Prosit, „Hugo“! Rückblick auf die erfolgreiche interaktive Gameshow

Wie ein kleiner Troll die Fernsehwelt der 90er eroberte

Dennis Braun
Dennis Braun – 18.04.2024, 11:00 Uhr

Die Moderatorinnen von „Hugo“: (v. l.) Sonja Zietlow, Minh-Khai Phan-Thi, Judith Hildebrandt, Yvette Dankou und Tania Schleef – Bild: Kabel 1/Collage by TV Wunschliste
Die Moderatorinnen von „Hugo“: (v. l.) Sonja Zietlow, Minh-Khai Phan-Thi, Judith Hildebrandt, Yvette Dankou und Tania Schleef

So kam „Hugo“ nach Deutschland – Die Anfänge

Das Ursprungsland von „Hugo“ ist Dänemark, dort ging der kleine Troll mit seiner Gameshow bereits im September 1990 beim Sender TV2 an den Start. Als Produktionsfirma stand SilverRock Productions hinter dem Format, die sich zwei Jahre später in Interactive Television Entertainment, kurz ITE, umbenannte. Aufgrund des großen Erfolgs in der Heimat lizenzierte man die Idee auf dem internationalen Markt – und sämtliche Länder schlugen zu. So feierten bis Januar 1994 Ableger in Spanien, Frankreich, der Türkei, Schweden, Finnland, den USA, Norwegen, Israel und Großbritannien Premiere.

In Deutschland sicherte sich 1993 der ein Jahr zuvor auf Sendung gegangene Kabelkanal für einen stattlichen Betrag im zweistelligen Millionen-DM-Bereich die Rechte. Da man bereits von Tele 5 das Kinderprogramm um „Bim Bam Bino“ übernommen hatte, wollte man auch am Nachmittag gezielt ein jugendliches Publikum erreichen. Nach mehrmonatiger Entwicklungszeit war es schließlich so weit: Am 18. April 1994 um 17:00 Uhr meldete sich die erst 16-jährige Judith Hildebrandt aus einem kleinen Studio in München und begrüßte die Zuschauer zur allerersten „Hugo“-Sendung – sie wurde damit zur jüngsten deutschen TV-Moderatorin eines täglichen Live-Formats.

Das Studio war recht spartanisch eingerichtet: Judith saß auf einem kleinen Sofa, das einem Tastentelefon nachempfunden war, im Hintergrund gaben drei wuchtige Röhrenfernseher einen Vorgeschmack auf die unterschiedlichen Spielewelten. Bis auf ein paar löchrige Dekowände suchte man weitere Requisiten allerdings vergeblich. Pro Ausgabe, die in den ersten Monaten zwischen 30 und 35 Minuten inklusive Werbung dauerte, bekamen in der Regel fünf bis sechs Telefonkandidaten die Chance, mit Hugo zu spielen. Zu den ersten acht verfügbaren Spielen gehörten der Wald, der Flieger, die Mine, der Berg, die Eishöhle, die Draisine, der Schwimmer und das Floßtaxi, wobei jedes eine eigene Hintergrundmusik und einen wechselnden animierten Rahmen hatte. Wer nicht live ins Studio gestellt wurde, erhielt einen Zahlencode – wurde dieser am Ende der Sendung ausgelost, erhielt man einen speziellen Tagespreis von unterschiedlicher Wertigkeit.

Dem kleinen Troll lieh Michael Habeck seine Stimme, der vor allem durch die Synchronisation des Komikers Oliver Hardy bekannt geworden war. Zu Beginn und am Ende jedes Spiels sowie nach jedem verlorenen Leben meldete er sich mit witzigen Sprüchen wie „Rein in den Schlitten, die Knochen kann man später kitten“, „Nach der Vorstellung weiß ich endlich, wer am Waldsterben schuld ist“ oder „Hau in die Tasten, sonst fliegen mir die Äpfel auf die Birne“ zu Wort. Die böse Hexe Hexana wurde von Karin Kernke gesprochen. Produziert wurde die deutsche Adaption von SZM Studios und Tresor TV, als Regisseure fungierten Uli Söhnlein, Chico Klein, Wolfgang Frank, Peter Schullerer und Gino Funke.

Neben Judith Hildebrandt, die später als Schauspielerin unter anderem im „Marienhof“ und bei „Sturm der Liebe“ zu sehen war, gehörten auch zwei weitere Newcomerinnen zum Moderationsteam der ersten Stunde: Sonja Zietlow, ihres Zeichens natürlich bekannt durch viele Formate wie ihre eigene Talkshow „Sonja“, die Quizshow „Der Schwächste fliegt!“, das Dschungelcamp „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ und zuletzt „Die Verräter – Vertraue Niemandem!“, und Minh-Khai Phan-Thi, die nach „Hugo“ zum Musiksender VIVA wechselte und in den folgenden Jahren in diversen Serien (u. a. „Nachtschicht“, „Notruf Hafenkante“ und aktuell „Doppelhaushälfte“) mitwirkte. Für alle drei bedeutete die Gameshow, in der sie sich bei der Moderation meist im Wochenrhythmus abwechselten, also den Startpunkt einer durchaus beachtlichen Karriere. Während Sonja bereits im April ihre erste Ausgabe moderierte, stieß Minh-Khai erst am 27. Juni dazu. Ab diesem Tag konnte man darüber hinaus über die Nummer 0138 /​ 35 36 zu einem jeweils wochenaktuellen Thema ein Fax live in die Sendung schicken, das mit etwas Glück von den Moderatorinnen vorgelesen wurde.

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