Prosit, „Hugo“! Rückblick auf die erfolgreiche interaktive Gameshow

Wie ein kleiner Troll die Fernsehwelt der 90er eroberte

Dennis Braun
Dennis Braun – 18.04.2024, 11:00 Uhr

Die Moderatorinnen von „Hugo“: (v. l.) Sonja Zietlow, Minh-Khai Phan-Thi, Judith Hildebrandt, Yvette Dankou und Tania Schleef – Bild: Kabel 1/Collage by TV Wunschliste
Die Moderatorinnen von „Hugo“: (v. l.) Sonja Zietlow, Minh-Khai Phan-Thi, Judith Hildebrandt, Yvette Dankou und Tania Schleef

Die 100. Ausgabe, „Best of Hugo“, ein neues Studio und Sonjas Abschied

Viereinalb Monate später, am 1. September 1994, konnte man bereits die 100. Ausgabe von „Hugo“ feiern. Aus diesem Anlass moderierten Judith, Sonja und Minh-Khai gemeinsam und begrüßten im Studio zudem die Leichtathletin Birgit Clarius und den Bergsteiger Stefan Glowacz, die sich natürlich auch am Telefon versuchen durften. Insgesamt hatten bislang über acht Millionen Menschen angerufen, 500 davon waren als Mitspieler in der Sendung dabei gewesen.

Ab dem 2. Oktober gab man zunächst jeden Sonntagmorgen gegen 8:50 Uhr den besten und interessantesten Spielern der vergangenen Woche einen Platz in „Best of Hugo“. Moderiert wurden diese aufgezeichneten, ebenfalls 30-minütigen Spezialausgaben in der Regel von Minh-Khai, die die Zuschauer animierte, sich ein Beispiel an den erfolgreichen Kandidaten zu nehmen, falls man selbst einmal durchkomme. Wirklich hilfreich war das natürlich nicht, schließlich betrug auch in der analogen Zeit die Verzögerung zwischen Live-Bild und heimischem Fernsehbildschirm etwa ein bis zwei Sekunden, was das Spielen per Telefon durchaus erschwerte.

Als Titelmelodie diente der vorab als Maxi-CD veröffentlichte „Hugo Rap (I’m Hugo)“, für den Hugo-Stimme Michael Habeck die Vocals einsang bzw. -sprach. Am 3. Dezember wechselte die Best-of-Sendung auf den Samstagnachmittag um ca. 14:30 Uhr und sollte diesen Sendeplatz fast zwei Jahre lang behalten. Gleichzeitig benannte sie sich in „Die Hugo Show“ um. In der am Montag, den 12. Dezember von Sonja moderierten „Hugo“-Ausgabe feierten drei neue Spiele ihre Premiere: das Skateboard, das Glühwürmchen-Fangen und die Apfelernte. Als Trostpreis gab es nun den Sampler „Hugos Mega Dance“ und etwas später auch das allererste „Hugo“-Computerspiel zu gewinnen, das die Spiele Draisine, Wald, Berg und Flieger beinhaltete.

An Heiligabend 1994 änderte auch der Sender seinen Namen von Der Kabelkanal in Kabel 1. Aus diesem Anlass spendierte man der Gameshow nach den Feiertagen am 27. Dezember ein größeres und deutlich farbenfroheres Studio, das in Rot- und Gelbtönen gehalten war und durch große Wandzeichnungen von Hugo, seiner Familie und Hexana bestach. Der Fußboden wurde hingegen erst ein paar Wochen später bunt gestrichen. Neben dem nun dauerhaft präsenten Faxgerät fanden auch die Röhrenfernseher Einzug ins Set – fortan waren es jedoch sechs statt drei, die in unterschiedlicher Größe teils aufeinandergestapelt wurden. Auf einem saßen Judith, Sonja und Minh-Khai, konnten jedoch auch an einem der zur Verfügung stehenden Tische moderieren. Am 1. Februar 1995 stand die 200. Live-Ausgabe auf dem Programm, einen Monat später gewann die Gameshow den von der Fernsehzeitschrift Gong und der Deutschen Telekom gestifteten Preis „Das goldene Kabel“.

Mit der aus Berlin stammenden Yvette Dankou wurde die Moderatorinnenriege am 3. April erweitert. Sie kam als Ersatz für Sonja, die sich am 8. April im Rahmen eines großen Specials verabschiedete, der Show aber noch bis Ende des Jahres als Ansagerin der Preise aus dem Off erhalten blieb. Da Kabel 1 nun auch über den Satelliten Astra 1a zu empfangen war, veranstaltete man „Das Hugo-Millionending“: In insgesamt sechs knapp 20-minütigen Ausgaben ab 14:15 Uhr und bis in den späten Abend hinein gab es für die Zuschauer wahre Traumpreise zu gewinnen, etwa eine Reise in die Dominikanische Republik, einen Trip nach Amsterdam zur damals schwer angesagten Boyband Caught in the Act, mehrere Autos und Motorräder und sogar ein komplettes Einfamilienhaus. Einen dieser Preise konnten die Mitspieler allerdings nur abstauben, wenn sie Hugo bis ans Ziel steuerten – dann ging es in die Schatzkammer, wo man sich für einen von drei Schlüsseln entscheiden musste. Allerdings öffnete nur einer die Schatztruhe, sodass der Zufall (oder besser gesagt die Regie) darüber entschied, wer sich freuen durfte und wer nicht. Nichtsdestotrotz gingen bei Sonja, Minh-Khai, Judith und Yvette bis 22:45 Uhr tatsächlich alle Hauptgewinne raus.

Eine Woche später, am 15. April, erhielt die samstägliche „Hugo Show“ ein neues Logo und ein neues Intro: Der Refrain der frisch veröffentlichten Eurodance-Single „Hoppla Hugo“ löste den „Hugo Rap“ ab. Noch im gleichen Monat gab es in der „Hugo“-Live-Sendung zum ersten Mal das Hütchenspiel: Im Stile von „Pronto Salvatore“ versteckte Hugos Tochter Rut eine Perle unter einer von drei Muscheln, die der Zuschauer dann finden musste. Am 2. Mai wurde mit der Ballonfahrt ein weiteres neues Spiel präsentiert, das sich im Folgenden als eines der schwersten herausstellte, bei dem nur wenige Kandidaten das Ziel erreichten. Mit der 2, 4, 6, 8 und 0 waren nicht nur so viele Tasten wie in keinem bisherigen Spiel erforderlich, es bestand zudem aus zwei Teilen, die schnelle Reaktionen erforderten, woran die Mitspieler nicht zuletzt aufgrund der Zeitverzögerung häufig scheiterten.

Vom 8. bis 26. Mai wurde statt der Seilszene im Finale erneut die Schatzkammer gespielt, diesmal jedoch deutlich transparenter: Einer der drei Schlüssel hatte die Form, die zum Schlüsselloch der Schatztruhe passte, sodass es nun tatsächlich in der Hand des aufmerksamen Kandidaten lag, ob die Punkte verdoppelt wurden oder nicht. Am Freitag, den 26. Mai lief außerdem die letzte Ausgabe aus dem zweiten, bunten Studio, das somit lediglich fünf Monate auf Sendung war. Nach dem darauffolgenden Wochenende trat „Hugo“ in die dritte und mit Abstand erfolgreichste Phase seiner Geschichte ein, die den heute längst erwachsenen Zuschauern von damals sicherlich am prägendsten in Erinnerung sein dürfte.

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