„Constellation“: Science-Fiction-Drama nach einer Staffel eingestellt

Serie endet mit unnötigem Cliffhanger

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 11.05.2024, 16:47 Uhr

Noomi Rapace als Astronautin Jo in „Constellation“ – Bild: Courtesy of Apple
Noomi Rapace als Astronautin Jo in „Constellation“

Der weltweit agierende Streaming-Dienst Apple TV+ hat beschlossen, sein Science-Fiction-Drama „Constellation“ nicht über die erste Staffel hinaus zu verlängern. Damit endet die Serie mit einem mittelgroßen Cliffhanger, der auch Probleme in der aktuellen Serienwelt aufzeigt, mit denen Kreative und Zuschauer leben müssen – das Problem, dass erfolgreiche Miniserien auf Biegen und Brechen mit weiteren Staffeln fortgesetzt werden müssen.

In der Serie porträtierte Noomi Rapace die Astronautin und Mutter Johanna „Jo“ Ericsson, die bei einem längeren Einsatz auf der Weltraumstation ISS auch in eine Katastrophe verwickelt war: Nach einer Kollision konnten drei ihrer Kollegen mit einer Raumkapsel zur Erde fliegen, während Jo eine weitere Kapsel erst reparieren musste, um dann mit der Leiche eines getöteten, fünften Kollegen zur Erde zurückkehren zu können. Nach ihrer Rückkehr stellt Jo fest, dass gewisse Details aus ihrem Leben ihr falsch vorkommen. Mehr und mehr muss sie erleben, dass ihre Umgebung Ereignisse, die sie ganz bestimmt erlebt hatte, so nicht kennen – von Details im Familienleben bis zu offiziellen Vorgängen während ihrer Mission.

Die zweite wichtige Hauptrolle porträtierte Jonathan Banks („Breaking Bad“). Weitere Hauptrollen hatten James D’Arcy, Julian Looman, William Catlett, Barbara Sukowa und Michelle MacLaren sowie die Kinderdarstellerinnen Davina Coleman und Rosie Coleman – die minderjährigen, eineiigen Zwillinge spielen gemeinsam Jos Tochter Alice.

„Constellation“ wurde von Autor und Produzent Peter Harness („Doctor Who“, „Kommissar Wallander“) entwickelt, Regie bei den einzelnen Episoden führten Emmy-Preisträgerin Michelle MacLaren („Shining Girls“, „The Morning Show“, „Breaking Bad“), der Oscar-nominierte Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“, „Das Experiment“) und der Oscar-nominierte Joseph Cedar („Footnote“). Produziert wurde die Serie von Turbine Studios und Haut et Court TV für Apple Studios.

Spoiler zum Serienende unterhalb des Trailers

Traurig an der jetzigen Einstellung ist, dass der Serie wohl erst kurzfristig ein offenes Ende verpasst wurde. Bis zu den letzten Minuten hatte sich die Serie auch stark auf die emotionale Beziehung von Jo und „ihrer“ Tochter Alice bezogen, wobei beiden klar wurde, dass der jeweils andere nicht die Person war, die man vor Jos Weltraumaufenthalt kannte – Jo war in eine parallele Realität zurückgekehrt. Somit war Alice nicht „ihre“ Tochter und Jo nicht Alices Mutter, beide hatten einen geliebten Menschen „verloren“. Auf dieser Ebene kam „Constellation“ als Miniserie zu einem rührenden Ende.

Jedoch hatten die Macher bei den Dreharbeiten kurzfristig entschlossen, noch eine andere Szene zu drehen und auch ins Serienfinale einzubauen. Denn die „Jo, die Mutter der Alice aus der Serie“ war es, die in dieser Realität bei der anfänglichen Kollision „getötet“ worden war und nun – alleine zurückgelassen – durch die ISS schwebte. Die letzte Szene zeigt, wie diese Jo in der ISS ihre Augen öffnet.

Für eine zweite Staffel wäre das ein guter und spannender Ausgangspunkt gewesen. Nun, nach der Einstellung von „Constellation“, ist das ein Cliffhanger, der den Gesamteindruck der vorliegenden Serie geradezu zerstört.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Das mit den Staffelcliffhangern sehe ich definitiv anders. Jede Serie mit einer nennenswerten Rahmenhandlung braucht Wendepunkte bei denen sich neue Fragen auftun, oder sich zuvor festgelegte Gegebenheitenverändern/entwickeln.

    Muss man eine Situation offen enden lassen?
    Nein, nicht unbedingt. Das geht bestimmt auch sanfter mit einem vorläufigen Ende.
    Trotzdem bleibt es, solange das jeweilige Hauptproblem einer Erzählung nicht gelöst wurde immernoch ein Cliffhanger.
    Es gibt viel zu viele Serien, die sich an so einer abgeschlossenen Staffelthematik versucht haben und dann auf schräge Art und Weise an der Etablierung einer neuen Situation scheitern. Sei es, indem sie zuvor gemachte Fortschritte wieder zurücknehmen, oder ein neues Problem iniziieren welches dann irgendwie nicht mehr die selbe Bedeutsamkeit erreicht.
    Da is mir ein ernsthafter Mittendrinbruch, der sich zu einer neuen Ausgangssituation entwickelt für die man dann auch erst mal planen muss, doch irgendwie um einiges lieber.
    Aber mir is schon klar, dass ich mit dieser Meinung eher allein bin.
    • am

      Mal im Ernst, der Staffelcliffhanger hätte schon vor langer Zeit aussterben müssen. Die Zeit, in der man mit "Wer schoss auf J.R." oder "Picard wurde assimiliert" noch Zuschauer überraschen konnte, ist schon ewig vorbei. Was übrig bleibt, ist ein veraltetes Geschichtenerzählklischee, dass im Fall einer plötzlichen Absetzung nur die Haltbarkeit einer Serie verkürzt.
      • (geb. 1963) am

        Die Serie hat versucht, uns zu verwirren. Aber man hat den Zuschauern zu wenig zugetraut. Deshalb hat man ständig unmissverständliche Hinweise gebracht, dass es sich um zwei verschiedene Welten handelt. Aber trotzdem so getan, wie wenn das nicht so sei. 
        Ich fand die Serie sehr langatmig, langweilig und unnötig kompliziert aufgezogen. Ich habe die Staffel nur zu Ende geschaut, um sicher zu sein, dass ich recht damit hatte, was ich schon in der ersten Episode vermutete.
        Der Schluss war dann doch etwas lahm und der Cliffhanger absehbar. Dass er nie mehr aufgelöst werden wird, stört mich nicht. Ich hätte die zweite Staffel eh nicht mehr geschaut.
        • am

          Gute Autoren sollten Serienstaffeln lernen so abzuschließen, dass es auch ein Finale sein kann. Diese permanenten Cliffhanger bringen nichts in einer Zeit, in der es fast schon ein Glücksfall ist, überhaupt verlängert zu werden.

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