Keine Golden Globes 2022 bei NBC wegen Reformforderungen

Hollywood Foreign Press Association unter massiver Kritik

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 11.05.2021, 08:00 Uhr

Um diesen Preis geht es: den Golden Globe – Bild: 2014 Hollywood Foreign Press Association. All rights reserved. Not for resale.
Um diesen Preis geht es: den Golden Globe

Die Hollywood Foreign Press Association steht vor einer schwierigen Zeit: Mitglieder der Unterhaltungsindustrie hatten zuletzt grundlegende Veränderungen gefordert und bis dahin ihre Beteiligung an den Golden Globes und Veranstaltungen unter der Federführung der HFPA ausgesetzt. Nun verkündete NBC als der Hauptpartner der Preisverleihung den drastischen Schritt, im Jahr 2022 keine „Golden Globe Awards“-Veranstaltung in seinem Programm auszustrahlen.

NBC hatte 2018 einen neuen, achtjährigen Vertrag mit der HFPA und der Produktionsfirma Dick Clark Productions ausgehandelt, jährlich 60 Millionen US-Dollar für die Ausstrahlung der Golden Globes zu überweisen – und damit auch die Produktionskosten der Galaveranstaltung zu stemmen (fernsehserien.de berichtete). Es ist unklar, ob NBC nun trotzdem eine Zahlung leistet.

Lange Jahre Kritik an der HFPA

Grundsätzlich ist die Hollywood Foreign Press Association eine gemeinnützige Organisation, die aber seit Jahren wegen ihrer Mitgliederpolitik in der Kritik steht. Denn der Zugang zur Mitgliedschaft der knapp 80-köpfigen Gruppe ist streng begrenzt und wurde auch als undurchsichtig beschrieben. Während die Gruppe für sich in Anspruch nimmt, die „ausländische Presse“ zu repräsentieren, die aus Hollywood berichtet, zählten schon häufig die Abgesandten diverser wichtiger Zeitungen nicht zu den Zugelassenen. Durch die Stimmberechtigung bei den Golden Globes konnten sich die Mitglieder darauf verlassen, hofiert zu werden und von Einladungen und Geschenken zu profitieren, die sonst vor allem Stars zugute kamen, auf deren Werbewirkung die Unterhaltungs- und Lifestyleindustrien hofften.

Im Vorfeld der letzten Golden Globes und der dortigen Kritik am Mangel an afro-amerikanischen Nominierten wurde bekannt, dass die HFPA kein einziges Mitglied mit schwarzer Hautfarbe hat. Dann wurde auch noch eine E-Mail des immerhin achtfachen HFPA-Präsidenten (das Amt wechselt häufig, bleibt in der Regel in einem kleinen Kreis) Phil Berk an die Mitglieder bekannt, der sich vehement gegen die Black Lives Matter-Bewegung und ihre Forderungen an die HFPA nach Öffnung gestellt hatte und diese als Berufsmarxisten beschrieb. Nach einem Aufschrei wurde Berk der Organisation verwiesen.

Zwar hat die HFPA gelobt, ihre Mitgliedschaft auf 100 aufzustocken (und dabei rechnerisch nur schwarze Neuzugänge aufzunehmen), doch aus allen Ecken kam weitere Kritik, zunächst angekündigte „Verbesserungen“ wurden als unzureichend kritisiert. Scarlett Johansson etwa bezeichnete die Organisation am Wochenende als sexistisch und forderte im Zuge dessen weitere Veränderungen der dortigen Kultur sowie einen Boykott bis zur Umsetzung.

Am Wochenende hatten dann Netflix, Amazon und WarnerMedia Nägel mit Köpfen gemacht und bis zur Umsetzung weiterer Verbesserungen den generellen Veranstaltungsboykott erklärt.

NBCs unterschwellige Drohung

Nun hat NBC also Nägel mit Köpfen gemacht. Man verkündete am Montag, dass man zwar an den Willen der HFPA zu grundlegenden Verbesserungen glaube, aber solche „grundlegenden“ Verbesserungen eben Zeit benötigen würden. So werde man zunächst im Jahr 2022 keine Golden Globes ausstrahlen und gehe davon aus, dass die HFPA die Zeit für die angekündigten Veränderungen nutze, so dass man dann im Januar 2023 die nächste Gala zeigen könne.

Im Mediengeschäft der USA hat die HFPA ihre Golden Globes immer geschickt im Januar platziert, wodurch man sich als „Stimmungsbarometer“ im Filmgeschäft im Vorfeld der Oscars vermarktet hat. Was letztendlich ein weiterer Meisterstreich der Gruppe war, deren 80 Mitglieder sich somit einen Platz an der Sonne im milliardenschweren, internationalen Filmgeschäft gesichert hatten.

Beifall für NBC

NBC erhielt in ersten Reaktionen Unterstützung vor allem aus der afro-amerikanischen Community. Viele sehen die klare Ansage an die HFPA aber zunächst auch nur als einen ersten Schritt Richtung mehr Inklusivität in der Unterhaltungsbranche.

FIlmemacherin Ava DuVernay („When They See Us“) hob den Aktivismus hervor, den NBC mit dem Schritt unterstütze und der vor allem für Black Artists of Color und andere POC auch Symbolwirkung habe.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1983) am

    Ich kann die Entscheidung absolut nachvollziehen, wenngleich ich der Meinung bin, daß WENN einer einen Golden Globe verdient, dann ist es ja wohl das Coronavirus - hat es doch (auf sehr drastische Weise) geschafft, die ganze Welt in seinen Bann zu ziehen.

    Alleine das wäre einen Oscar wert - rot mit gelben Pusteln.
    • am

      Schön wenn jetzt noch die große Witzveranstaltung Oscars abgesagt werden, wäre es schön. Die diesjährigen Oscars waren ein besonderer Witz...

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