bisher 36 Folgen, Folge 1–18

  • Folge 1
    Karl Renner – Vater zweier Republiken. Es gibt keinen Politiker, der so eng mit der Identität Österreichs verbunden ist wie Karl Renner. Gleich zweimal innerhalb von 33 Jahren war der Sozialdemokrat, der schließlich von 1945 bis zu seinem Tod im Jahr 1950 Bundespräsident war, Geburtshelfer eines neuen Staates – der Ersten und der Zweiten Republik. Bei der Errichtung der Ersten Republik 1918 verkörperte Renner als ehemaliger k. u. k.-Beamter die geistigen Hinterlassenschaften der Monarchie, spiegelte mit seiner sozialistischen Grundeinstellung aber gleichzeitig das Fundament der neuen demokratischen Republik wider. Bei der Errichtung der Zweiten Republik vermittelte er zwischen den alliierten Besatzungsmächten, zwischen Sozialisten und Christdemokraten, zwischen Kommunisten und allen anderen gesellschaftlichen und politischen Gruppen, aus denen das neue Österreich hervorging.
    Umstritten ist Renner hingegen vor allem für seine Befürwortung des Anschlusses an das Deutsche Reich bei der Volksabstimmung im April 1938. Außerdem wird ihm vorgeworfen, dass er nach 1945 die Opferrolle Österreichs mitbegründet und sich gegen Reparationszahlungen an die jüdischen Opfer ausgesprochen hat. Im Gespräch mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie österreichischen Historikern zeichnet diese Folge der Dokumentationsreihe ein aktuelles Bild Karl Renners als Staatsmann, Theoretiker und Mann der Zeitgeschichte. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 09.04.2016ORF III
  • Folge 2
    Theodor Körner nimmt als erster, direkt vom Volk gewählter Bundespräsident einen ganz besonderen Platz in der österreichischen Zeitgeschichte ein. Der ehemalige General war eine imposante Erscheinung: Zeitzeugen beschreiben ihn als charismatischen Mann mit natürlicher Autorität, gepaart mit tiefer Menschlichkeit, die ihm Zeit seines Lebens immer ein Ohr für den „kleinen Mann“ offen hielt. Dabei wurde Körner die Hingabe zur Demokratie nicht in die Wiege gelegt. Der Sohn eines Berufssoldaten wuchs in einer k. u. k. Militärfamilie auf und erlebte als Oberbefehlshaber der Isonzo-Front im Ersten Weltkrieg selbst den sinnlosen Tod von mehr als einer Million Soldaten.
    Körner wandte sich daraufhin der Sozialdemokratie zu, 1924 trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Theodor Körner 1945 Bürgermeister eines zerbombten und zerstörten Wiens, das dank seines Organisationstalents und der intensiven Aufbauarbeit wieder aus den Ruinen auferstand. 1951 kandidierte er als 77-jähriger für das höchste Amt im Staat. 1957 starb er als einer der populärsten Politiker Österreichs. „Theodor Körner – Der rote General“ beleuchtet das Wirken des historischen Präsidenten, eines im Soldatengeist erzogenen Humanisten und Politikers. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 09.04.2016ORF III
  • Folge 3
    Adolf Schärf – Ein Hofrat zwischen Ost und West. Er war der längst amtierende Vizekanzler der Zweiten Republik, stand dabei aber stets im Schatten der Bundeskanzler Leopold Figl und Julius Raab. Als Bundespräsidenten sind seine Vorgänger Karl Renner und Theodor Körner in Erinnerung geblieben. Dabei war Adolf Schärf nicht zuletzt der offizielle Gastgeber des Gipfeltreffens zwischen Kennedy und Chruschtschow 1961 in Wien, das Österreich nach vielen Jahren der Absenz wieder auf die Bühne der Weltpolitik zurückbrachte. Der von manchen politischen Gegnern als „Herr Hofrat“ belächelte Politiker löste 1934 indirekt die behauptete „Selbstausschaltung des Parlaments“ aus, er war auch bei der Gründung der Zweiten Republik von Stunde null an in verantwortungsvoller Position beteiligt.
    Adolf Schärf war es auch, der die SPÖ bei ihrer Gründung deutlich von der KPÖ abgrenzte, und für Österreich somit einen anderen Weg vorzeichnete als jenen, den seine Parteifreunde in Ungarn und der Tschechoslowakei gingen. Umstritten ist hingegen heute Schärfs Verhältnis zu ehemaligen Nationalsozialisten sowie zur Remigration vertriebener Juden. Als erster Bundespräsident der Zweiten Republik wurde Adolf Schärf von den Wählern 1963 in seinem Amt, das er ebenso unscheinbar wie beharrlich ausübte, bestätigt und führte es bis zu seinem Tod 1965 aus. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 16.04.2016ORF III
  • Folge 4
    Franz Jonas.
    Franz Jonas wurde 1965, nach dem Tod seines Vorgängers Adolf Schärf, zum vierten Bundespräsidenten der Zweiten Republik gewählt und übte als erster gelernter Arbeiter und Autodidakt das Amt des Staatsoberhauptes aus. Der Sozialist der ersten Stunde war bereits nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der Monarchie politisch aktiv. Nach dem Krieg besuchte Jonas die Arbeiterhochschule, wo er u. a. von den Sozialdemokraten und späteren Bundespräsidenten Karl Renner, Theodor Körner sowie Adolf Schärf unterrichtet wurde. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete Jonas als Lohnverrechner in einem kriegswichtigen Betrieb, was ihn vor dem Einsatz an der Front bewahrte. Nach 1945 ernannte Bürgermeister Theodor Körner seinen damaligen Vorzugsschüler zum Bezirksvorsteher in Floridsdorf, zwei Jahre später holte er ihn als Stadtrat ins Wiener Rathaus.
    Als Körner 1951 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, folgte ihm Jonas als Bürgermeister nach. Parallel war Jonas zuerst Mitglied im Bundesrat und anschließend Abgeordneter zum Nationalrat. Nach dem Tod von Bundespräsident Adolf Schärf wurde Franz Jonas zu seinem Nachfolger gewählt. Er übte das Amt bis zu seinem Tod 1974 aus. Jonas gilt mit seiner Charakterstärke, Menschlichkeit und politischen Klugheit als eine der letzten Symbolfiguren der alten Sozialdemokratie. In der Dokumentation kommen u. a. Zeitzeuge Kurt Landsmann, der eng mit Jonas zusammengearbeitet hat, und Medienhistoriker Fritz Hausjell zu Wort. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 16.04.2016ORF III
  • Folge 5
    Rudolf Kirchschläger war als Diplomat am Zustandekommen von Staatsvertrag und Neutralitätsgesetz beteiligt. Als Botschafter erlebte er 1968 den „Prager Frühling“ hautnah mit und folgte mit der Ausstellung tausender Visa nicht der Weisung seiner Vorgesetzten, sondern seinem Gewissen. Als Außenminister sorgte Kirchschläger nach dem Militärputsch in Chile dafür, dass Flüchtlinge in der österreichischen Botschaft in Santiago Zuflucht fanden. 1974 wurde der parteilose Katholik schließlich zum Bundespräsidenten gewählt, und sechs Jahre später mit fast 80 Prozent der Wählerstimmen und der Unterstützung von SPÖ sowie ÖVP eindrucksvoll bestätigt – ein bis heute unerreichter Rekord.
    Rudolf Kirchschläger war der erste Bundespräsident der Zweiten Republik, der mit seinem prägnanten Sprachstil auch heimischen Kabarettisten eine Plattform bot. Vor allem aber seine mahnenden Worte vom „Trockenlegen der Sümpfe und sauren Wiesen“ im Umfeld diverser Skandale zu Beginn der 1980er Jahre, sind in Erinnerung geblieben. Als erster „Altpräsident“ Österreichs konnte sich Kirchläger auch nach zwei vollen Amtsperioden, die 1986 endeten, in seiner Position als moralische Instanz noch zu brennenden Fragen der Innenpolitik zu Wort melden. Diese Gelegenheit nutzte er bis zu seinem Tod im Jahr 2000 allerdings nur selten. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 23.04.2016ORF III
  • Folge 6
    Kaum ein Bundespräsident Österreichs war so umstritten wie Kurt Waldheim. Der einstige Berufsdiplomat und Außenminister wurde, unterstützt von der ÖVP, 1986 nach einer Stichwahl mit dem SPÖ-Kandidaten Kurt Steyrer zum sechsten Bundespräsidenten der Zweiten Republik gewählt. Der Wahlkampf war überschattet vom „Fall Waldheim“, der die österreichische Innenpolitik erschütterte und auch die Weltöffentlichkeit bewegte.Durch Recherchen des Nachrichtenmagazins „profil“ wurde bekannt, dass Waldheim in seiner kurz vor dem Wahlkampf erschienenen Autobiografie „Im Glaspalast der Weltpolitik“ bezüglich seines Verhaltens während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs gelogen hatte.
    Die Regierung setzte daraufhin eine internationale Historikerkommission ein, um Waldheims Tätigkeiten während des Krieges zu untersuchen und zu dokumentieren.Die Historiker attestierten ihm zwar „kein persönliches schuldhaftes Verhalten“ und „keine Beteiligung an Kriegsverbrechen“, stellten jedoch fest, dass Waldheims eigene Darstellung lückenhaft und teilweise falsch war.
    Der Ruf des Bundespräsidenten war zerstört. Ein ehemaliger UN-Generalsekretär beschimpfte ihn als „Nazi-Schlächter“, aufgrund eines Eintrages in der US-„Watchlist“ war Waldheim die Einreise in die USA verwehrt.Der „Fall Waldheim“ markierte aber auch einen Wendepunkt im Verhältnis Österreichs zur NS-Zeit und prägte dadurch die Geschichte der vergangenen Jahre entscheidend mit. Kurt Waldheim verzichtete nach seiner Amtszeit, die 1992 endete, auf eine neue Kandidatur. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 23.04.2016ORF III
  • Folge 7
    Thomas Klestil – Vermittler zwischen Tradition und Moderne. Thomas Klestil vertrat zeit seines Lebens die Republik Österreich. Bereits im Jahr 1957 begann seine diplomatische Karriere, die ihn u. a. nach Paris, Washington und Los Angeles führte. 1987 kam Klestil zurück nach Wien und wurde als Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten ranghöchster Beamter des Außenministeriums. 1992 nominierte ihn die ÖVP als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl: im zweiten Wahlgang wurde Klestil mit 56,9 Prozent der Stimmen als Nachfolger von Kurt Waldheim in das Amt gewählt.
    In seiner ersten Amtsperiode legte Thomas Klestil einen besonderen Schwerpunkt auf Auslandsreisen. So besuchte er alle EU-Mitgliedsstaaten und war wesentlich an den Vorbereitungen des EU-Beitritts Österreichs beteiligt. In hunderten Reden nahm Klestil als überparteiliches und unparteiisches Staatsoberhaupt zu innenpolitischen Fragen Stellung und bemühte sich intensiv um Bürgernähe. Ein besonderes Anliegen war ihm der Kontakt zu Menschen mit Behinderung, die Unterstützung von Minderheiten und Volksgruppen sowie das Engagement für den Umweltschutz.
    Bei seiner Wiederwahl 1998 erhielt Klestil 63,4 Prozent der Stimmen und wurde für weitere sechs Jahre angelobt. Einschneidendes Ereignis in seiner zweiten Amtszeit war die Regierungsbildung nach den Nationalratswahlen 1999, bei der sich der Bundespräsident politisch positionierte. Seine damaligen Handlungen wirken noch heute nach und prägen das Amt und seine Nachfolger. Im Juli 2004 starb Thomas Klestil nur wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 23.04.2016ORF III
  • Folge 8
    Rudolf Sallinger – ÖVP-Politiker, Obmann des österreichischen Wirtschaftsbundes, Königsmacher. Als gelernter Maurer und Steinmetzmeister führte Rudolf Sallinger ab 1943 den Steinmetzbetrieb seiner Frau mit etwa 50 Mitarbeitern in Wien-Margareten. Als Student stellte Sallinger im April 1938 einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP, in dem er auf seine politischen Aktivitäten für die NSDAP in Form von Verteilung von Streuzetteln und einer Polizeistrafe 1933 verwies. Der Antrag wurde jedoch 1941 abgelehnt, da Sallingers Tätigkeit in der „Kampfzeit“ nicht „den Erfassungsvoraussetzungen entspricht“.
    Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war er in verschiedenen Funktionen der Wirtschaftsvertretungen, wie in der Innung tätig. Ab 1953 war er Kurator des Wirtschaftsförderungsinstitutes in Wien. So wurde das WIFI Wien auf dem Grund des ehemaligen Rotschildspitals am Währinger Gürtel erbaut. Seine bekannteste Tätigkeit war als Präsident der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft vom 14. Februar 1964 bis Dezember 1990, als er altersbedingt nicht mehr kandidierte. Er übernahm das Amt von dem kurz vorher verstorbenen Julius Raab. Unter ihm wurde das Netz der Auslandsvertretungen der österreichischen Wirtschaft weltweit aufgebaut.
    Außerdem war er von 1966 bis 1980 Obmann des Österreichischen Wirtschaftsbundes und Abgeordneter zum Nationalrat. Ein Hauptanliegen war ihm immer ein Funktionieren der Sozialpartnerschaft, die er zeitgleich mit dem damaligen Gewerkschaftsbundpräsidenten Anton Benya als Gegenüber lebte, was ihm große Anerkennung einbrachte. Kritisch wurde sein Verhalten in der Auseinandersetzung um den Bau des Kraftwerks Hainburg betrachtet, für dessen Errichtung er sich wie Benya einsetzte. Der in der ÖVP einflussreiche Sallinger gilt auch als Königsmacher von zuerst Erhard Busek und später von Wolfgang Schüssel. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 03.09.2016ORF III
  • Folge 9
    Fred Sinowatz – Der unterschätzte Kanzler Tief mit dem Burgenland verwurzelt und dort schon politisch aktiv, wechselte der SPÖ-Politiker Fred Sinowatz in den 1970er Jahren in den Nationalrat. Nach zwölf Jahren als Abgeordneter und Bundesminister für Unterricht und Kunst wurde er 1983 zum Bundeskanzler ernannt. Er beerbte Bruno Kreisky, dem er zuvor schon als Vizekanzler zur Seite stand und leitete die SPÖ fünf Jahre lang als Bundesparteivorsitzender. Seine Tätigkeit als Unterrichtsminister ist von zahlreichen schulpolitischen Reformen geprägt.
    Mit dem Ziel, das Bildungsgefälle zwischen Stadt und Land zu verringern, führte er unter anderem die gratis Schulbücher, die Schülerfreifahrt und die Schul- und Heimbeihilfe ein. Seine Kanzlerzeit war auch geprägt von der Besetzung der Hainburger Au, welche 1984 mit dem von ihm initiierten Weihnachtsfrieden endete. Seine Karriere als Bundeskanzler beendete der Burgenland-Kroate mit seinem Rücktritt nach der Wahl Kurt Waldheims zum Präsidenten und der verbundenen Waldheim-Affäre. Die von Regisseur Peter Grundei gestaltete ORF-III- Dokumentation zeigt die Höhepunkte seiner politischen Laufbahn vom einfachen burgenländischen SP-Funktionär der 1950er Jahre bis zum Bundeskanzler der Republik der 1980er Jahre.
    In Interviews kommen neben Politikerkollegen wie Karl Blecha, Erhard Busek, Norbert Steger, Andreas Kohl und Altkanzler Franz Vranitzky, auch seine beiden Büroleiter Hans „Puschi“ Pusch und Gerhard Zeiler zu Wort. Aus familiärem Blickwinkel ergänzen die Erinnerungen seines Sohnes Peter Sinowatz das TV-Portrait. (ORFIII 2017) (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSo 25.12.2016ORF III
  • Folge 10
    Alfons Gorbach – Der Versöhnungskanzler Die Kanzlerschaft von Alfons Gorbach von 1961 bis 1964 ist ein zu Unrecht meist vergessenes Kapitel der österreichischen Geschichte. Die Nachkriegsära war vorbei, der legendäre Kanzler Julius Raab war verbraucht und zunehmend kränklich, die ÖVP brachte eine neue Orientierung und eine neue Führung. In dieser Situation war Alfons Gorbach der richtige Mann zur richtigen Zeit. Das Land brauchte Zusammenhalt und den konnte Alfons Gorbach bieten. Als Häftling während des Krieges im KZ hatte er engen Kontakt zu vielen Sozialisten, was im sogenannten „Geist der Lagerstraße“ seinen Niederschlag fand. In seiner Kanzlerschaft setzte Gorbach unermüdlich auf Kompromisse, was ihm auch viel Kritik in seiner eigenen Partei einbrachte.
    Viel konnte er in Österreich nicht bewegen, vor allem wegen der gegenseitigen Blockadepolitik von ÖVP und SPÖ. Aber seine Konzilianz brachte ihm auch viel Sympathie und Respekt ein, schuf er doch nach den gegenseitigen Feindlichkeiten in der Zwischenkriegszeit ein gedeihliches Klima der Zusammenarbeit zwischen den beiden großen Parteien des Landes. Letztlich wurde er von seiner eigenen Partei gestürzt, die mit dem entschlosseneren und härteren Josef Klaus eine neue Führungspersönlichkeit zum Parteiobmann wählte und damit eine neue Ära der kämpferischen Auseinandersetzung mit den Sozialisten einleitete. Eine Dokumentation von Alfred Schwarz (ORFIII 2017). (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereDo 29.12.2016ORF III
  • Folge 11
    Eines der wichtigsten Anliegen Christian Brodas war die Abschaffung der Todesstrafe in Österreich und Europa und ihre weltweite Ächtung. In Österreich wurde diese Strafe im ordentlichen Verfahren 1950 abgeschafft. Bundesverfassung und Strafprozessordnung haben aber bis 1968 mit dem sogenannten standrechtlichen Verfahren die Möglichkeit der Todesstrafe für Kriegs- und Notzeiten zugelassen. Broda gelang es 1968 eine einstimmige Entscheidung des Nationalrates für die Streichung dieser Bestimmung herbeizuführen; „ … der 7. Februar 1968, mein wichtigster Tag im Parlament.“ Christian Broda wurde öfter als „europäischer Justizminister“ bezeichnet, da er sich für die Abschaffung der Todesstrafe auch innerhalb der EU einsetzte.
    Seit der historischen Wende 1989 – dem Fall des Eisernen Vorhangs- gehört die Ächtung der Todesstrafe zur Bedingung für einen Beitritt der Staaten zum Europarat und zur EU. Drei Tage vor seinem Tod, am 28.Jänner 1987, erhielt er in Straßburg den Menschenrechtspreis des Europarates. Der am längsten amtierende Justizminister der Zweiten Republik war durch sieben Gesetzgebungsperioden hindurch Mitglied des Nationalrates und übte dieses Amt unter vier Bundeskanzlern aus.
    Unter Julius Raab, Alfons Gorbach und Josef Klaus, und dann von 1970 bis 1983 in der SPÖ Alleinregierung unter Bruno Kreisky. Im Laufe seiner politischen Aktivitäten hat der Justizreformer neben der Abschaffung der Todesstrafe, die Beschlussfassung einer großen Strafrechtsreform 1973 als Höhepunkte gesehen. Daneben stehen die Reformen im Bereich des Familienrechts: die volle Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, der Abbau der dramatischen Unterschiede in der Behandlung ehelicher und unehelicher Kinder und die Neuordnung des Scheidungsrechts.
    Justiz bedeutete für Christian Broda natürlich auch angewandte Gesellschaftspolitik. Sein Grundgedanke war – Gleichheit nicht nur vor dem Gesetz, sondern auch Gleichheit durch das Gesetz. Festgelegt wurde das im Justizprogramm von 1978. Die Fristenlösung, die Entkriminalisierung des Ehebruchs und der Homosexualität waren Ziele der Reform. „HELFEN statt STRAFEN“ und die Vision einer „GEFÄNGNISLOSEN GESELLSCHAFT“ brachten dem SPÖ Justizminister den Vorwurf ein linken Utopien anzuhängen. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 18.03.2017ORF III
  • Folge 12
    Leopold Figl, der erste Bundeskanzler der Zweiten Republik, Außenminister und späterer Landeshauptmann von Niederösterreich hat nach 1945 wesentlich zur Entwicklung des Österreichbewusstseins und der nationalen Identität beigetragen. Mit seinem berühmten Satz „Österreich ist frei!“ nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Schloss Belvedere sicherte er sich den verdienten und bleibenden Platz in den österreichischen Geschichtsbüchern. Das zehnjährige Jubiläum zur Unterzeichnung des Staatsvertrages hat er nicht mehr erlebt, denn eine Woche davor, am 9. Mai 1965, verstarb Figl, der wie kaum ein anderer österreichischer Politiker in der öffentlichen Erinnerung bis heute präsent geblieben ist. Eine Dokumentation von Wolfgang Winkler (2017). (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 23.09.2017ORF III
  • Folge 13
    Julius Raab – Der Staatsvertragskanzler Julius Raab (1891 – 1964) ging als der „Staatsvertragskanzler“ in die österreichische Geschichtsschreibung ein. „Vor allem möchte ich dem Herrgott Dank sagen …“ – diese Worte von Kanzler Raab am 15. April 1955 bei der Heimkehr aus Moskau nach den geglückten Staatsvertragsverhandlungen mit der Sowjetunion gehören ebenso zu den zeitgeschichtlichen Eckpfeilern der Zweiten Republik wie das spätere „Österreich ist frei!“ des ehemaligen Außenministers Leopold Figl. Die Bezeichnung „Staatsvertragskanzler“ hatte Raab auch besonders geschätzt – dennoch war diese Zeit nur der Höhepunkt eines sehr bewegten Lebens. Die Dokumentation zeichnet das Bild eines der größten Politiker des neueren Österreichs im Spiegel seiner Zeitgenossen nach. Die Dokumentation zeigt Raab als großen Staatsmann, Privatperson und nicht zuletzt als „Baumeister der Republik“. Eine Dokumentation von Wolfgang Winkler (2017) (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 23.09.2017ORF III
  • Folge 14
    Josef Klaus – Der konservative Reformer Der ehemalige Bundeskanzler, ÖVP-Obmann, Finanzminister und Salzburger Landeshauptmann Josef Klaus regierte Österreich sechs Jahre lang in turbulenten Zeiten. Als „Reformer“ angetreten, versuchte der gebürtige Kärntner Klaus eine „Politik der Sachlichkeit“. Seine Regierung startete ambitionierte Reformen, die Österreich aus der Versteinerung des Nachkriegs-Proporz befreien sollten. Josef Klaus setzte erste Schritte für den Beitritt Österreichs zur damaligen EWG, sanierte den Staatshaushalt und ermöglichte das Rundfunkgesetz, mit dem der ORF neu errichtet wurde. Als Regierungschef sammelte Klaus junge Talente in seinem Kabinett, die später über Jahrzehnte Politik und Wirtschaft Österreichs mitgestalten sollten: Thomas Klestil, Alois Mock, Josef Taus und Leo Wallner.
    Im März 1970 verlor der ÖVP-Bundeskanzler, der von 1966 bis 1970 alleine regiert hatte, seine absolute Mehrheit gegen den SPÖ-Spitzenkandidaten Bruno Kreisky. Klaus trat zurück und äußerte sich nie mehr zu politischen Fragen. Der Politiker starb am 25. Juli 2001. Freunde, Zeitzeugen und Weggenossen erzählen über einen der bedeutendsten österreichischen Bundeskanzler, der wichtige Weichen stellte, doch dessen Bild im Bewusstsein vieler Österreicher blass blieb. Eine Dokumentation von Alfred Schwarz (2017) (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 30.09.2017ORF III
  • Folge 15
    Wolfgang Schüssel prägte die Jahrzehnte um die Jahrtausendwende. Der ÖVP-Politiker war seit dem Ende des Eisernen Vorhangs und bis zur Weltwirtschaftskrise eine treibende Kraft in den verschiedenen österreichischen Regierungen. Ab 1989 kam er unter Franz Vranitzky als Wirtschaftsminister in die Regierung, wurde ab 1995 Außenminister und Vizekanzler und war schließlich von 2000 bis 2007 selbst Kanzler, obwohl seine Partei nur drittstärkste Kraft bei den Nationalratswahlen wurde. In seinen 12 Jahren als Bundesparteiobmann der ÖVP konnte er die besten Wahlergebnisse seit den 1960er Jahren einfahren.
    Jedoch nicht ohne heftige Kritik von der österreichischen Bevölkerung und internationale Sanktionen aufgrund der Koalition mit der FPÖ. Die Zeit „Blau/​Schwarz“ ist im Nachhinein geprägt von zahlreichen Unregelmäßigkeiten, die bis heute die Politik beschäftigen. BUWOG-Affäre, Telekom-Affäre und Eurofighter-Affäre sind nur einige Begriffe, die man mit dem studierten Juristen Schüssel in Verbindung bringt. Nach den verlorenen Wahlen 2007 zog sich Schüssel von der Regierungsbank in das Parlament zurück, wo er bis 2011 mitwirkte. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 07.04.2018ORF III
  • Folge 16
    Der Schwechater Viktor Klima begann seine Karriere bei der OMV. Politisch schaffte er es mehrmals als Nationalratsabgeordneter für die SPÖ tätig zu sein, bis ihn Franz Vranitzky 1992 als Minister für öffentliche Wirtschaft und Verkehr in die Regierung holte. Ab 1996 war er Finanzminister und folgte im Jahr darauf auf Franz Vranitzky als SPÖ-Parteivorsitzender und Bundeskanzler. Die äußerst schwierigen Koalitionsverhandlungen nach den Nationalratswahlen 1999, aus denen die SPÖ als stimmenstärkste Partei hervorging, waren nicht erfolgreich.
    Nachdem ÖVP und FPÖ als Regierungsparteien feststanden, trat Klima von allen Ämtern zurück und wechselte in die Privatwirtschaft. Er führte seine Karriere in Südamerika fort und arbeitete elf Jahre lang in Argentinien für VW und wurde dort Volkswagen-Chef für Südamerika. Nebenbei beschäftigte ihn die Politik weiter und er wurde zum Berater des argentinischen Präsidenten Nestor Kirchner. Er lebt bis heute als Großgrundbesitzer und Rinderzüchter mit seiner Familie in Argentinien. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 07.04.2018ORF III
  • Folge 17
    Die nicht ganz zweijährige Kanzlerkarriere von Alfred Gusenbauer stellt, abgesehen von der Christian Kerns, die kürzeste Amtszeit eines Kanzlers in der Zweiten Republik dar. Von Jänner 2007 bis Dezember 2008 war Alfred Gusenbauer Bundeskanzler der Republik Österreich und erreichte damit sein Karriereziel, das er schon als Kind im Sandkasten formulierte. Durchaus länger ist seine Laufbahn bei der SPÖ. Schon seit seiner Jugend zeichnete er sich durch sein vielseitiges Engagement bei diversen sozialistischen Jugendorganisationen aus. Seit den 1980er Jahren ist er für die SPÖ tätig, arbeitete für die Niederösterreichische Arbeiterkammer und war nicht zuletzt seit der Jahrtausendwende bis 2008 Bundesparteivorsitzender der von Wahlniederlagen gebeutelten SPÖ.
    Die Zusammenarbeit mit dem durchsetzungsstarken Koalitionspartner stellte sich als äußerst schwierig heraus, sodass er sich viel Kritik wegen der nicht gehaltenen Wahlversprechen anhören musste. Nach seiner politischen Karriere wechselte Gusenbauer in die Privatwirtschaft und hat vielseitige Engagements als Berater und Lobbyist, unter anderem für den kasachischen Präsidenten. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 14.04.2018ORF III
  • Folge 18
    Werner Faymann Amtszeit fiel in eine Zeit großer Krisen. Allen voran die globale Wirtschaftskrise 2008 sowie die spätere Flüchtlingskrise – beides enorme Herausforderungen für die Regierung. Acht Jahre lang war Werner Faymann österreichischer Bundeskanzler. Heftige interne Kritik, die sich beim Aufmarsch der SPÖ am 1. Mai 2016 auch öffentlich entlud, führten letztlich zu seinem Rücktritt. Vor seiner Zeit als Kanzler konnte Faymann Erfahrungen in puncto Regierungsverantwortung als Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie im Kabinett Gusenbauer sammeln.
    Der gebürtige Wiener und Mitglied der Generation der Babyboomer war schon als Schüler überzeugter Sozialdemokrat und wurde zum Wiener Landesvorsitzenden der Sozialistischen Jugend. Neun Jahre lang konnte er in der Wiener Landes- und Gemeindepolitik mitarbeiten und als Wohnbaustadtrat die Stadt mitgestalten. Von seiner Zeit als Kanzler sind die Abschaffung der Studiengebühren, die Bewältigung der Finanzkrise, die gescheiterte Volksbefragung zur Abschaffung der Wehrpflicht und sein Schwenk in der Flüchtlingskrise in Erinnerung. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 14.04.2018ORF III

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