemrelevant“. Kaum vorstellbar, was es für die hygienischen Verhältnisse in der Stadt bedeuten würde, wenn der Müll wochenlang liegen bliebe.
    Das Team der Sortieranlage für Leichtverpackungen in Gernsheim hat einen Knochenjob. Denn selbst modernste Anlagen, ausgestattet mit reichlich technischen Raffinessen, können die Arbeit eines Menschen nicht komplett ersetzen. Rund um die Uhr müssen die Anlagen in Betrieb gehalten und Störungen schnellstens beseitigt werden. Die „ZDF.reportage“ begleitet den Berufsalltag unserer „Müllhelden“. Welche Herausforderungen sind in den vergangenen Wochen dazugekommen? Was ist gleich schwierig geblieben? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.06.2020ZDF
    ursprünglich für den 07.06.2020 angekündigt
  • Folge 103
    Alle kennen ihn: den Brenner, das Tor zum Süden. Urlauberroute und Nadelöhr. Er ist der meistbefahrene Alpenpass, hier beginnt Italien. Viele Wochen war die österreichisch-italienische Grenze wegen der Corona-Pandemie für den Pkw-Verkehr – mit wenigen Ausnahmen – geschlossen. Vom 16. Juni an aber gibt es jedoch keine Kontrollen mehr: Endlich wieder freie Fahrt in den Süden! Für viele von uns ist der Brenner ein Sehnsuchtsort: Ab hier stellen sich Urlaubsgefühle ein, der Espresso schmeckt toll, die Sonne scheint, das Meer ist nicht mehr weit.
    Jedes Jahr überqueren mehr als 14 Millionen Fahrzeuge und pro Tag bis zu 220 Züge den niedrigsten Pass der Alpen – normalerweise. Doch mit dem Shutdown durch die Corona-Pandemie kam der Individualverkehr komplett zum Erliegen. Autobahn und Landstraße waren gespenstisch leer. Ein außergewöhnliches Bild, wenn man die Staus und das Chaos auf der Route zu den Reisezeiten in den Ferien kennt. Nur noch der Warentransit zwischen den Ländern rollte nach wie vor, wenn auch mit deutlichen Einbußen, erzählt der bayerische Spediteur Peter Göschl, der seit 30 Jahren die Brennerroute zwischen Rosenheim und Oberitalien fährt und die Strecke liebt.
    Den Gewerbetreibenden entlang der Brennerroute zwischen Innsbruck und dem Brenner auf italienischer Seite geht es wie Gastwirtin Sonja Leitner: katastrophal. Die Ferienwohnungen von Kati Früh in einem kleinen Seitental kurz vor der Brennergrenze stehen leer, alle Urlaubsgäste aus Deutschland haben die Buchungen storniert. Doch es gibt auch Menschen, die von der ungewollten Ruhe profitierten.
    Zum Beispiel die Familie Riedl, die auf einem über 500 Jahre alten Bauernhof oberhalb der Brennerautobahn lebt und plötzlich ganz besonders merkte, welchen Belastungen durch Lärm und Luftverschmutzung sie normalerweise ausgesetzt ist. Und auch die Aufgabe der Brückeningenieure Dominik Leitner und Bernhard Mayr war in Zeiten von Corona sicherer. Weniger Verkehr hieß für sie: bessere Arbeitsbedingungen. Trotzdem – auch sie hofften auf die baldige Öffnung der Grenzen, um wieder in den Süden reisen zu können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.06.2020ZDF
  • Folge 104
    Die Corona-Pandemie wirbelt derzeit die Urlaubspläne von Millionen Menschen in Deutschland durcheinander. Nach Monaten des Lockdowns gibt es hierzulande endlich die ersehnten Lockerungen. Die Campingplätze gehören zu den ersten in der Tourismusbranche, die wieder Gäste empfangen dürfen. Die Betreiber werden von Buchungsanfragen überrollt. Nach Monaten der Beschränkungen sind viele Menschen urlaubsreif und sehnen sich nach einem Gefühl von Freiheit. Mit der Öffnung der Campingplätze zeigt sich aber auch ein Zwiespalt zwischen Freude und Frust.
    Denn fast alles, was das Campen ausmacht und wofür so viele das Campen lieben, wird es diesen Sommer nicht geben: zusammen grillen und Bier trinken, zusammen Fußball gucken und die spontanen, feucht-fröhlichen Partys. Stattdessen gibt es auch hier strenge Auflagen, Verbote und Kontrollen und natürlich die Sorge, dass sich das Virus wieder stärker ausbreitet. Auf dem Campingplatz „Via Claudia“ im Allgäu herrscht an Pfingsten normalerweise schon seit Wochen Hochbetrieb. Doch dieses Jahr ist alles anders. Der Platz ist leer, denn die Campingplätze in Bayern sind die letzten, die dieses Jahr wieder öffnen durften.
    Der Neustart ist nicht nur von den Campern lang ersehnt, sondern auch von Felicitas Weber. Die Betreiberin des Platzes ist angespannt. Seit Wochen sind ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Wie wird der Anreisetag mit den strengen Hygienevorschriften laufen? Werden sich die Camper wirklich an die Regeln halten? Campingplatzbetreiberin Weber richtet sich auf Chaos ein und hofft, dass sie und ihr Team die Herausforderungen gestemmt bekommen.
    Beim Nordseecamping Hooksiel herrscht schon seit Mitte Mai wieder Camping-Feeling. Der Wegfall des Ostergeschäfts bedeutet für die Campingplatzbetreiber circa 25 Prozent weniger Jahresumsatz. Und nicht nur das: In Niedersachsen gibt es die Auflage, dass der touristische Bereich nur zur Hälfte ausgelastet werden darf. Ob sie die Einbußen dieses Jahr aufholen können, ist noch unklar, vor allem da die Personal- und Reinigungskosten deutlich höher sind. Doch Platzwart Ingo Kruse (58) bleibt optimistisch und freut sich, dass endlich wieder Leben auf seinem Platz herrscht, für den er seit zehn Jahren verantwortlich ist.
    Bei regelmäßigen Patrouillen schauen Platzwart Kruse und sein Team, ob die Camper die Corona-Verordnungen ernst nehmen oder ständig über die Stränge schlagen, bei ihrem Wunsch nach einem Stückchen Normalität in der heutigen Zeit. Ähnlich angespannt ist die Stimmung beim Campingplatz Berger in Köln. Der älteste Campingplatz Deutschlands darf laut der Bestimmungen des Landes Nordrhein-Westfalen seine Pforten wieder zur vollen Auslastung öffnen – zumindest in der Theorie.
    In der Praxis sind sich Benedikt Berger, Juniorchef in vierter Generation, und seine Familie noch nicht sicher, ob das Hygienekonzept und die Abstände wirklich eingehalten werden können. Denn gerade für die geselligen Rheinländer, ist das Abstandsgebot ein hartes Los. Doch Juniorchef Berger hat sich vorgenommen, bei Nichteinhaltung der Regeln hart durchzugreifen. Sein Motto: „Wer sich nicht an die Regeln hält, fliegt vom Platz!“ Die „ZDF.reportage“ blickt in die Welt des Campings in Zeiten von Corona. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.07.2020ZDF
  • Folge 105 (30 Min.)
    Der Schrebergarten – das private kleine Glück in der Stadt. Gerade in Corona-Zeiten flüchten sich die Menschen in ihre geschützte Idylle, verbringen gar ihren Urlaub hier: Laube statt Malle. Gepflegte Beete, perfekt gestutzte Hecken: Früher galten Kleingärten als Inbegriff des Spießertums, diese Zeiten sind vorbei – gärtnern ist modern. Aber ein gutes Maß an Ordnungsliebe müssen die Hobbygärtner mitbringen, denn im Kleingarten herrschen strenge Regeln. Im Frühsommer schlägt die Stunde der Schrebergärtner: neuen Rasen aussäen, Beete vom Unkraut befreien, Hecken stutzen, Blumen pflanzen – besonders Städter lieben ihre Freizeit-Biotope, pflegen ihr Idyll gerade in diesen Zeiten.
    Endlich raus aus den vier Wänden, rein ins Grüne. Und so zieht es auch Jüngere und Familien mit Kindern in die Kleingärten. Die einen wollen Trampoline und Schaukeln aufbauen, die anderen legen Wert auf Ruhe und Mittagsschlaf. Da sind Konflikte programmiert. Alltag für Rainer Weddeling: Der Vorsitzende des Kleingartenvereins Essen-Altendorf wacht über mehr als 540 Parzellen und sorgt dafür, dass sich alle an die Regeln halten. Denn im Schrebergarten gilt das Bundeskleingartengesetz, und das bedeutet: jede Menge Vorgaben, die jeder Laubenpieper zu beachten hat.
    Doch manch einer zeigt sich stur: Da werden Bäume nicht geschnitten, die Laube viel zu groß gebaut oder Ruhezeiten nicht eingehalten. Rainer Weddeling versucht zu schlichten, wenn unter den Kleingärtnern Uneinigkeit herrscht. In diesen Zeiten liegen bei vielen die Nerven blank, da führen schon Kleinigkeiten zum Streit am Gartenzaun. Die „ZDF.reportage“ taucht ein in den Mikrokosmos Kleingarten und zeigt, dass Ferien auf 200 Quadratmetern Herausforderung und Glück sein können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.07.2020ZDF

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn ZDF.reportage online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…