Mit offenen Augen

Unbesorgte Badegäste an einem Strand an der südfranzösischen Atlantikküste – Im Hintergrund brennt der Wald, mehrere Tausend Hektar gehen innerhalb von 10 Tagen in Flammen auf. Das Foto wurde am 13. Juli von der Nachrichtenagentur Agence France-Presse veröffentlicht und in nationalen und internationalen Medien vielfach aufgegriffen. Der Kontrast zwischen Gefahr und Sorglosigkeit wirkt frappierend. Künstlerisches Effektspiel oder Realität? Gemeinsam mit seinem Fotografen Thibaud Moritz und dem Informationswissenschaftler Maxime Fabre ordnet „Mit offenen Augen“ das Bild ein. (Text: arte)

Am 29. August 2022 landete bei einem Kunstwettbewerb im US-Bundesstaat Colorado ein Bild auf dem ersten Platz, das von einer Software generiert wurde: „Théâtre d’Opéra Spatial“, entstanden mit dem Text-zu-Bild-Programm Midjourney. Skandal für die einen, Wendepunkt im Kunstschaffen für die anderen – Fakt ist: KI-Kunst ist unaufhaltsam im Kommen. „Mit offenen Augen“ unterhält sich mit dem Autor des Werks, Jason Allen, und dem Kunsthistoriker Paul Ardenne über das Event. Bild: „Théâtre d’Opéra Spatial“, Jason Allen /​ Midjourney (Text: arte)

Eine kleine graue Kugel mit unzähligen roten Stacheln: Im Januar 2020, zu Beginn der Coronapandemie, veröffentlichte die US-Gesundheitsbehörde das Bild, das als Symbol für das Coronavirus ins kollektive Gedächtnis einging. Doch wie realistisch ist diese Darstellung? Sieht das Coronavirus tatsächlich so aus? Und was sagen die Visualisierungen mikroskopisch kleiner Körper über das menschliche Vorstellungsvermögen aus? In „Mit offenen Augen“ erzählen Alissa Eckert und die Kunsthistorikerin Hopkins-Loféron, wie das berühmte Symbolbild entstand. Bild: CDC/​ Alissa Eckert & Dan Higgins (Text: arte)

Das Foto wurde am 20. Mai 2022 in der Ukraine aufgenommen und von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf seinem Instagram-Account geteilt. Tagtäglich bringt der Ukraine-Konflikt Bilder von Soldaten mit Tieren hervor, die dem Kriegsgeschehen hilflos ausgeliefert sind. „Mit offenen Augen“ analysiert das Bild gemeinsam mit seinem Urheber, dem Fotografen Dogukan Keskinkiliç, sowie mit dem Historiker Éric Baratay, Spezialist für die Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Bild: Anadolu Agency /​ Dogukan Keskinkiliç (Text: arte)

Als das US-Magazin „Vanity Fair“ am 13. September 2022 ein Foto der Familie James beim Essen zeigte, überschlugen sich Twitter und andere Medien vor Begeisterung. Die Geschichte des Sportlers aus bescheidenen Verhältnissen, der zum Basketball-König aufstieg, bedient das Klischee vom „amerikanischen Traum“ und feiert die afroamerikanische Popkultur. Mit der Fotografin Gillian Laub und dem Spezialisten für amerikanische Zivilisation Pierre Cras analysiert „Mit offenen Augen“ das Bild. (Bild: Gillian Laub) (Text: arte)

Ein junger Mann aus dem ostfranzösischen Metz fährt jeden Morgen mit dem Rad zur Arbeit – und filmt dabei mit einer GoPro. Auf YouTube ernten seine Videos über eine Million Views. Wie lässt sich dieser Erfolg erklären? Was erzählen diese mit einer Action-Kamera gefilmten Bilder? (Text: arte)

Am 3. September 2022 verendete ein Finnwal am Strand der bretonischen Ile de Sein. Solche Strandungen kommen weltweit immer häufiger vor, besonders an der Atlantikküste. Doch das Foto ist mehr als nur ein Bild eines toten Tieres, es thematisiert auch eine Jahrtausende alte Beziehung: die komplexe, dramatisch-romantische und symbolbefrachtete Geschichte der Begegnungen zwischen dem König der Meerestiere und seinem gefährlichsten Jäger. Ausgehend von dem Foto erforscht „Mit offenen Augen“ diese Geschichte mit Unterstützung der Fotografin des Bildes, Muriel Le Morvan, und des Historikers Michel Pastoureau, der auf die Symbolik von Farben und Tieren spezialisiert ist. (Text: arte)

Am 27. Juni 2022 protestierten in Denver tausende Demonstranten gegen die Entscheidung des Supreme Court der Vereinigten Staaten, das Urteil Roe v. Wade aufzuheben, das bislang das Recht auf Abtreibung sicherstellte. Ganz vorn marschieren Frauen selbstbewusst in den berühmten Kostümen der Fernsehserie Rapport einer Magd. Wie wurde das Film-Outfit zum Symbol eines realen politischen Kampfes? Darüber diskutieren der Fotojournalist Jason Connolly, der die Aufnahme machte, und die Literaturprofessorin Anne Besson. (Text: arte)

Die Aufnahme wirkt wie eines der unzähligen Reisebilder auf Instagram. Jemand steht mit dem Rücken zur Kamera und bewundert eine spektakuläre Landschaft. Wie lässt sich diese Nachahmerei erklären? (Text: arte)

2001 kaufte Microsoft dem amerikanischen Fotografen Charles O’Rear ein Bild ab. Das Motiv: ein sattgrüner Hügel, darüber ein strahlend blauer Himmel mit weißen Wattewolken. Aufgrund seiner beruhigenden Wirkung wurde „Bliss“ zum Hintergrundbild des Betriebssystems Windows XP gewählt. Aber ist diese idyllische Szenerie tatsächlich ein Sinnbild der Natur? Der Autor des Fotos und die Kunsthistorikerin Estelle Zhong Mengual ordnen für „Mit offenen Augen“ die Geschichte dieses legendären Hintergrundbilds ein. (Bild: Microsoft/​Charles O’Rear) (Text: arte)

Die Aufnahme stammt vom James-Webb-Weltraumteleskop, das 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt stationiert ist. In Wirklichkeit liegen ihr Hunderte von Fotos zugrunde, wie der Astrophysiker Olivier Berné erläutert, der das Bild gemeinsam mit seinem Team konzipierte. Die Kunsthistorikerin Elsa de Smet berichtet über das Anliegen der Wissenschaftler, die Natur in dem zu erfassen, was sie an Schönstem in sich birgt – wie es bereits die Maler der Romantik anstrebten! (Text: arte)

Der Überfall ist ein Verzweiflungsakt, begangen von einer Staatsbürgerin, die in einem krisengeschüttelten Land ihre Ersparnisse zurückbekommen will. Doch dieser Banküberfall hat nichts Amateurhaftes. Die junge Libanesin Sali Hafiz hat ihn zusammen mit ihrem Rechtsanwalt Rami Ollaik bis ins letzte Detail geplant. Der Anwalt berichtet über den denkwürdigen Tag im September 2022 und dessen Vorbereitungen. Der Filmkultur-Spezialist Rabih Haddad analysiert die Bilder: ein Banküberfall wie im Kino, mit Sali Hafiz, einer modernen „Rächerin der Enterbten“, ganz wie seinerzeit ihr männliches Vorbild Jesse James. (Text: arte)

Das im September 2022 aufgenommene Foto hat Tausende Menschen in den sozialen Netzwerken bewegt. Rafael Nadal, Roger Federer – zwei Tennislegenden auf einer Bank: händchenhaltend und von Tränen übermannt. Was ist das Bemerkenswerte an diesem Foto? Ist es die Überraschung, in diesen beiden Sportlern etwas Anderes als Maschinen zu sehen? Zusammen mit dem Autor des Bildes, dem Fotografen Antoine Couvercelle, offenbart „Mit offenen Augen. Sehen um zu verstehen“ die Hintergründe dieses Fotos. Die Forscherin Marianne Kac-Vergne erläutert, was die Aufnahme so stark von den anderen Bildern der beiden Sportler unterscheidet. (Text: arte)

In enganliegender Bomberjacke schreitet Kim Jong-un über das Rollfeld. Hinter ihm steht ein LKW mit einer riesigen Atomrakete. Das im März 2022 veröffentlichte Bild erinnert an den Film „Top Gun“. Faszinierend – der amerikanische Einfluss in einem derart abgeriegelten Land. (Text: arte)

Am 23. August 2022 geht in Kiew die Trauerfeier für den 57-jährigen Krankenpfleger und Militärseelsorger Oleg Marinschenko zu Ende. Seine Frau streicht dem Toten über die Wange, neben ihr steht die Tochter, die linke Hand zur Faust geballt und den Kopf mit geschlossenen Augen erhoben. Warum war die Familie bereit, ihre Trauer so hautnah dokumentieren zu lassen? (Text: arte)

Die Maskottchen der Olympischen Sommerspiele 2024 sind niedlich, bunt, inklusiv und als Plüschtiere zu haben. Und das, obwohl die Jakobinermütze für einen blutigen Volksaufstand steht. Wie wurde dieses politische Emblem zum harmlosen Publikumsliebling? Der Designer der „Phrygen“, Joachim Roncin, schildert die Entstehungsgeschichte dieser Maskottchen. Die französische Historikerin Mathilde Larrère erklärt, warum die politische Symbolkraft der Jakobinermütze allmählich dahinschwindet. (Text: arte)

Das Bild entstand am 22. Oktober 2022, im feudalen Dekor der Großen Halle des Volkes in Peking mit ihrem roten Teppichboden, den langen lackierten Tischen und einer Teetasse pro Teilnehmer. Hu Jintao wird überraschend und offensichtlich gegen seinen Willen aus dem Saal geführt. Die Gesten, die Blicke, der Stuhl, die roten Akten, die Brille – alles deutet auf einen Ausschluss hin. Stéphane Lagarde, Korrespondent von Radio France Internationale in Peking und die französische China-Expertin Valérie Niquet liefern ihre Einschätzungen. (Text: arte)

Die Titelseite des Magazins „The New Yorker“ bildet immer eine Zeichnung ab. Auf dieser wird das „Lock Down“-Verfahren im Falle einer Schulschießerei dargestellt. Diese Titelseite des Magazins entstammt der Feder des berühmten US-amerikanischen Comiczeichners Chris Ware, dessen Zeichnungen dort regelmäßig veröffentlicht werden. Das Bild vermittelt Angst vor einer unmittelbar drohenden Gefahr, die allerdings nicht auf der Zeichnung abgebildet ist und sich demnach Hors-champs befindet. Was wird als nächstes passieren? Chris Ware erklärt im Magazin „Mit offenen Augen“, dass er sich hierfür sowohl am Schulalltag seiner Tochter als auch an dem seiner Frau inspiriert hat, die an einer Schule unterrichtet. Er beschreibt die Entstehungsgeschichte dieser von spürbarer Angst geprägten Zeichnung. Der Filmhistoriker Jean-Baptiste Thoret analysiert den Einsatz von Hors-champ im Film und in der Malerei. (Text: arte)

Das Bild wurde von einem Gamer während einer Partie des Videospiels Watch Dogs: Legion aufgenommen. Aus dem Schnappschuss einer virtuellen Umgebung entsteht eine klassische Schwarzweiß-Fotografie. Videospiele werden immer komplexer und bieten ein unerschöpfliches Terrain für die grafische Kreativität der Entwickler – und jetzt auch der Nutzer. (Text: arte)

Am 30. September 2022 stürmten 26 Soldaten während der Nachrichtensendung das Fernsehstudio des öffentlich-rechtlichen Senders von Burkina Faso, um einen Putsch anzukündigen. Zwei Personen stellen sich der Kamera unvermummt: Militärsprecher Kapitän Sorgho und Ibrahim Traoré, der künftige Staatschef des Landes. Welche Strategie wird mit dieser Art der Kommunikation verfolgt? Kann die Machtübernahme dadurch legitimiert werden? Analyse und Vergleiche mit Yipo Vincent Bado, Journalist für Al Jazeera und Reuters, und Dork Zabunyan, Dozent an der Filmfakultät der Universität Paris 8. (Text: arte)

Wir schreiben den 26. Oktober 2022, es ist 23:00 Uhr. Ein schwarzer Mercedes rast durch die Nacht, dicht gefolgt von einem Schwarm Fotografen. Es ist ein typisches Paparazzi-Foto: aus der Ferne mit einem Teleobjektiv aufgenommen. Nichts deutet darauf hin, dass es sich in Wirklichkeit um eine Spielszene handelt. Fotograf Pierre Suu, von dem das Bild stammt, macht seinem Unmut über die Fehler der Rekonstruktion Luft, und Michel Guerrin, Chefredakteur von „Le Monde“, analysiert die Praxis und die Ästhetik der Paparazzi-Fotos. (Text: arte)

Das Foto wurde am 9. Mai 2022 aufgenommen und zeigt die Empfindungen eines Kindes, das inmitten des Ärmelkanals gerettet wurde. Das weinende Mädchen macht sich Sorgen um seine Mutter, die sich noch im Schlauchboot befindet. Ihr Gefühlsausdruck kontrastiert stark mit der sterilen Militärausrüstung. Der Fotograf Sameer Al-Doumy, selbst syrischer Flüchtling, erzählt die Hintergründe dieses Schnappschusses. André Gunthert, Spezialist für visuelle Kultur, analysiert die Verwandtschaft des Bildes mit berühmten Darstellungen von Krieg und Vertreibung. (Text: arte)