Dokumentation in 4 Teilen, Folge 1–4

  • Folge 1 (42 Min.)
    In Form einer Live-Auktion werden verschiedene Rinderrassen auf den Oklahoma National Stockyards versteigert. – Bild: Grand Angle Production /​ © Grand Angle Production
    In Form einer Live-Auktion werden verschiedene Rinderrassen auf den Oklahoma National Stockyards versteigert.
    Die Kühe, Stiere und Ochsen der westlichen Welt stammen alle vom eurasischen Auerochsen ab, der inzwischen ausgestorben ist und dessen Verbreitungsgebiet sich vom heutigen Marokko bis nach Sibirien erstreckte. Domestizierte Rinder begleiteten ihre Hüter auf Migrations- und Handelsrouten und erreichten vor circa 8.500 Jahren Westeuropa, Nordafrika und den Persischen Golf. Ihr Erscheinungsbild veränderte sich vor allem durch Auslesezucht: Für eine bessere Beherrschbarkeit des Tieres und optimale Leistungen bei Feld-, Zug- und Transportarbeiten wurde die Widerristhöhe reduziert, die Schnauze verkürzt sowie der Rücken und der Körper insgesamt, vor allem aber das Hinterteil, verbreitert.
    In Anatolien im Osten der heutigen Türkei haben die Menschen sehr früh damit begonnen, Rinder für landwirtschaftliche Arbeiten sowie zur Milch- und Fleischgewinnung zu nutzen. Hier wird das Tier in traditionellen Stierkämpfen gefeiert, bei denen ganze Dörfer zusammenkommen. In Portugal transportieren Ochsen noch heute Steine und Baumaterial und ermöglichen so den Menschen, auch im unwegsamen Gelände Terrassen anzulegen und das Land zu bewirtschaften. Zudem werden hier nach wie vor Stierkämpfe veranstaltet, die ursprünglich dazu dienten, das Leittier in großen Herden bei der Wanderweidewirtschaft zu bestimmen.
    Im Westen der USA durchstreifen die Cowboys seit Jahrhunderten die Great Plains auf der Suche nach Weidegründen. Auch hier hat das Rind einen besonderen Platz im Herzen der Menschen, und diese Liebe findet in den weltbekannten Rodeos ihren Ausdruck. Im Südwesten Frankreichs werden in der Gascogne und im Baskenland alte Rassen erhalten und traditionell genutzt. Im Mittelpunkt steht dabei die Doppelnutzung für Milch und Fleisch sowie der Erhalt von natürlichen Lebensräumen, Flussauen und unkultivierten Gebieten in den Pyrenäen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.11.2023arteDeutsche Online-PremiereMo 20.11.2023arte.tv
  • Folge 2 (43 Min.)
    Auch in Brasilien sind Zebus weit verbreitet: Dank ihrer Widerstandskraft gegen Hitze, Krankheiten und Parasiten kommen sie mit der fordernden Umgebung bestens zurecht.
    Das Zebu, auch Buckelrind genannt, ist die domestizierte Form des indischen Auerochsen, einer heute ausgestorbenen Wildform des Rindes, die einst auf dem indischen Subkontinent lebte. Bereits vor 6.000 bis 8.000 Jahren war den Menschen im Industal zwischen dem heutigen Indien und Pakistan eine Besonderheit im Körperbau der Zebus aufgefallen: ein Buckel aus Fett auf dem Widerrist zwischen den Schultern. Wie der Höcker bei den Dromedaren dient er der Anpassung des Tieres an trockene Klimazonen, wo es teilweise wochenlang an Wasser und Nahrung fehlt. Die Menschen domestizierten das Zebu und machten es zu einem ausdauernden Transport- und Arbeitstier.
    Dies war so erfolgreich, dass das Tier im Laufe der Jahrtausende bis an die Grenzen Europas und Afrikas gelangte, wo es noch immer in Herden gehalten wird. Heute bildet das Zebu ein zentrales Element im Alltag und spirituellen Leben der Völker Äthiopiens, die eng mit ihren Tieren zusammenleben. Dank ihrer Widerstandskraft gegen Hitze, Krankheiten, Insekten und Parasiten gibt es heute sogar in Brasilien Buckelrinder. Hier bilden sie die größte Rinderherde der Welt und ein gigantisches Versuchsfeld für genetische Forschungen.
    Unter der extensiven Weidewirtschaft leidet allerdings die Natur, vor allem der Amazonas-Regenwald. Alte Praktiken wie Flächenstilllegungen und Rotationsbeweidung sollen ein neues Gleichgewicht zwischen Rinderzucht und Naturschutz herstellen. Die Anpassungsfähigkeit des Zebus ist so ausgeprägt, dass es bald sogar die Almen Westeuropas bevölkern könnte: Im Schweizer Mittelland will man es mit lokalen Rinderrassen kreuzen und so ein Vieh züchten, das bestmöglich an neue klimatische Bedingungen angepasst ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.11.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 21.11.2023arte.tv
  • Folge 3 (43 Min.)
    Ein universelles Nutztier: Auf der brasilianischen Insel Marajó dienen Wasserbüffel unter anderem auch als Reittiere für die Polizei.
    Der asiatische Wasserbüffel ist ein massives und imposantes Rind, das sich perfekt an Feuchtgebiete angepasst hat: Seine breiten Hufe finden auch auf schlammigen und sumpfigen Böden Halt. Dank seiner beinahe haarlosen Haut kann sich das Tier, das starke Hitze und Trockenheit kaum verträgt, leicht abkühlen. Im 20. Jahrhundert wurde der Wasserbüffel aufgrund von Mechanisierung und Trockenlegungen von Feuchtzonen aus seinen angestammten Gebieten in Asien verdrängt. Um dem entgegenzuwirken, setzen ihn verschiedene Initiativen erfolgreich wieder als zentrales Arbeitstier für die Landwirtschaft ein. In Thailand kann man in „buffalo banks“ Büffel verzinst ausleihen, um die Wiederansiedlung und Verwendung der Tiere in der Landwirtschaft zu fördern.
    Trotz Bejagung und Lebensraumverlust leben Büffel in den entlegenen Feucht- und Waldgebieten an den Grenzen Indiens, Nepals und Myanmars. Es gibt zwei Hauptrassen von Wasserbüffeln: Die großen Flussbüffel im Westen geben viel Milch. Die Sumpfbüffel im Osten haben einen massiven, kräftigen Körperbau. Sie liefern nicht nur Milch, Fleisch und Leder, sondern dienen auch als Zugtier beim Reisanbau, der in ganz Südasien in Subsistenzwirtschaft betrieben wird. Der Wasserbüffel half dem Menschen, die Feuchtgebiete Asiens nutzbar zu machen. Für einige Völker im Indischen Ozean ist er ein heiliges Tier: In Indonesien steht er im Mittelpunkt des spirituellen Lebens der Menschen und bildet das zentrale Element des traditionellen Wettrennens Makepung.
    In Ägypten halten ihn die Bewohner des Nildeltas seit seiner Ankunft vor sieben Jahrhunderten für seine Milch. Der daraus produzierte Käse wird selbst in Kairo geschätzt. Auch auf der brasilianischen Insel Marajó, die er durch einen Schiffbruch erreichte, prägt der Wasserbüffel den Alltag der Menschen. Er wurde zum universellen Nutztier: Er dient als Fleischlieferant, Karrenzieher und Reittier für Polizei und Touristen, die das Ökosystem des Amazonas und des Atlantiks entdecken wollen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 29.11.2023arteDeutsche Online-PremiereMi 22.11.2023arte.tv
  • Folge 4 (42 Min.)
    Luftige Höhen: Die Yakzüchterin Rosula Blanc ist mit ihren Yaks im Eringertal zu Hause.
    Schon früher wussten die Menschen der Qinghai-Tibet-Hochebene von den Vorzügen des wilden Yaks, das Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius standhält. Sie zähmten und domestizierten es, um es als Lasten- und Transporttier zu nutzen. Mit seiner Hilfe erschlossen sie neue, hochgelegene Handelsrouten. Daneben lieferte das Yak auch wichtige Rohstoffe und hielt Einzug in das spirituelle und religiöse Leben der Menschen. Im von der Klimaerwärmung geprägten 21. Jahrhundert scheint das Schicksal des kälteliebenden Yaks allerdings besiegelt zu sein. Bei der Wildform ist dies tatsächlich der Fall: Seine Population schrumpft beständig.
    Die Zukunft des domestizierten Yaks ist dagegen noch ungewiss. In der Region Kaschmir sowie den Bundesstaaten Sikkim und Arunachal Pradesh verehren Völker wie die Monba das Tier, das einen zentralen Stellenwert in ihrem Leben hat. Sie halten es als Nutz- und Ritualtier. Doch die Klimaerwärmung, das schwindende Interesse der jungen Generation an der entbehrungsreichen Wanderweidewirtschaft und das Auftreten von Hybriden aus Yak und Kuh bringen diese Tradition in Gefahr. In Indien forscht das vom Landwirtschaftsministerium gegründete National Research Center on Yak an der Selektion von Individuen, die besonders gut mit äußeren Einflüssen – insbesondere der Klimaerwärmung – und einer bewegungsärmeren Haltungsform zurechtkommen.
    Außerdem arbeitet das Zentrum an der Erweiterung der genetischen Vielfalt, die vor allem in kleinen Herden sehr begrenzt ist. Seit kurzem trifft man das Yak auch in Europa an: Die Schweizer Alpen gehören zu den wenigen Regionen außerhalb Asiens, in denen sich das Yak dauerhaft anzusiedeln scheint. Es ersetzt hier Rinderrassen, die aufgrund von Leistungszüchtung zu schwer geworden sind, um an den steilen Gebirgshängen zu weiden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDo 30.11.2023arteDeutsche Online-PremiereDo 23.11.2023arte.tv

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