Auf’m Trecker

Wenn der Sommer so richtig aufdreht, beginnt für den Fleischer und Kleinbauern Mirko Lüthje aus Friedrichsholm eine Zerreißprobe: Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen startet die Grillsaison und Mirko ist als Grillmeister bei Geburtstagsfeiern gefragt. Gleichzeitig ruft die Landwirtschaft mit unaufschiebbaren Arbeiten auf dem Acker. Die NDR Reportage begleitet Mirko beim Saisonstart und an einem extremen Arbeitstag, der frühmorgens auf dem Wochenmarkt beginnt und nachts am Holzkohlegrill in der Imbissbude endet. In der Region ist Mirko bekannt wie ein bunter Hund: Das liegt nicht nur an seinen Wurstwaren aus dem Fleisch seiner Rinder aus eigener Zucht, sondern auch an seinem Humor.
Mirkos Sprachnachrichten haben ihn unter Landwirten schon zu einer kleinen Berühmtheit gemacht: Sie sind derbe, herzlich und drehen sich immer um: Trecker! Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, übernimmt Mirko zusätzlich Feldarbeiten für Bauern und große Landwirtschaftsbetriebe im Umland. Daneben muss er die Koppeln für seine eigene Rinderherde vorbereiten: Bevor die Tiere auf die Weide getrieben werden, muss Gülle aufs Gras. Das ist leichter gesagt als getan, denn die Wiese liegt im feuchten Moorgebiet.
„Schlechter kann man es als Landwirt eigentlich nicht treffen.“ Doch Mirko wäre nicht Mirko, wenn ihn das entmutigen würde. Er ist ein Macher und kann auf die Hilfe seiner Kumpels, Landwirte aus der Nachbarschaft, zählen. Sie kennen sich aus mit bodenschonendem Güllefahren und zeigen Mirko, wie man den Trecker verschlaucht. An einem langen Arbeitstag lässt es sich Mirko nicht nehmen, eine kurze Verschnaufpause bei den neuen und wohl süßesten Mitbewohnern des Hofes einzulegen: Sattelschweinsau Schnuffi und ihre zwölf Ferkel.
„Hier ist für mich die Welt in Ordnung.“ Und auf’m Trecker. Mit dem düst Mirko überall hin, sogar regelmäßig auf den Wochenmarkt. Hier hofft er auf gute Erträge trotz steigender Preise. Zusammen mit seiner Freundin Nadine hat er sich den Partyservice-Betrieb aufgebaut. „Das ist einfach passiert. Die Nachbarn haben nicht aufgehört zu fragen. Heute macht uns aber ein Großauftrag über 300 Currywürste keine Angst mehr.“ Ein Trecker, drei Jobs in 24 Stunden. Ein Filmteam begleitet Mirko Lüthje in seinem Multitasking zwischen Hofwirtschaft, Wochenmarkt und Partyservice. (Text: NDR)

Gülle fahren, pflügen, ernten: Wer macht eigentlich die ganze Arbeit auf den Feldern? In vielen Fällen sind das Lohnunternehmer*innen. Sie beackern im Auftrag mit ihren großen Geräten das, was einzelne Landwirt*innen nicht schaffen. Ein komplexes Geschäftsfeld mit großem Konkurrenzdruck und mittendrin eine 22-jährige Jungunternehmerin aus Otterstedt in Niedersachsen. Amelie Gieschen ist gelernte Landwirtin und als Tochter eines großen Lohnunternehmers aufgewachsen. Schon als Jugendliche saß sie auf dem Trecker, hat früh alle großen Maschinen übers Feld gesteuert.
Sie wagt den Sprung ins kalte Wasser und übernimmt in diesem Jahr ein Lohnunternehmen. Sie muss Kunden gewinnen, gute Arbeit leisten und ihr Team im Griff haben. Sie trifft große Entscheidungen, denn die Landmaschinen kosten extrem viel Geld. Eine Investition, die sich lohnen muss. Amelie Gieschen steht unter Druck, genug Aufträge zu generieren. Die NDR-Reportage begleitet eine starke, junge Frau nah und authentisch: Was lässt sich Amelie Gieschen einfallen, um neue Kunden zu gewinnen? Läuft alles wie geplant bei den ersten Arbeiten und wie gehen Angestellte und Kunden mit einer so jungen Frau als Chefin um? Vor allem der erste Gras Schnitt ist Stress pur für die 22-Jährige und ihr Team.
Selbst auf dem Feld, muss sie nebenbei noch das Große und Ganze ihres Unternehmens im Blick haben. Amelie Gieschen nimmt die Zuschauer*innen mit in ihren Alltag: Offen, ehrlich, frei Schnauze, die 22-Jährige hat keine Scheu. Keine schlechte Eigenschaft, um in diesem Business zu bestehen. (Text: NDR)

„Das riecht großartig!“, ruft Landwirt Malte Messerschmidt und hält einen mit grüner Gerste bewachsenen Lehmklumpen hoch. Er ist überzeugt davon, dass man einen guten Ackerboden schon am Geruch erkennen kann. Und tatsächlich: Die Gerste, die er vor Monaten ohne Bodenbearbeitung, also direkt auf den Stoppelacker aufs Feld gesät hat, sieht kräftig gewachsen und dunkelgrün aus. Ob Samenkörner mit der Drohne ausbringen, in Deutschland bisher unbekannte Kulturen anbauen oder die eigene Kosmetik: Malte Messerschmidt will vieles anders machen als seine Vorfahren. Dass der 24-Jährige Malte überhaupt den Hof seiner Eltern übernehmen konnte, hat er dem Durchhaltewillen seines Vaters zu verdanken.
Noch vor Maltes Geburt hatte dieser einen schweren Treckerunfall, war von da an querschnittsgelähmt. Die Zukunft des Hofes stand auf dem Spiel. Doch Wille und der Wunsch, den Hof später an seine Kinder zu übergeben, ließen ihn durchhalten. Und auch heute noch unterstützt der Vater den Sohn bei dessen Versuchen auf dem Acker. Als „bauern_bengel“ berichtet Malte immer wieder in den sozialen Netzwerken über seine Herausforderungen und seine Gedanken. Inzwischen hat er bei Instagram fast 15.000 Follower. Malte wird mit der Kamera bei seinen Experimenten im Feld und auf dem 100 Hektar großen Hof in Eimen im Landkreis Holzminden (Niedersachsen) begleitet. (Text: NDR)

Wenn der letzte Frost durch ist, wacht die Landwirtschaft schlagartig auf. Die Felder müssen bald bestellt und die Maschinen vorbereitet werden. Nun schlägt die Stunde von Ansgar Wehling, Werkstattleiter bei AGRAVIS in Meppen. In den Hallen drängen sich zu dieser Zeit Trecker und andere Landmaschinen. Egal ob TÜV, Reifenwechsel oder Inspektion, jeder Auftrag geht über den Schreibtisch des Anfang 40-Jährigen. Und immer dann, wenn es schwierig wird, muss Ansgar selbst zum Schraubenschlüssel greifen. 22 Mechaniker schrauben, meist gleichzeitig, an Dutzenden Treckern und Maschinen. Ansgar muss den Überblick behalten und den Kollegen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und dann muss er sich auch noch in die Technik der neuen Wasserstoffschlepper, die gerade angekommen sind, einarbeiten.
Gleichzeitig ist er der Experte für Kartoffeltechnik, muss neue Erntetechnik warten und Legemaschinen einstellen. Dann heißt es raus auf den Acker und mit riesigen Schraubenschlüsseln und Zollstock ausgestattet die Legetiefe und den Abstand der Kartoffeln einstellen. Und das muss ziemlich zügig gehen, denn die Erdäpfel sollen möglichst schnell in den Ackerboden. Ansgar steht ständig unter Druck. Nur im Sommer kann er ein wenig durchatmen, bevor im August die ersten Kartoffeln geerntet werden. Die Reihe „Auf’m Trecker“ begleitet Ansgar Wehling durch seinen stressigen Alltag als Werkstattleiter im westlichen Niedersachsen. (Text: NDR)