„Harrys Law“ – Review

Die neue Anwaltsserie von David E. Kelley – von Michael Brandes

Rezension von Michael Brandes – 02.07.2011

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Harriet ist hart im Nehmen – schließlich war sie früher Patentanwältin
Vor allem die Schauspielqualitäten von Kathy Bates sollen die NBC-Verantwortlichen dazu bewogen haben, die Serie letztlich zu bestellen. Nicht zuletzt wegen Bates’ Ähnlichkeit mit Roseanne Barr und der zynischen Sprüche ihrer Titelheldin entsteht oft der Eindruck, deren Serienfigur „Roseanne“ sei in ein Anwaltsdrama verfrachtet worden. Weniger zufrieden waren die Senderchefs allerdings mit den weiteren Bestandteilen der Serie. Die Pilotfolge wurde neu gedreht, nachdem inhaltliche Änderungen vorgenommen worden waren. Das vorliegende Resultat ändert jedoch nichts daran, dass „Harry’s Law“ vor allem zu einer One-Woman-Show für die souverän agierende Kathy Bates geworden ist, hinter der das Ensemble leider verblasst. Die Figurenzeichnung, eigentlich eine der großen Stärken von David E. Kelley, bereitet dem Serienschöpfer dieses Mal Probleme. Die Assistentin Jenna soll in ihrer menschenfreundlichen Art einen Gegenpart zu Harriet darstellen, gelangt aber während der ersten Staffel kaum über das eindimensionale Abbild eines naiven Blondinenwitzes hinaus. Auch für Malcolm, Damien und weitere Nebencharaktere bleibt kaum Spielraum zur Entfaltung. Am besten gefällt noch die Figur des Adam Branch, der in seiner kauzigen Art ein geradezu typischer Kelley-Charakter ist. Als eine pflegeleichte Mischung aus Richard Fish („Ally McBeal“) und Alan Shore („Boston Legal“) verfügt die Figur aber nur über wenig eigenständige Merkmale.

Wohl nicht zuletzt aufgrund seiner jüngsten Flops ist David E. Kelley sichtlich darum bemüht, hier zu seinen Wurzeln und Stärken zurückzukehren. Er präsentiert „Harry’s Law“ als Anwaltsserie, die von liebenswert verschrobenen Charakteren, herzlichem Humor und einer Prise Gesellschaftskritik getragen werden soll. Inhaltlich und strukturell verlässt sich Kelley ebenfalls auf altbewährte Elemente. In jeder Episode gibt es mehrere Handlungsstränge, die behandelten Fälle sind zum Teil episodenübergreifend. Politische und soziale Themen spielen eine Rolle, werden aber recht mild präsentiert. Das soziale Milieu, das Kelley beschreibt, wirkt hier ähnlich naiv und realitätsfern wie in der Sat.1-Anwaltsserie „Danni Lowinski“. Abgesehen von einer Episode zum US-Einwanderungsrecht, in der Harriet afrikanische Albinos vertritt, fehlen die richtig harten Fälle, in denen sich auch der Zuschauer in moralische Dilemmata begibt. Anders als in früheren Kelley-Serien kommt der soziale Sprengstoff nur in Maßen zum Einsatz.

Das Team aus „Harry’s Law“
Am Ende der zwölfteiligen ersten Staffel bleibt für „Harry’s Law“ letztlich noch viel Luft nach oben. Was Kelley abliefert, ist sauberes Handwerk. Alles in allem tritt er aber inhaltlich auf der Stelle. Es fehlt ein Alleinstellungsmerkmal, das „Harry’s Law“ von seinen anderen Serien unterscheidet. Ebenso benötigt die Serie präziser gezeichnete Charaktere, ambivalentere Fälle und einen frischeren Anstrich. Nicht zuletzt aufgrund des recht altmodischen Gesamteindrucks fand die erste Staffel in der jüngeren Zielgruppe kaum Beachtung. Das ältere Publikum blieb Kelley jedoch treu: Die insgesamt über elf Millionen Zuschauer pro Folge geben ihm nun die Möglichkeit, die Serie in der zweiten Staffel weiterzuentwickeln. Da sich NBC überraschend gegen Kelleys für den Herbst geplante „Wonder Woman“-Neuauflage entschieden hatte, hat der Serienschöpfer nun genügend Zeit für umfangreiche Renovierungsmaßnahmen. Personelle Änderungen hat er bereits angekündigt.

Meine Wertung: 3/​5
Autor: Michael Brandes
Alle Bilder: © 2011 NBC


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