Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Ärztin Prof. Sonja Loges, Leiterin der Onkologie Mannheim und ärztliche Leiterin des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, kämpft gegen den „Gender-Data-Gap“, das ist die mangelhafte Datenlage, weil viel zu oft nur an Männern geforscht wird. Diese Ungerechtigkeit zieht sich auch heute noch durch alle Bereiche der Medizin. Inge Thomas hat Lungenkrebs, unheilbar. Eigentlich könnte sie gut und länger leben dank einer Behandlungsmethode, die sogar mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Es gibt allerdings einen Haken an der Sache: das Medikament ist für Frauen nur unzureichend erforscht.
    Es ist also fraglich, wie gut es Inge Thomas und anderen Patientinnen helfen wird. Deshalb kämpft ihre Ärztin Prof. Sonja Loges, Leiterin der Onkologie Mannheim und ärztliche Leiterin des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, gegen den allgegenwärtigen Gender-Data-Gap – die mangelhafte Datenlage, weil viel zu oft nur an Männern geforscht wird. Diese Ungerechtigkeit zieht sich auch heute noch durch alle Bereiche der Medizin.
    Folge 1 zeigt, wie Patientinnen und Patienten aufgrund ihres Geschlechts falsch behandelt werden und wie eine neue Generation von Ärzten und Ärztinnen und Wissenschaftlern sowie Wissenschaftlerinnen diesen Missstand beheben möchte. Der Gender-Data-Gap hat Claudia Junghans beinahe umgebracht. Denn mit ihren Herzinfarkt-Symptomen wurde die Pflegerin vom Arzt nicht ernst genommen. Notfall-Anzeichen von Frauen sind vielen Medizinern schlichtweg unbekannt, weshalb Tausende Frauen pro Jahr an zu spät erkannten Herzinfarkten sterben. Dagegen werden bei Männern gravierende Probleme oft verkannt, wenn sie nicht körperlich, sondern psychisch sind.
    So wie bei Schauspieler Falk Schuster. Erst kurz vor einem Suizidversuch wurde seine tiefe Depression diagnostiziert. Suizide gehören zu den häufigsten Todesursachen bei Männern. Was hilft, um die ungerechte Behandlung von Frauen und Männern zu stoppen? Es muss ausreichend zu biologischen Unterschieden von Erkrankungen geforscht werden. Und dieses Wissen sollte von Ärzten und Ärztinnen aller Fachrichtungen selbstverständlich angewendet werden. Dafür kämpft u.a. Prof. Sabine Oertelt-Prigione von der Uni Bielefeld.
    Sie hat den ersten deutschen Lehrstuhl für geschlechtersensible Medizin inne und treibt den Wandel der Lehre voran. Auch die Charité Berlin setzt Maßstäbe in der Gendermedizin. Hier erforscht Prof. Stefan Gold, Leiter der Neuropsychiatrie, die Nervenkrankheit Multiple Sklerose. Weibliche Gehirne gehen offenbar anders mit der Krankheit um. Könnte dies männlichen Patienten helfen? Die Forschenden sind überzeugt, dass gendersensible Daten eine bessere Medizin für beide Geschlechter hervorbringen werden. Die Doku ist Bestandteil einer 3-teiligen Doku-Reihe unter dem Titel „Der tödliche Unterschied.
    Warum das Geschlecht ein Gesundheitsrisiko ist“ Frauen sind anders, Männer auch – klar. Vor allem biologisch. Aber Ärztinnen und Ärzte wissen das oft nicht. Sie behandeln „den Patienten“, ein Phantasiewesen. Er ist jung, mittelgroß, mittelschwer und vor allem männlich. Das hat weitreichende – manchmal tödliche – Konsequenzen. Frauen erhalten häufig falsche Diagnosen und Therapien, z.B. bei Krebs, Herzinfarkten, Nervenkrankheiten. Gleichzeitig werden auch Männer falsch behandelt, bei angeblich „weiblichen“ Krankheiten wie z.B. Osteoporose oder Depressionen.
    Schuld an der Schieflage sind althergebrachte Geschlechterrollen, die auch unsere Medizin prägen: der Mann gilt als Norm, die Frau als Abweichung. Unsere Doku-Serie zeigt mutige Forscher und Ärzten, die eine neue, gerechtere Medizin entwickeln. Es kommen Patienten zu Wort, die z.B. mit Krebs oder schwerer Depression um ihr Leben kämpfen. Sie berichten davon, wie ihr Geschlecht und Rollenklischees ihr Schicksal bestimmen. Auch wenn das Wissen um die Verbindung von Gender und Medizin wächst – die engagierten Wissenschaftler müssen sich gegen populistische Kritik, konservative Geldgeber und sture Kollegen behaupten. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.03.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 07.03.2023ARD Mediathek
  • Folge 2
    Als sich Psychologin Kristina van Ede mit extremen Unterleibsschmerzen an ihren Arzt wendet, rät der ihr, sie solle sich – wie andere menstruierende Frauen auch – zusammenreißen. Erst nachdem sie vor Schmerzen ohnmächtig wird, erkennt ein anderer Arzt, dass sie an Endometriose leidet. Geschätzte 10 Prozent aller Frauen haben diese weithin unbekannte Krankheit – und werden häufig nicht ernst genommen. Der Künstler Viktor Primavesi wiederum erhält keine Hilfe, als er mit schweren Essstörungen psychologische Hilfe sucht. Für einen Mann seien doch ein paar Kilos mehr kein Problem, er solle die Sache mit der Bulimie doch einfach sein lassen.
    Folge 2 der Doku-Reihe zeigt, warum die Medizin von Geschlechterklischees betroffen ist, wie diese zu Falschbehandlung von Frauen und Männern führen und wie die Medizin aus dieser Gender-Falle herauskommen kann. Geschlechterklischees beeinträchtigen die Behandlung von Patienten unmittelbar: So hat eine Studie gezeigt, dass Ärzte leidenden Männern schneller helfen als ebenso kranken Frauen. Aber woher rührt eine solche Ungleichbehandlung in der Medizin? Sie ist die Folge gängiger Geschlechterbilder: Frauen sind wehleidig und Männer wertvoll.
    Wie der Rest der Gesellschaft verinnerlichen auch Mediziner solche Klischees – und handeln dementsprechend. Das hat weitreichende Folgen von der Forschung bis in die medizinische Praxis. Aber muss das so bleiben? Um das zu verändern, tritt Prof. Vera Regitz-Zagrosek an. Sie ist Kardiologin und Gründungspräsidentin der Deutschen und der Internationalen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin. Sie erforscht, wie soziale und ökonomische Faktoren Krankheiten beeinflussen. Einkommen, Arbeitslast, Status – solche Faktoren sind geschlechtsspezifisch und sollten künftig mitbedacht werden, um Krankheiten vorzubeugen oder zu behandeln.
    Gendermedizinerin Prof. Dr. Sabine Oertelt-Prigione arbeitet daran, das Bewusstsein von Ärzten zu verändern: Welche Bilder von „weiblichen“ oder „männlichen“ Krankheiten haben sie? Und wie können sie dem Gender Bias entkommen? Forschende und Ärzte müssen sich und ihr vermeintliches Wissen in Frage stellen. Es ist ein mühsamer Wandlungsprozess der Medizin – und die Chance, endlich eine evidenzbasierte Wissenschaft zu werden.
    Denn die Klischees stecken tief und haben eine lange Geschichte – selbst in der vermeintlich objektiven Anatomie. Prof. Dr. Heike Kielstein, Anatomin der Universitätsmedizin Halle, beklagt die Vorherrschaft der männlichen Körper in der Lehre. Die Mehrzahl von Präparaten und Modellen zeigt Männer. Ebenso aktuelle Lehrbücher: männliche Körper überall. Sie sind anscheinend bis heute das Maß aller Dinge. Frauen sind anders, Männer auch – klar. Vor allem biologisch. Aber Ärztinnen und Ärzte wissen das oft nicht.
    Sie behandeln „den Patienten“, ein Phantasiewesen. Er ist jung, mittelgroß, mittelschwer und vor allem männlich. Das hat weitreichende – manchmal tödliche – Konsequenzen. Frauen erhalten häufig falsche Diagnosen und Therapien, z.B. bei Krebs, Herzinfarkten, Nervenkrankheiten. Gleichzeitig werden auch Männer falsch behandelt, bei angeblich „weiblichen“ Krankheiten wie z.B. Osteoporose oder Depressionen. Schuld an der Schieflage sind althergebrachte Geschlechterrollen, die auch unsere Medizin prägen: der Mann gilt als Norm, die Frau als Abweichung. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.03.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 07.03.2023ARD Mediathek
  • Folge 3
    Erst nach der Diagnose Depression erkennt Berufssoldat Martin Richter, wie sein inneres Bild von starker Männlichkeit ihn krank gemacht hat: keine Schwäche zeigen, Hilfe ausschlagen, immer weiter machen. Heute unterstützt er ein Web-Projekt von Männern für Männer, das über männliches Gesundheitsverhalten aufklärt. Auch Professorin Dr. Heide Glaesmer, Leiterin der Abteilung für Psychologie an der Uniklinik Leipzig, erforscht in einer weltweit einzigartigen Studie suizidales Verhalten bei Männern. Ihre Erkenntnisse sollen Online-Tools ermöglichen, mit denen Betroffene und ihre Freunde, Teamkollegen oder Angehörige bei suizidalen Gedanken frühzeitig Hilfe finden können.
    Folge 3 der Doku-Reihe zeigt neue Ansätze, wie eine digitalisierte und personalisierte Medizin zu einer besseren, geschlechtergerechteren Behandlung für alle Patienten führen kann. Im neu strukturierten Studium bei Gendermedizinerin Prof. Dr. Sabine Oertelt-Prigione in Bielefeld stehen digitalisierte Methoden bereits im ersten Semester auf dem Lehrplan. Hier untersuchen angehende Ärzte, wie Gesundheits-Apps funktionieren müssen um beispielsweise kranken Frauen zu helfen, die politisch, gesellschaftlich und in der Partnerschaft unterdrückt werden. Aber ist es überhaupt möglich, trotz Gender Data Gap – also mangelhafter Datenlage – eine gendersensible App zu entwickeln? Die Medizin kann mit Hilfe moderner Technik gerechter werden, denn Smartwatch, KI und Fitness-Apps können genauer mit dem Geschlecht umgehen.
    Allerdings nur, darauf weist Dr. Sylvia Thun, Direktorin der Core Unit eHealth an der Charité Berlin, hin, wenn Algorithmen mit dem entsprechenden Bewusstsein für die schiefe Datenlage programmiert werden. Ansonsten verstärken selbstlernende Algorithmen die Ungerechtigkeit – und der Geschlechterunterschied bleibt potentiell tödlich. Es gibt noch viel zu tun auf dem Weg zu einer gerechten Diagnostik und Behandlung von Männern und Frauen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.03.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 07.03.2023ARD Mediathek

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